Lange wird es nicht mehr dauern, dann ist er da, der mit Spannung erwartete Trailer zu Star Wars: Die letzten Jedi. Die Aufmerksamkeit der Fans in aller Welt wird dann natürlich vor allem den neuen Bildern gelten, denn was gibt es spannenderes, als neue Figuren oder Schauplätze erstmals in Bewegung zu erspähen oder alte Figuren in einem neuen Umfeld wiederzusehen? Damit ein Trailer aber so richtig funktioniert, braucht es nicht nur tolle Bildern, sondern – ganz wichtig – auch die richtige Musik.
Die wird auch dieses Mal mit großer Wahrscheinlichkeit wieder von einem Herrn namens Frederick Lloyd stammen, einem gerade einmal 26 Jahre alten britischen Regisseur und Komponisten, der seit 2012 im Trailer-Musik-Geschäft ist. Lloyd hat in dieser Zeit Trailer zu einigen der größten Hollywood-Produktionen mit Musik versorgt, darunter Mad Max: Fury Road, Alien: Covenant und natürlich Star Wars: Das Erwachen der Macht und der Teaser zu Die letzten Jedi.
Lloyd landete 2009 eher zufällig ins Trailer-Musik-Geschäft: Nachdem er an der Filmakademie die Musik für seine eigenen Filme geschrieben hatte, landete ein Stück von ihm auf den verwinkelten Pfaden Hollywoods in Los Angeles, wo es für den Trailer von Zero Dark Thirty verwendet wurde. Lloyd erzählte Mashable dazu:
Ab dem Moment dachte ich mir, dass das etwas ist, an dem ich auch künftig arbeiten könnte.
Seither arbeitet Lloyd mit der Trailer-Musik-Schmiede Pusher Music zusammen, die in Los Angeles diverse Komponisten für Trailer-Musik vertritt.
Doch wie genau läuft das ab, wenn man Musik für Filmtrailer schreibt? Wer glaubt, alles beginne mit Bildern, muss umdenken:
In den meisten Fällen schreibe ich meine Musik quasi auf Halde, d.h. ich schaffe einen Track, und irgendwann findet der ein Zuhause in einem Trailer. Es kann allerdings auch sein, dass man eine klare Vorgabe bekommt und einen maßgeschneiderten Track für einen bestimmten Film erstellen soll. Allerdings bekomme ich auch bei so etwas praktisch nie irgendwelche Aufnahmen zu sehen, sondern normalerweise geht es nur darum, eine Stimmung, einen Ton oder eine Atmosphäre einzufangen, die für den jeweiligen Anwendungsfall passen.
Das beginnt dann zumeist mit einer zentralen Frage:
Die Frage am Anfang ist, wohin soll dieser Track gehen, was sollen die Leute fühlen oder sehen, wenn sie ihn hören? Danach fange ich normalerweise mit einem einfachen Baustein an, einer kleinen Melodie oder einem Motiv - es könnte eine einzelne Note oder ein Ton sein - und baue dann um diesen herum die Musik auf.
Es ist ein sehr instinktiver Prozess, ich habe so ziemlich null musikalische Ausbildung, also ist es meistens nur das Gefühl, wo ich die Musik hinhaben will, und dann lasse ich sie sich von dort aus entwickeln.
Auf die Verwendung seiner Musik hat Lloyd dann allerdings kaum noch Einfluss, da er die für den Trailer zusammengeschnittenen Bildsequenzen nicht zu sehen bekommt, wenn er die Musik zusammenbaut. Die Cutter des Trailers passen die Musik also noch einmal an, sobald klar ist, wie der Trailer aussehen wird, bevor die daraus entstehenden neuen Anforderungen an Lloyd zurückgehen:
Der Prozess verläuft an beiden Enden sehr flexibel. Ich bekomme Anmerkungen über das, was sie geändert haben wollen, und dann setze ich die um.
Wie das rund um Star Wars gelaufen ist, wollten wir vom Komponisten nun etwas genauer wissen, doch wie sich herausstellte, ist die Saga ein allzu heißes Eisen: Einblicke speziell in seine Arbeit an den Star-Wars-Trailern konnte uns Lloyd leider nicht geben. Doch ganz ohne Antworten sind unsere Fragen nicht geblieben. Hier also unser SWU-Interview mit dem Komponisten der Star-Wars-Trailermusik Frederick Lloyd:
Freddie, Du hast unlängst in einem Interview erwähnt, dass die Arbeit an den Star-Wars-Trailern und mit John Williams' Musik eine herausragende Erfahrung für Dich war: Bist Du also selbst Star-Wars-Fan? Erinnerst Du Dich noch an den ersten Star-Wars-Trailer, den Du selbst gesehen hast?
Ich bin in der Tat ein großer Fan von Star Wars in all seinen Facetten! Deshalb ist es für mich eine große Ehre und ein Privileg, an der Neuinterpretation von John Williams' Musik für den letzten Trailer von Star Wars: Das Erwachen der Macht und den Teaser von Star Wars: Die letzten Jedi mitgewirkt zu haben!
An den ersten Star-Wars-Trailer, den ich selbst gesehen habe, kann ich mich offen gesagt nicht wirklich erinnern. Ich bin mir aber sicher, dass es ein Trailer für die klassische Trilogie gewesen sein muss, als ich sie in sehr, sehr jungen Jahren auf VHS gesehen habe.
Aus Laiensicht wirkt Trailermusik wie die ultimative Herausforderung für einen Komponisten, wenn man bedenkt, wie kurz die Musik sein und wie viele Emotionen sie abdecken muss. Wie schwierig ist es, die genau richtige Länge und emotionale Tiefe zu erreichen? Wie sehr musst Du Dir dabei selbst kreative Grenzen setzen?
Trailermusik im Allgemeinen kann eine ziemliche Herausforderung sein. Bei meiner Musik steht für mich immer das Emotionale und Atmosphärische im Vordergrund. Die speziellen Bedürfnisse, die ein Trailer in dieser Beziehung hat, sind für mich also etwas ganz selbstverständliches.
Was das eigene Zurücknehmen oder gar Beschneiden angeht, so ist der ganze Prozess davon geprägt, Ideen wegzuwerfen und verschiedene Wege zu erkunden, in die die Musik gehen kann. Die Länge des Stückes ist wichtig, aber weniger wichtig als der natürliche Fluss der Musik, wenn Du verstehst, was ich meine. Ich kümmere mich deshalb normalerweise nicht zu sehr darum, über oder unter einem bestimmten Zeitrahmen zu bleiben, es sei denn, ich arbeite an etwas sehr, sehr Konkretem!
Vieles von der Musik, die zunächst für einen speziellen Trailer verwendet wurde, bleibt heutzutage nicht mehr darauf beschränkt, sondern wird von leidenschaftlichen Musikern oder Trailer-Begeisterten aufgegriffen, die sie neu aufnehmen und kreativ wiederverwenden. Hast Du Deine Star-Wars-Musik schon an neuen und interessanten Orten entdeckt und wie fühlt es sich an, Menschen auf diese Weise zu inspirieren?
Ich habe viel von der Musik, die ich für verschiedene Trailer geschrieben habe, in YouTube-Videos und an allen möglichen Orten wiederentdeckt. Es ist toll, dass Leute davon inspiriert werden oder dass die Musik sie bewegt.
In meinen Augen ist es die höchste Auszeichnung für Menschen in kreativen Berufen, wenn jemand tatsächlich etwas empfindet, wenn er sich das Ergebnis dieser Arbeit ansieht oder anhört. Ich finde es insofern phantastisch, dass die Leute auf diese Weise auf meine Musik reagiert haben!
Mit der Arbeit an den Star-Wars-Trailern bist Du faktisch in die Star-Wars-Familie aufgenommen worden. Wie war es, die fertigen Trailer zum ersten Mal mit Publikum zu sehen?
Ich habe den Trailer zu Das Erwachen der Macht im Kino gesehen, und das war eine ziemlich surreale und unglaubliche Erfahrung, um es mal vorsicht auszudrücken! Den Teaser zu Die letzten Jedi habe ich bislang noch nicht im Kino erwischt – ich meine, ich war oft im Kino, aber er lief irgendwie nie –, aber ich habe ihn vor einigen Monaten in London im Disney Store laufen sehen, und das war wirklich cool! Reaktionsvideos schaue ich mir dann doch nicht an, aber ich lese manchmal die Kommentare!
Mit Ausnahme von Star Wars geht der Trend in Sachen Trailer-Musik in den letzten Jahren zu Re-Arrangements bekannter Songs. Im Trailer von Alien: Covenant hast Du selbst mit Nat King Coles Nature Boy gearbeitet. Ist es einfacher oder schwieriger, mit Songs anstelle von Elementen wie z.B. John Williams' Macht-Motiv zu arbeiten? Und welchen Song würdest Du gerne einmal für einen Trailer umbauen?
Cover von Songs sind bei Trailern tatsächlich total en vogue, und ich glaube, den Zuschauern wird das auch immer bewusster. Ich bin persönlich ziemlich wählerisch, wenn es darum geht, ein Stück zu covern, aber der Prozess selbst ist spannend und interessant.
Es ist wirklich cool, einen Track in etwas völlig Neues und Anderes zu verwandeln, manchmal in einem Ausmaß, wo man das Original kaum noch heraushören kann. Dann bleiben eigentlich nur noch die Songtexte vom Original übrig.
Und es gibt so einige Tracks, die ich richtig gerne covern würde: Einerseits, weil es irre Tracks sind, die ich unglaublich mag, und andererseits, weil ich die Herausforderung liebe. Ich glaube, eine Menge Leute fänden es irre, überhaupt ein Cover dieser Songs in Angriff zu nehmen. Allerdings halte ich die Liste – zumindest fürs Erste! – geheim.
Last but not least: Wo finden Fans Deiner Trailer-Musik mehr von Dir?
Die meisten meiner Trailer-Arbeiten und eine ganze Menge meiner Musik findet ihr auf meiner Website unter UrsineVulpine.com. Ich habe auch gerade ein Album mit dem Titel Respire veröffentlicht, das eine Sammlung meiner Trailer-Musik – darunter die für die Trailer von Mad Max: Fury Road, The Hunger Games: Catching Fire, Fences, Serena, Denia und weitere – enthält sowie einige persönlichere Stücke. Ich finde, das ergibt eine eine recht interessante Mischung. Das Album gibt es je nach Wunsch auf iTunes und Spotify, aber auch als limitierte CD direkt auf meiner Webseite! Ansonsten arbeite ich gerade an einer komplett eigenentwickelten EP mit Annaca, mit der ich mein Cover von Wicked Game gemacht habe. Und darauf freue ich mich richtig.
Die gesamte gesammelte Trailer-Playlist von Frederick Lloyd findet ihr ganz bequem auf YouTube:
Sein Debütalbum findet ihr u.a. auch bei Amazon.de.
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Darth Jorge
ilikesand
Tolle Einblicke in eine Nische, die oft zu wenig Beachtung findet. Danke für dieses Interview. Hat einige Fragen beantwortet, die ich mir beim Anschauen der Trailer immer wieder gestellt habe.
Ich fand den TFA Trailer und vor allem seine Musik einfach nur bombastisch. Wie dieser Sound mich emotional gepackt hat. Habe ich mir auf der Fahrt zur Premiere damals im Auto in Dauerschleife angehört.
RobiWan
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