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Anakin's Traum beginnt mit Streichern, die einen Klangteppich erzeugen, indem sie einfach nur einen Ton halten. Der Ton schwebt geradezu, im Hintergrund spielt die Harfe ganz sanfte Akkord-Arpreggios. Dies bildet das Fundament für eine sehr gefühlsbetonte und für RotS sehr seltene melodische Violinenstimme. Diese sehr emotionale Passage wird von einem Solisten auf exzellente Weise vorgetragen. Die Melodie ist leicht traurig. Die Violine tritt dann in den Hintergrund und macht dem Liebesthema aus Episode II Platz: Across the Stars, das wunderschön, eben wie in einem Traum, von Holzbläsern und Flöten vorgetragen wird. Es folgen traurige Streicherpassagen, die nicht wirklich eine eigene Melodie bilden, sondern sich fast kadenzartig durch die Tonskala gleiten.
Doch hören wir hier bekanntlich nicht Anakins Traum über grüne Wiesen auf Naboo und Anakin träumt auch nicht von Picknick, Liebe und Co. Und daran erinnert uns Willams auf schmerzhafte Weise. Er entreißt dem Hörer sehr subtil und leise, aber doch vehement durch Dissonanz die Idylle des schlafenden Anakin und seinem Glück mit Padmé. Die Streicher werden laut und klagend, unterlegt von einem dissonantem Klangteppich. Willkommen in der Realität: von wegen Happy End. Dies steigert sich in einem Crescendo, gefolgt von einem weiteren Crescendo mit anschließendem Decrescendo. Tiefe Streicher schweben klagend und mit Vorhalten in sehr trauriger Atmosphäre durch den Raum. Da ist keine Wut, kein Ärger, nur Trauer. Und wie schon in Episode II gibt es nicht nur Hoffnungslosigkeit, das Liebesthema darf noch einmal erklingen.
Anschließend kommen im wahrsten Sinne des Worten sehr tiefe Cello- und Basspassagen, zwischendurch kommt das Machtthema, aber sehr leise und dezent, im Vordergrund stehen die traurigen Streicher. Es folgt eine düstere und lautere Hornpassage, die von ebenso lauteren Streichern beantwortet wird, die dann ganz sanft langsam im Nichts verhallen.
Es ist weniger der massive Albtraum, als vielmehr ein sehr trauriger und düsterer Traum, das Unheil wartet. Ein sehr schönes Stück, das auch ohne den Film wirklich gut wirkt und eine geballte Ladung Emotion in sich birgt. Anakins Lebenssituation wird perfekt in Musik verpackt: er liebt Padmé, er liebt sie so sehr. Aber sie steht unter keinem guten Stern, die Liebe - aber er liebt sie doch, guter Stern hin oder her - aber es ist hoffnungslos. Es kann nichts werden mit dieser Liebe. Aber die Macht ist doch mit ihm - ja, die Macht, aber was hilft es, wenn er der dunklen Seite verfällt? In der Reihenfolge erzählen uns das die Musiker des London Symphony Orchestra unter Leitung des Komponisten John Williams. Muss man noch mehr sagen? Ich denke nicht.
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