6. Februar 2004
Den letzten Star Wars Film zu schneiden ist eine Aufgabe, die man nicht auf die leichte Schulter nimmt. Roger Barton kennt die Verantwortung nur allzu gut, sich durch Stunden von Filmmaterial durchzuarbeiten, um das epische Finale der größten Space Fantasy Saga zu erstellen. Seine vorherigen Arbeiten beinhalten Filme wie Bad Boys II, Ghost Ship, Pearl Harbor, Nur noch 60 Sekunden und Armageddon. Es war seine Arbeit als unterstützender Editor, wo er zusammen mit Regisseur James Cameron an Titanic arbeitete, die letztendlich zu einem Oscar für den besten Schnitt führte.
Es ist daher keine Überraschung, dass Bartons Name ausgewählt wurde, um an Episode III zu arbeiten, mit der Ausnahme für Barton selbst.
"Ich habe mir die Frage einige Male selbst gestellt: Wie bin ich nur hierher gekommen?", sagt Barton. "Ich bin glücklich, dass ich einige starke Beziehungen wie zu Ted Gagliano von 20th Century Fox gemacht habe. Ted muss genug an mich geglaubt haben, um meinen Namen einer Liste mit verschiedenen anderen sehr talentierten Editoren hinzuzufügen, welche viel mehr Erfahrung hatten als ich. Ich glaube, sie haben jemanden gesucht, der sich in eine Umgebung begeben konnte, die bereits durch die letzten zwei Filme etabliert wurde, jemanden ohne irgendwelche vorgefassten Meinungen darüber, wie die ganze Sache läuft. Ich möchte daher gerne glauben, dass ich einfach dort reingepasst habe.
Treffen mit George Lucas
Als er an einem anderen Film arbeitete, erhielt Barton einen Anruf von Gagliano von Fox Post Production, wo es um ein "Spezielles Projekt" ging.Barton sagt, dass er heimlich schon gehofft habe, es wäre der letzte Teil der Star Wars Saga, aber er wollte sich nicht allzu viele Hoffnungen machen. Doch bevor er es wusste, war Barton auf dem Weg von Los Angeles, um Regisseur George Lucas zu treffen.
"Als ich mit George Lucas zusammensaß, hätte dies die einschüchternste Erfahrung in meinem Leben werden können. Vor allem als ich draußen vor seinem Büro saß. Aber als ich dann durch die Tür ging, passierte etwas," sagt Barton. "Sofort ließ er mich wohl fühlen und er war völlig locker. Er erzählte mir, dass Schneiden sein Lieblingspart des Prozesses ist und ich kann Ihnen nach 6 Monaten Arbeit an Star Wars sagen, dass er den kreativen Prozess, welcher im Schneideraum passiert, liebt."
Barton hat zugestimmt, die nächsten zwei Jahre an Episode III zu arbeiten. Zuerst am Set in Sydney, Australien, während den Dreharbeiten und dann endlich Seite an Seite mit George Lucas und seinen Editor Mitarbeitern auf der Skywalker Ranck in Marin County, Californien.
"Ich glaube jeder verfolgt dasselbe Ziel, und dieses ist, den denkwürdigsten aller Star Wars Filme zu machen. George ist ein großartiger Anführer und ist die kreative Kraft hinter diesem Film. Er stellt eine Menge Gelassenheit her, sowohl am Set, als auch im Schneideraum, " sagt Barton, "Es ist nett in dieser Art von Umgebung zu arbeiten, da es uns ermöglicht, sich auf das zu konzentrieren, was wichtig ist, welches natürlich die Arbeit ist, die wir in diesen Film hineinstecken."
Herangehensweise an eine Szene
Wenn Barton mit dem Schneideprozess anfängt, beginnt es zuerst mit dem geschriebenen Wort. Er studiert jede Szene im Script und betrachtet sich auch die die Szenen unmittelbar davor und danach an. "So kann ich ein Gefühl für den Rhythmus bekommen." sagt er. Den Zweck einer Szene zu zerlegen hilft ihm, wichtige Fragen zu beantworten. "Sollte die Szene zwischengeschnittenen werden, oder sollte sie sich als ganzes abspielen? Was sind die dramatischen Takte innerhalb dieser Szene? Was ist innerhalb dieser Szene, was wichtig ist um die Geschichte zu erzählen? Was sind die emotionalen Takte? Welche Takte innerhalb dieser Szene werden das Publikum berühren?" fügt Barton hinzu.
Aber die eingehende Prüfung einer Szene, als eine in sich geschlossene Entität, muss mit dem Hintergedanken ausbalanciert werden, dass diese in einem größeren Rahmen existiert. "Was ich machen möchte ist - auf die effizienteste Art, die möglich ist - diese emotionalen Takte und Story Takte zu bekommen und dann weitermachen, so dass die Story nicht entgleist," sagt Barton. "Die Bewegung sollte so zwischen den Szenen stattfinden, so dass uns der Film im größeren Rahmen immer zu einem neuen Ort führt."
Die umfangreiche Benutzung von digitalen Techniken bringt einmalige Herausforderungen beim Schneiden von Episode III mit sich. Filmmaterial zu schneiden, wo die meisten, wenn nicht sogar alle, Hintergründe noch einzufügende Special Effect beinhalten, kann abschreckend sein.
"Ich habe noch an keinem Film mit soviel Bluescreen und Greenscreen gearbeitet, aber auf eine komische Weise erlaubt es mir als Editor, sich wirklich auf die Leistung der Schauspieler zu konzentrieren." erklärt Barton. "Da es keinen Hintergrund gibt, der mich ablenkt, habe ich die Möglichkeit zu überprüfen, was mit dem Ausdruck des Schauspielers los ist. Außerdem schafft es neue Herausforderungen, da ich mir ständig vorstellen muss, in welche Art von Umgebung diese Leute später eventuell hineingefügt werden. In einer Weise ist es verführend, da ich ohne den Hintergrund Angst habe, zu straff zu schneiden. Ich meine nicht zu schnell, sondern dass die Winkel, die ich auswähle, zu straff sein können, da ich nicht das ganze unglaubliche Star Wars Universum sehe, welches später hinzugefügt wird."
Als solches ist das Schneiden, genauso wie das ganze Filmemachen, eine Mischung aus technischen Know-how und künstlerischen Instinkten. "Dieses Handwerk wird nicht leicht gewürdigt, da wenn es gut gemacht ist, man es oft nicht sieht. Im Endeffekt ist es das Medium des Regisseurs und ich glaube, das als ein Editor meine Hauptverantwortung darin liegt, sehr eng mit George zu arbeiten, um seine Visionen so gut wie ich kann rüberzubringen und meine eigenen Instinkte hineinfließen zu lassen" erklärt Barton.