An diesem Wochenende stieg in Atlanta (Georgia) die Dragon-Con, die unter anderem auch von der Crème de la Crème des Bantam-EU besucht wurde. Hier die Zusammenfassung des 90er-EU-Panels von Tosche-Station.
Mit Spoilern bis in die EU-Gegenwart ist zu rechnen:
Wieso musste Thrawn sterben?
Timothy Zahn: Jede Geschichte braucht ein Ende. Entkommt der Schurke, gibt es das nicht. Außerdem wollte ich Thrawn damals nicht unbedingt an andere Autoren weiterreichen.
Wie schreibt man eine gute Raumschlacht?
Aaron Allston: Ich schreibe keine Raumschlachten, und das ist kein Scherz. Was ich schreibe, sind Kämpfe auf Leben und Tod, an denen Figuren beteiligt sind, die gerade zufälligerweise in äußerst teuren Teilen äußerst teurer Maschinen stecken. Das ist keine fröhliche Raumschlacht, sondern ein Kampf bis zum Tod, der für die Beteiligten von größter Wichtigkeit ist.
Mike Stackpole: Ich habe X-Wing und TIE-Fighter bis zum Abwinken gespielt, die Biographien von Piloten gelesen und mir eine Menge Dokus über Flugmanöver angesehen. Hauptsächlich ging es dabei aber darum, Figuren zu verstehen, die Teil einer Staffel sind. Das hat vor allem Wedges Charakterisierung beeinflusst. Er hat sich nur ungern mit Piloten auseinandergesetzt, die noch keine fünf Kämpfe überlebt hatten. Deshalb sind Wedge und Tycho auch so gute Freunde, während Wedge zu seinen übrigen Kameraden ein eher lockeres Verhältnis hat. Und wie Aaron schon sagte: Letztlich sind es Personen. Menschen.
Wird es weitere X-Wing-Romane geben?
Allston: Ausformulierte Pläne gibt es dafür noch nicht, aber auf der Celebration haben Gespräche stattgefunden, bei denen Lucasfilm und Del Rey einige Ideen vorgestellt wurden, und das stieß auf sehr offene Ohren. Aktuell geht es nun darum, das Vertragliche zu regeln, aber die Räder sind in Bewegung geraten.
Wer ist Ihr Lieblingspilot bei den Gespenstern?
Allston: Wenn es darum geht, Spaß zu haben, ist es Wes Janson. Wenn es um ethische Fragen geht, ist es Wedge. Und wenn es die Zukunft betrifft, ist es Face Loran.
Was sind unter Ihren eigenen Werken Ihre Lieblingsbücher?
Zahn: Vom Spaßfaktor her vermutlich Scoundrels.
Stackpole: I, Jedi.
Allston: Ich stecke emotional noch mitten in Mercy Kill, aber ich würde trotzdem sagen, es ist Starfighters of Adumar.
Was sind die größten Schwierigkeiten, wenn man innerhalb eines Lizenzuniversums wie Krieg der Sterne arbeitet?
Kevin J. Anderson: Als Berufsautor kennt man die Spielregeln und hält sich daran. Wenn man innerhalb der bestehenden Grenzen nicht schöpferisch tätig werden kann, sollte man in solchen Universen nicht arbeiten.
Stackpole: Man sucht sich eine Ecke oder einen Ort in diesem Universum, den andere Leute bislang mehr oder weniger außer Acht gelassen haben und baut sich dort seine eigene kleine Nische. Solange man eine gute Geschichte hat, in der sich die Figuren gut entwickeln, hat man keine größeren Probleme.
Zahn: Außerdem haben Leland Chee, der dafür sorgt, dass wir die Kontinuität einhalten.
Allston: Und um das aufzugreifen, was Mike gesagt hat: Es ist wichtig, mit den Figuren eine eigene kleine Ecke zu finden. Ben Skywalker hat mir bei meinen letzten Büchern einigen Spielraum für Neues geboten.
Was ist mit Jacen passiert?
Zahn: Als ich ihn in seinem 10. Lebensjahr zuletzt gesehen habe, war er völlig in Ordnung.
Anderson: Als ich ihn in seinem 15. Lebensjahr zuletzt gesehen habe, war er völlig in Ordnung.
Stackpole: In der New Jedi Order wurde er zu Lukes Nachfolger aufgebaut.
Allston: Wir wussten, dass irgendjemand in der Legacy-Ära der dunklen Seite verfallen würde, aber dass es Jacen sein würde, stellte sich erst im Verlauf der weiteren Planungen heraus. Nach Traitor und dem Tod von Anakin war Jacen der wahrscheinlichste Kandidat dafür, aber selbst zu diesem Zeitpunkt war die Entscheidung, dass er sterben würde, noch nicht gefallen. Das passierte alles erst nach und nach und war keinesfalls schon von Anfang an Teil unserer Planungen.
Wenn Sie Schauspieler für Ihre Figuren auswählen könnten, wen würden Sie wofür besetzen?
Zahn: Ich habe keine Ahnung. Ich betrachte meine Figuren nicht durch ihre Gesichter, sondern durch ihre Persönlichkeit.
Stackpole: Ich habe Corran Horn in Gedanken nie mit einem Schauspieler in Verbindung gebracht, aber auf den Sammelkarten waren Tim und ich aus meiner Sicht einfach toll als Karrde und Corran.
Allston: Casper van Dien war derjenige, den ich mir als Face Loran vorgestellt habe. Und ich selbst wäre gerne Zsinj geworden.
Anderson: Ich stelle mir meine Figuren nicht vor. In meinem Kopf existieren sie als gesichtslose Körper, aber ich male mir nicht aus, wie sie aussehen.
Wann werden wir mehr von Thrawns Imperium der Hand sehen?
Zahn: Sobald ich eine Geschichte vorschlage, die [von Lucasfilm und Del Rey] akzeptiert wird. Anfangs dachte ich, es könnte innerhalb der New Jedi Order Platz dafür geben, aber dort wurde es dann doch zu voll.
Wessen Idee war es, Mara Jade zu töten?
Zahn: Meine nicht, also weiter zu Aaron!
Allston: Die Entscheidung war die letzte in einer ganzen Reihe von Entscheidungen; sie wurde nicht für sich getroffen. Das Ganze begann mit einem winzigen Detail, das ich eingebracht hatte und von dem ich nie angenommen hätte, dass es einmal zu Maras Tod führen würde. Jacen sollte ein Opfer darbringen, aber das geriet dann völlig außer Kontrolle und führte schließlich zu dem Vorschlag, er sollte Mara töten. Ich habe das nicht vorgeschlagen und ich werde auch nicht verraten, wer es war. Einige von uns waren damit nicht besonders glücklich, andere hingegen schon.
Mit welcher Figur der zweiten Generation würden Sie gerne in einer Geschichte arbeiten?
Stackpole: Mit der nächsten Generation der Fels!
Zahn: Die Horns haben Potential, aber man kann jederzeit auch neue Figuren einführen, mit denen man viel Spaß haben könnte.
Allston: Es gibt da einige Damen aus der Antilles-Familie, die ich gerne in den Mittelpunkt rücken würde.
Mit welchen Figuren anderer Autoren hatten Sie Ihre größten Probleme?
Allston: Mike und ich haben jahrelang zusammengearbeitet, aber mit Corran Horn hatte ich echte Schwierigkeiten. Es hat Jahre und ernste Veränderungen in Horns Lebensumständen gebraucht, bis ich mit ihm klarkam, vielleicht, weil ich ihn so sehr mit Mike identifiziert hatte.
Zahn: Ich versuche, anderer Leute Figuren aus dem Weg zu gehen, weil ich sie gerade nicht falsch wiedergeben möchte. Die Figur, die ich wohl am meisten eingesetzt habe, ist Kell Tainer, der in Scoundrels vorkommen wird, und um ihn richtig charakterisieren zu können, musste ich viele Male mit Aaron reden.
Stackpole: Ich habe Mara Jade in I, Jedi eingesetzt, und Karrde und Thrawn tauchten bei mir auch hier und da auf, aber der Knackpunkt war immer, ein Gespür dafür zu entwickeln, was Tim in diesen Figuren sieht.
Anderson: Unser Problem war eher logistischer Natur. Meine Frau Rebecca Moesta und ich schrieben in den Jahren, nachdem Luke und Mara geheiratet hatten. Wir wussten das, aber die Leser wussten es nicht, weil noch niemand darüber geschrieben hatte. Immer wenn Mara bei uns in der Akademie auf Yavin 4 auftauchte, passierte das also, damit sie Zeit mit ihrem Ehemann verbringen konnte.
Zahn: Und nur, um das klarzustellen: Die Autoren wussten schon 1993 oder 1994, dass Mara und Luke am Ende heiraten würden.
Wie fühlt es sich an, in der Zeit zurück zu gehen, nachdem Sie zunächst immer in Richtung Zukunft geschrieben haben?
Zahn: Zwischen Neue Hoffnung und Das Imperium schlägt zurück ist es in mancher Hinsicht einfacher. Man hat für alle Hauptfiguren einen Start- und einen Endpunkt. Ich muss also nur das Zwischenstück einfügen. Chewbacca ist noch da, Mara ist da, alle am Leben.
Allston: Sobald man eine Figur eingeführt hat und sobald man sie bis zu einem Punkt geführt hat, den man selbst akzeptieren kann, kann man jederzeit an diesen früheren Punkt zurückkehren. In Mercy Kill gibt es drei Rückblenden, wo ich zurückschauen und frühere, jüngere Darstellungen einer Figur einfügen konnte.
Letzte Frage: Welchem abgelehnten Handlungskonzept trauern Sie am meisten nach?
Zahn: Das sind alles nur temporäre Rückschläge, wir schaffen es schon noch, sie zu veröffentlichen!
Anderson: Wir haben ein Konzept eingereicht, das eine Haupthandlung aufwies, an der jeder beteiligt war, eine Megareihe mit einem riesigen Krieg. Am Ende gefiel mir die Idee so sehr, dass ich sie für mich behalten habe [in Form der Saga der Sieben Sonnen, Anm. d. Red].
Zahn: Bevor Del Rey die Lizenz übernahm, entwickelten Mike und ich das Projekt Montana. Nach Auslaufen des Bantam-Vertrags wurde daraus nichts, aber einige Ideen daraus tauchten später in der New Jedi Order auf.
Allston: Ich sollte den letzten Roman schreiben, der noch bei Bantam erschienen wäre. Ein Konzept dafür wurde später zu Starfighters of Adumar, ein anderes war ein Han- und Leia-Roman, in dem Han lernte, mit Leias Rolle als Politikerin klarzukommen. Am Ende habe ich dann lieber Starfighters geschrieben, weil ich Wedges Weg hin zu seiner Darstellung in Union zeigen wollte.
Stackpole: Das Einzige, das ich je erfolglos vorschlagen habe, war ein sechsteiliger Comic für Dark Horse, der zwischen Specter of the Past und Vision of the Future spielen sollte.
Eine weitere Panel-Zusammenfassung über die Rolle der Geschlechter im EU findet ihr hier bei Tosche-Station.
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Ich fand es eigentlich ziemlich gut Mara sowie Anakin und Jacen sterben zu lassen. Auch wenn ich Mara und insbesondere Anakin und Jacen gern noch weiter verfolgt hätte. Doch die Verstorbenen haben den Serien die nötige Dramatik verpasst. Ich hoffe nur das Luke, Leia und Han nicht so schnell den Tod sterben. Und wenn muss das ein ehrenhafter, ehrenvoller und vor allem epischer Tod werden. Übrigens bin ich Anfang 15: Auch ich mache Rechtschreibfehler.
(zuletzt geändert am 03.09.2012 um 17:37 Uhr)
DasBoot
Was man so aus dem Interview herausliest, sind anscheinend zumindest Zahn, Anderson und Stackpole meiner Ansicht was den Fall von Jacen Solo betrifft.
Ich fand den Tod von Chewbacca schon irgendwie schlimm konzipiert, weil er nicht hätte sein müssen um Spannung in die Serie (NJO) zu bringen. Der Tod VEREINZELTER EU-Charaktere hat für den Rest der Serie auch ausgereicht und es hätte auch für den Start gereicht. Chewbaccas Tod war meiner Meinung nach eine Fehlentscheidung, aber zum Glück für die Jahre zwischen 1999 und 2005 die einzig krasse.
Doch dann kam der Fall von Jacen Solo. Vollkommen an den Haaren herbei gezogen und seinen Erfahrungen und Gedanken in der NJO widersprechend. Gefolgt vom Tod von Mara Jade und - als wollten sich irgendwelche Autoren an Tim Zahn besonders rächen - von Admiral Pellaeon. Nach Maras Tod hatte ich für über zwei Jahre aufgehört die LOTF-Romane zu lesen, so sehr hatte mich das verärgert (dabei mehr das WIE als das WARUM). Den Rest der Serie habe ich nach dem Massaker-Roman INFERNO dann schließlich komplett ausgelassen. Ich fand das die dort geschilderten Kämpfe überhaupt gar nichts mehr mit Star Wars zu tun hatten, es waren nur noch blutrünstige Gemetzel.
Offenbar meinen die EU-Autoren noch heute (allen voran der für mich unsägliche Troy Denning) sie müssten die Riege der EU-Charaktere bis auf eine Rumpfmannschaft immer weiter abschlachten. Für mich das hat das Post-Endor-EU dadurch jedenfalls alles Interessante verloren. Da les ich lieber die für sich stehen Romane aus der Zeit zwischen Episode IV und V.
Ach, waren das noch Zeiten als der Gegner noch Imperium hieß und die Sith-Lords mit Vader und dem Imperator ausgestorben waren...
Captain Rickover
DasBoot
@Captain Rickover: Nur selten hat mir ein Kommentar hier so aus dem Herzen gesprochen. Stimme Dir völlig zu. Wobei ich Chewies Tod noch begrüßt habe, weil das EU davor zur Endlosschleife aus Superwaffen, Klonen und Wiederholungen der klassischen Trilogie verkommen war. Ich mag das Bantam-EU in Teilen sehr gern, aber wenn ich mich an Reihen wie Centerpoint, Schwarze Flotte und in mancher Hinsicht Callista erinnere, habe ich damit die gleichen Probleme wie bei dem ganzen Schrott nach der NJO: Vor der NJO war es zu zahm und damit langweilig, seit der NJO ist es viel zu blutig und damit langweilig. Den Mittelweg haben irgendwie nur sehr wenige Autoren gesucht und noch viel weniger auch gefunden. Wobei die zahme Variante vom Stil her der klassischen Trilogie zumindest noch ähnlicher war als dieses ewige Dauergemetzel, das seit einigen Jahren den Ton angibt. Gut werden Reihen wie die Schwarze Flotte damit allerdings auch nicht.
@ Aaron
also die "Schwarze Flotte"-Trilogie fand ich eigentlich gar nicht mal SO schlecht, zumindest den politischen Teil rund um Leia. Da war damals schon sehr viel dem drin, was wir heute in den Prequels oder in TCW sehen (oder aber auch in der wirklichen Welt). Allerdings fand ich die Yevethaner als vollkommen brutale und im Finale sogar zum Flottenselbstmord neigende Spezies (sozusagen die Prototypen der Yuzzhan Vong) letzlich übertrieben. Diese Vernichtungsschlacht hätte nicht sein müssen, da ich eigentlich den Eindruck hatte, Nil Spar wäre der einzig wirklich Irre unter den Yevethaner. Vollkommen überflüssig war die Luke-Handlung auf der Suche nach seiner Mutter und auch irgendwie überhaupt nicht dazugehörig war die Star Trek-Handlung rund um Lando und Lobot - wenngleich sie nicht uninteressant war, aber Star Wars war sie eben leider nicht.
Callista halte ich für einen der größten Fehlgriffe im EU. Alle Romane in denen sie vorkommt (Palpatines Auge, Dark Saber & Planet des Zwielichts) sind furchtbar langweilig - nur noch übertroffen vom Kristallstern (ich glaube, da wird nicht auch nur ein einziger Schuss abgegeben und es passiert leider auch sonst nichts). Du liebe Zeit, das muss der Tiefpunkt der Bantam-Ära gewesen sein...
Du liebe Zeit! Angesichts des ganzen neuen EU-Mülls, der in Hülle und Fülle über uns hereinbricht, fällt der alte Schrott gar nicht mehr auf. Man sollte eigentlich meinen, Menschen (auch Star Wars-Autoren und deren Auftraggeber) lernen dazu, aber...
Captain Rickover
"Allston: Mike und ich haben jahrelang zusammengearbeitet, aber mit Corran Horn hatte ich echte Schwierigkeiten. Es hat Jahre und ernste Veränderungen in Horns Lebensumständen gebraucht, bis ich mit ihm klarkam, vielleicht, weil ich ihn so sehr mit Mike identifiziert hatte."
Dieser Ausschnitt hat mich ordentlich zum Schmunzeln gebracht. Ich hatte zwar schon öfters in Foren gelesen, dass letztendlich Corran Horn Stackpole ist, aber so ist es ja noch ein bisschen offizieller. ^^
Insgesamt ein sehr schönes Interview mit vier der bekanntesten EU-Autoren. Ich drücke ganz fest die Daumen, dass Allston (und vielleicht auch Stackpole) noch ein bisschen was in Richtung X-Wing schreiben. Wobei ich mich aber auch über die gegnerische Seite (also das Imperium mit seinen TIE-Modellen) freuen würde. Letztendlich würde mich auch mal ein Klon-Roman interessieren, der im Cockpit spielt ... aber solche Dinge sind wohl Wunschdenken. ^^
Master Talon
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