20. August 2004
Von Farscape bis zum Little Shop of Horrors, ist der Leiter der Kreaturenabteilung Dave Elsey sehr vertraut damit, Schaum, Latex und ein Mischmasch anderer Materialen in vielgeliebte Figuren verschiedener Science-Fiction-Filmuniversen zu verwandeln.
Elseys Lebenslauf liest sich wie eine Liste von Kultfilmen. Er erstellte Kreatureneffekte für Alien 3, besondere Maskeneffekte für Hellraiser, Mission: Impossible, M:I 2 und Reise zurück in der Zeit (in dem er außerdem Zombie Nr. 6 spielte) und lieh dem Kultklassiker The Little Shop of Horrors seine animatronischen Fähigkeiten. Freunden des Genre ist er wohl am besten in seiner Rolle als Kreativer Leiter der Science-Fiction-Fernsehserie Farscape bekannt, für die er bis zu fünfzig verschiedene Wesen erstellte und beaufsichtigte.
In seiner jüngsten Rolle als Leiter der Kreaturenabteilung von Star Wars: Episode III Revenge of the Sith war Elsey mit seinen Mitarbeitern für alles verantwortlich, was "Gesichtserweiterungen, Hörner oder ungewöhnliche Kontaktlinsen betraf, bis hin zu kompletten Kostümen und animatronischen Puppen". Außerdem bestand seine Arbeit daran, einige Figuren wiederzuerschaffen, die für Fans des Kriegs der Sterne in aller Welt nichts weniger sind als Ikonen.
"Wir bilden eine Menge Figuren aus früheren Filmen nach, wie zum Beispiel den Imperator oder Chewbacca. Und natürlich zeigen wir, wie Anakin Skywalker Darth Vader wird.", sagt Elsey.
Einen gutaussehenden Schauspieler wie Hayden Christensen in einen grausig tragischen Darth Vader zu verwandeln, ist keine einfache Aufgabe. Elsey hatte alle Hände voll zu tun, um einen entstellten Sithlord zu schaffen, von dessem helmlosen Aussehen Fans bislang nur flüchtige Blicke erhaschen konnten.
"Unsere Aufgabe bestand darin, eine frühere Version dessen zu erstellen, was wir am Ende von Die Rückkehr der Jedi-Ritter erleben, wenn er den Helm abnimmt und wir sehen, wie er darunter aussieht. Dafür mussten wir eine Menge Forschungsarbeit leisten.", erklärt Elsey. "Es gibt nur wenige Fotos davon, wie das alles aussah." Anakins Verletzungen, die in Episode VI gezeigt wurden, sind von Fans im ganzen Internet umfassend dokumentiert und analysiert worden. Elsey hatte damit die Möglichkeit, die wenigen Bilder mit eingehenden Fanananaysen zu ergänzen. "Das Internet ist glücklicherweise voll von dieser Art Material. Das hat uns sehr geholfen.", erinnert er sich. "Die Fans haben uns Material finden lassen, das wir brauchten, indem sie endlos darüber nachgedacht und geschrieben haben."
Elsey beschreibt die Arbeit, bereits bestehende Maskeneffekte nachzubilden, als eine Form der Archäologie. "Im Grunde genommen haben wir die Arbeitsschritte anderer Maskenbildner nachverfolgt.", sagt er. "Wir mussten jede Narbe an der richtigen Stelle plazieren und dem ganzen einen Sinn verleihen."
Beim Durchforsten jahrealter Maskenbildnerarbeiten, die nicht eingehend dokumentiert worden waren, musste Elsey die filmische Realität verstehen lernen, die seine Entscheidungen bestimmte. Der demaskierte Anakin aus Episode VI schien nicht aus dem Anakin entstanden sein zu können, nach dem die Handlung von Episode III verlangte.
"Ich bin ein großer Fan der Masken der klassischen Trilogie, aber das Aussehen von Anakins Gesicht am Ende war sehr verwirrend. Es sah nicht so aus, als ob er verbrannt worden wäre.", sagt Elsey. "Er hatte eine große klaffende Wunde auf der einen Seite seines Gesichts und eine Art Einkerbung oben am Kopf. Soweit ich sehen konnte, gab es aber nirgendwo echte Verbrennungen. Außerdem trägt Anakin/Vader am Ende von Die Rückkehr der Jedi-Ritter noch immer den unteren Teil seiner Maske. Wir dachten uns deshalb, dass die wirklichen Verletzungen unterhalb des Kinns begannen."
Die Gestaltung der Maske musste außerdem dem kurzen Blick auf den helmlosen Vader aus Das Imperium schlägt zurück entsprechen. "Man sieht dort einen ganz kurzen Moment lang seinen Hinterkopf, der unverkennbare Narben aufweist. Wir mussten sichergehen, dass wir diese Narben an der richtigen Stelle anbrachten.", sagt er. Darth Vader verbringt mehr als zwei Jahrzehnte in der dunklen Rüstung. Diese Zeit gab Elsey und seinen Mitarbeitern bei der Entwicklung von Vaders Aussehen für Episode III eine gewisse Flexibilität. "Wir haben uns überlegt, dass er in dieser Zeit viele chirurgische Eingriffe und Hauttransplantationen und alle möglichen Maßnahmen über sich ergehen ließ, um so gut wie möglich auszusehen... was nicht sehr gut ist, wie man am Ende von Die Rückkehr der Jedi-Ritter sehen kann. Damit hatten wir die Freiheit, Episode III sehr viel brutaler anzugehen.", sagt er. "Ich habe schon oft mit Verbrennungen gearbeitet, deshalb wollte ich, dass sie hier möglichst glaubhaft aussahen. Es ist nämlich so: selbst wenn man die Wunden ein wenig stilisiert, muss man sie noch sehr drastisch umsetzen, damit sie wirklich wie frische Verbrennungen aussehen. Bei einem Film wie diesem, ist es sehr, sehr schwierig, das zu leisten."
Nachdem Elsey eine Entscheidung über die Vor- und Nachteile filmischer "Realität" gegenüber forensischer Genauigkeit getroffen hatte, beriet er sich mit Regisseur George Lucas über die endgültige Umsetzung.
"Ich ging zu George und fragte ihn, 'was können wir uns hier erlauben? Wie widerlich können wir es machen?' Und er sagte eigentlich nur, 'tu, was Du tun musst'.", erinnert sich Elsey. "Für einen Krieg-der-Sterne-Film ist das eine wirklich finstere Bilderwelt, die diesen Film wohl zum dunkelsten Krieg-der-Sterne-Film überhaupt machen wird. Ich bin deshalb wirklich gespannt, wie es am Ende aussehen wird. Ich glaube, je drastischer die Maske ist, desto besser wird es ihr gelingen, den stufenlosen Übergang zu allem, was wir bisher gesehen haben, zu gewährleisten."
Als die Zeit kam, Hayden Christensen in einem langwierigen Prozess die Maske aufzutragen, sah sich Elsey einem mehr als willigen Opfer gegenüber. "Hayden will ganz offensichtlich, dass das alles so großartig wird, wie nur möglich.", sagt Elsey. "Er hat sich viele unserer Urentwürfe angesehen. Wir haben versucht, ihm unsere Arbeit zu erklären, aber bisher hat er noch nie Maskenprothesen tragen müssen. Das war also alles sehr neu für ihn. Es war ihm sehr wichtig, dass alles möglichst authentisch aussah und genauso, wie er sich das selbst schon vor seinem geistigen Auge vorgestellt hatte. Und natürlich wollte auch ich, dass er mit dem, was er im Spiegel sah, glücklich war.
Je länger er in seinem Stuhl saß", fährt Elsey fort, "desto häufiger schloss er kurz die Augen, und als er sie wieder öffnete und sich im Spiegel ansah, waren weitere Teile seiner Maske angelegt. Ich konnte sehen, wie er von Mal zu Mal glücklicher wurde. Was sehr gut ist, weil ich Situationen erlebt habe, wo Leute ihre Augen öffneten und immer unglücklicher wurden, je außerirdischer oder deformierter sie wurden."