Update!
Wir möchten an dieser Stelle darauf hinweisen, dass diese News hier gerne dafür genutzt werden kann, um über den Film zu diskutieren und eure eigene Beurteilung kundzutun. Wir sind gespannt!
Jeder, der den Film noch nicht gesehen hat und trotzdem die Kommentare liest, tut dies auf eigene Gefahr.
Originalmeldung vom 12.12., 18:00 Uhr
Zwei Jahre haben wir mit großer Spannung auf Star Wars: Die letzten Jedi gewartet, hier nun unsere Sicht auf den Mittelteil der Sequel-Trilogie:
Mut im Möglichen
von Aaron
Wer die Marketingkampagne um Star Wars: Die letzten Jedi verfolgt hat, konnte ein Element des Films nicht übersehen: Die Porgs. Klein, putzig und mit süßen Quäk-Lauten ausgestattet wirkten sie wie ein klassisches Merchandiseprodukt, nur dafür geschaffen, in möglichst hohen Stückzahlen an kleine und große Kinder verteilt zu werden. Im Film hingegen, und das sagt eine Menge über ihn aus, sind sie nicht bloß niedliche Schaufensterdekoration, sondern eines der Elemente, die Regisseur Rian Johnson nicht nur auf Lukes Insel geschickt einsetzt, um die an ihn von seinem phantasielosen Vorgänger übergebenen, leblosen Felsbrocken zu glaubhaften, plastisch ausgearbeiteten Star-Wars-Welten weiterzuentwickeln.
Diese Gabe, die jener Vorgänger schmerzlich vermissen ließ, dem zu den endlosen Spielarten von Star Wars außer Wüste und Irland gar nichts einfiel, erfüllt Johnsons Film in allen Facetten mit Leben und Menschlichkeit, und nirgends ist das bemerkenswerter als bei jenen als uninteressante Schaufensterpuppen mit Superfähigkeiten eingeführten Figuren, die unter Johnsons Händen zu auf Normalmaß zurechtgestutzten Persönlichkeiten werden dürfen, deren Entwicklung tatsächliche Spannungselemente mit sich bringt. So bekommt die als waschechte Mary Sue gestartete Rey endlich einmal auf die Finger, während Fliegermegaass Poe Dameron die Grenzen seiner Actionman-Attitüde schmerzhaft vor Augen geführt werden. Beiden Figuren tut das richtig, richtig gut, dürfen sie sich doch endlich, endlich als fehlbare Nicht-Superhelden beweisen, anstatt als bloßes Klischee zu verenden.
Zauberei kann man allerdings auch von Johnson nicht erwarten: Nachdem ihm ein Trümmerhaufen übergeben wurde, war es ihm verständlicherweise nicht möglich, daraus Paläste zu errichten, was insbesondere in der Finn-Rose-Geschichte unübersehbar ist: Dort, wie auch beispielhaft am Kurzauftritt von Maz Kanata, merkt man ganz besonders deutlich, dass Johnson im Grunde nicht wusste, was er mit diesen an sich überflüssigen Figuren anfangen sollte, sodass er sie entweder nur als Gimmick einsetzt oder sie einmal quer durch die Galaxis jagt, um ihnen nur irgendetwas zu tun zu geben. Etliche seiner 150 Minuten Laufzeit verschwendet der Film damit in einem effektreichen, aber ergebnisarmen Katz-und-Maus-Spiel, das neben einigen interessanten Schauwerten vor allem überflüssige Längen mit sich bringt.
Ebenfalls keine Wundertaten kann Johnson auf einem Feld leisten, bei dem der Sequelauftakt gelinde gesagt vage, um nicht zu sagen: komplett unverständlich blieb. Zwar liefert Johnson bereits in seinem Lauftext mehr Informationen zum Stand der Galaxis als sein Vorgänger in dessen gesamten Film, doch wirklich weit kommt auch Johnson damit nie. Was nun wirklich Sache ist, wie die Gesamtlage entstanden ist oder welches politische, militärische oder gar gesellschaftliche Potential in den verschiedenen Gruppierungen steckt, bleibt insbesondere auf der Seite der Bösen komplett offen. Umso klarer sind dafür, und das ist eine der vielen Stärken von Johnsons Werk, die Probleme der Guten, die nach dem erfolgreichen Einsatz des Starkillers weitestgehend mit leeren Händen dastehen. Und nun verzweifelt nach dem suchen, von dem schon Cassian Andor und Jyn Erso wussten, dass es entscheidend ist im Krieg der Sterne: Hoffnung. Denn Rebellion entsteht aus Hoffnung.
Und wie in Rogue One auf Scarif um eine unmögliche Hoffnung gekämpft wurde, werden auch in Die letzten Jedi verzweifelte Kämpfe geführt, um jenen Funken zu bewahren und zu neuem Strahlen zu führen, der die Galaxis gegen die Erste Ordnung erhellen soll. Der Hoffnungsträger des Vorgängerfilms erweist sich dabei, wie in den Trailern bereits angedeutet, als äußerst unwillig, seine Legende in den Dienst der guten Sache zu stellen, sodass es – wie schon beim Wechsel von Yoda und Obi-Wan zu ihrem in diesem Punkt allzu ähnlichen Schüler – abermals einer neuen Generation überlassen ist, die nötigen Kämpfe zu führen und das Gute im Bösen zu sehen.
Genau hier kann der Film seine Stärken ausspielen, genau hier überzeugt er durch seine sich selbst ernstnehmende Sicht auf die Hybris der Macht, die Anziehungskraft der dunklen Seite, die Dynamik zwischen Meistern und Schülern und der Faszination eines Abkömmlings der Skywalkers für ein Mädchen aus der Wüste. Wie gut dieser Film und diese Trilogie hätten werden können, wären sie mit mehr Verstand und Verständnis für den Krieg der Sterne begonnen worden, lässt sich am Spiel von Mark Hamill, Carrie Fisher, Adam Driver und Daisy Ridley zumindest erahnen.
Und unterm Strich? Leistet Johnson angesichts seiner miserablen Ausgangssituation fast schon Übermenschliches: Wo vorher banale Abkupferei war, ist nun klug variiertes Reimen, wo lieblose Abziehbilder waren, sind dreidimensionale Figuren, wo irländische Leblosigkeit war, sind Porgs, Kristallfüchse und Weltraumpferde und wo die Feigheit war, den Krieg der Sterne zu erweitern und in neue Dimensionen vorzutreiben, ist nun Mut. Sehr, sehr viel Mut, der in Fragen der Macht und ihrer Möglichkeiten fast schon tollkühne Ausmaße annimmt und die Saga dauerhaft vor große Herausforderungen stellen wird. Dass Johnsons Vorgänger und Nachfolger mit diesem Material auch nur ansatzweise klarkommen wird, ist in meinen Augen so gut wie ausgeschlossen, sodass diese Trilogie so erbärmlich enden dürfte, wie sie begonnen hat. Zumindest dieser Mittelteil aber ist ein bemerkenswertes, diskussionswürdiges, absonderliches und einzigartiges Stück Krieg der Sterne. Genau wie seine Porgs.
Neue Wege der Macht
Zur Einleitung in diese Filmbesprechung von Star Wars: Die letzten Jedi möchte ich ein paar Worte vorwegschicken.
von Darth Duster
Zunächst – ganz wichtig – diese Besprechung ist zu 99% spoilerfrei. Das 1% lasse ich mir offen, da jemand vielleicht auch nur Ansätze von Hinweisen als Spoiler verstehen könnten – ohne die dürfte eine angemessene Besprechung nicht möglich sein.
Außerdem würde mich als Leser dieser Filmbesprechung interessieren, wie der Autor denn zu Das Erwachen der Macht steht, um die Meinung hier besser einordnen zu können. Da möchte ich mich aber kurz fassen. Das Erwachen der Macht hat neue Figuren eingeführt, meiner Meinung nach tlw. ziemlich interessant und gelungen, tlw. blieben neue Figuren blass. Inhaltlich war mir der Film zu wenig durchdacht – ich würde sogar so weit gehen, dass sich die Autoren des Drehbuchs, J.J. Abrams und Lawrence Kasdan, wenige bis gar keine Gedanken über die Zeit zwischen den Trilogien gemacht haben. Herausgekommen ist in vielerlei Hinsicht ein Aufguss bekannter Themen und ein Setting ohne Hintergründe oder Erklärungen. Feige und uninspiriert könnte man das nennen.
Nun zu Die letzten Jedi: Der Film mag vieles sein, feige ist aber nicht. Ganz und gar nicht. Rian Johnson beschreitet hier mutig neue Pfade und entwickelt die Saga damit weiter, wie ich es nicht mehr erwartet hätte. Und egal, wie man zu diesen Entwicklungen steht, ob man sie gut findet oder nicht, man muss ihm einfach zu Gute halten, dass er mehr will als einen weiteren Aufguss von Altbekanntem.
Gleichzeitig darf man Johnson attestieren, dass er Star Wars verstanden hat und sich daher das Meiste, wenn auch nicht 100% alles tatsächlich nach Star Wars anfühlt und sich gut in diese Galaxis einbettet.
Ebenfalls sollte positiv herausgestellt werden, dass Die letzten Jedi es schafft, gegebene Elemente – seien es Figuren oder Schauplätze – zu nehmen und besser zu machen. Ahch-To ist nicht mehr nur diese irische Insel, Poe Dameron wird zu mehr als einem Fliegerass und auch Rey oder Kylo gewinnen an Tiefe. Doch das ist nur eine Seite der Medaille. Die andere ist, dass man stellenweise merkt, dass Johnson mit einigen ihm vorgegebenen Elementen nicht allzu viel anzufangen wusste und diese dann auch ziemlich schnell abhakt. Das ist nicht unbedingt schlimm, zeigt aber Schwächen auf, mit der die Sequel-Trilogie zu kämpfen hat.
Selbstverständlich hat Die letzten Jedi nicht nur bereits bekannte Figuren oder Planeten zu bieten. Mit Crait gibt es einen neuen Planeten, der eben nicht wie Hoth wirkt, sondern tatsächlich frisch, exotisch und aufregend. Canto Bight hat tatsächlich sowas wie Prequel-Flair, was mich besonders gefreut hat. Die neuen Figuren sind größtenteils interessant geraten, können ihr Potential im Film allerdings nur begrenzt ausspielen. Hier ist vor allem Benicio del Toros DJ zu nennen, der vielleicht auch das „Pech“ hat, im aus meiner Sicht uninteressantesten Handlungsbogen mitzuwirken.
Während also der Handlungsbogen mit Finn und Rose eher nebensächlich wirkt und schließlich sogar in einem ziemlich konstruierten Finale mündet, sind es so ziemlich alle Momente mit Rey, Luke oder Kylo in denen der Film so richtig überzeugen kann. Lukes Reaktion auf Rey dürfte so niemand vorhergesehen haben, und so bieten die Ahch-To-Szenen nicht nur einige Überraschungen, sondern auch genug Material, das die Saga im Normalfall für die nächsten Jahre stark beeinflussen sollte.
Mit einer Laufzeit von über 150 Minuten hat der Film mit ein, zwei Längen zu kämpfen, die glücklicherweise aber nicht so lang werden, dass sie wirklich stören. 150 Minuten – genug Zeit, um Antworten auf all die Fragen zu liefern, mit denen uns Das Erwachen der Macht zurückgelassen hat? Ja und nein. Es gibt Antworten, aber sowohl auf Figurenebene als auch bezogen auf die politische oder gesellschaftliche Lage der Galaxis bleiben viele Fragen unbeantwortet – und die Hoffnung, darauf in Episode IX noch Antworten zu erhalten, ist mehr als gering. Das ist in einigen Fällen zu verschmerzen, in anderen Fällen ist es eher schmerzhaft.
Dass Rian Johnson, wie eingangs erwähnt, Star Wars verstanden hat, zeigt sich auch visuell. Hier gibt es an Die letzten Jedi überhaupt nichts auszusetzen. Es gibt eine Vielzahl an Einstellungen, die sich uns Fans fest in die Köpfe einbrennen werden. Und auch musikalisch schafft es der Film, dass Star-Wars-Gefühl aufleben zu lassen. Es gibt genügend stellen, in denen John Williams glänzen und deutlich vordergründiger agieren kann, als es im ersten Teil der Sequels noch der Fall war. Williams spielt hier sowohl mit Themen aus der Klassischen Trilogie, hier sei vor allem das Princess Leia Theme genannt, aber auch in Das Erwachen der Macht neu eingeführte Themen werden aufgegriffen und prominent eingesetzt. Neue, zumindest nach dem ersten Schauen eingängige Themen waren jedoch nicht auszumachen.
Mein Fazit: Unterm Strich bleibt ein emotional bewegender und fesselnder Star-Wars-Film, der nicht davor zurückscheut, ausgetretene Pfade zu verlassen und neue Dinge zu probieren. Im Fandom wird der Film für reichlich Diskussionen und sicherlich viele unterschiedliche Meinungen sorgen. Mit Blick in die Zukunft betrachtet hat Lucasfilm mit Rian Johnson einen Mann an der Angel, der mit seiner neuen Trilogie für eine frische und sichere Zukunft des Franchises sorgen wird. Schade, dass er vorher nicht noch die Sequel-Trilogie beendet.
Danke Rian Johnson für einen denkwürdigen Film.
Du bist nicht angemeldet.
Bitte anmelden, um Kommentare veröffentlichen zu können.
Du bist bei uns noch nicht registriert?
Kein Problem - das kannst Du hier nachholen.
Die Registrierung kostet nichts, Deine Mailadresse ist bei uns sicher,
wie es sich gehört. Willkommen in unserer Community!
Seite 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42 43 44 45 46 47 48 49 50 51 52 53 54 55 56 57 58 59 60 61 62 63 64 65 66 67 68 69 70 71 72 73 74 75 76 77 78 79 80 81 82 83 84 85
« vorherige Seite nächste Seite »
Da einige Sites schon zum Löschen aufgefordert wurden wird es wohl keine News geben, aber sehr wahrscheinlich leakte Heute das erste semi-offizielle Bild zu Solo:
https://www.reddit.com/r/StarWarsLeaks/comments/7mgaac/another_solo_image_has_appeared_on_4chan_dont/
Falls auch der Link nicht okay ist löscht diesen Kommentar wieder.
McSpain
McSpain
@ Binary Sunset
Aaron ist neben Darth Duster einer der Masterminds hinter dieser Seite, Administrator und seit mittlerweile 16 Jahren auf SWU dabei.
@ McSpain
Wir haben dazu schon einige Hinweismails erhalten. Dieses Artwork stammt offenbar aus Russland, siehe auch hier:
https://www.starwarsnewsnet.com/2017/12/some-updates-on-solo-a-star-wars-story-first-look-at-thandie-newton-sort-of-possible-cameos-trailer-coming-soon.html
Da der Film aber in Russland ebenfalls den Titel "Solo" und nicht "Han Solo" tragen wird, wie wir aus absolut sicherer Quelle wissen, gehen wir derzeit von einem Fake aus. Nichtsdestotrotz finden wir das Artwork durchaus gelungen.
Anakin 68
@Anakin 68
Jo. Aber wenn ein sehr aufwendiger Fake der alle geleakten Kostümdetails und Gerüchte beinhaltet und es gleichzeitig nicht übertreibt.
Vielleicht ist auch das Artwork geleakt und dann nur späte das russische Han Solo drüber geklatscht worden von anderen Quellen. Hm. Wir werden sehen.
Selbst der Falke entspricht genau den Details von MSW
https://makingstarwars.net/2017/09/falcon-look-like-untitled-star-wars-han-solo-story/
Und Jason Ward bestätigte, dass es der Falke sei den er gesehene hat.
(zuletzt geändert am 28.12.2017 um 07:34 Uhr)
McSpain
@ franz wars
Dass Hux Kylo erschossen hätte, wenn er nicht zu diesem Zeitpunkt aufgewacht wäre, war schon sehr auffällig. Hux schiebt ja betont seine Jacke zur Seite und greift nach etwas, wahrscheinlich eine Schusswaffe.
Hux sieht es in meinen Augen eher so, dass er selbst der würdige und rechtmäßige Bachfolger von Snoke ist. Am Ende des Films, als Kylo die Würfel in der Habd hält schwenkt sie Kamera nochmal zu Hux, und sein Gesichtsausdruck spricht Bände. Ich würde ihm analytische Stelle keinen Millimeter trauen. Er wird die erste Gelegenheit nutzen, sich seines Supreme Leaders zu entledigen.
Schade fand ich nur, dass Hux so zur Witzfigur degradiert wurde, allein dieser Wurf in die Konsole in Kylos Shuttle. Das war meines Erachtens nach völlig überflüssig.
Raven Montclair
@Raven Montclair
Man sieht eigentlich sehr genau, dass er den Blaster an seinem Gürtel schon halb aus dem Holster gezogen hat, bevor Kylo Ren aufwacht. Also die Absicht Kylo Ren zu töten, wenn sich die Gelegenheit bietet ist auf jeden Fall da und ich denke das das durchaus in Ep. IX zum Thema werden könnte. Ich denke mal, Rey würde Kylo Ren nicht töten, da zu ist sie einfach eine zu gute Seele, bekämpfen ja, aber töten? Niemals, weil sie evtl. immer noch an das Gute in ihm glaubt. Kylo Rens tod durch die Hand von Hux, wenn er denn wirklich sterben sollte in Ep. IX, halte ich hingegen für sehr wahrscheinlich, denn dazu ist die Rivalität der beiden seid VII ein zu zentrales Thema.
Edit:
Noch eine tolle Nachricht: Last Jedi hat trotz allem Bashing und dem Fanrant nun stolze 843.561.767 Millionen auf dem Konto. Die Millarde ist nicht mehr fern.
(zuletzt geändert am 28.12.2017 um 11:24 Uhr)
Ardus Kaine
@Raven Montclair
Meinem Eindruck nach vermittelt TLJ, dass sowohl beim Widerstand als auch bei der FO Inkompetenz und Arroganz herrschen. Das Elefantenrennen betrachte ich mittlerweile als die Verfolgung eines Narrenschiffs durch ein anderes Narrenschiff. Beide Seiten haben der Galaxis nichts zu bieten. Die neue Generation bzw. neue Perspektiven und Ideen müssen heran.
(zuletzt geändert am 28.12.2017 um 11:39 Uhr)
StarWarsMan
@StarWarsMan
Richtig. Das wird ja verstärkt dadurch, dass an Orten wie Canto Bight ausgelassene Stimmung herrscht und vielen das Drama dort egal ist oder sie halt profitieren egal wie es ausgeht.
@Ardus:
Und bei den Zahlen fehlen noch die Einspielzahlen aus Frankreich, Deutschland und England der zweiten Woche. Wegen den Feiertagen gibt's da noch keine finalen Zahlen.
McSpain
StarWarsMan
Auch nach der zweiten Sichtung ist der Film wieder ein Highlight. Man bekommt in der Wahrnehmung mehr Details mit. Aus meiner persönlichen Sicht wirklich ein toller Saga - Film.
Auch Lukes letzter großer Auftritt zum Finale sowie sein Ableben waren hervorragend inszeniert.
Da hier ja sehr viel Unmut über Episode VIII herrscht, habe ich gestern mal ein wenig gesurft und dabei Folgendes gefunden, nämlich die Reaktionen auf Episode V im Jahre 1980 und die Parallelen in den Reaktionen zu Episode VIII :
https://www.moviepilot.de/news/star-wars-so-reagierten-die-fans-1980-auf-das-imperium-schlagt-zuruck-1101087
Auszüge:
"[...] drehte sich alles um den frisch in die Kinos gekommenen Das Imperium schlägt zurück, der heute in der Regel als der stärkste Film der gesamten Star Wars-Saga gesehen wird. So einig war man sich 1980 allerdings noch nicht. Fans des ersten Teils äußerten vielseitige Kritik und sonstige Überlegungen, die interessanterweise teilweise Ähnlichkeiten zu den Punkten haben, die derzeit an Die letzten Jedi bemängelt werden.
So wurde beispielsweise Lukes Elternschaft in Frage gestellt. Die Offenbarung Darth Vaders, dessen Vater zu sein, wurde nicht als in Stein gemeißelt akzeptiert. "Vader könnte einfach gelogen haben, um ihn auf seine Seite zu ziehen", schreibt beispielsweise ein Leser.
Die Frage, ob Darth Vader die Wahrheit gesagt hat, verfolgte die Zuschauer noch bis zur Veröffentlichung von Die Rückkehr der Jedi-Ritter. Ähnliche Diskussion werden derzeit zu Episode VIII geführt: Kylo Ren (Adam Driver) sagt Rey (Daisy Ridley) ihre Eltern seien "niemand", gewöhnliche Trinker, die sie ganz einfach loswerden wollten. Das passt so gar nicht mit den wilden Fan-Theorien um Reys Stammbaum zusammen, sodass auch hier Zweifel an Kylo Rens Glaubwürdigkeit laut werden. Und auch in unserem Fall müssen wir bis zur Veröffentlichung von Star Wars: Episode IX warten, um endgültige Antworten zu bekommen.[...]
"Ich weiß, sie wollten ein paar Dinge für das Sequel übrig lassen, aber das ist ein bisschen zu viel. Zum Beispiel Han Solos Lage. Der Filme hätte nicht enden sollen, bevor Han nicht von Boba Fett oder Jabba getötet oder von Lando Calrissian oder Chewbacca gerettet wurde, vorzugsweise ersteres."[...]
"Strukturell gesehen wird der Film von seinem Drang geschwächt, die Formel des schnellen Hin-und-her-Schneidens des Vorgängers zu imitieren. Wir schneiden zwischen Luke und Yoda auf Dagobah und Leia und Han, und das Zeitempfinden beider Handlungen ist durcheinandergebracht. Wie lange sind Han und Leia geflüchtet? Wie lange trainiert Luke?[...]"
Fazit: Auch damals gab es Diskussionen und ebendiese bereichern auch das Fandom.
Ich freue mich auf die separate Trilogie, die Rian Johnson schreiben/produzieren wird.
(zuletzt geändert am 29.12.2017 um 08:22 Uhr)
Cantina Fun
@Cantina Fun
Danke für den Artikel. Im Making Of TESB sind noch mehr Stimmen aufgelistet, aber ja es gibt durchaus Parallelen zur momentanen Situation.
Natürlich ist TLJ jetzt nicht automatisch TESB-good, und natürlich leben wir in anderen Zeiten, in der die Meinungsmache sehr viel ausgeprägter ist. Aber ich habe gestern mit McSpain schon drüber philosophiert, dass wenn Episode IX raus kommt, und der wegen irgendetwas wieder die Gemüter erhitzen wird, schon dann kann TLJ wahrscheinlich in einem anderen Licht betrachtet werden.
Snakeshit
Die Vergleiche mit TESB hinken für meinen Geschmack sehr. TESB (sowie die anderen Filme) war damals ein kleiner Teil einer größeren Geschichte, dessen grobe Richtung feststand. Für die ST scheint es kein ausreichendes Storyboard zu geben und das führt dazu, dass vieles in VII und VIII sehr erzwungen und konstruiert wirkt. Unabhängig davon, dass einzelne Story-Teile in TLJ wirklich schön umgesetzt waren.
TiiN
@TiiN
Das ist wirklich nicht wahr. Wenn du die Rinzler Bücher studierst, wirst du merken das die OT ähnlich von Film zu Film entstand.
George Lucas hatte nur eine ganz grobe Idee von gewissen Dingen (aber das war weit entfernt von einem echten Storyboard), aber so vieles was die Filme erst so richtig gut machte, entstand erst in den Handlungskonferenzen zu den jeweiligen Filmen. Beispielsweise wurde Vaders Ende bzw. das des Imperators in den ersten Entwürfen von ROTJ noch ganz anders gehandhabt. Dieser Redemption Arc entstand erst in den vier bis fünf Storyentwürfen von ROTJ.
Und warum sollte deswegen der Vergleich hinken? Selbst wenn es so gegenteilig wäre, zählt am Ende nur das Ergebnis, und nicht wie man da hin kommt.
Snakeshit
@Snakeshit
Die Entstehungsgeschichte von ROTJ ist mir bekannt, deswegen schrieb ich auch explizit "grobe Richtung". Man wusste ungefähr wo man hin will und was man zu erzählen hat. Diesen Eindruck hat die ST für mich mit noch keinem Teil gezeigt. Die einzelnen Filme wissen zwar, was sie wollen, aber ein Trilogie-Konstrukt oder gar ein nachvollziehbarer Anschluss an die bisherige Saga ist nur schwer zu erahnen.
Das lässt die bisherige ST sehr krampfhaft und erzwungen wirken. Ich kann daher die Leute gut nachvollziehen, welche sagen, dass ROTJ für sie immer noch das Ende der Saga ist und diese neue Disney-Trilogie mehr oder weniger ein Expanded Universe/Legends ist, was zwar Spaß macht aber für sich betrachtet wird. Zu dieser Fraktion zähle ich mich zunehmend auch.
TiiN
Jacob Sunrider
@TiiN
Also ich weiß nicht, inwieweit eine so grobe Richtung helfen soll, wenn fundamentale Arcs noch gar nicht feststanden. Im Grunde war bei ROTJ von Anfang an nur eines klar: Es gibt eine Steigerung des Todessterns aus ANH (zuerst waren es mehrere im Orbit um Corsucant, dann ein Größerer), und es würde zur Konfrontation mit dem Imperator kommen. Ach ja, und die Guten gewinnen. Aber alles andere stand zur Diskussion und wurde erst im Laufe der Preproduction festgelegt.
Und was die ST angeht: Ich denke es spielt eher da mit rein, dass wir halt um die Art und Weise wie Sie entsteht schon wissen, und deswegen auch viel in gewisse Dinge reininterpretiert wird. Ich für meinen Teil kann nur sagen, dass TFA und TLJ ein bisher überzeugendes Bild abgeben, und da muss es erst mal egal sein wie es entstanden ist.
Snakeshit
Hmmmm...denke, es wirkt ob der grundlegenden Erwartungshaltung so.
Eine "grobe Richtung" ist ja vorhanden: Der "Rey - und Ben Solo - Konflikt", das Wiederauferstehen der Rebellion, die Neuinterpretation des Jediordens - um mal drei Stichpunkte zu nennen.
Aus meiner Sicht ist die (überspitzt ausgedrückte) Vorstellung eines Masterminds GL, der zu Zeiten der klassischen Trilogie Alles bis ins letzte Detail schon wusste und geplant hat hinsichtlich der Storyline, nicht wirklichkeitsnah.
Das ging soweit, dass bspw. ein John Williams ein ausladendes musikalisches Liebesthema für Luke und Leia schrieb, um Jahre später zu erfahren, dass sie Geschwister sind.
Kunst und Kreativität entstehen mMn durch Prozesse und gegenseitiges geistiges Befruchten. Was wäre ein George Lucas ohne Ralph McQuarrie, John Williams oder Ben Burtt gewesen?
Füre Episode IX bin ich da durchaus sehr positiv gestimmt. Zumal JJ Abrams bei Episode VIII auch ausführender Produzent war.
(zuletzt geändert am 29.12.2017 um 10:11 Uhr)
Cantina Fun
@Cantina Fun
"Aus meiner Sicht ist die (überspitzt ausgedrückte) Vorstellung eines Masterminds GL, der zu Zeiten der klassischen Trilogie Alles bis ins letzte Detail schon wusste und geplant hat hinsichtlich der Storyline, nicht wirklichkeitsnah."
Nein, definitiv nicht. Ich möchte aber auch festhalten, dass ich im Vorfeld an die ST schon die Erwartungshaltung hatte, dass man aufgrund der Planungssicherheit endlich die Gelegenheit hatte eine Trilogie komplett so durch zu planen, wie es weder der OT noch der PT zu Teil wurden. Das hat aus verschiedenen Gründen nicht geklappt. Versucht wurde es. Jetzt ist der nächste Versuch die Rian Johnson Trilogie. Wir werden sehen.
"Kunst und Kreativität entstehen mMn durch Prozesse und gegenseitiges geistiges Befruchten. Was wäre ein George Lucas ohne Ralph McQuarrie, John Williams oder Ben Burtt gewesen? "
Was mir auch beim Studieren der Rinzler Bücher klar wurde. Es war dieser Austausch zwischen George Lucas, Lawrence Kasdan, Kanzanjian und Kurtz der für diese Kreativität sorgte. Die besten Ideen entstammen diesem Austausch, weil George Lucas Ideen wurden abgeprüft, hinterfragt und herausgefordert, was später bei der PT nicht mehr geschah, weil er da ja George Lucas war! Und dieser kreative Diskurs ist es was für so großartige Ergebnisse sorgt, und nicht diese Heile Welt Vorstellung die hier viele von einer Filmproduktion erwarten. Ich will damit nicht sagen, dass von Kasdan und den Anderen Beteiligten automatisch die besseren Ideen kamen, aber dadurch formten sie die OT die wir heute kennen. Gemeinsam, manchmal im Streit, aber mit einem Ergebnis das sich sehen lassen kann.
(zuletzt geändert am 29.12.2017 um 10:05 Uhr)
Snakeshit
@Snakeshit: 100%ige Zustimmung!
""Kunst und Kreativität entstehen mMn durch Prozesse und gegenseitiges geistiges Befruchten. Was wäre ein George Lucas ohne Ralph McQuarrie, John Williams oder Ben Burtt gewesen? "
Was mir auch beim Studieren der Rinzler Bücher klar wurde. Es war dieser Austausch zwischen George Lucas, Lawrence Kasdan, Kanzanjian und Kurtz der für diese Kreativität sorgte. Die besten Ideen entstammen diesem Austausch, weil George Lucas Ideen wurden abgeprüft, hinterfragt und herausgefordert, was später bei der PT nicht mehr geschah, weil er da ja George Lucas war! Und dieser kreative Diskurs ist es was für so großartige Ergebnisse sorgt, und nicht diese Heile Welt Vorstellung die hier viele von einer Filmproduktion erwarten. Ich will damit nicht sagen, dass von Kasdan und den Anderen Beteiligten automatisch die besseren Ideen kamen, aber dadurch formten sie die OT die wir heute kennen. Gemeinsam, manchmal im Streit, aber mit einem Ergebnis das sich sehen lassen kann."
Cantina Fun
@Snakeshit
So eine grobe Richtung hilft bei den einfachsten Dingen.
Ich frage mich bis heute warum Helden der OT in der ST wieder in ihr altes Muster gefallen sind.
Woher kommt Die erste Ordnung, gegen was kämpft der Widerstand, ist die neue Republik wirklich schn wieder weg? Wo war sie eigentlich? Ist der Widerstand jetzt wirklich nur noch 20 Mann groß? War Lukes Kampf gegen dem Imperator & Vader umsonst?
All diese Fragen kommen daher, dass TFA keine Fortsetzung der Geschichte war, sondern viel mehr ein Revival. TLJ wollte die Suppe dann nicht auslöffeln sondern hat sich die interessantesten Punkte genommen und daraus eine stimmige Geschichte erzählt. Den Rest davon irgendwie mitgeschliffen.
Das alles kommt daher, dass es für die ST offenbar nie eine grobe Richtung bzw. einen groben Weg gab, wohin man wollte.
Inzwischen traue ich auch einem einzelnen Film (IX) nicht mehr zu, dass alles rund zu biegen.
TiiN
@TiiN
Hmm... die meisten deiner Fragen lassen sich durch die Filme beantworten, und die konzeptionelle Entscheidung das Politik für die ST keine Rolle spielt, muss dir nicht gefallen, ist aber eine absichtliche Leerstelle die durch das EU gefüllt werden soll. Die Filme haben daran kein Interesse. Es ist eine klare Entscheidung der Macher der Trilogie, die auch konsequent durchgezogen wurde von Rian Johnson. Und deswegen ist das für mich auch kein Anzeichen dafür, dass es in dieser Trilogie planlos zu geht. Der jeweilige Macher respektiert das was sein Vorgänger getan hat, setzt zwar seine eigene Vision des nächsten Teils um, aber entspricht dem Rahmen der vorher aufgestellt wurde. Das wurde jetzt mit TLJ doch sehr deutlich klar.
Snakeshit
Nach dem 2. Mal ansehen finde ich den Film noch schlechter...wenn man zwischenzeitlich wieder mal in die Originaltrilogie oder sogar in die durchdachte Prequel-Trilogie reinsieht - was für Unterschiede in Struktur und Atmosphäre!
Ich finde, die neue ST hat es total vergeigt. Man muss sich mal wirklich vor Augen halten:
Star Wars - ein einzigartiges Kinophänomen und unsere Kindheit. Welche Möglichkeiten hätte man gehabt mit dem Original -Cast H.Ford, M. Hamill und Carrie Fisher!!!!!
Eine gute Story, durchgeplant, roter Faden durch alle 3 Filme - was hätte das werden können! Aufeinandertreffen der Großen 3!!! Und welch armselige Umsetzung bieten uns JJ.Abrams und R.Johnson. Die neuen 3 Hauptfiguren haben doch null Tiefgang oder sind mäßig interessant. Eiin lahmer, unüberlegter, kurzsichtiger und überfüssiger Aufguß.
Man kann George Lucas viel vorhalten - aber durchdacht waren all seine Filme und sie halten auch Jahre danach stand. Er hat uns diese Welt geschenkt und seine Nachfolger haben sie verwässert und als leidigen Effekt-Abklatsch in ein billiges Marvel-Licht gerückt.
Selsamerweise bin ich nun auch von Star Wars abgerückt und irgendwie ausgeblutet.
guido1978
@ Vergleich mit TESB:
Die Verlockung, Parallelen in der unmittelbaren Rezeption beider Film zu ziehen, ist groß; besonders, wenn man darauf aus ist, sie zugunsten von TLJ auszulegen. Es gibt sie auch: Strukturprobleme, ein unsauberer Wechsel zwischen Handlungssträngen, nicht ganz klar verstreichende erzählte Zeit, ein anderer Ton als im Vorgänger, offene Fragen, ein Gefühl von Irritation und Ratlosigkeit beim Publikum. Aber diese Parallelen sind oberflächlicher Natur. Die Filme sind in unterschiedlichen Kontexten erschienen, was die Rezeption wesentlich beeinflusst hat. Daher ist hier auch kein sauberer Vergleich möglich.
1980 bestand SW gerade mal aus zwei Filmen (und einem Roman, der zwischen ihnen spielt, was für diese Betrachtung aber nur von geringfügiger Bedeutung ist). Man war in diese Welt und ihre Figuren noch nicht so weit abgetaucht. Was wir heute als „Star Wars“ verstehen, war damals gerade im Entstehen begriffen. ANH und TESB waren stilistisch und inhaltlich These und Antithese. Das reichte schon, um für Irritation zu sorgen. Da aber die Welt von SW gerade aufgebaut wurde, gab es nicht diesen enormen Referenzrahmen, der heute natürlich an die Filme angelegt wird. TESB musste sich nur dem Vergleich mit seinem Vorgänger stellen; alles andere, auch das Denken in Saga, kam erst später.
Was wusste das Publikum, als es in TESB ging – und was wusste es, als TLJ erschien? 1980 war klar: Imperium herrscht, Rebellen rebellieren, der Protagonist hat seinen ersten Schritt in eine größere Welt getan. Er hat sich als Kampffliegerpilot bewährt und würde sicher auch noch mit der Macht zu tun haben. Sein Vater war ebenfalls Pilot und wurde von Darth Vader, Obi-Wans Schüler, ermordet. Eine abzusehende Konfrontation zwischen Luke und Vader würde sich also um Lukes Rache für den Tod seines Vaters drehen. Zu dem Zeitpunkt, als TESB seine Offenbarungen präsentierte und Fragen stellte, ohne sie zu beantworten, war das Publikum „up to date“. Es wusste, was es wusste, und damals wissen sollte, um der Geschichte zu folgen. ANH war ein runder Film, der es seinem Publikum ermöglichte, gut ausgerüstet in die Fortsetzung zu gehen. Ich habe diese Zeit selbst nicht miterlebt, aber ich kann mir ausrechnen, dass die allgemeine Erwartung war, ein weiteres Abenteuer in dieser Galaxis zu erleben. Ein Denken in Episoden also – mit einem Lucas, der davon sprach, im Hintergrund eine Saga im Sinn zu haben.
Anders heute: TFA war so geschrieben, dass er an sein Publikum appellierte: kommt in zwei Jahren wieder. Dafür konfrontierte er uns mit Tatsachen, ohne Hintergründe zu liefern; ließ Fragen offen; endete mit einem buchstäblichen Cliffhanger. Nicht alle der offenen Fragen sind essenziell für das Konstrukt dieser Trilogie, aber ihre bloße Menge schuf die Erwartung, dass TLJ auch seinen Vorgänger komplettiert. Diese Voraussetzung herrschte 1980 nicht, weil ANH keine offenen Fragen gelassen hatte. Das bedeutet nicht, dass bei SW jeder Trilogieauftakt gleichermaßen abgerundet sein muss. Offene Fragen nach dem ersten Film sind völlig in Ordnung, und ich persönlich hätte mir auch nach Episode I eine spannendere und interessantere Situation gewünscht. Wenn man eine Trilogie planen kann, gibt es ja keinen Grund, den ersten Film als abgeschlossene Geschichte zu erzählen. Wichtig hierbei sind jedoch die unterschiedlichen Haltungen, mit denen man sein Publikum entlässt; und diese prägen die Rezeption der Fortsetzung wesentlich mit. TFA hat TLJ also einen Ballast hinterlassen, den Johnson abzuschütteln versuchte – was nicht nur gut ankam. Freiheit und Selbstbewusstsein eines Autors gelten hier nur eingeschränkt als Tugenden, weil sie das Werk, seine Konsistenz, innere Logik, seinen roten Faden und seine Bedeutung aufs Spiel setzen. Ich glaube durchaus, dass Johnson und Abrams sich absprechen und kollegial miteinander umgehen. Ich sehe keinen Grund, hier eine Feindschaft zu vermuten. Aber bei solchen Dingen ist ja auch die Außenwirkung wichtig, und die wird hier vornehmlich über das transportiert, was sich in den Filmen abspielt. Und das fühlt sich bisher so an, als würde man die Rätsel übereinander stapeln; eine Fassade mit der nächsten bedecken, sodass am Ende mehrere Schichten einen leeren Kern umhüllen. Dieser muss natürlich nicht leer bleiben, und ich denke auch nicht dass das passiert; aber die Frustration darüber, dass man warten muss, anstatt dass die Erzählung Punkt für Punkt abgehakt wird und dann darauf die Rätsel aufbauen, ist verständlich. Es ist nicht leicht, sich auf eine Trilogie einzulassen, der man offenbar erst vollständig wird folgen können, wenn sie schon vorbei ist. Das unterscheidet die heutige Situation von 1980, und deshalb sind etwaige Irritationen und Kritiken, die TESB ausgelöst hat, auch anderer Natur als die, die nun TLJ begleiten. Hinzu kommt, dass sich in die Kritik an TLJ auch eine Empörung schleicht, die mit fundamentalen Fragen zu tun hat. Viele stören sich am Umgang mit Luke Skywalker, in geringerem Maße auch mit Leia (Weltraumszene), an der Auflösung bzw. vermuteten Hinausschiebung von Fragen (Rey). TFA hatte ein zentrale Fragestellung: wer ist Rey? Da sich der Film aber darum drehte, wie Rey einen Platz in einer „Familie“ findet, war die Antwort darauf erstmal unerheblich. TLJ bietet nun eine Antwort: ihre Eltern waren… niemand. Das ist keine schlechte Antwort, aber sie wirft weitere Fragen auf, nämlich die nach ihren Kräften. Ja, das kann in Episode IX nachgereicht werden, aber genau hier liegt ja das Problem: das Aufschieben, das Nachreichen, das Vertrösten, während viele im Publikum erstmal nur wissen wollen, woran sie sind. Die Antwort „Deine Eltern sind Trinker, die dich verkauft haben“ hätte schon in TFA kommen können. So hätten wir TFA eher als runden Film empfunden, und die Frage, ob Kylo Ren die Wahrheit sagt oder nicht, hätte für TLJ Relevanz gehabt, anstatt dass wir nun die nächsten zwei Jahre mit ihr verbringen. Die Klagen über Humor und Strukturprobleme sind vor dem Hintergrund eigentlich nicht wesentlich (und angesichts der Vergangenheit der SW-Filme auch etwas konstruiert); sie wären aber auch leiser, wenn es keine Probleme mit den Fundamenten gäbe. Luke und seine Schwächen haben ja eine wesentliche Bedeutung für die bloße Existenz der ST; und wer damit Probleme hat, der wird auch die ST nur schlecht akzeptieren können – eine Trilogie, die, aus dieser Perspektive, selbst nach 2/3 noch nicht, oder nicht überzeugend genug, deutlich gemacht hat, warum es sie gibt.
Der Vergleich mit TESB hinkt auch hinsichtlich der Rezeptionsgeschichte. Die Hoffnung ist ja, dass TLJ, wenn der aktuelle Shitstorm abgeklungen ist, mit der Zeit eine ähnliche Aufwertung erlebt. Prognosen sind schwierig, vor allem wenn sie die Zukunft betreffen. Ich weiß auch nicht, was mit dem Film passieren wird; das hängt von vielen Faktoren ab, die wir nicht einschätzen können. Aber vielleicht hilft ja ein Blick darauf, was zugunsten von TESB passiert ist. Einen genauen Abriss der Rezeptionsgeschichte dieses Films kann ich nicht bieten, aber ich nehme zwei Faktoren an: erstens, die Rezeption eines Films wird davon geprägt, wer in Medien und Öffentlichkeit die „Deutungshochheit“ hat (nicht in negativem Sinne gemeint; das ergibt sich nämlich ganz natürlich). Leute, die SW 1977 als Kinder kennengelernt haben, wurden später als Erwachsene auf die Vorzüge von TESB – eines ebenso erwachsenen, reifen und ernsthaften Filmes – aufmerksam. Für die aktuelle Fragestellung wichtiger ist aber, was SW nach TESB lieferte, um den Film rückblickend aufzuwerten. Und das war die Konstruktion einer Saga, in der jene Episode V trotz ihrer stilistischen und inhaltlichen Unterschiede zu ANH einen festen Platz fand. 1980, nach nur einem Film, mag TESB noch ein irritierender Schwenker in eine andere Richtung gewesen zu sein. Später jedoch – auch schon mit ROTJ – zeigte sich, dass sich dieser „Ausriss“ in ein klassisches Muster fügt. Und noch einmal: als er auf der Leinwand vollzogen wurde, waren die Gründe für und der Grad der Irritation beim Publikum anderere als heute– weil die offenen Fragen die Zukunft, also den nächsten Film, betrafen – nicht die Vergangenheit, also ANH. Es ist verständlich, dass die Bereitschaft nicht sehr groß ist, sich neuen Fragen zu stellen, wenn man die alten noch nicht als gelöst erachtet. Im Falle der ST betreffen sie ja auch das Verständnis der Figuren und das Miterleben. Wenn dann noch aufgrund offizieller Äußerungen und Verhaltensweisen der Verantwortlichen hinzu kommt, dass man als Fan kein Vertrauen in jene hat, die diese Trilogie machen, ist die Enttäuschung nachvollziehbar. Die Antwort der Gegenseite, „Wartet doch erstmal Episode IX ab“, ist da nur ein schwacher Trost, vor allem da sie auch schon nach Episode VII zur Anwendung kam.
Ich halte es für möglich, dass TLJ nach Abschluss der aktuellen Trilogie als ihr bester Film gelten wird. Insofern wäre er tatsächlich das „TESB“ unserer Zeit. Mit Blick auf seine Stellung in der Saga aber wird er den Status des großen Vorbildes aller Voraussicht nach nicht erreichen. Und das liegt nicht mal allein an Johnson, denn der hat einen guten (Einzel)Film gemacht. Es liegt auch an den Rahmenbedingungen, unter denen TLJ entstanden ist.
(zuletzt geändert am 29.12.2017 um 12:49 Uhr)
George W Lucas
@guido1978: Nun, es ist ja gut, dass es unterschiedliche Meinungen gibt.
Ich denke, bis auf Episode IV (Ausnahme: Änderungen in der jeweiligen Ausgabe der Special Edition) gibt es zu jeder Episode positive und negative Reaktionen.
Meiner Meinung nach sind TFA und TLJ durchaus sehenswerte Filme und unterscheiden sich auch jeweils stilistisch voneinander.
Zu den großen Drei (Luke, Han, Leia): Ja, jeder von uns hier hätte wohl unterschiedliche Ideen gehabt für TFA und TLJ. Und Disney/Lucasfilm hätte hier auch einen ganz leichten Fanservice hinlegen können. Dies geschah jedoch nicht.
Hätte JJ Luke, Han, Chewie und Leia gemeinsam 60 min. lang durch die Starkillerbase o.ä. gejagt, wäre der Aufschrei in Foren - auch hier - noch größer gewesen.
Ich erinnere im Vorfeld von TFA an "wertschätzende" Aussagen a la "Geriatrie Wars".
Das sich die Figuren Luke, Han und Leia nach 30 Jahren durchaus auch in andere Richtungen entwickelt haben, ist ein ganz normaler Prozess, wie er auch im Leben stattfindet. Oder sollten Luke und Leia in TFA abermals sich über einen Abgrund schwingen wie in ANH?
Schmunzelnd kam mir gerade dieser Ausschnitt aus "Big Bang Theory" zu Star Wars wieder in den Sinn (Spielt vor der TFA - Premiere):
https://www.youtube.com/watch?v=kWFyUTjC6tE
(zuletzt geändert am 29.12.2017 um 12:48 Uhr)
Cantina Fun
@guido1978
Wenn ich dich richtig verstehe, hättest du Luke, Leia und Han lieber als Hauptfiguren in der ST gesehen. Ich finde sie in ihrern Nebenrollen dagegen viel überzeugender. Auch das ursprüngliche Konzept, in jedem Film einen der Großen Drei den Vorzug zu geben, gefällt mir. Leider kann Ep. IX ja nun nicht mehr der Leia-Film werden. Han in TFA hat mir die Figur endlich näher gebracht, was in der OT nie so richtig gelang. Dass er quasi zum Glauben gekommen ist und seine Rolle als Vater in Trauer und Verdrängung, die Flucht vor dem Kampf usw., das sind gute Charakterentwicklungen. Lukes Entwicklung in TLJ ist polarisierend, ich bin aber all in dafür und Leia überzeugt mich in Ep. VIII nun auch in der ST. Die Staffelübergabe an Poe fand ich schön erzählt, auch ihr eindrucksvoller Einsatz der Macht uvm.
Den neuen Charakteren wird zu Recht viel Raum gegeben. Ich muss auch widersprechen, diese hätten keine Tiefe. Kylo Ren ist komplexer und tiefgründiger als Vader damals und von den Schurken der PT brauchen wir in dem Zusammenhang glaube ich nicht anfangen. Gerade ohne Maske geht es jetzt endgültig nicht mehr um den Look, sondern v.a. um den Menschen dahinter.
Bei Rey fehlt noch die Auflösung woher ihre Kräfte kommen, aber ihr gehört wohl Ep. IX mehr als jeder anderen Figur, ansonsten überzeugte sie mich aber auch vom ersten Moment an.
Alles nur meine Meinung.
Jacob Sunrider
@GWL
"Nicht alle der offenen Fragen sind essenziell für das Konstrukt dieser Trilogie, aber ihre bloße Menge schuf die Erwartung, dass TLJ auch seinen Vorgänger komplettiert."
Ich frage mich woher diese Erwartungshaltung kommt TLJ hätte alle offenen Fragen beantworten müssen. Ich meine das spricht doch auch dafür das man in Trilogien denkt. Ich hatte nie diese Anforderung an TLJ. Ich hatte sogar befürchtet, dass wir mit zu vielen offenen Fragen die TFA absichtlich aufgestellt hat in TLJ zurückgelassen werden (was nun wirklich nicht der Fall ist). Mir war eigentlich absolut klar, dass Reys Fragen eine zentrale Stellung in der ST einnehmen werden, was halt bedeutet das wir mit TLJ nur ein Stückchen mehr bekommen, aber bestimmt nicht alles.
Und nur mal nebenbei, ich habe nie diese Menge an offenen Fragen gesehen, die TFA wirklich stellt, und die als durchgehendes Theme für die ST gelten sollten. Schon gar nicht das Groß das hier zu letzt im Newsspecial aufgebracht wurde.
Und selbst wenn würde diese Menge ja eher dafür sprechen, dass man in drei Filme denkt. Jetzt haben wir eine fast schon überschaubare Anzahl an Fragen zu klären. Hinsichtlich Luke und Kylo Ren ist alles klar. Snoke war keine offene Frage. Bleibt Rey und natürlich wie es überhaupt weiter geht. Dürfte Abrams hin kriegen.
(zuletzt geändert am 29.12.2017 um 12:55 Uhr)
Snakeshit
@Snakeshit
Ich habe (dir) auf zwei unterschiedlichen Wegen versucht, meine Schwierigkeiten mit der ST zu vermitteln. Beide Male wurden dann in eine andere Richtung weiterinterpretiert.
Es geht ja auch nicht darum, dass ich dich von meiner oder du mich von deiner Meinung überzeugst. Das wird nicht klappen und jeder soll auch seine Meinung haben. Dabei mag ich es bei diesem Meinungsaustausch belassen.
@George W Lucas
Daumen hoch für deinen sehr ausführlichen und nachvollziehbaren Kommentar!
@Cantina Fun
"Das sich die Figuren Luke, Han und Leia nach 30 Jahren durchaus auch in andere Richtungen entwickelt haben, ist ein ganz normaler Prozess, wie er auch im Leben stattfindet. Oder sollten Luke und Leia in TFA abermals sich über einen Abgrund schwingen wie in ANH? "
Zwar schwingen sich die alten Helden von früher nicht über Abgründe, aber nach 30 Jahren ist Han ein Schmuggler und Leia führt eine Rebellion an.
(zuletzt geändert am 29.12.2017 um 12:56 Uhr)
TiiN
Seite 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42 43 44 45 46 47 48 49 50 51 52 53 54 55 56 57 58 59 60 61 62 63 64 65 66 67 68 69 70 71 72 73 74 75 76 77 78 79 80 81 82 83 84 85
« vorherige Seite nächste Seite »
RSS-Feed für diesen Kommentarthread abonnieren
RSS-Feed für alle Kommentare