1976 war Alan Dean Foster einer der ersten Nicht-Filmemacher, die einen Blick auf den Krieg der Sterne werfen durften, als er zum Ghostwriter der Romanadaption des noch nicht veröffentlichten Kinoerfolgs wurde. Zwei Jahre später befasste sich Foster als erster Autor mit den weiteren Romanabenteuern von Luke und Leia und schuf mit dem Sequel Splinter of the Mind's Eye den Grundstein des Erweiterten Romanuniversums. Danach verschwand er für so manchen Fan vom Radar und tauchte erst 2002 mit dem Episode-II-Prequel The Approaching Storm wieder auf.
Verschwunden ist Foster jedoch nie: Als einer der erfolgreichsten Autoren von Ablegerromanen und Romanadaptionen begleitete er Filme wie Alien, Transformers, Die Chroniken von Riddick und Terminator: Die Erlösung mit umfangreichen Romanfassungen. 1995 schrieb er die Romanversion von Steven Spielbergs Herzensprojekt The Dig, das damals von LucasArts als Adventure umgesetzt wurde.
Seinen vielleicht größten Erfolg hatte Foster aber im Star-Trek-Universum: In den 70er Jahren verfasste er Begleitbücher zur damaligen Zeichentrickserie, 1980 war er am Sprung von Kirk und Co. auf die große Leinwand beteiligt. Seit der Runderneuerung des Universums im Jahr 2009 ist Foster als Stammautor auf die Enterprise zurückgekehrt und lieferte J. J. Abrams die Romanfassungen von Star Trek und Into Darkness. Erneute Zusammenarbeit mit Abrams bei Episode VII? Nicht ausgeschlossen.
35 Jahre nach Splinter of the Mind's Eye war Alan Dean Foster nun so freundlich, uns einige Fragen über seine Arbeit zu beantworten:
Herr Foster, bevor wir in den Krieg der Sterne einsteigen, müssen wir Sie fragen: Sind Sie in Wahrheit zufälligerweise ein Geheimagent? Gerüchteweise heißt es, Sie hätten mit Chuck Norris Karate gelernt, dass Sie ein hervorragender Taucher sind und regelmäßig um die Welt reisen, ganz zu schweigen von Ihren Ausflügen mit weißen Haien...
Ich habe tatsächlich drei Jahre in den Chuck-Norris-Studios Karate gelernt, allerdings ist mir Chuck nur ab und zu über den Weg gelaufen. Mein eigentlich Trainer war sein Bruder, Aaron Norris. Steve McQueen steckte damals ab und zu seine Nase in unser Dojo, und ich vermute, dass er es war, der Chuck überredet hat, doch Filme zu drehen.
Ansonsten finden sich auf meiner Webseite zahlreiche Bilder von meinen Reisen. Und ich habe über meine Begegnungen mit einigen gefährlichen Tieren das Buch Predators I have known geschrieben. Ein Buch über meine Begegnungen mit gefährlichen Menschen steht allerdings noch aus.
Sie haben über die Jahre als Autor mit so ziemlich jedem großen Filmfranchise zu tun gehabt. 2008 wurden Sie von der International Association of Media Tie-In Writers für Ihre Verdienste auf diesem Gebiet sogar mit dem Grandmaster Award ausgezeichnet.
Angesichts des kommerziellen Erfolgs von Ablegerromanen mag diese Frage anachronistisch erscheinen, aber fühlten Sie sich für Ihre Arbeit je ausgegrenzt oder nicht für vollgenommen? Und was macht Ablegerwerke für Sie als Autor so interessant?
Ganz ohne Frage trägt man als Autor von Ablegerromanen ein Kainsmal. Für mich kommen bei dieser Arbeit aber zwei gleichrangige Autoren zusammen: Ich selbst und der Autor des Drehbuchs. Darin unterscheidet sich meine Arbeit nicht von einem Gemeinschaftsprojekt mit einem anderen Romanautor.
Ob man das Ganze nun als Ablegerroman definiert oder nicht, ist dabei irrelevant, wichtig ist allein das Schreiben selbst. Gute und schlechte Werke gibt es überall. Was ich an Ablegerromanen mag, ist, dass ich meinen eigenen, persönlichen Director's Cut des Films entwickeln kann.
1976 wurden Sie zum Ghostwriter der Romandaption des ersten Krieg-der-Sterne-Films. Wie war Ihr erster Eindruck von George Lucas' Galaxis und insbesondere von den eher ungewöhnlichen Elementen, den Jedi, den Sith und der Macht?
Die Jedi waren für mich auf den ersten Blick als futuristische Version der Samurai erkennbar, was rückblickend umso deutlicher wird, wenn man sich Georges Bewunderung für das japanische Kino vor Augen führt. Weniger klar ausgearbeitet waren damals die Sith. Was die Macht angeht, so war sie für die Science-Fiction nicht wirklich neu: Verschiedene Formen von Telekinese, Telepathie, etc. hatte es ja auch schon früher gegeben.
Ihre Romanadaption begann damals mit einem inzwischen legendären Auszug aus dem Tagebuch der Whills, in dem die Vorgeschichte des Films erläutert wurden. Heißt das, Sie hatten damals bereits Zugriff auf Informationen, die wir Fans erst mit Empire und Jedi, bzw. mit den Prequels zu Gesicht bekamen?
Nein, ganz im Gegenteil: Ich hatte rein gar nichts, weder zu den Prequels noch zu den Fortsetzungen. Alles, was zusätzlich zum Film im Roman auftauchte, habe ich mir selbst ausgedacht. Was ja auch die eigentliche Aufgabe eines Autors ist.
Sie haben in Ihre damalige Romanadaption eine unglaubliche Vielfalt von diesen Zusatzdetails eingefügt, und doch heißt es, Sie würden kaum mehr als einen Monat an einem solchen Roman arbeiten. Wie schaffen Sie das?
Wenn ich eine Romanadaption schreibe, stelle ich mir den Film auf Basis des Drehbuchs visuell vor. Danach beschreibe ich, was ich vor meinem geistigen Auge sehe. Die Details, die im Drehbuch fehlen, im Film aber sicherlich vorkommen würden, füge ich an dieser Stelle hinzu. Und ansonsten lese und schreibe ich einfach sehr schnell. Ganz zu schweigen davon, dass ich schnell tippe, was ebenfalls sehr hilfreich ist.
Seit Monaten kennt die Fanwelt eigentlich nur noch ein Thema: Die Sequels. Sie haben das ursprüngliche Sequel geschrieben, Splinter of the Mind's Eye. Welche Vorgaben gab es damals für Sie?
George bat mich, ein Sequel zu schreiben, das im gleichen Universum spielen sollte. Die einzige Einschränkung, die er mir auferlegte, war, Han Solo nicht zu verwenden, da Harrison Ford damals noch keinen Vertrag für eine Fortsetzung unterzeichnet hatte. Ich hatte insofern absolute Handlungsfreiheit und konnte mir neue Figuren und neue Welten ausdenken. Vorgaben in dem Sinne gab es nicht, zumal George viel zu sehr damit beschäftigt war, den ersten Film fertigzustellen, als dass er sich mit einer Prosa-Fortsetzung hätte befassen können.
Eines der spannendsten Elemente in Splinter of the Mind’s Eye war der Kaiburr-Kristall, der nicht nur ein toller MacGuffin war, sondern auch ein Heiliger Gral der Saga hätte werden können. Erinnern Sie sich zufälligerweise noch, woher diese Idee stammte und wie sie ihren Weg in den Roman fand?
Diese Antwort muss ich leider schuldig bleiben: Sie ist verloren in den Nebeln der Zeit. Ich erinnere mich beim besten Willen nicht, ob ich mir das ausgedacht habe oder ich auf einen früheren Drehbuchentwurf zurückgegriffen habe.
Nach Ihrer Arbeit an Krieg der Sterne waren Sie wesentlich an der Wiederbelebung von Star Trek beteiligt. Die Geschichte des ersten Kinofilms war dort entscheidend von Ihnen geprägt. Wie kam es dazu?
Gene Roddenberry war damals damit beschäftigt, eine neue Fernsehserie über Star Trek zu produzieren. Seine Produktionsfirma, Norway Productions, suchte nach Story-Ideen für diese Serie, und eine ganze Reihe von Autoren wurde gebeten, Ideen einzusenden, darunter eben auch ich. Ich nehme mal an, das hatte damit zu tun, dass ich die Romanadaptionen der Trickserie geliefert hatte, die Star Trek Logs. Als dann die Entscheidung fiel, die neue Serie mit einem zweistündigen Fernsehfilm zu starten, sollte ich eine meiner Einsendungen mit dem Titel In Thy Image entsprechend erweitern. Und das wurde dann zur Grundlage des Films, als die Fernsehserie zugunsten eines Kinofilms beerdigt wurde.
Der fertige Film und die nicht hundertprozentig fertiggestellten Effekte spiegeln letztlich den übereilten Produktionsablauf wieder, aber davon einmal abgesehen ist der Film aus meiner Sicht ein sehr mutiger Versuch, echte Science-Fiction zu liefern und die großen Menschheitsfragen anzusprechen. Man stelle sich nur einmal vor, man würde heute zu einem Studio gehen und sagen: Wir wollen einen Film über den nächstmöglichen Schritt der Menschheitsentwicklung drehen...
Mitte der 80er haben Sie die Romanadaption von Pale Rider geschrieben und dies angeblich sehr genossen, weil Sie endlich einmal einen Western schreiben konnten. Auch Ihr Krieg-der-Sterne-Roman, The Approaching Storm, scheint Westernelemente zu beinhalten, gerade mit Blick auf die Alwari. War das tatsächlich eine Inspiration zu Sie und wie haben Sie Ihre Rückkehr in den Krieg der Sterne empfunden?
Ich habe mir die Alwari jedenfalls nicht als amerikanische Ureinwohner vorgestellt, und es ist auch etwas zu einfach gedacht, sich Ben Kenobi als einsamen Revolverhelden vorzustellen. Mit solchen Dingen sollte man sehr vorsichtig sein. Aber es hat Spaß gemacht, wieder mit Krieg der Sterne zu tun zu haben.
Was nicht ganz so lustig war, war, mit einem ganzen Komitee wieder und wieder die Handlung durchzugehen.
Stichwort Komitee: Sie hatten bei The Approaching Storm auch mit der politischen Seite der Prequels zu tun. Wie ist Ihre Sicht darauf?
Die ganze Politik ist ohne Zweifel eines der Aushängeschilde der erweiterten Saga. Was einige Fans für eine sehr erwachsene Herangehensweise an dieses Universum halten und andere als reine Verlangsamung der Handlung wahrnehmen...
Ihnen lag damals das Drehbuch von Episode II vor. Wussten Sie damit auch, dass Palpatine der Sith-Lord im Hintergrund war?
Nein, das wurde mir nicht mitgeteilt.
Nun sind Sie als Autor von Romanadaptionen ja in einer Zwickmühle: Einerseits erfahren Sie vor den meisten Zuschauern, worum es in Filmen geht, andererseits geht für Sie damit auch das Überraschungsmoment verloren. Ist Ihre Arbeit also eher ein Fluch oder ein Segen?
Zweifellos ein Fluch. Ich arbeite sehr gerne an diesen Geschichte, zumal ich ab und an meine eigenen Überraschungen und plötzlichen Wendungen einarbeiten kann, aber es ist für mich unmöglich geworden, einfach ins Kino zu gehen und den jeweiligen Film zu genießen. George Lucas und Steven Spielberg dürfte es da allerdings ähnlich gehen, denn auch sie konnten ihre Filme aus dem gleichen Grund nie richtig genießen.
Sie sind in den letzten Jahren ins Star-Trek-Universum zurückgekehrt und haben die Romane zu J. J. Abrams' neuen Filmen geschrieben. Wie haben Sie diese Rückkehr empfunden?
J. J. hat eine Menge Liebe in seine Arbeit gesteckt, das kann man dem Endresultat deutlich ansehen. Für mich ist es damit auch einfacher gewesen, die Romanfassungen zu schreiben. Er und die Autoren, Roberto Orci und Alex Kurtzman, haben das Universum aus meiner Sicht auf die einzig mögliche Weise einem Reboot unterzogen.
Könnten Sie sich vorstellen, in Form von Episode VII einen weiteren Abrams-Film zu Papier zu bringen?
Das würde vom Drehbuch abhängen.
Ich meine, ich habe so viele Filme zu Büchern gemacht. Es wäre eigentlich nett, wenn man mich einmal bitten würde, ein Buch in einen Film zu verwandeln. Aber ich lebe nicht in Los Angeles, ich gehe nicht auf die richtigen Partys, und ich zwinge mich den Menschen nicht auf. Vielleicht ist das der Grund, dass das noch nicht passiert ist.
Unlängst haben Sie einen interaktiven Roman im Stil des Urgesteins der phantastischen Literatur, H. P. Lovecraft, verfasst. Wäre es verfehlt zu hoffen, dass eines Tages eine ähnlich interaktive Erweiterung Ihrer Commonwealth-Romane erscheinen wird?
Das Lovecraft-Projekt, The Moaning Words, erscheint hoffentlich Ende Oktober. Es hat irrsinnig viel Spaß gemacht, daran zu arbeiten. Und es wäre toll, etwas ähnliches mit dem Commonwealth anzustellen, aber die Entscheidung liegt leider nicht bei mir.
Ich sollte wirklich auf mehr Partys gehen.
Herr Foster, vielen Dank für dieses Gespräch!
Mehr über die Arbeit von Alan Dean Foster erfahrt ihr auf seiner offiziellen Seite.