Sein Krieg der Sterne hat George Lucas zum unübertroffenen Meister der Einspielergebnisse gemacht, nicht nur der diesjährigen, sondern aller in der Filmgeschichte. Mit seinem charmanten intergalaktischen Klassiker konnte er die Nr. 2 des Jahres, Burt Reynolds Ein Ausgekochtes Schlitzohr in Punkto Einnahmen nicht nur um das vierfache übertreffen, sondern auch den zweieinhalb Jahre alten Einspielkönig Der Weiße Hai zu Sternenstaub verarbeiten. Dennoch hält sich George Lucas im Hintergrund, ganz wie seine Schöpfung R2-D2.
Denn sein Triumph hat Lucas, den Schöpfer und Regisseur von Krieg der Sterne, nicht in Greedo verwandelt, den gierigen Schurken aus seinem wilden Weltraumsaloon. Mit 33 Jahren identifiziert sich George noch immer eher mit "Terry the Toad" aus seinem früheren Filmerfolg American Graffiti. Und während die Geldtransporter weiter rollen und 20th Century-Fox sich mit den Anwälten von Spielzeugfabrikanten über die Ausbeutung der Krieg der Sterne-Goldmine streitet, streicht Lucas persönlich die Wände in seinem bescheidenen Haus in San Anselmo, einem Vorort von San Francisco. An seiner Seite ist eine der begnadesten Cutterinnen Hollywoods: Seine Frau Marcia, die an Krieg der Sterne und Taxi Driver mitwirkte. Sein früheres Lebenziel, Rennfahrer zu werden, endete zwei Tage vor seinem Highschool-Abschluss in einem lebensgefährlichen Unfall. Alles, was davon geblieben ist, ist sein 67er Chevrolet Camaro.
Während seiner dreimonatigen Genesung entwickelte Lucas einen auf Toleranz und Empathie beruhenden, nichtkonfessionellen Glauben, der sich am besten im Krieg der Sterne-Konzept der "Macht" ausdrückt. Anders als viele Filmmoguln der Vergangenheit, bewertet George Erfolg deshalb auch nicht nach den Fehlschlägen seiner Kollegen. Aktuell hilft er seinem ersten Mentor, dem Hollywood-Maestro Francis Ford Coppola bei der Fertigstellung von dessen Vietnam-Epos Apocalypse Now und rührt gleichzeitig die Werbetrommel für Unheimliche Begegnung der dritten Art, den Science-Fiction-Film seines Freunds Steven Spielberg, dem Scharen von Georges Fans nun auf der Suche nach einer neuen Dosis Krieg der Sterne zuströmen. Die drei Filmemacher tauschen sich nicht nur über ihre Projekte aus, sondern beteiligen sich mit Prozentpunkten an den Arbeiten der anderen, um die Innovationen, vor denen die Studios zurückschrecken, abzuschirmen und zu unterstützen.
Wer sich nun fragt, weshalb Lucas Themen ausweicht, die über Science-Fiction oder seine Highschool-Erfahrungen hinausgehen, sollte nicht vergessen, dass seine Inspiration nicht aus literarischen Epen, sondern aus Filmen wie der Flash-Gordon-Reihe herrührt. Als er erstmals zu Geld kam, investierte er es in eine Galerie in Manhatten mit Namen "Supersnipe", die sich auf Comickunst spezialisiert hat. Von einigen Tennis-Partien hier und da einmal abgesehen, verbringt er seine Zeit noch immer am liebsten mit Filmen, zumeist in öffentlichen Kinos, seltener in privaten Vorführräumen. "Ich habe Krieg der Sterne hauptsächlich deshalb gemacht", erklärt er, "weil ich der jungen Generation eine ehrliche, gesunde Phantasiewelt geben wollte, wie wir sie früher hatten. Heute gibt es nur Kojak und Dirty Harry."
Doch Lucas ist über kommerzielle oder vertragliche Ambitionen nicht völlig erhaben. Es wird Fortsetzungen zu Krieg der Sterne geben, vielleicht sogar zu American Graffiti. George wird die Szenarien erarbeiten, aber weder das endgültige Drehbuch schreiben, noch Regie führen. Er ist Diabetiker und spürte, dass die vierjährige Produktionszeit von Krieg der Sterne ihn zu stark beansprucht hat. Allein im letzten Produktionsjahr arbeitete er an 361 Tagen 16 Stunden täglich. "Ich bin nicht gerne der Boss.", erzählt Lucas. Vor allem nicht sein eigener. Auf seiner eigenen, gnadenlosen Perfektionsskala, gibt er American Graffiti 6 von 10 Punkten. "Krieg der Sterne ist etwa zu einem Viertel so, wie ich ihn haben wollte." Sein großes Ziel ist es, "mich zur Ruhe zu setzen und einige experimentelle Filme zu drehen, die vermutlich niemand je zu Gesicht bekommen wird".
Bewunderer Coppola meint hingegen, "es ist sowohl traurig, als auch unnötig wie Lucas sich quält, wenn er Filme dreht." Der Schöpfer des Paten findet, "George ist ein sehr natürlicher, ehrlicher Filmemacher. Er hat nicht den Anspruch, 'großartige Filme' oder 'großartige Kunstwerke' zu schaffen und kommt beidem damit näher als die meisten anderen Regisseure."