Herr Kahn, bevor Sie den Roman zu Die Rückkehr der Jedi-Ritter schrieben, haben Sie Steven Spielberg dabei geholfen, E.T. wiederzubeleben. Zunächst vielen Dank dafür, aber wie genau funktioniert das bei einem Außerirdischen?
Genau diese Frage hat mir Kathleen Kennedy gestellt, als sie in der Notaufnahme anrief, in der ich damals arbeitete: Wie kann man einen Außeriridschen wiederbeleben? Ich fuhr mit einigen anderen Ärzten zu den Dreharbeiten - Steven Spielbergs eigener Kardiologe war auch dabei -, und wir haben uns zusammen überlegt, welche Laboruntersuchungen man durchführen müsste, um herauszubekommen, was einem Außerirdischen fehlen könnte, wie man seinen Stoffwechsel messen könnte, und so weiter. Danach haben wir ihm die Medikamente gespritzt, die er unserer Ansicht nach brauchen würde, und als sein Herz aussetzte, haben wir es mit Herzdruckmassage versucht und schließlich einen Defibrillator eingesetzt.
Während der Dreharbeiten von E.T. hat Steven Spielberg Ihnen dann auch direkt Ihren ersten Auftrag für eine Romanadaption gegeben: Wie kam es dazu?
Beim Dreh war Steven sehr nett zu uns allen und sprach mit uns über alles mögliche. Ich gab ihm damals eine Ausgabe meines gerade erst erschienenen Science-Fiction-Romans Zeit und Welt genug und fragte ihn, ob er daraus nicht einen Film machen wollte. Das wollte er nicht, aber ihm gefiel das Buch wohl trotzdem, denn er bot mir an, den Roman zu Poltergeist zu schreiben. Der einzige Haken daran war, dass er mir dafür nur einen Monat Zeit gab, also bat ich all meine Freunde, meinen Dienst in der Notaufnahme für mich zu übernehmen und habe jeden Tag geschrieben.
Auf Poltergeist folgte dann Die Rückkehr der Jedi-Ritter, der damals wohl meisterwartete Film der Welt. Der Druck muss enorm gewesen sein?
Der Druck war gewaltig, aber die Aufregung war es auch. Und ich hatte das Gefühl, Teil von etwas ganz Großem zu sein.
Heutzutage scheint jeder, der an Krieg der Sterne mitwirkt, mit den klassischen Filmen aufgewachsen zu sein, und alle Welt bekennt, schon seit jeher ein Riesenfan gewesen zu sein. Waren Sie damals auch schon ein Fan der ersten zwei Filme?
Das war ich. Den ersten Film habe ich direkt am ersten Tag im Chinese Theater in Los Angeles gesehen. Ich saß in der dritten Reihe und starrte diesen riesigen Sternzerstörer an, der über mir ins Bild flog. Damit war es um mich geschehen.
Von Die Rückkehr der Jedi-Ritter haben Sie für Ihre Arbeit aber wohl trotzdem absolut nichts zu sehen bekommen, oder?
Richtig, ich habe nicht einen Fitzel Filmmaterial gesehen. Sie haben mir aber immerhin eine Menge Fotos der Figuren gezeigt und auch einige Bilder der Kulissen, also hatte ich zumindest einige visuelle Eindrücke, mit denen ich arbeiten konnte.
Was an Ihrer Adaption bis heute faszinierend ist, sind gerade die Stellen, an denen Sie über den Film hinausgingen und die teilweise erst in den Prequels behandelt wurden. Was genau wussten Sie über diese Ereignisse, beispielsweise über den Imperator oder Obi-Wan und Owen Lars?
Nicht viel. Ich wusste, dass Anakin mit Obi-Wan inmitten von Lavaströmen gekämpft hatte. Über die Vergangenheit des Imperators wusste ich absolut gar nichts. Und bei Owen Lars bin ich mir offen gestanden nicht mehr sicher.
Einer der wunderbarsten Momente Ihrer Adaption spielt kurz vor Vaders Tod: Er erinnert sich dort an den Geruch wilder Blumen, was aus heutiger Sicht ja gewisse Querverbindungen zu Naboo eröffnet. Zugegeben, das ist ein sehr winziges Detail, aber wissen Sie zufälligerweise noch, wie Sie gerade darauf kamen?
Ich habe versucht, mich in ihn hineinzuversetzen, um ihn so gut es ging menschlicher zu machen. Ich weiß noch, dass ich viel Zeit auf diese Gedanken und inneren Monologe der letzten Szenen verwendet habe.
Inzwischen nähert sich Episode VII mit großen Schritten. Wo sehen Sie als Erzähler die interessantesten offenen Punkte, die in den Sequels thematisiert werden könnten?
Ich könnte mir vorstellen, dass Han Solo sein ruhiges Leben bald satthaben könnte und sich auf ein letztes Abenteuer einlässt. Luke könnte sich genau wie sein Vater mit der dunklen Seite der Macht herumschlagen, oder vielleicht überspringt die Faszination des Bösen auch eine Generation, und er muss sein Kind retten, dass drauf und dran ist, die rote Linie zu überschreiten. Und Leia könnte sich eingesperrt fühlen und insgeheim versuchen, eine Revolte gegen die Korruption anzustiften, die in der neuen Republik um sich greift.
Das würden wir wirklich gerne sehen! Sie selbst haben nach mehreren Romanadaptionen - darunter Tempel des Todes und die Goonies - den Weg ins Fernsehen gefunden und irgendwann begonnen, an Star Trek zu arbeiten. Wie ist es dazu gekommen?
Ich war schon ewig ein Riesentrekkie und habe immer wieder Geschichten für Raumschiff Enterprise - Das nächste Jahrhundert eingesandt. Eine davon haben sie dann aufgegriffen. Später bin ich dann ausgerechnet über ein Drehbuch für die Sopranos bei Voyager gelandet. Sie fanden wohl, dass ich dieses Mafiadenken und diese Figuren gut eingefangen hatte und damit auch für noch absonderlichere Figuren aus der Welt von Star Trek geeignet wäre. Die Stimme von Figuren einzufangen, ist beim Schreiben sehr wichtig, ganz besonders wenn es darum geht, Figuren durch unterschiedliche Sprechweisen klar voneinander abzuheben.
Inzwischen konzentrieren Sie sich auf Ihre Musikkarriere. Was inspiriert Sie daran?
Ich fand Musik schon an sich immer sehr inspirierend und kenne kein besseres Medium, um mich auszudrücken. Klarer als mit Musik kann man kaum ausdrücken, was einen bewegt.
Und woran arbeiten Sie aktuell?
Ich schreibe gerade ein Musical, das auf meiner CD Man Walks Into a Bar basiert und hoffe, daraus später auch einen Film zu machen. Dranbleiben lohnt sich also.
Herr Kahn, vielen Dank für dieses Interview!
Mehr von James Kahn findet ihr auf ThatJamesKahn.com, inklusive einige seiner Songs und seinen Blog.
Die Romanadaptionen der klassischen Trilogie sind im Buchhandel erhältlich.