Zack, bevor wir uns nach Endor begeben, sollten wir kurz über Dich sprechen: Wie hat es Dich ins Comicgeschäft verschlagen und wie bist Du dabei mit Krieg der Sterne in Kontakt gekommen?
Ich habe auf dem College Illustration studiert und habe mich dabei eingehend mit Comics beschäftigt. Nach meinem Abschluss habe ich angefangen, meine eigenen Minicomics zu produzieren, die ich noch ganz traditionell mit einem Kopierer vervielfältigt und mit einem Tacker zusammengebastelt habe. Nachdem ich die auf diversen Comicbörsen und online verkauft hatte, wurde der Macmillan-Verlag auf mich aufmerksam und veröffentlichte 2012 meinen ersten echten Comicroman Broxo.
In meiner Minicomic-Zeit hatte mich zuvor der Freund eines Freundes, der bei Topps arbeitete, gefragt, ob ich nicht ein paar Sammelkarten illustrieren wolle. Mein erstes Set habe ich damals für den Herrn der Ringe gezeichnet, und danach kam Krieg der Sterne.
Bei How I Met Your Mother hat Barney Stinson unlängst die Theorie aufgestellt, dass nur Menschen (d.h. in Barneys Fall Frauen), die nach dem 25. Mai 1973 geboren wurden, tatsächlich imstande sind, Ewoks zu mögen, weil sie nur dann an ihre Teddybären erinnert würden. Wie siehst Du das als Ewok-Experte und wie bist Du überhaupt zum Ewok-Fan geworden?
Ich glaube, an dieser Theorie ist nichts dran. Die Teddy-Bären-Haftigkeit von Ewoks ist überhaupt nicht das, was ich an ihnen so faszinierend finde. Meines Erachtens mögen Leute aller Altersgruppen die Ewoks aus dem gleichen Grund, weshalb sie auch Hobbits mögen: Sie sind klein und werden häufig unterschätzt. Aufgrund ihrer Widerstandsfähigkeit und ihrer Tapferkeit gelingt es ihnen aber dennoch, in aussichtslosen Situationen zu bestehen. Insofern sind Ewoks klassische Underdogs, und eine gute Underdog-Geschichte mag doch jeder, oder?
Ich jedenfalls war schon immer ein Ewok-Fans. Ich mag Wälder, ich mag ihr Aussehen und ihre coolen Geschütze aus Baumstämmen und Felsen. Ich liebe Figuren, die sich auf eher einfache Technik verlassen.
Wir SWUler finden Ewoks mehrheitlich richtig niedlich, aber seien wir mal ehrlich: Ihr goldenes Zeitalter ist seit 25 Jahren vorbei, ihre Zeichentrickserie ist weitestgehend vergessen, und selbst ihre Brotdosen, Comics, Magazine und so weiter sind praktisch verschwunden. Wieso willst Du sie jetzt zurückbringen? Und glaubst Du, dass die Fans für so viel Niedlichkeit bereit sind?
Ich denke, ich beantworte den zweiten Teil der Frage mal zuerst: Ich halte Ewoks nicht für besonders niedlich. Zumindest nicht ihre Filmfassung mit ihrem verfilzten Pelz, ihren kleinen Augen und ihrer Bereitschaft - um nicht zu sagen: Begierde -, fühlende Wesen aufzufressen.
Als ich mit meiner Ewok-Comic-Idee zu meinem Herausgeber Dave Marshall kam, hat er das Thema für mich sehr gut ins rechte Licht gerückt: Die Wahrheit ist nämlich, dass Luke Skywalker, Han Solo und die anderen für viele Kinder gar nicht die Aushängeschilder von Krieg der Sterne sind. Schreibt man einen Comic für 8jährige, sehen sie dort nur einige Erwacshene, die durch die Gegend rennen und mit denen sie nicht unbedingt viel anzufangen wissen. Auch mit den Ewoks haben sie nicht unbedingt viel am Hut, weil man von ihnen, wie ihr völlig richtig bemerkt habt, ja seit etwa 25 Jahren nicht mehr viel gehört hat. Trotzdem sind kleine, pelzige Gestalten für Kinder häufig bessere Identifikationsfiguren. Und ich bin mir sicher, dass viele von uns die Ewoks über die Zeichentrickserie und das Spielzeug liebgewonnen haben, bevor sie Die Rückkehr der Jedi-Ritter überhaupt kannten.
Soweit wir wissen hat man Dir Shadows of Endor nicht angetragen, sondern Du hast Dark Horse quasi gesocialnetworkt (TM), um Dir diesen Auftrag zu beschaffen (wir berichteten hier). Wie hat man dort darauf reagiert und wie hast Du sie von Deiner Vorstellung überzeugt?
Im Großen und Ganzen ist die Geschichte richtig, ja. Ich habe in meinem Tumblr ein Bild der Ewoks veröffentlicht und geschrieben, wie gerne ich einen Ewok-Comic machen würde. Das wurde häufig genug geteilt, um Dark Horse darauf aufmerksam zu machen, und sie waren richtig davon begeistert. Nachdem sie mich kontaktiert hatten, haben wir uns zusammengesetzt, und ich habe ihnen meine Ideen vorgestellt. Danach musste ich sie eigentlich nicht mehr groß überzeugen!
Shadows of Endor spielt ja vor Die Rückkehr der Jedi-Ritter. Wann genau ist die Geschichte angesiedelt und was können wir insgesamt erwarten?
Ihr wollt doch keine Spoiler hören, oder? Die Geschichte spielt kurz vor Die Rückkehr der Jedi-Ritter und zeigt, wie die Ewoks von mehreren Gegnern in die Zange genommen werden. Außerdem erzählt sie, wie sie sich auf die unausweichliche Konfrontation mit dem Imperium vorbereiten. Und mehr wird nicht verraten.
Nun haben wir gehört, dass Du mit dem Comic die verschiedenen Versionen der Ewoks in Die Rückkehr der Jedi-Ritter, den Realfilmen, der Serie, etc. in Einklang bringen willst. Um welche Unterschiede geht es dabei und wie wird Shadows of Endor damit umgehen?
In den alten Tagen, als das Wünschen noch geholfen hat, war das Thema Kontinuität in der Welt des Kriegs der Sterne noch ein sehr weites Feld. Die Trickserie wurde, soweit ich weiß, zusammen mit Die Rückkehr der Jedi-Ritter entwickelt, und in einer ganzen Reihe von Fragen tauschten sich die Verantwortlichen nicht miteinander aus, bzw. es gab für verschiedene Elemente noch keine endgültige Entscheidung. Das deutlichste Beispiel dafür sind Paploo und Teebo: Im Film ist Paploo ein junger Ewok, während Teebo ein älterer Ewokkrieger ist. In der Zeichentrickserie ist es quasi umgekehrt: Paploo ist ein hoffnungsvoller Jugendlicher und Paploo ein ergrauter Veteran.
Für Shadows of Endor habe ich mir meine eigene Version zusammengestellt. Paploo ist hier der gleiche junge Ewok wie in Die Rückkehr der Jedi-Ritter, der dort das Gleiterrad der Sturmtruppen stiehlt, Teebo ist ein etwas älterer Krieger. Für mich sind das die richtigen Fassungen. Die Serie stellt für mich in etwa das dar, was spätere Ewokgenerationen einander erzählt haben, ohne deshalb aber unbedingt kanonischen Wert zu entfalten.
Ein anderes Beispiel ist übrigens das Fell von Logray: Im Kinofilm ist es bräunlich und cremefarben, in Karawane der Tapferen ist es grau und schwarz. Ich denke aber, dass sich dahinter einfach nur eine gute Geschichte verbirgt.
Und dann gibt es noch zwei Elemente, die die einzelnen Geschichten verbinden: Die Ewokmädchen Kneesaa und Latara und die Duloks. Sie alle sind zwar in der Serie aufgetaucht, waren aber nirgendwo sonst zu sehen. Ich finde, das ist eine echte Schande, und deshalb sind sie jetzt wieder da und offizielle, kanonische Bewohner Endors.
Mal abgesehen vom berühmt-berüchtigten Holiday Special dürften die beiden Fernsehserien der 80er über die Ewoks und die beiden Droiden mit die unbekanntesten Elemente des Krieg-der-Sterne-Universums sein. Hast Du Dir die Serie für die Arbeit an Deinem Comic noch einmal angesehen und gibt es vielleicht sogar einige versteckte, kleine Gastauftritte aus der Serie im Comic?
Ganz ehrlich: Ich hab sie mir nicht angesehen. Einerseits, weil es wirklich schwierig geworden ist, die Serie auch nur zu finden, und andererseits, weil ich mir nicht sicher bin, ob das wirklich sinnvoll gewesen wäre. Die Serie hat zwar einige phantastische Figuren und tolle Augenblicke, aber sie steckt auch voller Elemente, die nicht unbedingt der große Brüller sind. Das mag etwas grausam klingen, aber als Ewok-Liebhaber darf ich so etwas vielleicht sagen.
Eastereggs gibt es dafür reihenweise, besonders aus Die Rückkehr der Jedi-Ritter und den beiden Ewokfilmen!
Als optimistische Menschen gehen wir jetzt einfach mal davon aus, dass Shadows of Endor richtig einschlägt: Hast Du für diesen Fall schon Sequel-Pläne für einen weiteren Sammelband oder vielleicht sogar eine laufende Reihe?
Oh ich würde liebend gerne noch mehr machen! Die Geschichte von Lograys Farbwechsel wäre genial, und ich habe einige Ideen über die Abenteuer der Ewoks nach Die Rückkehr der Jedi-Ritter. Man könnte sogar die Jugend von Chirpa und Logray näher beleuchten.
Endor ist ein magischer, faszinierender Ort, und wenn die Fans wollen, dass ich dorthin zurückkehre, würde ich nichts lieber tun!
Zum Abschluss eine Schnell-Frage-Runde: Kneesaa oder Latara?
Beide. Aber ich liebe Lataras Modegeschmack!
Charal oder Morag?
Definitiv Charal!
Duloks oder Yuzzums?
Duloks sind Spitze, Yuzzums sind Witze!
Zack, vielen Dank für das Gespräch!
Zack Giallongos Shadows of Endor ist im Handel erhältlich.