Heute will ich euch ein ganz besonderes Buch aus dem Hause Insight Editions vorstellen, das bereits Ende Oktober erschienen ist. Nachdem ich mir ein Exemplar des Pop-Up-Buchs auf der Buchmesse Frankfurt ansehen konnte, freue ich mich, euch The Ultimate Pop-Up Galaxy von Matthew Reinhart heute, in freundlicher Zusammenarbeit mit dem Verlag, genauer vorzustellen:
Das Wort pop up bedeutet in etwa „plötzlich auftauchen” und sollte im Internet einem jeden durch entsprechende Werbefenster bestens bekannt sein. In Deutschland sind Pop-Up-Bücher als Aufklapp-Bücher bekannt und seit 1860 belegt. Viele von euch mögen in eurer Jugend mit klassischen Märchen- oder nicht so klassischen Disney-Büchern mit dem Konzept in Berührung gekommen sein.
Die Funktionsweise ist einfach erklärt: Beim Aufschlagen einer Seite entfaltet sich meist in der Mitte des Buchs ein in die jeweilige Doppelseite integriertes Element und springt einem förmlich entgegen. Spätere Ausgaben enthielten neben diesem Hauptelement auch noch zusätzliche Interaktionsmöglichkeiten, bei denen man durch kleine Papphebel in das Panorama eingreifen und z.B. eine Szene vereinfacht nachspielen und somit miterleben konnte.
Matthew Reinhart fühlte sich von Kindesbeinen berufen, Künstler zu werden. Nach ein paar Umwegen, darunter ein Biologiestudium, entschied er sich letztendlich doch, den Schritt zu wagen und am Pratt Institute in Brooklyn zu studieren. Anschließend ging er bei einem renommierten Kinderbuchautor in die Lehre und wurde selbst Kinderbuchautor, Illustrator und Papieringenieur. Seinen Durchbruch in der Pop-Up-Buchwelt feierte er 1999 mit dem beliebten The Pop Up Book Of Phobias, sein meistverkauftes Buch ist und bleibt bis heute aber Star Wars: A Pop-Up Guide to the Galaxy aus dem Jahre 2007, das er 2012 mit Star Wars: A Galactic Pop-Up Adventure fortsetzte.
Für sein neustes Star-Wars-Werk arbeitete er mit Illustrator Kevin M. Wilson zusammen, der ihn bei den Zeichnungen und der Kolorierung des Buches unterstützte.
Es gibt zwei Möglichkeiten das Buch zu entfalten. Einmal kann man die fünf Seiten einfach aufschlagen, was sich teilweise etwas umständlich bewerkstelligen lässt, oder man folgt der idealen (empfohlenen) Lösung. Diese liegt dem 7,5 cm dickem Buch als einseitige Anleitung bei, die schrittweise erklärt, wie man das 3-D Diorama vollständig entfaltet, wobei vollständig in diesem Fall bedeutet, auf einer Fläche von 94 x 112 cm.
Die Anleitung ist durchaus verständlich geschrieben, aber der ein oder andere wird wohl trotzdem leichte Probleme damit bekommen. Nach zwei Seiten sollte man an sich den Dreh raushaben und die restlichen Seiten einfach entfalten können. Hat das Pop-Up-Buch dann erst einmal den Tisch übernommen (kleiner Tipp: Ein Gang um den Tisch herum sollte möglich sein!) kann man in die Star-Wars-Welt eintauchen.
Zusätzlich zum Hauptelement jeder Doppelseite finden sich rechts und links jeweils kleine Taschen mit Nummern darauf, die auch nochmal entfalten werden können. Durch Schlitze im Boden können die kleinen Türchen wahlweise in geschlossenem oder geöffnetem Zustand einfach fixiert werden, damit sie nicht festgehalten werden müssen.
Auf den Taschen selber stehen kurze Texte, die die Geschichte des enthüllten Pop-Ups erzählen. Idealerweise fängt man mit der ersten Seite und der ersten Nummer an und folgt dem Fluss des Buches von Episode I: Die dunkle Bedrohung bis zu Episode IX: Der Aufstieg Skywalkers.
Hier die Seiten im Überblick:
Sobald man die erste Seite auseinandergefaltet hat, kommt man aus dem Staunen nicht mehr heraus. Die Schlacht von Geonosis hat in Buchform selten so lebendig gewirkt. Droiden stehen plötzlich direkt vor einem, ein Schlachtschiff der Republik steuert geradewegs auf einen zu. Bewegt man einen kleinen Pfeil nach oben, öffnet sich eine weitere Welt und die Jedi-Ritter stehen im wahrsten Sinne des Wortes mit ihrer Klonarmee bereit. Links und rechts öffnen sich die Welten Naboo, Kamino, Mustafar und Coruscant. Auch hier können kleine Pfeile den Mechanismus des Kampfes zwischen Obi-Wan und Anakin auslösen oder die Verwandlung von Anakin in Darth Vader nachvollziehen.
Auf den anderen Seiten geht es direkt weiter mit der Entdeckungsreise. Der Todesstern enthüllt durch Fenster kleine bekannte Abenteuer der Rebellen, der Millennium Falke verwandelt sich von dem sauberen Schiff aus Solo in das abgenutzte corellianische Schiff, welches wir in Eine neue Hoffnung kennen und lieben gelernt haben. Auf Endor dürfen wir den Ewoks bei ihrem Kampf gegen das Imperium helfen, indem wir Baumstämme auf einen AT-ST zurasen lassen. Weitere Interaktionselemente lösen die rasante Verfolgungsjagd von Leia und Luke aus und heben einen Ewok mit seinem Düsenschlitten in die Lüfte. Jakku wird zu einer lebendigen Verfolgungsjagd des Rasenden Falken, und auf Crait können wir schließlich mit einem beeindruckenden Mechanismus die Kampfläufer zum Laufen bringen. Matthew Reinhart verriet mir in einer E-Mail dazu:
Am schwierigsten zu erschaffen waren wahrscheinlich Geonosis und Crait (die erste und letzte Doppelseite des Buches). Auf Geonosis gab es so viele kleine Details zu berücksichtigen, während sowohl der AT-M6-Pop als auch der Spaziergang auf dem Crait-Salz fast mein Gehirn zum Explodieren gebracht hätte. Auf dem Weg dorthin lernte ich jedoch VIELE neue Techniken, so dass sich die ganze Erfahrung gelohnt hat!
Das Pappmaché kommt sehr stabil daher und ist beidseitig bedruckt und illustriert. Um alles zu entdecken und nichts zu verpassen, muss man um das entfaltete Buch herumlaufen und in jede Ecke schauen. Lässt man sich auf dieses Abenteuer ein, kann man zum Beispiel die Ghost auf Yavin 4 entdecken oder BB-8 am Rand der Widerstands-Basis, um nur zwei von vielen Easter-Eggs zu nennen.
Genau an solchen Punkten spürt man die Liebe zum Detail, die in dieses Buch geflossen ist. Die Texte zu den einzelnen Star-Wars-Schauplätzen sind flüssig und interessant geschrieben und bringen die jeweilige Szene gut auf den Punkt. Mit gewissen Einschränkungen gilt dies sogar für das allerletzte Panel, das Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers gewidmet ist und natürlich nichts über den Ausgang der abschließenden Episode verrät. Ein solider Mini-Ausblick auf das, was uns demnächst im Kino erwartet, ist aber selbst hier gegeben.
Mehr als die Informationen begeistert aber natürlich das Grundkonzept des Buchs und seine Umsetzung, die auch bei mehrmaligem Aufschlagen noch neue Details und Kleinigkeiten enthüllt. Matthew Reinhart schrieb mir über den Aufwand hinter seinem Werk:
Ich habe insgesamt etwa 6 Monate an diesem Projekt gearbeitet. Das schließt die anfängliche Konzeptualisierung genauso ein wie das Schreiben der Texte, die Papiertechniken aller Pop-up-Mechanismen, die Zeichungen, die Koordinierung der Kolorierung, die Zusammenstellung aller digitalen Dateien für die Produktion und meine Rolle bei der Überwachung der tatsächlichen Produktion. Eine lange Zeit, was?
Die Rezension ist mir nicht leicht gefallen, denn das Pop-Up-Buch in seiner Gänze zu erfassen (bzw. zu verschriftlichen) ist nicht einfach. Wo fängt man an und wo hört man auf, um nicht zu viel vorwegzunehmen? Aus meiner Sicht würden alleine schon die Illustrationen den Kauf des Buches lohnenswert machen. Die verschiedenen Pop-Up-Seiten sind so umfangreich gestaltet und verschlagen einem wirklich die Sprache. Lässt man sich auf das Abenteuer ein, kann man sich in dem Buch wunderbar verlieren.
Müsste ich ein Buch des Jahres küren, würde ich nicht zögern und The Ultimate Pop-Up Galaxy wählen, und ich hoffe sehr, dass Matthew Reinhart die Gelegenheit erhält, künftig weitere Pop-Up-Bücher im Star-Wars-Universum zu entwerfen.
The Ultimate Pop-Up Galaxy ist bei Insight Editions erschienen, kostet $ 85 und ist unter anderem bei Amazon.de erhältlich. Alle, die eine deutsche Ausgabe bevorzugen, können auch auf die Panini-Version zugreifen, die nächste Woche für 75 € in den Handel kommen wird und bei Interesse ebenfalls über Amazon.de bezogen werden kann.
Zum Abschluss gewährte uns Matthew Reinhart diesen Blick in das Buch:
Meine Meinung: Ein besseres Weihnachtsgeschenk gibt es dieses Jahr nicht!
Seite 1
Die englische Ausgabe gab es letztens für ~25 Euro bei Amazon (ich selbst habe zu Release noch 35 bezahlt, wollte aber wegen diesem geringfügigen Betrag nicht zurückschicken und neu bestellen), da ist der deutsche Preis natürlich ganz schön heftig im Vergleich.
Aber ihr seht ja an der Rezension, dass das liebevoll und hochwertig gestaltet ist, wenn noch ein schicker Schuber dabeigewesen wäre, wäre das noch das i-Tüpfelchen gewesen.
loener
Redakteur
Henry Jones Jr
Seite 1
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