Am vergangenen Dienstag erschien mit Thrawn Ascendancy - Chaos Rising der Auftakt einer neuen Roman-Trilogie von Timothy Zahn.
Aktuell gibt es aus diesem Anlass ein Interview mit dem Autor auf der offiziellen Seite, das wir euch anbei übersetzt haben.
StarWars.com: Während des gesamten Romans Chaos Rising hat man wirklich das Gefühl, dass Thrawn in dieser Geschichte einer der Guten ist. Er versucht, sowohl sein Volk als auch die Menschen im Chaos zu retten, aber es gibt immer ein oder zwei Zeilen, die einen daran erinnern, dass er gefährlich gerissen, berechnend und skrupellos ist. Wie vollziehen Sie diese Gratwanderung?
Timothy Zahn: Es geht darum zu wissen, was er will, was seine Ziele sind. Sein Ziel ist es, in erster Linie sein Volk zu schützen und dann andere unschuldige Menschen in der Umgebung der Ascendancy vor dem Bösen zu bewahren. Er wird alles tun, was nötig ist, um das zu erreichen. Seine Skrupellosigkeit zeigt sich, wenn ihm etwas im Weg steht, das dort nicht sein sollte oder von dem er meint, dass es nicht dort sein sollte. Er ist bereit, dieses Hindernis zu überwinden, ganz gleich, was die Konsequenzen sind.
StarWars.com: Die Chiss Ascendancy und ihre Heimatwelt, Csilla, stehen in dieser Geschichte an vorderster Front. Wie sind Sie an die Entwicklung der Feinheiten dieser Gesellschaft herangegangen?
Timothy Zahn: In den anderen Büchern habe ich hier und da ein paar Hinweise eingefügt. Ich habe die Neun Herrscherfamilien erwähnt und wie sich diese Zahl verschieben kann und wie man in eine andere Familie umverteilt werden kann. Die Idee war, dass sie eine Art Erbherrschaft haben, wie die italienische Borgia-Familie. Aber in diesem Fall kommen die Leute immer wieder in die Familie hinein und wieder heraus, so dass sie nicht die Stagnation haben, die sie leicht bekommen könnten. Es ging also um die Frage: "Wie bringe ich diese Dinge zusammen, um eine kohärente Gesellschaft aufzubauen?" Ich hatte die vier Ecken des Hauses, aber jetzt musste ich das Innere ausbauen, und als ich damit begann, geschahen eine Menge interessanter Dinge. Vieles davon ist das, was man "Konsequenzprüfung" nennt. Wenn es diese neun herrschenden Familien gibt, wie funktioniert dann der Rest der Gesellschaft? Ich habe schon früh entschieden, dass die Chiss nicht die gleichen demokratischen Zweige haben, die wir in den USA gewohnt sind. All das geschieht innerhalb der Syndicure. Also habe ich herausgefunden: "Wie funktioniert das, wie hält man es stabil, wie verhindert man, dass es eine allgemeine Diktatur wird?" Nun, alle Familien sind zerstritten. Man nimmt all diese Dinge und versucht, etwas zu schaffen, das funktioniert, das funktionsfähig ist. Auch hier hatte ich die Grundlagen für dieses Buch bereits, ich musste nur anfangen, die Lücken auszufüllen. Ihre Kultur ist eine interessante Mischung aus ständigem familiären Zank, bis es eine klare und gegenwärtige Gefahr gibt, und dann kommen sie alle zusammen. Man will sie nicht vereint haben wenn man vorhat sie anzugreifen, sind sie nicht die Art von Gegner, denen man sich gegenüber sehen will.
StarWars.com: Die Chiss haben auch eine interessante Perspektive auf den Rest der außerirdischen Spezies innerhalb des Chaos. Warum haben sie das Gefühl, über allen anderen zu stehen?
Timothy Zahn: Dies ist ein weiteres Beispiel für die Konsequenzprüfung. Wenn man sagen will, dass es einem egal ist, dass eine Spezies oder ein Planet von den Bösen niedergeschlagen wird und dass man sich erst dann einmischt, wenn es einen direkt betrifft - diese Art von Haltung führt dazu, dass man denkt, dass sie minderwertig sind, dass die eigenen Leute wichtiger sind. Das alles knüpft wieder an sich selbst an. Thrawn hält das für eine sehr kurzsichtige Sichtweise, und man sieht, wie er mit Ar'alani darüber diskutiert, und ihre Antwort lautet: "Nun, wenn wir anfangen, anderen zu helfen, wo hören wir dann auf?" Eines der lustigen Dinge an dieser Art von Buch ist die Fähigkeit, sich mit Fragen und Problemen der realen Welt auseinanderzusetzen, aber in einer Welt, die nicht unsere eigene ist. Wir haben dieses ganze Ethik-Gespräch darüber, welche Verantwortung eine Supermacht-Gesellschaft hat. Das Ziel ist es, den Lesern diese Idee auf faire Weise nahe zu bringen, die Fragen und die Vor- und Nachteile darzulegen, damit sich der Leser eine eigene Meinung bilden kann.
StarWars.com: Es ist schön, dass es innerhalb der Chiss Ascendancy unterschiedliche Meinungen gibt, und Thrawn berücksichtigt sie alle. Oft, wenn er mit anderen spricht, scheinen sie überrascht zu sein, wenn sie eine gegenteilige Meinung zu Thrawns äußern und er sie nicht sofort abweist.
Timothy Zahn: Eines der schlimmsten Dinge, die man in einer Gesellschaft tun kann, ist, eine Seite als böse zu bezeichnen, weil dann jede Hoffnung auf einen Dialog schwindet. Man kann denken, dass die andere Seite falsch ist, aber sobald man "böse" sagt, gibt es keine Grundlage für ein Gespräch, es wird nicht versucht, Gefühle und Gedanken zu ändern - das führt nirgendwohin. Die Idee ist, die andere Seite davon zu überzeugen, dass man Recht hat; man kann immer noch denken, dass sie sich irrt, aber man will sie davon überzeugen. Ein guter Führer zeichnet sich dadurch aus, dass er nichts von vornherein ablehnt. Man muss alle Optionen und alle Seiten in Betracht ziehen. Sie können entscheiden, dass es falsch ist, aber eine Idee einfach zu verwerfen, schließt die Kommunikation aus, schließt Kompromisse aus und ist letztlich selbstzerstörerisch.
StarWars.com: Um auf die außerirdischen Spezies zurückzukommen, die in dem Buch auftauchen, so sind viele neu, und wir bekommen ein besseres Gefühl dafür, wer das Chaos bewohnt. Gibt es Ähnlichkeiten zwischen den Spezies, die es ihnen ermöglichen, im Chaos zu gedeihen?
Timothy Zahn: Es gibt nichts wirklich Einzigartiges unter ihnen, außer dass es sich aufgrund der Schwierigkeit von Fernreisen innerhalb des Gebiets um kleinere Gesellschaften handelt. Die Ascendancy befindet sich in einem relativ ruhigen Gebiet, so dass man hin und her reisen kann, ohne einen Navigator anheuern oder einen Sky-Walker an Bord haben zu müssen. Aber auf den meisten Planeten außerhalb der Grenzen der Ascendancy gibt es dieses Dickicht, durch das man durchkommen muss, es gibt Trümmer und die Hyperraum-Routen ändern sich ständig. Man muss einen Navigator anheuern, um sich durch dieses Dickicht bewegen zu können, so dass die Handelskontakte und politischen Allianzen unter diesen Spezies eher gerinfügiger sind.
StarWars.com: Sky-Walker spielen auch in dieser ersten Ausgabe eine große Rolle, und sie scheinen eine sehr einzigartige Verbindung zur Macht zu haben. Was war Ihre Inspiration hinter diesen Figuren und warum der Name "Sky-Walker", abgesehen von den offensichtlichen Gründen?
Timothy Zahn: Es sollte nur ein netter kleiner Wink mit dem Zaunpfahl sein, als Thrawn zum ersten Mal auf Anakin trifft, aber dann wurde mir diese Trilogie angeboten, und ich merkte, dass ich irgendwie daran festhing. [Lacht] Es war gut, dass ich den Bindestrich dazwischen gesetzt habe, damit die Leute nicht verwirrt werden. Der Name an sich macht schon Sinn, diese Leute durchkreuzen wirklich die Sterne. Ich wollte etwas anderes, ich wollte nicht einfach wieder den Hyperantrieb einbauen. Es ist toll, aber es ist ein Standardtrope. Ich wollte den Dingen etwas mehr Grenzen setzen. Sobald man eine Komplikation einführt, hat sie Auswirkungen, die es wert sind, untersucht zu werden, und die für den Leser interessant sind. Für diejenigen, die sich im Chaos befinden, wenn sie es nicht allein durch diesen Raum schaffen, müssen sie jemanden einstellen, der es kann. Sie sind von anderen abhängig, und diese anderen, die Navigatoren, müssen ihren eigenen Ethikkodex haben. Was bedeutet das alles für die größere Gesellschaft? Wenn sie jemanden angreifen wollen, darf der Navigator, den sie einstellen, nichts ausplaudern. Und das alles führt zurück zu der Frage, warum dies kein leicht erforschbarer Raum ist. Das macht es interessant, es ist eine weitere Herausforderung für die Gesellschaft und für den Leser.
StarWars.com: Die Batuu-Interaktion zwischen Thrawn und Anakin wird nun aus der Perspektive Thrawns erzählt und bietet mehr Einblick in das Ganze. Hatten Sie eine Vorstellung von der Szene aus der Sicht von Thrawn, als Sie sie zum ersten Mal in Thrawn: Alliances schrieben?
Timothy Zahn: Um Himmels willen nein, ich wusste nicht einmal, dass diese drei Bücher jemals geschrieben werden sollten. [Lacht] Es sollte nur aus Anakins Sicht geschrieben werden, als ich es zum ersten Mal schrieb, ich dachte, es sei eine nettes kleines Cameo. Es in dieses Buch zu packen, war eine großartige Möglichkeit, die Geschichte in der Zeitlinie zu verankern, so dass es nur noch darum ging, es einzurichten und herauszufinden, wie Thrawn und Cher'ri es erlebt haben. Es hat viel Spaß gemacht, das zu tun, aber ich hatte nie die Erwartung, dass ich dazu in der Lage sein würde. Eine Interaktion hat mindestens zwei Teilnehmer, und die sehen immer das Gleiche ein wenig anders, sie haben ihre eigenen Hintergründe und Erfahrungen, und das war großartig, mit dieser Szene erkunden zu können.
StarWars.com: In Chaos Rising gibt es einige große Weltraumschlachten. Welche Art von Recherche betreiben Sie bei der Erstellung dieser Szenen?
Timothy Zahn: In den Filmen hat man nicht wirklich Zeit, sich in die internen Taktiken und Diskussionen zu vertiefen, die sich während einer Schlacht in den Schiffen abspielen, und das ist ein großer Vorteil, wenn man sie in Bücher schreibt. Wenn ich mich einer Schlacht nähere, denke ich darüber nach, wer der Feind ist, wie seine Taktik aussieht und was seine Schwächen sind. Was sind die Schwächen der Chiss, was ihre Stärken? Und ich entscheide auch, wie die Schlacht enden soll. [Lacht] Aber das ist auch schon alles. Ich stelle sicher, dass ich beide Seiten verstehe, und dann lasse ich es krachen!
StarWars.com: Worüber werden sich die Fans Ihrer Meinung nach am meisten freuen, wenn sie dieses Buch und diese Serie lesen?
Timothy Zahn: Das ist unmöglich zu sagen. [Lacht] Ich hoffe, es macht ihnen Spaß, mehr über die Chiss-Kultur und Familienstrukturen zu erfahren, um zu sehen, woher Thrawn kam. Obwohl er einzigartig ist, gibt es immer noch eine Menge anderer interessanter Chiss-Charaktere, von denen einige Thrawn verstehen, andere ihn nur ertragen und wieder andere ihn hassen. Man kann ein Buch nicht einfach nur über die Chiss-Abstammung schreiben, es muss die Kulisse für ein weiteres Abenteuer sein. Ich musste all diese Aspekte miteinander verweben und einen guten, soliden Einblick in die Kultur geben und gleichzeitig dafür sorgen, dass Thrawn dort draußen in Ärsche tritt. Das Ziel ist es, diese beiden Dinge auszubalancieren.
Thrawn: Ascendancy I: Chaos Rising erschien nach langer Verzögerung am 1. September mit schickem blauen Seitenschnitt und ist selbstredend bei Amazon.de bestellbar.
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loener
Redakteur
Ich freu mich sehr drauf. Ich finde es toll, dass Zahn wieder Gelegenheit hat, im Star-Wars-Sandkasten zu spielen und vermutlich bekommen wir nun deutlich mehr über Thrawn zu lesen, als damals im Expanded Universe.
Allerdings würd ich schon irgendwann gern wissen, wie es mit Thrawn und Ezra ausging. Hoffentlich wird dieses Rätsel eines Tages gelöst. Bis dahin freu ich mich über alles, was aus Zahn's Feder kommt. Und ich finde es toll, was für Gedanken er sich beim Schreiben macht.
Sashman
@Sashman:
Aktuell ist ja davon auszugehen, dass die von Dir erhoffte Fortsetzung eher in Serien- als in Buch-Form erzählt werden wird.
Die von Dir angesprochenen Gedanken Zahns halte ich auch in hohen Ehren. Denn allzuoft macht sich bemerkbar, dass sich viele anderen AutorInnen nicht die Mühe machen, eine interne Logik zu verfolgen.
Hübsch ist das Buch mit seinen blauen Seitenumrandungen ja zumindest, ich bin am Grübeln ob ich nicht einfach mein anderes Buch hierfür unterbreche... aber dann ist man da wieder aus dem Tritt. Nein, ich werde mich wohl schlicht noch einige Tage gedulden müssen.
loener
Redakteur
Die Interviews mit Zahn sind immer eine Freude. Bin gespannt, mehr über die Chiss zu erfahren!
Gibt es eigentlich schon Informationen dazu, ob der Roman im Deutschen eine ebenso großartige optische Aufmachung bekommt? Die bisherigen Thrawn Bücher des neuen Kanons habe ich alle auf Englisch gelesen, würde aber aus Bequemlichkeit dieses Mal gerne auf die deutsche Fassung warten
Thrawn & Ezra sollen ja womöglich Live-Action zurückkommen - das wäre wirklich ein erfüllter Traum von mir. Wir schauen gerade das allererste Mal Star Wars: Rebels und die Serie ist wirklich 100x besser, als ich mir das vorher vorgestellt hatte. Gefällt mir sogar besser als Clone Wars, da hier kein so starkes Kurzgeschichten-Gefühl aufkommt.
Also, danke für mehr Thrawn im neuen Kanon
Kartoffelaffe
loener
Redakteur
Danke für diese belastende Information 😉
Besonders die Beschreibung der taktischen Manöver im Weltraum sind für mich im Englischen etwas schwierig „on the fly“ nachzuvollziehen; und ab und zu Worte nachzuschauen, macht das Lesen für mich leider etwas anstrengend.
Oh well, dann wird es wohl wieder mal die englische Ausgabe 😅
Kartoffelaffe
Ich habe das Buch jetzt angefangen und bisher gefällt es mir richtig gut. Man erfährt viel über die Chiss und deren Organisation sowie etwas über die Geschichte der unbekannten Regionen. Thrawns Lebenslauf wird in kleinen Rückblenden, "memories" genannt, erzählt. Der Stil gefällt mir. Das kann gern so weiter gehen und ich freue mich darauf, wenn die Handlung richtig Fahrt aufnimmt.
chaavla
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