TF.N hatte unlängst Gelegenheit, mit Dark-Horse-Star Wars-Programmchef Randy Stradley zu sprechen. Hier die interessantesten Auszüge:
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Wie sind Sie bei Dark Horse und noch genauer bei Krieg der Sterne gelandet?
[...] [Anfang der 80er] hatte ich bereits einige Geschichten an Marvel und DC verkauft, als ich einen Anruf von Mike Richardson bekam. Er hat schon seit längerem darüber gesprochen, seinen eigenen Comicverlag aufzuziehen, und 1985 hielt er den richtigen Augenblick für gekommen. Er fragte mich, ob ich Herausgeber werden wolle und ich sagte ja. Wir brauchten ein Jahr, um das erste Heft auf den Markt zu bringen, aber seither hat es viel Spaß gemacht.
Für mich war es keine leichte Entscheidung, das Krieg der Sterne-Programm zu übernehmen. Mein erster Auftrag im Comicbereich war ein Krieg der Sterne-Heft für Marvel gewesen, und ich fand damals, dass ich damit über die weit entfernte Galaxis alles gesagt hatte, was es zu sagen gab. Mein Herausgeber bei Marvel hatte mich danach noch um weitere Geschichten gebeten, aber alle wurden abgelehnt - was wahrscheinlich auch richtig war. Eine dieser Geschichten holte ich wieder aus der Versenkung und machte daraus "Crimson Empire", aber mit den Figuren und Ereignissen von Krieg der Sterne konnte ich trotzdem noch nicht viel anfangen. Versteht mich nicht falsch: Ich war (und bin noch immer) ein Riesenfan der Filme, aber ich wusste einfach nicht, was ich zu diesem Universum beitragen könnte.
Dann habe ich bei Dark Horse miterlebt, wie sich fünf Herausgeber am Krieg der Sterne-Programm abarbeiteten (vier davon haben danach nie wieder an Comics gearbeitet), und als der sechste, Dave Land, meinte, dass er bald auch am Ende wäre, beschloss ich, das Programm neu aufzuziehen. Ich fand damals, dass wir viel zu häufig zu nah an den Filmen oder Romanen geblieben waren. Viel zu oft hatten wir versucht, Lücken in der bestehenden Kontinuität zu füllen, anstatt unsere eigenen Welten zu schaffen. Es war also Zeit, das Erweiterte Universum ernsthaft zu erweitern. Diesen Neuanfang zu planen, dauerte fast ein Jahr. Dann konzentrierten wir uns auf zwei laufende Reihen in genau umrissenen Epochen (Republic für die Prequel-Zeit und Empire für die Zeit der Klassischen Trilogie). Wir nahmen uns vor, gute Geschichten zu erzählen, anstatt uns darauf zu konzentrieren, um Kontinuitätslücken oder bestehende Ereignisse neue Geschichten zu stricken.
Einige Jahre später haben wir uns erneut neu erfunden, diesmal in vier verschiedenen Epochen mit Knights of the Old Republic, Dark Times, Rebellion und Legacy. Und dieses Jahr starten wir mit Invasion in die nächste Änderungsrunde. Mehr dazu gibt es in den nächsten Monaten, aber grundsätzlich lässt sich sagen, dass wir weiterhin versuchen, unsere Geschichten - und das Krieg der Sterne-Programm an sich - frisch und interessant zu halten, sowohl für Langzeit-Fans als auch für Neueinsteiger.
Sie sind einer der Hauptansprechpartner in Sachen in Kontinuität und Kanon. Haben Sie angesichts der Probleme im EU in letzter Zeit (Karen Traviss, The Clone Wars) noch etwas hinzuzufügen?
Ich bin genaugenommen kein Ansprechpartner in Sachen Kontinuität. Das wären Leland Chee oder George Lucas. Ich bin dafür zuständig, zu kontrollieren, was im Comicbereich passiert, und ich habe sehr spezifische Vorstellungen darüber, wie wir bei Dark Horse vorgehen sollten. In erster Linie geht es mir darum, bereits bestehendes Material auf interessante Weise neu zu verwenden. Es sollte nicht nötig sein, irgendwas richtigzustellen, das die Filme uns gezeigt haben oder neue Kräfte für die Jedi zu entwickeln, die in den Filmen nicht zu sehen sind. Wir müssen keine "bessere" Technologie entwickeln oder bestehende Technologie auf eine Weise einschränken, die in den Filmen nicht deutlich wird, und wir müssen auch keinen Ort, keinen Gegenstand und keine Figur aus den Filmen umarbeiten, verändern oder zurückstufen. Die Autoren, die für mich arbeiten, sollen tolle Geschichten erzählen, und zwar innerhalb des Rasters, das Lucas geschaffen hat. Wenn ich merke, dass einer meiner Autoren sich nur noch darauf konzentriert, seine Spuren im Krieg der Sterne zu hinterlassen oder sich in der weit entfernten Galaxis zu verewigen, werde ich ihn entweder zur Ordnung rufen oder rausschmeißen.
Wie sollte jemand vorgehen, der gerne an einer bekannten Reihe wie Krieg der Sterne mitarbeiten will, sei es als Künstler oder als Autor?
Für Künstler ist es einfach. Sie können mir direkt ihre Bilder schicken. Solange sie nur Beispielmaterial einsenden und keine Geschichten, gibt es keine Probleme. Bei Autoren ist es etwas schwieriger. Unser Vertrag mit Lucasfilm - und unsere interne Verlagspolitik - verbietet es mir, nicht angefordertes Material oder Manuskripte zu lesen. Ich muss also Nicht-Krieg der Sterne-Material lesen, bevor ich einem Autor sagen kann, dass er Krieg der Sterne-Geschichten einsenden soll. Unsere prozesssüchtige Gesellschaft will es leider nicht anders...
Aber generell kann ich Autoren dies sagen: Mich interessieren keine "Geschichten", die Löcher in der bestehenden Kontinuität füllen. Ihr sollt Geschichten erzählen, die unsere Leser bewegen, inspirieren, herausfordern oder zumindest unterhalten und nicht empfundene "Fehler" richtigstellen oder Lücken füllen.
Haben Sie Tipps für Leute, die im Comicgeschäft mitmischen wollen?
Es ist wichtig, Ahnung vom Thema zu haben. Autoren und Künstler, die an Krieg der Sterne (oder einer x-beliebigen Reihe) arbeiten, müssen sich grundsätzlich in der Kontinuität der Reihe auskennen. Aber wie ich schon sagte: Im Kern geht es darum, gute Geschichten gut zu erzählen. Es ist viel einfacher, einem Künstler oder Autor die Feinheiten der Kontinuität näherzubringen, als ihnen erklären zu müssen, wie man gute Geschichten erzählt.
Deshalb kann ich in erster Linie nur empfehlen, dass Künstler oder Autoren in spe zeichnen oder schreiben wollen müssen und dies auch jeden Tag tun, ob sie nun dafür bezahlt werden oder nicht. Übung macht den Meister, und man wird nur besser, wenn man übt. Wollt ihr beispielsweise wissen, was Doug Wheatley, der Zeichner von Dark Times, an seinen freien Tagen macht? Er zeichnet. Und was macht Tom Zaylor, der Autor von Invasion, in seiner Freizeit? Er schreibt Theaterstücke. Natürlich macht es Laune, an Krieg der Sterne zu arbeiten, aber wenn es jemandem nicht darum geht, eine gute Geschichte zu erzählen, ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass derjenige nicht sehr viele gute Geschichten erzählen wird.
Ich habe über die Jahre viel zu viele Künstler erlebt, die im Comicgeschäft angefangen haben, weil sie gerne Darth Vader (oder Batman oder Spiderman) zeichnen, und dann müssen sie feststellen, dass ihre Lieblingsfigur nur alle paar Seiten zu sehen ist. Die restliche Zeit zeichnen sie andere Figuren, Häuser, Fahrzeuge, Panoramabilder von Schauplätzen und eine Millionen andere Dinge, die nicht so interessant sind wie Vader und zudem sehr viel schwieriger zu zeichnen. Selbst das beste Einzelbild der Welt funktioniert in einem Comic aber nur, wenn es von anderen guten Einzelbildern umgeben ist, die den Leser gemeinsam durch die Handlung führen. Supertolle Einzelbilder werden also nur im Kontext supertoll.
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Stehen demnächst neue Geschichten an, auf die Sie sich besonders freuen, über die Sie aber noch nichts sagen dürfen?
Ja. John Ostrander hat mich gebeten, keine Einzelheiten über die anstehenden Ereignisse in Legacy zu verbreiten, und Mick Harrison will das gleiche für den nächsten Haldungsbogen von Dark Times. Mein Kollege Dave Marshall und Autor John Jackson Miller wollen nicht, dass ich irgendetwas zu der neuen Reihe sage, an der sie arbeiten. Und es gibt wohl noch tausend andere Dinge, über die ich nichts sagen soll.
Ohne betteln zu wollen, aber wollen Sie die Fans vielleicht mit irgendwelchen Andeutungen quälen?
Da ihr nicht betteln wollt, kriegt ihr mal gar nix. :-)
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