20. Februar 2002
Nachdem sie also die Schauspielschule 1982 verlassen hatte, zog sie in die kleine schwedische Stadt Gävle, wo sie einem Theaterensemble beitrat, das von Regisseur Peter Oskarson geleitet wurde. Dort spielte sie Hauptrollen in solchen Stücken wie Strindbergs "The Dreamplay" und Chekovs "Three Sisters". Vier Jahre später zog sie zurück nach Stockholm und trat dem Royal Dramatic Theater bei, wo sich Ingmar Bergman, nach einer langen Karriere als Filmemacher, der Regie von Theaterstücken zugewandt hatte. Dort spielte August, neben anderen Rollen, die Hauptrolle der Orphelia in "Hamlet" und die Nora in "A Doll's House".
Des weiteren spielte sie speziell für sie geschaffene Hauptrollen in zwei Filmen, die Bergman schrieb und dann an andere Regisseure abgab. Der erste Film war "Best Intentions", für den August den renommierten Best Actress Preis bei den Cannes Filmfestspielen 1993 gewann. Der Film, unter der Regie von Augusts früherem Ehemann Bille August, gewann in Cannes außerdem die Goldene Palme. Bergman verfolgte dies weiter, indem er August für sein Drehbuch "Private Confessions" (1996) besetzte, das von Liv Ullmann umgesetzt wurde. Die Rolle, die er für August in "Private Confessions" schrieb, basierte auf Bergmans Mutter.
August trat kürzlich außerdem in dem schwedischen Film "Gossip" und dem dänischen Film "Anna" in Hauptrollen auf. Aber nach fünf Jahren voller Filme - und einer langen Abwesenheit von der Bühne - kehrte die Schauspielerin ans Royal Dramatic Theater zurück, um für Bergman in Friedrich Schillers Theaterstück "Maria Stuart" aufzutreten.
"Im August flog ich von Australien aus direkt in die Proben dafür.", sagt sie. "Die Premiere war im Dezember, und wir werden es bis Ende Mai spielen. Danach kommen wir im nächsten Sommer, hoffentlich, nach New York. Wir gingen mit allen Bergman-Stücken dorhin, und ich glaube, wir werden es auch dieses Mal tun. Es ist wichtig, zum Theater und zu meinen Wurzeln zurückzukehren. Ich habe das jetzt gespürt, weil es fünf Jahre her war, dass ich ein Theaterstück gemacht habe. Für mein Spiel war es sehr gut, zurückzugehen und herauszufinden, um was es, von Anfang an, geht."
Dennoch bedeutet dies nicht, so August, dass sie glaubt, Bühnenauftritte wären wichtiger, als ihre Filmarbeit. "Sie füttern einander, in gewisser Hinsicht.", sagt sie. "Jedesmal wenn ich am Theater arbeite, sehne ich mich danach, Filme zu machen, und wenn ich in Filmen auftrete, sehne ich mich nach dem Theater. Man arbeitet anders, wenn man Filme macht. Man muss sehr viel kleinere Schritte gehen, und das kann für das Theater auch sehr gut sein - fähig zu sein, seinen Ausdruck zu kontrollieren."
Zwischen den normalen Filmen, die sie in Schweden macht und einer Big-Budget Produktion wie Star Wars, liegt eine Welt voller Unterschiede, sagt sie. "Der große Unterschied ist, dass das Team hier so klein ist und die Dreharbeiten nicht auf drei verschiedenen Tonbühnen gleichzeitig laufen. Es gibt vielleicht eine, wenn es überhaupt ein Studio gibt.", sagt sie lachend. "Normalerweise arbeiten wir auch nur mit einer Kamera, und das ist ein Riesenunterschied, weil man immer mit vielen Kameras arbeitet, wenn man Star Wars macht."
Aber im Kern, sagt August, macht es keinen Unterschied, ob man in Star Wars oder in irgendeinem anderen Film schauspielert. "Der Prozess des Schauspiels, der Arbeit mit der Kamera und der Arbeit mit dem Spiel selbst, ist der gleiche. Natürlich ist da die andere Sprache, aber das Schaupielen selbst ist das gleiche." Das ist eine Grundeinstellung, die die Schauspielerin in ihre ganze Arbeit einbring, und August bleibt der Zukunft verpflichtet, statt in vergangenen Projekten zu schwelgen, egal wie beliebt sie sind. So ist es auch bei Star Wars. "Ich bin 43, ich habe meine drei Kinder, und mein Ausgangspunkt sind Schweden und das Theater.", sagt sie. "Wenn ich wollte, könnte ich, wie ein Botschafter, zu jeder Convention gehen. Aber das interessiert mich nicht. Ich bin daran interessiert, meine Arbeit voranzubringen - sowohl im Theater, als auch dabei, neue Projekte zu machen."
Das wiederum heißt nicht, dass sie an ihrer Rolle im Star Wars Universum und an alle dem verrückten Zeug, das sie mit sich bringt, keinen Gefallen findet. Selbst wenn es sich dabei darum handelt, in den Fox Studios Australia in einem Stuhl zu sitzen, während sie von einem Laserstrahl umkreist wird, der ihren gesamten Körper (im Kostüm) für eine mögliche Actionfigur scannt. - "Man musste darüber lachen - es war seltsam, aber lustig.", sagt sie. Oder auch die Beantwortung des Haufens von Fanpost, obwohl sie gesteht, "Ich fürchte, ich bin sehr schlecht beim Antworten. Ich tue mein bestes - zwei oder drei Mal im Jahr gehe ich alles durch, was da ist, und schicke Antworten zurück. Zumindest wenn frankierte Umschläge dabei sind - sonst würde mich das zu viel kosten!" Aber mehr als alles andere, sagt August, genoß sie ihre, sehr kurze, Zeit in den Star Wars Kulissen und erinnert sich gern an ihre anfängliche Freude, für "Die Dunkle Bedrohung" als Stammutter des Skywalker Clan besetzt worden zu sein - jetzt ist sie die Mutter von Anakin und die Großmutter von Luke und Leia. "War ich überrascht? Darauf können Sie wetten - ich habe geschrien.", erinnert sie sich. "Es war phantastisch!"
Wenn sie sich an die Dreharbeiten von Episode I erinnert, sagt sie: "Es war wundervoll, einfach nur ein Teil davon zu sein. Ich habe es sehr genossen, mit Liam Neeson zusammenzuarbeiten, und natürlich erinnere ich mich an die Wüstenszenen, weil es so heiß war. Woran ich mich aber am meisten erinnere ist, dass ich, als wir draußen in der Wüste waren, im 3 oder 4 Uhr morgens aufstand und zusah, wie die Sonne aufging. Es war so wunderschön. Ich werde es nie vergessen."
Aber obwohl ihre Erfahrungen bei den Dreharbeiten der Episoden I und II der Star Wars Saga unvergesslich waren, sagt August, dass es kaum noch real erscheint. Ist sie wirklich nach Tunesien, London und Sydney gefahren... oder in eine weit, weit entfernte Galaxis? Oder war das alles nur ein Traum?
"Die Leute fragen mich, 'Wie ist es in Hollywood?'. Und ich sage, 'Es ist nicht Hollywood .- es ist etwas anderes.'", erklärt sie es. "Ein Teil von Star Wars zu sein ist ein Traum. Es fühlt sich für mich wirklich wie ein Traum an, weil es etwas ist, dass ich besuche, um dann in mein normales Leben zurückzugehen. Es ist, wie ein Stück Zucker in meiner Tasche. Ich kann es in meinen Mund stecken und davon träumen, wann immer ich will."
Und wenn wir vor dem Mai 2002 herausfinden wollen, was mit Shmi Skywalker geschah, seit ihr Sohn Tatooine verließ, nun, dann sollten wir es wie Pernilla August halten, und einfach weiterträumen.