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Jeder Star-Wars-Film hat sein charakteristisches Stück - ein Stück, das man hört, und sofort den Titel des Films herausschreit. So ist es zumindest bei den Prequels. Bei Episode I war es das Duel of the Fates, in Episode II war es das Liebesthema Across the Stars und in Episode III bekommen wir ein neues einprägsames Stück: Battle Of The Heroes.
Tiefe und hektische Streicher-Figuren, deren Einzeltöne zusammengespielt traurige Harmonien ergeben würden und schnell und einzeln gespielt die traurige und vor allem dramatische Stimmung tragen, leiten dieses Meisterwerk ein - und es ist ein Meisterwerk. Das neue Thema auf der Star-Wars-Bühne wird uns von Hörnern vorgestellt, die sehr scharf gespielt werden. Das Thema stellt einen Gegensatz zu den im Hintergrund weiter stattfindenden, hektischen Streicherfiguren dar. Das Thema erscheint majestätisch und gedehnt und voll innerer Ruhe, aber zugleich Bestimmtheit - es passt zu Helden - und darum geht es ja hier. Nachdem es einmal gespielt wurde und man sich unwillkürlich fragt "Was war das? Was war das? Mehr!", spannt uns Williams kurz auf die Folter. Die Streicher führen ihre hektische Begleitung unbeirrt fort. Ganz vorsichtig und trotzdem rhythmisch kündet die Kesselpauke an, dass mehr kommen wird. Dann erklingt das Thema erneut. Jetzt erwacht das restliche Orchester in einem sanften Crescendo, begleitet von einem Glissando auf der Harfe.
Die Kombattanten haben quasi die Bühne betreten. Und jetzt folgt das, was mir auch nach dem 30. Hören noch immer Gänsehaut verursacht: Ein gemischter Chor trägt das Thema vor, das Orchester tritt in den Hintergrund. Spätestens seit dem Duell of the Fates ist der Chor Bestandteil der Star-Wars-Musik. Wir können Williams nur dankbar sein, dass wieder einer dabei ist. Tiefe Bässe, gefördert auch durch sehr sanfte Pauken, sorgen für Dramatik, die ein wenig an Orffs Carmina Burana erinnert. Damit meine ich nicht die Hektik in Orffs Werk, sondern ich will damit sagen, dass hier wahrhaft epische Musik erklingt. Beim zweiten Mal, wo der Chor dieses Thema vorträgt, wird er stärker vom Orchester begleitet. Hier passiert eigentlich nichts Anderes, als das hier ein eigentlich sehr kurzes Thema vorgestellt und immer wiederholt wird. Dann scheint Williams förmlich darauf zu warten, dass der Hörer ruft: "Ich will mehr davon." Und Williams gibt ihm mehr: "Du willst mehr? Du kriegst mehr!" Und noch mehr - und noch mehr. Ein Crescendo durch Hinzunahme immer neuer Stimmen, Instrumente usw. Es kommt gar nichts Neues. Das Thema ist da und man lechzt danach, es noch einmal zu hören - und man hört es wieder. Genial. Es schließt mit einer letzten, rein instrumentalen Durchführung.
Schließlich folgt ein schnelleres Zwischenstück, das ebenfalls sehr melodisch, aber zugleich auch hektisch ist. Die Harmonie tritt ein wenig zurück. In verschiedenen Variationen kommt das Thema wieder und mündet schließlich in das Machtthema, begleitet vom Chor. Schließlich wird das Thema wieder aufgegriffen und erscheint in vielen Farben. Man bekommt einen Eindruck davon, wie es für die Musiker bei der Aufnahme gewesen sein muss: nämlich ein Erlebnis.
Den Schluss bilden Streicher, die hektisch ihre Figuren wie bereits zu Beginn des Titels darbieten, schließlich werden sie immer langsamer, sie werden unterbrochen, irgendwie werden sie unvollständig und stoppen schließlich verhalten auf einem sehr tiefen Ton. Im Orchester entsteht ganz vorsichtig und sanft ein gewaltiges Crescendo, dass mit einem markanten Schlussakkord aller Instrumente abschließt und dieses Stück abschließt.
Ich nenne diese Passage fortan das Thema von Die Rache der Sith, denn egal wie es heißt und wo es hier erstmalig ertönt: Williams verwendet es immer wieder, um die Dramatik des Films zu zeigen und zugleich die epischen Ausmaße der Episode in Musik zu fassen. Es hat etwas von Götterdämmerung. Auch wenn es hier noch nicht passiert: Man hört Obi-Wan förmlich verzweifelt ausrufen "You were the Chosen One...!" (dt. "Du warst der Auserwählte..."). Das Thema fasst den Kampf von Helden, von Titanen in Musik. Ein Stück mit Ohrwurmcharakter. Es gibt einzelne Stimmen im Fandom, die hier eine frappierende Ähnlichkeit zu "Attack on Murron" von James Horner aus dem Soundtrack zu Braveheart entdeckt haben. Ich persönlich halte das für einen Zufall. In der Ausgeprägtheit ist dieses Stück definitiv das Werk von John Williams. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er das wichtigste Thema von RotS von James Horner geklaut hat.
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