Da der Super-Bowl-Trailer zu Star Wars: The Last Jedi erwartungsgemäß nicht stattgefunden hat, beginnen wir die Woche mit einer Kurzzeitreise: Die Gesellschaft für visuelle Effekte zeichnet in diesem Jahr den Effektpionier Kenneth Ralston mit dem Preis für sein Lebenswerk aus.
Ralston arbeitete Anfang der 70er Jahre im Werbegeschäft und wurde 1976 von John Dykstra und Dennis Muren angeworben, um dem jungen Industrial Light & Magic bei der Arbeit an Star Wars zu helfen. Mit dem Hollywood Reporter sprach Ralston über seine Erfahrungen im Effektgeschäft:
Was waren die größten Herausforderungen, die Ihnen bei der Arbeit an den ersten drei Star-Wars-Filmen begegneten?
Wenn ich an diese Zeit zurückdenke, als wir noch in einer alten Industriehalle in Van Nuys arbeiteten, sehe ich eine unglaublich chaotische Situation vor mir, in der es schwierig war, unsere Arbeit zu machen. Ich meine, ich schaue mit großer Nostalgie darauf zurück. So viele von uns waren Anfänger im Geschäft. Bei Die Rückkehr der Jedi-Ritter machten uns die Raumkämpfe große Schwierigkeiten. Es war nicht leicht, die Art von flüssigen Kamerabewegungen zu erzeugen, die wir zum Erzählen der Geschichte brauchten. Die verschiedenen Elemente zusammenzufügen und aussehen zu lassen, als gehörten sie ins gleiche Bild, war wirklich schwierig.
Ralston blieb insgesamt 20 Jahre bei ILM, bevor es ihn zu Sonys Effektfirma Sony Pictures Imageworks weiterzog, wo er bis heute als Kreativchef und Leiter der visuellen Effektabteilung tätig ist.
In seiner Laufbahn wurde er bislang fünf Mal mit dem Oscar ausgezeichnet: 1984 erhielt er einen Oscar für besondere Leistungen für seine Arbeit an Die Rückkehr der Jedi-Ritter, 1986 folgte ein regulärer Effektoscar für Cocoon. 1988 gehörte Ralston zum Effektteam von Falsches Spiel mit Roger Rabbit und gewann einen weiteren Oscar, in den 90ern folgten zwei weitere für Der Tod steht ihr gut und Forrest Gump.
Was ist Ihre lebendigste Erinnerung, wenn Sie an Roger Rabbit zurückdenken?
Der Film enthielt unter anderem eine Hommage an Tex Avery, und ich kannte Tex aus der Zeit, als ich bei Cascade Pictures in Hollywood meinen ersten Job hatte. Ich lernte ihn dabei näher kennen und arbeitete mit ihm, und ganz generell liebe ich alte Zeichentrickfilme. Bei Roger Rabbit gelang es uns, den Prozess der Kombination von animierten Elementen und realen Aufnahmen so weit wie möglich zu optimieren. Ich hatte damals großes Glück, mit Schauspielern wie Bob Hoskins zu arbeiten. Ich muss von ihnen manchmal die blödesten Dinge verlangen, um die Effekte später gut aussehen zu lassen. Hoskins ließ unsere Arbeit gut aussehen, weil er einen glauben machen konnte, dass all dieses Zeugs um ihn herum tatsächlich da war.
In Forrest Gump waren Sie dafür zuständig, alte Nachrichtenaufnahmen zu nutzen, um Forrest mit John F. Kennedy zusammentreffen zu lassen. Heute wird viel darüber diskutiert, verstorbene Darsteller mit digitaler Technik wiederzubeleben. Wo ist der Einsatz dieser Technik aus Ihrer Sicht angemessen?
Ich kann mir grundsätzlich nicht vorstellen, dass man einen ganzen Film auf diese Technik stützen kann. Kleinere Szenen und Momente sicher, so wie in Rogue One, um die Saga insgesamt wie eine Einheit wirken zu lassen. Und in Forrest Gump funktionierte es, weil es ja nicht im Kern um John F. Kennedy ging.Wie kurz ist die Branche aus Ihrer Sicht davor, CG-Menschen zu erschaffen, die sich völlig echt bewegen und natürlich wirken?
Es hat auf diesem Gebiet große Fortschritte gegeben, aber aus meiner Sicht bleibt es unglaublich schwierig und kostet enorm viel Zeit und Geld. Wir sind aus unserem täglichen Leben ja unglaublich eng mit der menschlichen Spezies vertraut. Wir wissen wie wir sprechen, wir kennen die kleinsten Feinheiten unserer Gesichter und unserer Körpersprache. Und wenn man das nicht alles 1:1 in einen CG-Menschen hineinsteckt, merken die Zuschauer sofort, dass da irgendetwas nicht ganz stimmt. Diesen Trick hinzubekommen, ist also wirklich kompliziert.
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Also beim zweiten Ansehen von R1 letzten Samstag hatte ich mit dem virtuellen Tarkin etwas mehr Mühe als beim ersten Mal, bzw. ich achtete mich automatisch mehr auf allfällige Unstimmigkeiten. Wenn man weiss, dass etwas nicht sein kann, dann wird es auch wirklich schwierig diese Gewissheit zu überlisten. Selbst wenn die Machart so erstaunlich gut bzw. gelungen ist wie in R1.
PS: Ich schreibe ss statt dem Sonderzeichen, weil hier in der Schweiz kennen wir letzteres nicht.
(zuletzt geändert am 06.02.2017 um 13:52 Uhr)
BigT
MaYo
Schon. Dennoch gelingt es mir das zum Wohle der Geschichte und des Films komplett auszublenden. Beim zweiten Kinobesuch habe ich überhaupt nicht mehr darüber nachgedacht, nachdem ich beim ersten Gucken noch am grübeln war, wie gut sie das hinbekommen haben. Wer sich heute die Prequels oder auch manche nach-eingefügten CGI-Szenen der Originals ansieht, wird am CGI dort viel mehr zu meckern haben, als in Rogue One. Mir fiel zuletzt beim Schauen auf dem Beamer auf, wie unecht das CGI damals in den 90ern / Anfang 2000er war, vor allem in Episode 1 und den eben angesprochenen Veränderungen wie Jabba in Ep4 oder seine Party in Ep6...
DarthLordWayne
Ist es nicht bezeichnend und fürs Filmemachen womöglich eine Lehre, dass kaum etwas so schnell altert wie CGI? Die Sets des Todessterns in ANH, der Sumpf von Dagobah, die kargen Straßenzüge von Mos Eisley, all die Matte Paintings der OT überzeugen mich vier Jahrzehnte später immer noch mehr, als der Jedi-Tempel oder die Klonarmee oder der Audienzraum von Tipoca City in AotC, obwohl dieser Film gerade mal 15 Jahre alt ist...
Wie Tarkin in RO wohl in 10, 15 Jahren wirkt, will ich mir garnicht ausmalen...
George Lucas
MaYo
OvO
George Lucas
MaYo
"Die Sets des Todessterns in ANH, der Sumpf von Dagobah, die kargen Straßenzüge von Mos Eisley, all die Matte Paintings der OT überzeugen mich vier Jahrzehnte später immer noch mehr, als der Jedi-Tempel oder die Klonarmee oder der Audienzraum von Tipoca City in AotC, obwohl dieser Film gerade mal 15 Jahre alt ist..."
Empfinde ich ganz genauso. Ich stelle mir gerade Jim Hensons & Frank Oz zeitloses Meisterwerk "Der dunkle Kristall" (1982) komplett in CGI vor, und schüttle diese Bilder sofort und entsetzt wieder ab. CGI als hilfreiches Werkzeug, ja sehr gerne. Aber als dominierende Kraft? Bitte nicht bzw. ohne mich.
Die große Kunst der "Matte Paintings" begeistert mich in sämtlichen Facetten immer wieder aufs Neue. Das soll natürlich nicht heißen, daß die CGI-Künstler schlechte oder lieblose Arbeit leisten würden. Mitnichten. CGI strahlt für mich einfach keine natürliche Lebendigkeit aus und wirkt stets tot und künstlich, was es in der letzten Konsequenz einfach auch nur ist.
Beautiful matte paintings used in "The Empire Strikes Back" and "Return of the Jedi" with some of their creators:
http://imgur.com/gallery/mLraW
Lady Trish
@ CGI vs. Matte Paintings/Puppen:
Ich denke, der Grund, warum ich Letzteres zumindest bei starkem Einsatz überzeugender finde, ist der Umstand, dass bei Puppen und Matte Paintings echte, physische Materialien wie z.B. Farbe, Stoffe oder Echthaar verwendet werden. Das hat Auswirkungen auf die Wahrnehmung. Bei CGI ist alles simuliert; nicht nur die Bilder, Umgebungen und Figuren selbst, sondern auch ihre Bestandteile. Wie sagt Mr. Plinkett immer so schön, "Du hast es vielleicht nicht bemerkt, aber dein Gehirn schon..."
Wie Lady Trish akzeptiere ich CGI völlig problemos, wenn es als Hilfsmittel genutzt wird. Erweiterung von Sets, von großen Menschengruppen, Actionssequenzen etc. sehr gerne, aber kein Selbstzweck.
PS. Im "Art of Star Wars: The Empire Strikes Back"-Buch ist ein Matte Painting von Hoth abgedruckt, das mir jedesmal den Atem raubt, weil es schlicht aussieht wie eine Fotographie.
(zuletzt geändert am 06.02.2017 um 19:50 Uhr)
George Lucas
@George Lucas
Es gibt auch handgezeichnete CGIs bzw. Matte-Hintergründe. Wahrscheinlich macht es auch einen Unterschied, ob es zusammengeklickt ist, oder ob es der Bewegung einer Hand entspringt.
@DerAlteBen nach unten
Danke! Ich habe mir die Doku verlinkt.
(zuletzt geändert am 06.02.2017 um 20:57 Uhr)
MaYo
"Wenn ich an diese Zeit zurückdenke, als wir noch in einer alten Industriehalle in Van Nuys arbeiteten, sehe ich eine unglaublich chaotische Situation vor mir, in der es schwierig war, unsere Arbeit zu machen."
Ich glaube, es war in der Doku "The Empire of Dreams", wo sich John Dykstra darüber beschwerte, dass nicht nur die damalige Arbeitsumgebung eine Zumutung darstellte, sondern auch eine gewisse "Hippie-Mentalität" unter dem ILM-Team dafür sorgte, dass die Effekt-Arbeit nur schwer voran kam. Nichtsdestotrotz muss gerade die Pionierarbeit, die dort geleistet wurde, für alle Beteiligten unheimlich spannend und aufregend gewesen sein. Hier wurde Filmgeschichte für die Zukunft des Kinos der ganz anderen Art geschrieben.
Ich erinnere mich noch ganz genau an diese Zeit, wo die Go-Motion-Technologie in Verbindung mit ferngesteuerten Puppen eine regelrechte Welle ausgelöst hatte. Im Kielwasser von TESB und ROTJ entstanden eine ganze Reihe von beeindruckenden Filmen, die auf diese damals völlig neue Technologie setzten und das Publikum damals wie heute zu begeistern vermochten. Dazu zählten Filme wie "Never Ending Story", "Willow", "Dragonslayer" oder "E.T.". Die Go-Motion-Welle hielt die gesamten 80er Jahre hindurch an und kam sogar noch einmal in Spielbergs "Jurassic Park" im Jahre 1993 zum Einsatz. Danach war leider Schluss. Eigentlich schade drum.
(zuletzt geändert am 06.02.2017 um 21:02 Uhr)
DerAlteBen
PieroSolo
Moinsen erst mal.
Hey alter Ben, wieso schade drum? Wenn es besser geht warum sollte man es nicht versuchen ? Yoda aus EP 1 hat mir Digital besser gefallen. Und Lucas hat mit den Episoden 1 bis 3 den Technikstandart seiner Zeit benutzt. Und sie Voran getrieben. Sicher heute wäre Bildtechnisch einiger mehr machbar. Also sowas sollte einen nicht stören.
Auch Tarkin und Leia aus RO bekommt man in ein paar Jahren fehlerfrei hin. Aber will ich das? Denn was kommt als nächstes? Die Thrawn Trilogy in CGIs von Fans?
Und wenn schon Leute dann will ich John Wayne als Vater von Han Solo sehen!!!!
Darth Sotnas
Die Roger Rabbit Effekte waren ja vergleich mit unserem Pumuckl. In beiden Fällen mussten echte Schauspieler mit animierten Figuren interagieren. Und schwierig ist es besonders dann, wenn das animierte Wesen etwas echtes bewegen soll. Alles in der Zeit vor CGI.
Und vor dem Hintergrund ist die Raumschlacht bei "Jedi" einfach immer noch grandios.
Das Einfügen von Tom Hanks in die diversen "Echt-Szenen" kann man meiner Meinung nach nicht mit den Peter Cushing und Carrie Fisher Szenen in Rogue One vergleichen. Bei Forrest Gump ht man echte Filmausschnitte genommen. Die Personen wie JFK waren ja echt, und sie haben diesen als Grundlage verwendeten Moment real erlebt. Man hat hier dann aber die Szene im Nachhinein dadurch verfremdet, dass man Tom Hanks eingesetzt hat und durch seine Handlung und ein geänderte Dialoge einen neuen Kontext hergestellt hat.
Das wäre etwa so, als hätte man echte, fertig gedrehte Szenen mit dem echten Peter Cushing genommen, und die anderen lebenden Schauspieler hinein kopiert.
@ George Lucas
Bei CGI haben die Schöpfer leider sehr häufig den Drang zur Überanimation. Und das stört dann den Gesamteindruck sehr. Zum einen lenkt es zu sehr ab, und um anderen ist die Realität gar nicht so sehr in Bewegung, wie es uns CGI oft glauben lassen will. Ein gut gemalter Hintergrund sorgt für eine beruhigende Atmosphäre und lässt das Auge das Zuschauers beim Wesentlichen.
(zuletzt geändert am 07.02.2017 um 13:11 Uhr)
Xmode
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