20. Februar 2002
Als wir Shmi Skywalker zum letzten Mal sagen, stand sie in der heißen Wüstensonne und sagte ihrem Sohn voll trauriger Freude auf Wiedersehen. Sie bestand darauf, dass er sie verließ, um das freie Leben zu leben, das sie nicht erleben konnte und sein machtvolles Schicksal zu erfüllen. Uns blieb nichts übrig, als uns zu fragen, was mit Shmi passieren würde, da sie doch immer noch Sklavin eines Toydarianers war und die Verbindung zu der Person, die sie am meisten liebte, aufgeben musste: zu Anakin.
Es war eine der herzzerreißendsten Szenen in "Die Dunkle Bedrohung" - und wohl in allen Star Wars Filmen. Um die komplexen Gefühle deutlich zu machen, die für diesen wichtigen Moment nötig waren, wandten sich Regisseur George Lucas und Produzent Rick McCallum Pernilla August zu, einer der gefeiertsten Schauspielerin in ihrem Heimatland Schweden, aber bis dahin den meisten amerikanischen Zuschauern unbekannt.
Jetzt, da die Veröffentlichung von Episode II rasend schnell näherkommt, ist August nicht nur für ihren denkenswerten Auftritt als Shmi, sondern auch für ihre Hauptrolle in der gefeierten und hervorragend bewerteten NBC Produktion "Mary, Mother of Jesus" berühmt - ein weiteres Beispiel für Augusts Status als überragende Mutterfigur und ihre Fähigkeit, die Schattierungen einer Mutter zu meistern, die zwischen der Liebe zu ihrem Sohn und der weisen Erkenntnis hin- und hergerissen wird, dass sein Weg weiter führt, als diese Liebe.
Natürlich ist Augusts Arbeit am neuesten Star Wars Prequel genauso emotional, wie es sich die Zuschauer zur Gewohnheit gemacht haben, von ihr zu erwarten, oder gar mehr. Aber die Schauspielerin, im wahren Leben dreifache Mutter, deren Karriere von ihren Erfahrungen in Filmen und Theaterstücken des gefeierten schwedischen Autors, Ingmar Bergman, geformt wurde, erzählt dem "Insider", dass intensiver Stoff für sie zu ihrem vertrauten Gelände zählt.
"In Episode II gibt es große Gefühle", sagt sie, "aber ich habe keine Angst davor. Diese großen Gefühle sind mir auf gewisse Weise so nah. Ich habe so viel mit Ingmar Bergman zusammengearbeitet, dass ich daran gewöhnt bin."
Schwieriger als die Darstellung dieser Gefühle, sagt August, war es, sie so schnell zu zeigen. Als sie im letzten Sommer nach Sydney, Australien und zum Set von Episode II kam, begann sie, schon kurz nachdem sie das Drehbuch gelesen hatte, mit dem Drehen. "Es war immer herausfordernd.", sagt sie. "Wenn man nur ein paar Tage hat, um in diese großen Emotionen hineinzuspringen, ist das ziemlich verzwickt, weil man keinen Ausgangspunkt hat. Dies war wirklich ein schneller Sprung mitten hinein - und geradewegs wieder heraus."
Sie musste sich desweiteren auf ein weiteres Element einstellen - oder, wie sie es sagt, "Ich hatte einen neuen Sohn."
Während August in Episode I viel Zeit damit verbrachte, sich Sorgen über einen jungen, damals achtjährigen Jake Lloyd zu machen, wurde Anakin dieses mal von dem 19jährigen Hayden Christensen gespielt. "Er war so süß und sehr gut.", sagt August über den neuen Anakin. "Er hat die gleiche Wärme und Güte, wie Jake."
Doch obwohl ihre Zeit in Sydney kurz war, war sie diesmal viel entspannter, als während der Dreharbeiten von "Die Dunkle Bedrohung", da Episode II ihr zweiter Star Wars Film war. "Ich war nicht so nervös - ich kannte alle Leute um mich herum.", erinnert sie sich. "Das ist so eine professionelle Crew, und sie kümmern sich um Dich - es ist alles so ruhig und nett. Ich liebe es, ein Teil davon zu sein und genieße es sehr, mit George Lucas und Rick McCallum zu arbeiten. Sie waren so süß zu mir. Sie sind Freunde für's Leben."
Das sorgenfreie Gefühl bei Episode II war ein spürbarer Unterschied zu Augusts Angst, als sie die Rolle in Episode I übernahm - und zum ersten Mal auf englisch spielen musste, was nicht ihre Muttersprache ist. Sie hatte schon zuvor mit Rick McCallum gearbeitet, an zwei Episoden der Lucasfilm-Reihe "Die Abenteuer des jungen Indiana Jones", und der fleißige Produzent erinnerte sich an sie, als es Zeit wurde, die Rolle von Shmi zu besetzen.
"Ich war sehr glücklich, die Rolle zu bekommen, aber es war das erste Mal, dass ich in englisch drehte - "Die Abenteuer des jungen Indiana Jones" wurden in italienisch und deutsch gedreht.", sagt sie. "Ich habe in ihnen nie englisch gesprochen. Deshalb war ich etwas nervös."
Sie setzte sich ihren Maßstab noch höher, als sie die Titelrolle in "Mary, Mother of Jesus" mit Christian Bale als Jesus übernahm. "Es war für mich wirklich eine Herausforderung, eine solch große Rolle in einer Fremdsprache zu spielen.", sagt sie. "Was ich in Star Wars gemacht habe, war sehr klein, aber so etwas großes zu spielen, das war, wie in der Schule."
August lacht über Vergleiche zwischen den Rollen Maria und Shmi. "Ich weiß nicht mehr, ob ich es paradox fand.", sagt sie, "aber was recht komisch ist, ist, dass das meine Rolle ist - sie werden mir nie mehr etwas anderes zu spielen geben." In ihrer besten Imitation eines Filmproduzenten, der nach der Besetzung einer jungfräulichen Mutter sucht, fährt sie fort: "'Holt mir diese schwedische Schauspielerin!'"
Aber August sagt, sie fühlte sich geehrt, als Maria besetzt zu werden. "Ich bin sehr glücklich darüber.", sagt sie. "Ich habe es sehr genossen, und es war schön, mit Christian Bale zu arbeiten."
Doch nur weil sie es genoss, die Rolle zu spielen, heißt das nicht, dass August das Endprodukt je gesehen hat. "Ich muss ehrlich sein", gibt sie zu. "Sie schickten mir eine Aufnahme und ich habe sie noch nicht gesehen. Es ist lächerlich. Aber manchmal bin ich einfach so. Für mich ist das wichtigste die Arbeit."
Diese Arbeit fing für August früh an. Als sie 10 war, spielte sie in einem Kindertheater und entdeckte ihre Liebe zum Schauspielen. "Ich erinnere mich an den Augenblick, als ich allein auf der Bühne stand.", sagt sie, "und da passierte etwas zwischen mir und den Zuschauern - und ich erinnere mich an das Gefühl, weil es genau das Gefühl ist, das ich jetzt habe, wenn ich auf einer Bühne stehe und fühle, dass etwas ganz besonderes gerade in diesem Augenblick geschieht. Es ist etwas, das man zusammen mit den Zuschauern entdeckt. Ich erinnere mich an diese Erfahrung", fährt sie fort, "und es war, als hätte ich es in mein Herz eingeschlossen, weil ich als Kind sehr schüchtern war und nie darüber sprach, Schauspielerin zu werden. Ich war kein Kind, das sagte, 'Ich will Schauspielerin werden.'. Für mich war es mehr ein Geheimnis, das ich an diesem Tag ausprobieren musste."
August brauchte nicht lang, bis sie zum Spielen zurückkehrte. "Ich hatte die Möglichkeit, mit 16 eine kleine Rolle in einem Film (Giliap) zu übernehmen.", erinnert sie sich. "Der Regisseur war Roy Andersson, einer sehr guter schwedischer Regisseur, und ich denke, in diesem Moment ging es mir ins Blut über. Da wusste ich, ich musste es wieder ausprobieren."
Von den amerikanischen Schauspielerinnen Gena Rowlands und Meryl Streep inspiriert, schrieb sich die heute 43jährige August mit 19 in der Schauspielschule in Stockholm ein und erhielt bald Rollen in Filmen der schwedischen Regisseure Lasse Hallström (der Pernilla 1981 in "Tuppen" steckte und seitdem in den Vereinigten Staaten für seine Nominierungen zum Besten Film für "The Cider House Rules" and "Chocolat" berühmt geworden ist) und dem legendären Ingmar Bergman, der sie in seinem letzten filmischen Meisterwerk "Fanny & Alexander" in einer tragenden Rolle besetzte, als sie 21 war. Für ihre Karriere nennt sie diesen Film heute "das wichtigste, was ich je getan habe".
Dennoch, trotzt der gesteigerten Aufmerksamkeit durch "Fanny & Alexander", konzentrierte sich August, nach ihrem Abschluss an der Schauspielschule, noch immer auf Bühne. "Als ich mit der Schauspielschule fertig war, ich ging direkt zum Theater und arbeitete dort fast 10 Jahre lang.", sagt sie. "Danach begann ich, mehr Filme zu drehen. Aber das Theater ist mein Ausgangspol. Von dort komme ich her."
Tatsächlich bemerkt August, dass die stark begrenzte Art schwedischer Filmproduktionen das Theater zu einem muss machen. "In Schweden ist es unmöglich, nur Filme zu machen.", sagt sie. "Kein Schauspieler kann das tun, und man kann in Schwden von Filmen nicht leben. Es ist nicht wie in Amerika, wo man nur Filmschauspielerin sein kann."