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Anakins Verrat wird sehr klagend formuliert. Wie es auch schon bei Anakins Traum war, so gibt es hier keine Vorwürfe. Es wird nur geklagt. Die Rahmenbedingungen sind sehr traurig. Zunächst beginnen Streicher das Stück sehr leise und fließend. Ganz dezent werden sie im tiefen Register begleitet. Nach und nach werden sie emotionaler, irgendwie mitten drin kommt der Chor dazu. Die Harfe sorgt mit Arpreggios für weitere Gefühle - die Star-Wars-Zewa-Taschentücher könnten doch noch zum Einsatz kommen.
Nach etwas mehr als einer Minute gibt es einen Wechsel, alles wird dramatischer. Es ist nicht mehr so traurig, es wird anklagender und auch schärfer. Wir haben es mit Verrat zu tun. Und das zeigt Williams u.a. mit scharfen Bläsern. Charakteristisch ist für Williams nach wie vor das Spiel mit Frage und Antwort.
Williams konzentriert sich beim Verrat hier auf eine inhaltliche Aussage: etwas verschleiert sagt er den Hörern, wen Anakin verrät. Unterschwellig hört man nämlich das Liebesthema. Er verrät mit seinen Handlungen Padmé, er verrät seine Liebe, seine Frau.
Neben Streichern und Chor gehört dieses Stück den Hörnern des Orchesters. Die Harmonien sind sehr düster und dramatisch. Gegen Ende steigert sich alles in einem gut hörbaren Crescendo, um dann klassisch und fast schon choralartig zu enden und zu verhallen.
Es ist vollbracht: Anakin Skywalker hat seine Familie, die Jedi und schließlich sich selbst verraten. Als Hörer ist man verzweifelt und fassungslos - einmal mehr schafft es Williams, auf der Tonleiter der Emotion zu spielen. Bravo!
An dieser Stelle möchte ich auf den Vorwurf eingehen, dass Williams hier nur bekannte Motive aneinanderreiht. Ich halte diesen Vorwurf persönlich für haltlos. Williams erzählt in seinem Soundtrack die Geschichte. Er begleitet nicht nur die Handlung, er erzählt sie regelrecht. Er verwendet bekannte Themen, um inhaltlich zu sagen und zu erklären, was da auf der Leinwand passiert. Er zeigt, was in den Protagonisten vorgeht. Er zeigt, was die Handlungen der Protagonisten bedeuten. So bekommen die Filme eine Tiefe, die sie ohne die Musik nie erreichen könnten.
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