Oliver Döring ist Regisseur und Autor der Hörspiele zu den Episoden I-VI, sowie zu den Hörspielen "Labyrinth des Bösen" und "Dunkler Lord", die auf den gleichnamigen Romanen basieren.
Anläßlich der bevorstehenden Veröffentlichung des "Labyrinth des Bösen"-Hörspiels am 15. Dezember, hatten wir die Gelegenheit, vor kurzem ein eMail-Interview mit Oliver zu führen.
Herr Döring, vielen Dank, dass Sie sich die Zeit dafür nehmen, unsere Fragen zu beantworten.
Und ich freue mich über das Interesse von "Star Wars Union". Eure Site besuche ich übrigens regelmäßig, denn Ihr seid immer top-aktuell! (Und laß uns doch bitte duzen.)Erzähle uns doch bitte zu Beginn erstmal von Dir und Deiner Arbeit.
An welchen Projekten hast Du schon gearbeitet?
Ich bin seit 1998 Hörspiel-Autor und -Regisseur. Ursprünglich komme ich vom Hörfunk. Dort war ich jahrelang freier Journalist und Comedy-Macher. Zu meinen bekannteren Produktionen gehören die neuen John Sinclair-Hörspiele, die Gespenster-Krimis und natürlich die Krieg der Sterne-Filmhörspiele.
Du zeichnest Dich ja schon für die Hörspiele der Krieg der Sterne-Episoden 1-6 verantwortlich. Wer ist eigentlich damals auf die Idee gekommen? Kam Lucasfilm auf WortArt zu, hatte WortArt die Idee und schlug diese LFL vor, oder war es gar Deine Idee? Könntest Du vielleicht den Weg bis zur Produktion kurz darstellen?
Es war tatsächlich meine Idee. Wir haben mit Sinclair Beachtliches auf dem Hörspielmarkt erreicht - mit der Sonderedition "Der Anfang" sind wir sogar in die Longplayer-Charts gestiegen. Nach diesem Erfolg fand ich, daß es an der Zeit war, mein "Lieblingsthema" anzupacken. So sind WortArt und ich auf MR-Merchandising zugegangen. Die Mitarbeiter dort fanden die Idee toll und arrangierten ein Treffen mit Paul Southern, dem "Director Of International Licensing And Marketing" von Lucasfilm. Also - DA war ich wirklich aufgeregt. Mr. Southern war sehr nett und meinen Ideen gegenüber aufgeschlossen. Ich schlug vor, erst einmal die Filmhörspiele zu machen, und dann, wenn alle zufrieden sind, weitere, 'echte' Hörspiele zu produzieren. Ich glaube, er hatte gespürt, daß ich selbst ein Krieg der Sterne-Fan der ersten Stunde bin.
Der Erzähltext stammt bekanntlich aus Deiner Feder. Gab es irgendwelche Einschränkungen oder Kontrollen von Lucasfilm?
Einschränkungen gab es im Vorfeld keine, so daß ich direkt nach den Vertragsverhandlungen mit dem Schreiben beginnen konnte. Wir haben die Texte dann übersetzen lassen und Lucasfilm zur Abnahme geschickt.
Die obligatorische Frage: war es etwas Besonderes, an einem Krieg der Sterne-Projekt zu arbeiten, und würdest Du Dich selbst als Fan bezeichnen? Du musst hier nichts zurechtbiegen, wir kommen mit der Wahrheit klar ;-)
Also schön. Ich als alter Trekkie wollte schon immer Hörspiele über Mr. Spock machen. Um so seltsamer fand ich es, daß weder er noch die Enterprise im "Labyrinth des Bösen" auftauchen. Nein - Spaß beiseite. Ich war neun Jahre alt, als ich Krieg der Sterne IV im Kino sah. Aber bereits davor war es um mich geschehen! Ich meine - damals gab es weder Toys'R'Us noch Jurassic Park. Heute werden die Kinder regelrecht zugeballert mit Merchandising-Artikeln. Zu meiner Zeit gab es für Science Fiction-begeisterte Kids so gut wie gar nichts, höchstens ein paar Comics, Hörspiele von Europa, "Mork vom Ork" und vielleicht noch die Geisterbahn auf dem Jahrmarkt. Im Kino besuchte ich immer die 15 Uhr-Vorstellungen, in denen ältere SF-Filme gezeigt wurden. Und wenn im Fernsehen mal Highlights wie "Andromeda - Tödlicher Staub aus dem All", "THX 1138" o.Ä. liefen, dann meistens spät abends. Es war immer ein unglaublicher Kampf, meine Eltern davon zu überzeugen, daß ich diese Filme einfach sehen mußte. Schließlich ging es um meine gesunde Kindesentwicklung. ;-) Und dann kam plötzlich Krieg der Sterne - und nichts war wie vorher. Krieg der Sterne hat uns Kindern eine Welt der Phantasie geboten, die es bis dahin noch nicht gab. Daß ich heute selbst mit meiner Arbeit (wenn auch nur ein winzig, winzig kleiner) Teil dieses phantastischen Universums sein darf, macht mich wirklich stolz.
WortArt hat im Juni bekannt gegeben, daß Du zwei sehr beliebte Krieg der Sterne-Romane, "Labyrinth des Bösen" und "Dark Lord - The Rise of Darth Vader", als Hörspiele produzieren wirst. Auch hier wieder die Frage, wie kam es dazu?
Die Filmhörspiele sind bei den Fans sehr gut angekommen. Der Weg zur "großen" Hörspielproduktion war also offen. Ich hatte eine ganze Liste von Themen, die sich dafür eignen. Da Ep. III bei Vielen noch sehr präsent ist, schlug ich diese beiden Titel vor. Ein weiterer Grund dafür war die Verfügbarkeit der Synchronsprecher, die ja erst vor einem Jahr an Ep. III gearbeitet haben.
Der Unterschied zwischen den Roman-Hörspielen und den Film-Hörspielen ist klar. Die Dialoge und die Soundeffekte bei den Filmen waren bereits gegeben, bei den Romanen muß alles von Grund auf produziert werden. Wie gehst Du und Dein Team dabei vor und inwiefern bekommen Sie evtl. Unterstützung von Lucasfilm?
Am Anfang einer jeden Produktion steht das Manuskript. Wenn ich den Roman adaptiert habe, kommt das Casting, dann die Aufnahmen, dann die Post-Produktion. Schon beim Schreiben konnte ich mich mit Fragen an Lucasfilm wenden. Die Zusammenarbeit mit Lucasfilm ist extrem professionell und effektiv. Auch beim Casting stand mir Lucasfilm mit Rat zur Seite. So war mir zum Beispiel nicht völlig klar, ob Palpatines Rote Wachen zur Zeit vor Ep.III auch Klone waren. Dies ist zwar nur ein Detail und bei der betreffenden Stelle im Skript geht es um ganz wenig Text - nur ein paar Worte, aber nach dem "Ja" von Lucasfilm wußte ich, daß nur Martin Kesser für diese Rolle in Frage kommen kann.
Die Bekanntgabe der Roman-Hörspiele fand bei unseren Usern großen Anklang, warf allerdings auch einige Fragen auf.
Es wäre schön, wenn Du unseren Usern die zwei meistgestellten Frage beantworten könnten:
1. Werden die Figuren, die auch in den Filmen auftauchen, ihre originalen deutschen Synchronsprecher haben?
2. Wann genau erscheinen die beiden Hörspiele (in der Pressemitteilung war von Herbst die Rede)?
Alle Figuren haben die Original-Sprecher. Sogar viele der Droiden, die ja nur verzerrt zu hören sind und nicht unbedingt einen "Wiedererkennungswert" haben, wurden mit den jeweiligen Schauspielern besetzt.
Zunächst wird nur "Labyrinth des Bösen" erscheinen. Hoffentlich noch in diesem Jahr [Anm. d. Red.: Mittlerweile steht fest, daß das Höspiel am 29. Dezember (Teil 1 und 2), bzw. Ende Januar/Anfang Februar 2007 (Teil 3) veröffentlicht wird.]. "Dark Lord" wird nächstes Jahr produziert.
Wer traf die Entscheidung bei der Besetzung der anderen Figuren bzw. auch der Filmfiguren, sollten diese nicht ihre bekannten deutschen Stimme haben. Nach welchen Kriterien wurde ausgewählt, wie ging das Casting vonstatten?
Das Casting ist eine wirklich spannende Angelegenheit. Durch meine Arbeit an anderen Hörspielen habe ich zum Glück schon mit sehr vielen Synchronschauspielern zusammenarbeiten dürfen. Eine Nebenrolle mit der deutschen Stimme von George Clooney zu besetzen macht viel Spaß. Schwieriger wird es bei bereits bekannten Figuren. Mon Mothma kommt beispielsweise im Hörspiel vor - aber dort ist sie erheblich jünger als in ROTJ. Hier lege ich großen Wert auf Glaubwürdigkeit. Ich habe mir lange den Kopf darüber zerbrochen, wer nun diesen beliebten Charakter angemessen darstellen könnte. Manchmal hilft auch der Zufall. Bei der deutschen Fassung vom "Herrn der Ringe" stach mir plötzlich die Synchronstimme von Liv Tyler ins Ohr. Nachdem Lucasfilm das okay gab, versuchte mein Assistent die Schauspielerin, Elisabeth Günther, zu buchen. Wir haben sie extra aus München nach Berlin einfliegen lassen. Es sind solche Momente, die meine Arbeit als Regisseur so unvergleichlich machen. Elisabeth hat die Rolle ganz phantastisch gespielt. Ich bin sicher, daß die Fans dies ebenfalls so empfinden.
Wurden viele Szenen gekürzt, um die Romane ins Hörspielformat einzupassen? Wie entscheidest Du, welche Szenen gekürzt oder ganz weggelassen werden?
Daß gekürzt werden mußte, war klar. Aber ich habe versucht, so dicht wie möglich am Original zu bleiben und nur Dinge zu kürzen, die für die Story nicht wesentlich sind. Das ist zum Beispiel bei einigen Dialogen der Fall. Oder es kann sein, daß an der einen oder anderen Stelle anstelle von fünf nur zwei Droiden in einen Kampf verwickelt sind. Überhaupt läßt sich durch Action viel zusammenfassen, da ich in meinen Hörspielen eine Menge über den Sound erzähle.Die Arbeit an welchen Projekten hat Dir mehr Spaß gemacht bzw. macht Dir mehr Spaß, die an den Film-Hörspielen, oder die an den Roman-Hörspielen?
Ganz schwere Frage. Manche denken ja, daß Film-Hörspiele einfach zu produzieren sind. Einfach einen Erzähltext über die Tonspur legen und fertig ist das Teil. Die Wirklichkeit - zumindest bei Krieg der Sterne - sieht völlig anders aus. Mein Ziel war es, den Erzähler absolut passend in jede einzelne Szene einzubinden. Das bedeutet, daß man die verschiedenen Ton-Segmente aufsplitten muß, um die Anschlüsse verlustfrei anzupassen. Wenn niemandem die ganze Arbeit auffällt und alle denken: "Da liegt ja nur der Erzähler drüber", hat sich die ganze Mühe gelohnt. Das eigentlich Schöne an der Sache ist Folgendes: Für die Film-Hörspiele hat uns Lucasfilm mit diversen Ton-Fassungen der Filme versorgt. Es ist echt ein kaum zu beschreibendes Gefühl, wenn Du Dir nur die Sound-Effekt-Spuren anhörst. Die Mitarbeiter von Skywalker Sound sind echte Genies! Bei ROTJ z.B. bekommst Du so viel mit, was im Film durch den zusätzlichen Einsatz von Musik und Sprache manchmal kaum hörbar ist. Das ist echt großartig. Andererseits ist die Arbeit an Roman-Adaptionen viel kreativer und abwechslungsreicher, weil Du mit so vielen Schauspielern arbeitest. Hier entwirfst Du wirklich das vielzitierte Kino für den Kopf. Schon beim Abmischen habe ich das Gefühl, daß hier ein echter Krieg der Sterne-Film entsteht - eben nur ohne die Bilder. Ich glaube, wer Labyrinth des Bösen hört und ein wenig Vorstellungskraft mitbringt, kommt ganz dicht an das Kino-Erlebnis ran. Unter dem Strich macht mir die Arbeit an Labyrinth des Bösen vielleicht doch noch ein klein wenig mehr Spaß als die an den Film-Hörspielen.
Können sich die Krieg der Sterne-Fans, sofern sich die beiden neuen Hörspiele gut verkaufen, Hoffnungen auf weitere Hörspiele basierend auf Krieg der Sterne-Romane machen?
Ich kann natürlich nichts versprechen - aber ausschließen möchte ich auch nichts.
Die nächsten Jahre werden uns mit der Krieg der Sterne-Fernsehserie eine Premiere bringen. Im kommenden Jahr soll die Klonkriegsschiene als 3D-Trickserie weitergeführt werden und für 2008/2009 ist eine Serie mit echten Schauspielern geplant. Wäre auch das interessant für Hörspiele? Gibt es dazu vielleicht schon Planungen?
Geplant ist zur Zeit nur bis einschließlich "Dark Lord". Ausschließen will ich natürlich nichts, aber es gibt so viele Stoffe, daß wir konkret noch gar nichts entschieden haben.
Romane erscheinen auch oft als Hörbuch, also ungekürzt und ohne Effekte und Musik. In den USA kommt das auch bei Krieg der Sterne regelmäßig vor. In Deutschland gab es das bisher noch nie. Wäre das auch eine Option für Dich?
Daß das so ist, habe ich nie verstanden. Obwohl: Die neueren Krieg der Sterne-Hörbücher sind in den USA oftmals mit Sounds und Musik sehr aufwendig und sehr gut inszeniert. Das sollte übrigens viel häufiger auch hierzulande der Fall sein. Vielleicht ändert sich daran ja demnächst mal was. Schön wäre es - von mir aus auch gerne mit mir als Regisseur (das deutsche Hörbuch zu "Der Exorzist" habe ich übrigens mit Effekten überarbeitet, und es klingt richtig, richtig gruselig - sagen zumindest diejenigen, die es gehört haben und danach noch davon berichten konnten? :-) ).
Oliver, vielen Dank für das Gespräch.
Eine Hörprobe des Hörspiels zu "Labyrinth des Bösen" könnt Ihr Euch hier herunterladen.