Bereits vergangene Woche rief Star-Wars-Autor Drew Karpyshyn (Darth Bane, Revan, Knights of the Old Republic) u.a. als Werbeaktion für seine Kickstarter-Kampagne zu einer großen Fragestunde auf Reddit. Hier einige seiner Antworten:
Gab es bei Bioware zum Zeitpunkt der Fertigstellung von Knights of the Old Republic und bevor Obsidian dazukam Ideen für eine Fortsetzung?
Wir hatten eigentlich gar keine Gelegenheit, so weit zu kommen. Verschiedene Partner (Publisher usw.) machten deutlich, dass sie eine Fortsetzung innerhalb eines Jahres wollten, und wir hielten das bei der Qualität, die wir liefern wollten, nicht für realistisch. Also haben wir nie darüber nachgedacht, was wir als Nächstes tun würden.
Was halten Sie von Knights of the Old Republic 2 und was von dem Remake, das derzeit entwickelt wird?
Ich fand, dass KOTOR 2 eine gute Geschichte hatte, aber es fühlte sich eher wie eine eigene Sache an als eine direkte Fortsetzung des Originals. Das war wahrscheinlich eine kluge Idee von Obsidian.
Aber ich fand die Geschichte großartig - ganz anders als mein Stil, aber trotzdem gut. Nur gab es eine Menge Kleinigkeiten - Bugs und kleinere Designprobleme -, die mein Spielerlebnis beeinträchtigt haben. Für mich hat es gezeigt, wie wichtig es ist, dass man genug Zeit hat, um ein Spiel vor der Veröffentlichung ordentlich zu polieren... was Obsidian nicht hatte. (Und deshalb haben wir die Arbeit an einer KOTOR-Fortsetzung ja auch abgelehnt.)
Das Remake ist interessant, weil ich viele der Leute, die daran arbeiten, kenne. Das sind unglaublich talentierte Leute, also bin ich gespannt, was sie sich einfallen lassen werden.
Was halten Sie als Autor von Knights of the Old Republic von den Tales-of-the-Jedi-Comics?
Die meisten Mitglieder des KOTOR-Teams waren mit den Comics vertraut, und ich hatte sie selbst gelesen. Zu der Zeit gab es nicht viel anderes im Umfeld der Alten Republik. Unsere Inspiration kam allerdings, ehrlich gesagt, eher von den Filmen her und von unseren Erfahrungen mit dem alten Pen-&-Paper-Rollenspiel von West End Games.
Sie haben ja sowohl Spiele als auch Bücher geschrieben. Was ist am schwierigsten dabei, eine Geschichte für ein Spiel zu schreiben und was kann man in einem Spiel umsetzen, was in einem Buch nicht funktionieren würde?
Ich habe immer gesagt, dass Spiele wie ein riesiger, aber sehr flacher See sind - sie sind breit und weitreichend, aber weil es so viel anderes gibt (Gameplay, Grafik, Entscheidungen des Spielers), muss man manchmal die tatsächliche Tiefe der Geschichte begrenzen.
Ein Roman hingegen ist wie ein sehr tiefer Teich. Er hat nicht unbedingt den Umfang eines Spiels (die meisten Spiele, an denen ich arbeite, brauchen mehr als 20 Stunden bis zum Finale!), aber man kann wirklich tief in die Charaktere und ihre Beweggründe eintauchen.
Andererseits zieht das interaktive Element eines Spiels die Spieler eher in das Erlebnis hinein. Es ist oft fesselnder als ein Roman - man ist nicht nur ein Beobachter der Geschichte, sondern ein aktiver Teilnehmer.
Das sind alles subtile, aber wichtige Unterschiede, aber letztlich geht es um dasselbe - eine großartige Geschichte zu erzählen.
Was war Ihre Lieblingsaufgabe beim Schreiben von Knights of the Old Republic?
Am meisten Spaß hat mir die Sache mit Calo Nord auf Taris gemacht. Das war eine der ersten Sachen, an denen ich gearbeitet habe, und damals habe ich noch ein paar Skripte geschrieben, also konnte ich seinen Endkampf/Tod schreiben und skripten.
Heute sind die Spiele so kompliziert und fortschrittlich, dass ich nur noch Dialoge schreiben kann. Für die Spieler sieht es viel besser aus, aber mir macht es nicht so viel Spaß. Na ja... trotzdem ein Fortschritt, oder?
Wie viel von der Geschichte der Bane-Trilogie war Ihre Idee und wie viel wurde von Lucasfilm bestimmt?
Bei all meinen Star-Wars-Romanen hatte ich sehr viel Freiheit. Ich habe im Grunde meine Geschichte geschrieben und sie zur Genehmigung eingesandt. Allerdings war Bane in einer früheren Comic-Serie als Hintergrundfigur aufgetaucht. Ich habe versucht, mich genau an diese Ereignisse zu halten; sie füllen jetzt im Grunde das letzte Drittel des ersten Buches. Ansonsten habe ich alles selbst gemacht.
Die Bane-Romane neigten dazu, weitaus erwachsenenorienter zu sein als andere Star-Wars-Inhalte. Wurden Sie jemals von den Verantwortlichen dazu gedrängt, so etwas abzumildern?
Ich war überrascht, was sie mir haben durchgehen lassen. Bei Mord und Todschlag schienen bei meinen Herausgebern jedenfalls keine Alarmglocken zu läuten. Als Zannah zum Beispiel am Ende von Rule of Two die Jedi verstümmelt und ihre Körperteile im Lager verteilt, war ich mir sicher, dass man mich bitten würde, das Ganze abzumildern. Aber das war in Ordnung!
In einer Liebes-/Verführungsszene ließ ich Zannah jedoch eine Figur packen und auf ein Bett ziehen. Das war's, die Szene endete damit, dass sie diese Figur aufs Bett zieht. Und das musste neu geschrieben werden.
Wenn Sie einen künftigen Star-Wars-Roman schreiben könnten, was für eine Geschichte würden sie sich wünschen?
Ich habe noch nicht wirklich über neue -Dinge nachgedacht. Ich hoffe aber immer noch, dass sie die Zeit rund um die Alte Republik, bzw. The Old Republic wieder öffnen und auf mich zukommen.
Karpyshyns Star-Wars-Romane findet ihr bei Interesse in unserer Literatursektion.
Wenn ihr euch für seine Arbeit an Mass Effect interessiert, sei euch der komplette Reddit-Thread empfohlen, wo es unter anderem auch um die ursprünglichen Vorstellungen für das Ende der Trilogie geht.
Seite 1
Da die Bane-Trilogie für mich zum besten gehört, dass SW je hervor gebracht hat, wirklich sehr interessante Infos. Beim Lesen war ich damals auch überrascht, was alles zugelassen wurde, gerade bezüglich brutaler Szenen. Es scheint ja aber sehr üblich zu sein in den USA, dass man da deutlich nachlässiger ist als bspw. bei Erotik. Das war offenbar auch hier so. Ich kann mir ganz gut vorstellen, welche Szene er da ändern musste. Würde aber auch ganz gern mal seine ursprüngliche Version lesen.
chaavla
Die Bane-Trilogie ist mein Favorit des alten EU und stellt, nicht zuletzt durch seine Unabhängigkeit, auch heute noch ein Must Read dar.
Die Metapher mit dem See und dem Teich gefällt mir und sie verdeutlicht einen wichtigen Punkt. KotoR vereinte mMn allerdings teilweise die Stärken beider Medien. Ich bedaure es zutiefst, dass Star Wars Games seit vielen Jahren vor allem auf Action und Gameplay setzen und kaum auf Storytelling.
„Ich hoffe aber immer noch, dass sie die Zeit rund um die Alte Republik, bzw. The Old Republic wieder öffnen und auf mich zukommen.“
Das hoffe ich auch!
Jacob Sunrider
Lord Stroiner
Seite 1
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