ComicBookResources hatte Gelegenheit, mit Knights of the Old Republic-Autor John Jackson Miller über das Ende seiner Comicreihe zu sprechen:
Es war ein wilder Ritt, aber nun endet Knights of the Old Republic im Februar mit Heft Nr. 50. Wieso war es Zeit, Zayne Carricks Geschichte abzuschließen?
Wir hatten einen tollen Lauf. 50 Ausgaben, die Einstiegsnummer und das Handbuch nicht eingerechnet, sind für eine Comicreihe sehr viel, ganz besonders, wenn durchgehend ein Autor daran gearbeitet hat. Dark Horse hat uns viele Freiheiten eingeräumt, um verschiedene Orte zu besuchen und die Figuren wachsen und mehr über sich selbst entdecken zu sehen, bzw. im Fall unseres rückfällig gewordenen Schurken Gryph um absolut gar nichts zu lernen. Wir haben unterwegs so manches tolle Abenteuer erlebt und viel zur Saga beigesteuert. Der Rollenspielführer, der letztes Jahr herauskam, basierte in großen Teilen auf unseren Comics.
Und jetzt? Nun, ich denke, wir haben immer versucht, neue Leser anzusprechen, und wenn man acht oder neun Sammelbände gefüllt hat, wird es immer schwieriger, Geschichten zu finden, die einsteigerfreundlich sind. Deshalb war es so gut, mit der Vector- und Vindication-Geschichte ein reinigendes Gewitter loszulassen, damit auch neue Leser einen Einstiegspunkt finden konnten. Man versucht also immer, auf die bestmögliche weise möglichst viele Leute zu erreichen, entweder indem man etwas Bestehendes fortführt oder indem man etwas komplett Neues auf die Beine stellt. Dieses Jahr haben wir entschieden, Letzteres zu tun,
Hatten Sie Gelegenheit, alle Geschichten zu erzählen, die Sie mit Zayne und seinen Freunden erzählen wollten, oder hätten Sie gut und gerne nochmal 50 Hefte damit füllen können?
Ich finde immer noch mehr Geschichten, die ich erzählen könnte, aber ich wollte die bestehende Handlung 2010 sowieso abschließen, um einen weiteren Neustart durchzuziehen oder vielleicht in eine ganz andere Richtung zu gehen. Die Flüchtlingsgeschichte, mit der alles anfing, lief drei Jahre lang. Die Geschichte um die Sklavenfänger sollte nie so lange dauern. Die Entscheidung, mit Heft Nr. 50 alles abzuschließen, hat mir also nur eine Zielmarke gegeben, auf die ich mich einschießen konnte.
Und ich schließe nicht aus, noch einmal mit diesen Figuren zu arbeiten, in welchem Format auf immer. Ich habe bislang Comics, Rollenspielmaterial und Prosa für StarWars.com mit ihnen geschrieben, und ich schreibe aktuell für Del Rey an einer E-Book-Reihe namens Lost Tribe of the Sith, also wieder ein anderes Format.
Sie haben fast 5 Jahre lang mit Zayne gearbeitet. Hat er sich seit seinem Einstand 2005 sehr verändert? Als Persönlichkeit ist er natürlich gewachsen, aber haben sich Ihre Gefühle für ihn geändert oder ist er in den 50 Heften zu der Person geworden, die Sie erwartet hatten?
Zaynes zentraler Charakterzug ist wohl seine unverwüstlichkeit. Er musste das schlimmstmögliche Schicksal ertragen und ist darüber trotzdem nicht verbittert oder von seinem Hass übermannt worden. Nach dem Abschluss der Eingangsgeschichte Commencement, fürchten seine Jedi-Meister, dass er zu der dunklen Albtraumgestalt werden könnte, die sie in ihrer Vision gesehen haben. Aber im Laufe der Comics sehen wir dann, dass dem nicht so ist.
Wie wir in Destroyer gesehen haben, ist er nicht vollkommen. Die hohen Ansprüche, die er an sich stellt, führen dort zu einem Konflikt zwischen ihm und Jarael. Seit dem Anfang der Reihe, hat sich Zayne stark verändert, aber wir haben immer versucht, darüber nicht zu vergessen, dass er erst 19 Jahre alt ist. Nicht jede Entscheidung, die er trifft, ist besonders weise. Insgesamt ist er aber ein guter Junge, der versucht sein Bestes zu geben. Er ist kein Ungeheuer. Deshalb haut es mich immer wieder um, wenn einige Leser dort draußen hoffen, der Geheimbund könnte am Ende rechtbehalten und Zayne könnte eine Art finsterer Superschurke werden. Ich weiß nicht, wieso ihm das irgendwer wünschen sollte. Gryph drückt das in Vindication ganz gut aus: Wer Zayne in Aktion erlebt hat, weiß, dass das nicht seine Art ist.
Außerdem war es mir wichtig, bezüglich seiner Fähigkeiten nicht zu tricksen. Die Reihe hat bislang weniger als ein Jahr in KotOR-Zeitrechnung in Anspruch genommen. Zayne hat als Schüler mit unterentwickelten Fähigkeiten begonnen - oder, um genau zu sein, er hat als jemand begonnen, der die Kraft, die er besitzt, nicht kontrollieren kann. Das konnte sich nicht über Nacht ändern, es sei denn, wir wären in der Zeit nach vorne gesprungen, was wir aber nicht tun wollten. Er hat sich natürlich stark verbessert, vor allem was die subtileren Machtfähigkeiten angeht: Überzeugung und Ablenkung. Das liegt einfach an seinem Umfeld und seinen "Meistern".
Bedeutet das Ende von Knights of the Old Republic auch das Ende von Zayne Carrick?
Ich will mich zum Ende des letzten Hefts natürlich noch nicht äußern, und generell weiß man nie, was passieren könnte. In ständiger Bewegung ist die Zukunft, etc...
Haben Sie für Ihren letzten Handlungsbogen einige "aha"-Momente aufgespart was die Hintergrundgeschichte, die Vergangenheit von Zayne oder andere Hautpfiguren wie Gryph und Jarael betrifft?
Oh ja. Ende des Monats erscheint Heft 48, und dort erfahren wir alles über Jaraels Vergangenheit und wie diese mit der ihres Entführers verwoben ist. Natürlich weiß sie noch nicht, dass sie entführt worden ist. Außerdem erfahren wir mehr über Demagol, und wie diese Comics mit den früheren Krieg der Sterne-Comics verbunden sind. Die Geschichte enthüllt auch, wieso Zayne eine so eigenartige Beziehung zur Macht besitzt und was er mit dem Geld angefangen hat, dass er sich ergaunert hat.
Die Figur des Demagol geisterte schon früh durch den KotOR-Mythos. Freuen Sie sich, seine finsteren Pläne endlich enthüllen zu können?
Absolut - und "geistern" ist das richtige Wort für ihn. Das war so ein Fall, wo ich schon sehr früh die Gelegenheit gesehen habe, unseren Trickbetrügern etwas von ihrer eigenen Medizin zu schlucken zu geben. Manchmal vergessen wir, dass die Betrügerei auf Vertrauen aufbaut, und hier sehen wir, was passiert, wenn sich jemand über lange Zeit allgemeines Vertrauen erschleicht. Für die Leser habe ich immer versteckte Andeutungen darauf gemacht, aber nie genug, als dass die Figuren das Puzzle hätten zusammensetzen können - zumindest nicht mehr rechtzeitig.
Der Plan ist aufgegangen, weil das nie die Haupt- oder eine wichtige Nebengeschichte war. Wäre dem so gewesen, hätte ich das Spiel schon viel früher auffliegen lassen müssen. Nein, diese Geschichte hat weit im Hintergrund gespielt, und manchmal wurde sie auf eine Weise sichtbar, die es ermöglicht hat, den Köder zu schlucken oder die Wahrheit zu erahnen. Wer nicht darauf geachtet hat, hat wohl nie auch nur geahnt, dass dies eine Nebenhandlung sein könnte. Und wäre die Serie früher - und sehr plötzlich - abgebrochen worden, wäre diese Nebenhandlung wohl nie ins Rampenlicht gezogen worden, weil die Andeutungen sich auch anders lesen ließen.
Das schöne ist, dass Knights of the Old Republic für viele Leute eine völlig neue Comicreihe geworden ist, seit wir in Heft 47 unsere große Enthüllung vorgenommen haben. Viele Leser haben alle früheren Ausgaben hervorgekramt und sie unter diesem neuen Gesichtspunkt noch einmal gelesen. Mich erinnert das an die alten Tage, als ich Jim Starlins Comicreihe Dreadstar gelesen habe. Hinweise auf die Verräter-Geschichte gab es damals schon Jahre bevor das Thema offen angeschnitten wurde.
Erwarten uns in den letzten drei Heften noch weitere Geheimnisse?
Absolut. Da stehen noch so einige überraschende Wendungen an, die wohl niemand erwartet. Allerdings gibt es, wie immer, natürlich Hinweise...
Gibt es einen Handlungsbogen in der Reihe, der Ihnen besonders am Herz liegt?
Es gibt einige Augenblicke, die meinem Grundkonzept für die Serie besonders gut entsprechen. Flashpoint war die erste Geschichte nach der Einleitung, und in vielerlei Hinsicht war sie beispielhaft für spätere Geschichten. Unsere Helden kümmern sich nur um ihren Kram, versuchen, jemanden hereinzulegen, und plötzlich klopft das Universum an der Tür und ruiniert alles, sodass die Figuren plötzlich in der Patsche sitzen und sich wieder herausarbeiten müssen. Ähnlich haben wir es in Exalted und Prophet Motive gemacht. Dark Horse wollte dann, dass wir uns die Galaxis etwas mehr ansehen, und diese freien Geschichten, in denen ich neue Welten entdecken durfte, waren wirklich schön zu schreiben.
Außerdem hatten wir natürlich Geschichten, die auf emotionaler Ebene wirklich intensiv waren und in denen es Szenen gab, wo unsere Zeichner Herausragendes geleistet haben. Das Ende von Days of Fear von Dustin Weaver oder Brian Chings Ende von Destroyer sind gute Beispiele dafür.
Und ich habe die verschiedenen Arten Humor genossen, die wir in der Serie eingesetzt haben. Wir hatten Sachen, die in einer Verwechslungs- oder Screwball-Komödie gut gewirkt hätten, aber auch dunkleres Material. Wunderbar sieht man das in Reunion: Eine sehr einfache Geschichte, die so leicht ist, dass sie beim kleinsten Windhauch zusammenbrechen könnte, aber sogar dort gibt es dunklere Augenblicke, in denen wir die Leser daran erinnern, dass sie nur vor die Tür treten müssten, um die schlimmen Dinge zu sehen, die in der Galaxis passieren.
Reden wir etwas über Vector.
Vector war eine Geschichte, die in den Knights of the Old Republic-Heften 25 bis 28 begann und alle vier Krieg der Sterne-Comicreihen durchlaufen hat. Das hat uns viel Aufmerksamkeit eingebracht und die besten Verkaufszahlen der ganzen reihe. Außerdem hat es unser drittes Jahr eingeleitet. Ich bin insgesamt sehr zufrieden damit.
Und wer die US-Sammelbände kauft: Knights of the Old Republic V erscheint als Vector I, für den Fall, dass es da Unklarheiten gibt.
Bedauern Sie einer Ihrer Entscheidungen aus Ihren über 4 Jahren KotOr?
Generell bin ich mit unserer Arbeit sehr zufrieden, aber im Rückblick gibt es immer Dinge, die man verbessern könnte. Unser zweites Jahr hat uns einige Herausforderungen eingebracht. In der Arkanian Legacy-Geschichte wollte ich etwas schaffen, das viele bewegliche Elemente hatte, etwas in der Tradition von Archie Goodwins Wheel-Geschichte, in der 10 Hauptfiguren für 6 Hefte an einem Ort zusammentrafen. Und das war viel schwerer als ich erwartet hatte, denn als ich damit fertig war, hatte ich genug Material für einen Roman zusammen, und einige Elemente - wie Gryphs Flucht von Serroco - mussten auf spätere Hefte vertagt werden. Aber unsere Künstler haben tolle Arbeit geleistet und alles in den Bildern untergebracht, und das war ernsthaft herausfordernd.
Werden Sie die Arbeit mit Ihrem Zeichner Brian Ching vermissen?
Mit Brian zu arbeiten, war ein absolutes Vergnügen. Er hat einige zentrale Szenen geschaffen, die wir zum Teil wieder und wieder neu interpretiert haben, den Gefangenentransport in den Jedi-Turm in Heft 6 zum Beispiel, den wir in Heft 47 wieder aufgegriffen haben. Außerdem denkt er immer darüber nach, wie die Figuren aussehen sollten: Nur wegen ihm ist Gryph ein Snivvianer und kein blauer Elefant wie Max Rebo, was meine ursprüngliche Idee war. Er macht sich auch viele Gedanken über die Kostüme. Auf Conventions haben wir Fans getroffen, die sich die Kostüme der Figuren nachgeschneidert haben. Sie waren wirklich davon begeistert.
Man sieht es in jedem einzelnen Heft, dass Sie diese Figuren wirklich lieben. Waren Sie schon als Kind ein großer Fan von Krieg der Sterne? Es muss ja ziemlich seltsam sein, plötzlich Figuren und Schauplätze zu diesem Mythos hinzu zu erfinden.
Oh ja, es macht viel Spaß. Und Star Wars 1 von Marvel war der erste "Erwachsenen"-Comic, den ich gekauft habe - Archie Goodwin und Carmine Infantino haben mich mit ihrer Arbeit an der Marvel-Reihe gefesselt. Ich stelle mir also immer vor, dass ich meine Comics für diesen kleinen Jungen und seine Freunde schreibe - während ich gleichzeitig versuche, mir etwas zu überlegen, das auch Langzeitleser fesselt.
Diesen Monat sind es 5 Jahre, dass ich in der weit, weit entfernten Galaxis schreibe. Damals habe ich den Auftrag für Empire 35 bekommen, meine erste Krieg der Sterne-Geschichte überhaupt. Es war damals toll, und das ist es bis heute geblieben. Ich finde es toll, dass es in Krieg der Sterne Platz für alle möglichen Geschichten gibt. Was ich in Lost Tribe of the Sith mache ist so ganz anders, als was ich in KotOR tue, und trotzdem ist es alles Krieg der Sterne.
Ihr nächstes Dark-Horse-Projekt ist Mass Effect: Redemption. Können Sie uns einen Vorgeschmack auf die Serie geben?
Mass Effect ist das erfolgreiche Videospieluniversum von Bioware. Die Geschichte spielt in einer Zukunft, in der die Menschheit - viel früher als erwartet - zu den Sternen aufgebrochen ist. Wir sind dort die Neuen in der Klasse und müssen uns erst zurechtfinden. Aber es ist auch ganz praktisch, dass wir dort sind, denn die Galaxis steckt voller rätselhafter Gefahren. Eine davon wird in Mass Effect: Redemption behandelt, der ersten Comicreihe in diesem Universum. Die Handlung hat Mac Walters, der Chefautor von Mass Effect 2 geschrieben - die Fortsetzung erscheint im Januar 2010 - , und ich schreibe die einzelnen Geschichten. Omar Francia (Star Wars: Legacy) ist unser Zeichner. Wir haben also eine Menge Material in den Comics, das für den zweiten Teil des Spiels wichtig werden wird.
Eine gute Gelegenheit für Comicleser, in die Spielewelt einzutauchen, und umgekehrt. In der Sammleredition des Spiels ist auch eine Ausgabe des ersten Hefts enthalten.
Besteht eine Chance, dass Sie noch einmal für die Krieg der Sterne-Reihe von Dark Horse schreiben werden?
Definitiv. Mehr kann ich aktuell nicht sagen, aber: Bleibt dran!
Der nächste US-Sammelband Knights of the Old Republic VIII - Destroyer erscheint am 27. Januar und kann bereits bei Amazon.de vorbestellt werden. Der nächste deutschsprachige KotOR-Sammelband erscheint voraussichtlich am 24. Februar.
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