Twi'lek, Stormtrooper, T. Catt (Leia), Private (Porn-Wars-Babe), Starballz-Babe
Rein wie die Gedanken eines Jedi-Ritters - so stellte sich George Lucas seinen Sternenkrieg vor. 30 Jahre später gibt es Twilek Sexpuppen und weibliche Darth Vaders im Latexkostüm. Wie konnte es soweit kommen? Eine kurze Geschichte der Erotik von "Star Wars".
Die Konkurrenz war buchstäblich scharf: "Hausfrauenreport 6", "Unmoralische Novizinnen" und "Nene, die Frühreife" - solche Filme lockten im Februar 1978 die Deutschen in die Kinos. Ausgerechnet gegen diese "Busento-Streifen"
(so wurden sie wirklich genannt) trat ein Film an, der so gar kein Sex-Appeal
zu bieten hatte: "Krieg der Sterne". Darin tischte ein Ami-Regisseur den gerade sexuell befreiten Deutschen
sein Märchen auf vom galaktischen Bauernburschen, einer Prinzessin im Wallekleid und enthaltsamen Rittern. Schockierend!
Das Ganze hatte natürlich Methode. Denn George Lucas erklärtes Ziel war es, mit "Star Wars" eine Fabel zu erzählen, die so unschuldig war wie jene Serien, die er selbst als Kind im Fernsehen gesehen hatte. Flash Gordon und Buck Rogers, so hießen seine Helden, und in deren Abenteuern gab es weder One-Night-Stands noch Bondage, sondern nur brave Damen in hochgeknöpften Kleidern. Gleichzeitig wollte sich der junge Filmemacher von den Regisseuren der damaligen Zeit absetzen, die allesamt auf harten Realismus und blanke Brust setzten. Kaum zu glauben, aber wahr: Wer damals, im Jahrzehnt des Minirocks, Frauen in bodenlange Röcke steckte, galt als reaktionärer Rebell.
Praktisch, plausibel und prüde - diese Vision seines Universum
boxte Lucas unbeirrt durch. "Nichts soll herausstechen", hämmerte
er seinen Konstumdesignern ein. Und sie befolgten die Order wortwörtlich:
Damit sich unter dem Kleid von Prinzessin Leia weder BH-Ränder noch
Brustwarzen abzeichneten, wurde angeblich jede noch so kleine potenzielle
Erhebung mit Klebeband glattgebügelt, bis Hauptdarstellerin Fisher
endgültig zum nippellosen Neutrum entschärft war. Wer einen
tiefen Ausschnitt suchte, musste tief graben: Einzig und allein das US-Magazin
"Rolling Stone" zeigte auf seinem Cover im August ‘77 eine Prinzessin Leia,
die sich nicht völlig zugeknöpft präsentierte.
Das letzte verbliebene Stückchen nackter Haut in Film selbst gehörte
Koo Stark, einem britischen Starlet, das die Rolle der Camie aus Luke Skywalkers
Clique übernommen hatte. Doch die Karriere der jungen Dame in kniehohen
Lederstiefeln endete auf dem Boden des Schneideraums. Danach machte Stark
vor allem durch Skandale auf sich aufmerksam, etwa durch den Film
"Emily", in dem sie mit einer anderen Frau nackt unter der Dusche zu sehen
war. Sie sollte übrigens nicht das letzten Sternchen sein, das sich
am Sternenkrieg die Finger verbrennt.
Auch in "Das Imperium schlägt zurück" marschierte Lucas weiter
auf dem Pfad der Tugend. Kein Kostüm und keine Szene durfte heißer
sein als die Tagestemperatur auf Hoth. Intimität jenseits eines Kusses?
Verboten! Was allerdings nicht bedeutete, dass es beim Dreh wie in der Nonnenschule
zuging: Erst kürzlich
kam heraus, dass es hinter den Kulissen zwischen Harrison Ford und Carrie
Fisher heftig funkte. Und warum auch nicht? Schließlich waren
viele der Schauspieler damals in ihren Zwanzigern und die Hormonspiegel
entsprechend hoch. Wie hoch, lässt nur das bekannte "Boob-Grab"-Foto
erahnen, auf dem Chewbacca nach Prinzessin Leias - natürlich blickdicht
verpackter - Brust greift. Wie dieses Bild der Anstandspolizei von
Lucasfilm durch die Lappen gehen konnte, bleibt bis heute unerklärlich.
Doch mit "Die Rückkehr der Jedi-Ritter" kam die große Wende. Und sie lässt sich in drei Worten zusammenfassen: Leias. Metall. Bikini.
"Als sie mir die Kleidung auszogen, mich in einen Bikini steckten und den Mund verboten, war das ein klares Indiz dafür, was für eine Art von Film Teil Drei werden würde", spotette Carrie Fisher. Fest steht, dass ihr Kostüm als Jabbas Sklavin beim Publikum gut ankam: Die Kombi aus Leder-Stiefeletten, knappes Höschen mit Bronzeschild und natürlich Metall-BH (übrigens wieder mit Klebeband auf der Haut fixiert) schaffte es sogar auf das Kinoplakat. Ein Mythos war geboren. Und Fisher befeuerte die Fantasie der Fans mit dem Hinweis, dass man von oben in das Kostüm hinein "bis nach Florida" hätte gucken können. Und Florida liegt bekanntlich ziemlich weit im Süden.
Warum es Lucas plötzlich in so schwüle Gefilde verschlug,
darüber kann nur spekuliert werden. Einige Cineasten glauben, dass
der Mann aus Modesto sich ausgerechnet von der Neuauflage von "Flash Gordon"
(1980) inspirieren lies, in der Ornella Muti ein ähnlich freizügiges
Ensemble trug.
Fest steht: Das Timing war perfekt. Wer sich als Erstklässler von "Krieg der Sterne" hatte anfixen lassen, pubertierte heftig, als "Die Rückkehr der Jedi-Ritter" in die Kinos kam. Schnell stand das Urteil der Old-School-Fans fest: Ewoks - Flop, Leias Bikini - Top! Das amerikanische FHM brachte die historische Signifikanz der leichtbekleideten Leia später wie folgt auf den Punkt: "Dieses Babe hat Amerikas Jugend ihren ersten Ständer beschert."
Es sollte nicht der letzte sein. Im Laufe der Jahre hat sich um den Weltraum-Wonderbra ein wahrer Kult entwickelt, der den Machern der Sitcom "Friends" 1996 sogar eine ganze Folge wert war.
Was? Das Kleinejungen-Franchise "Star Wars" setzt jetzt plötzlich
auf nackte Haut? Das
ließ die Pornoindustrie natürlich aufhorchen, und schon wenige
Monate nach ROTJ kam mit "Sex Wars" der erste Erwachsenenfilm auf den Markt,
in dem "Krieg der Sterne" parodiert wurde. Wobei "Parodie" etwas hochgegriffen
ist: Der 35-mm-Streifen schildert die Abenteuer des männlichen Helden
Mark Starkiller und seiner Prinzessin Orgasmo, die sich in schlecht inszeniertem
Geschlechtsrummel erschöpfen. Dabei wurden zwischen die Sexszenen
immer wieder Archivaufnahmen eines ausbrechenden Vulkans geschnitten.
Trotz dieser extremen Cheesyness können sich selbst Liebhaber von
Siebziger-Pornos für "Sex Wars" nicht erwärmen. Ihr einhelliges Urteil:
"Der Film ist nicht einmal durch den Vorspulknopf zu retten." Das sollte
zukünftige Regisseure allerdings nicht davon abhalten, sich noch mehrfach an das Thema heranzuwagen.
Mit dem Funkeln des Metall-Bikini jedenfalls verabschiedete sich "Star Wars" in die Dunklen Jahre. 14 Jahre lang machte die Saga Pause, und als sie zurückkehrte, war die Prüderie der ersten Tage völlig passé. Für "Episode I" verpasste Lucas seiner Vision ein gründliches Erotik-Update. "Star Wars" wurde dem Geschmack der neuen Fans angepasst - einer Altersgruppe, die manche schon als Generation Porno bezeichnen. Und diesen Kids konnte Hollywood definitiv nicht mehr mit Prinzessinnen in Wallekleidern kommen.
25.09.1951 - geb.: Mark Hamill (Luke Skywalker)
27.09.1934 - geb.: Wilford Brimley (Noa, gest. 2020)
27.09.1947 - geb.: Denis Lawson (Wedge Antilles)
27.09.1973 - geb.: Indira Varma (Tala Durith)