Kaum vorzustellen welcher Aufwand sich hinter den Star Wars Filmen verbirgt. Auf diesen Seiten werden die Arbeiten hinter den Kulissen etwas beschrieben und Ihr könnt euch Bilder von den Sets und der Crew ansehen.
» Bilder zum Making of Episode I
Obwohl Yoda aus Silikon und Fernsteuerungselementen besteht, war die Figur genauso lebendig wie jede andere auch. George Lucas führte Yoda genauso, wie er alle anderen Darsteller im Studio führte. "Schauspieler ist Schauspieler, ob es sich nun um einen menschlichen Darsteller handelt, eine computergenerierte Figur oder eine Puppe. Das macht keinen Unterschied. Den meisten kommt es so vor, als ob Yoda real wäre, weil er den absoluten Höhepunkt der Puppenspiel-Kunst darstellt. Nachdem Frank Oz im Imperium mitgewirkt hatte, schlug ich vor, ihn für einen Oscar zu nominieren; aber wir wurden darüber aufgeklärt, daß das Bewegen von Puppen nicht als Kunst zählt. Ich bin jedoch überzeugt, daß es eine Kunst ist, und Frank beherrscht sie perfekt."
Auch die Schauspieler reagierten auf Yoda, als ob er eine lebendige, atmende Figur wäre. "Die Art, wie Yoda im Studio lebendig wurde, war sehr beeindruckend", meint Samuel L. Jackson. "Wenn George Action' rief, war Yoda plötzlich da und spielte seine Szene. Wenn George dann Cut' rief, schlüpfte Frank Oz mit seiner Hand heraus, und Yoda sank in sich zusammen, als wäre er deprimiert oder als sei ihm schlecht. Und man dachte, Scheiße, jemand muß Yoda helfen!"'
"Die Schauspieler waren unglaublich angetan von Yoda", erzählt Oz. "Es war ganz erstaunlich. Und ich fühlte mich geschmeichelt. Ich glaube, daß die Menschen so auf seine Persönlichkeit ansprechen, weil er viel von einem Zen-Meister hat - und ich glaube, jeder wünscht sich jemanden wie ihn, um ihm sein Herz auszuschütten. Yoda übt eine starke Anziehungskraft aus."
Eine der letzten Szenen, die gedreht wurden, war der lange Kampf mit den Lichtschwertern zwischen Qui-Gon, Obi-Wan und Darth Maul, der zwischen den Generatoren des Hangars auf Theed stattfindet. Der Schwertkampf war in einem Videostoryboard von Ben Burtt vor den Dreharbeiten entworfen worden. Lucas hatte vorgeschlagen, ein paar Elemente aus verschiedenen Kampfkünsten einfließen zu lassen, und deshalb hatte sich Burtt durch eine Menge Filmmaterial mit interessanten und inspirierenden Schwertkämpfen, Kampfkünsten und Akrobatik gearbeitet. "Ich habe mir aus diesem Material ein Band zusammengeschnitten", erklärt Burtt, "und davon ausgehend ein paar Ideen entwickelt, wie die Jedi-Ritter kämpfen würden."
Nick Gillard, zuständig für die Koordination sämtlicher Stunts, choreographierte diesen Kampf, wie auch alte anderen Action-Szenen im Film, mit Hilfe des Videostoryboards. Wie Gillard überhaupt dazu kam, Film-Stunts zu machen, ist eine abenteuerliche Geschichte. Nachdem er mit zwölf Jahren von der Militärschule durchgebrannt war, schloß er sich einem Zirkus an und war im Alter von sechzehn Jahren schon ein weltbekannter Kunstreiter.
Seine erste Arbeit als Stuntman bekam er im Remake von Der Dieb von Bagdad, und seitdem hat er von sich reden gemacht, indem er zwei inoffizielle Weltrekorde aufgestellt hat: einmal für einen Sprung von einem Schnellboot im Film Amsterdamned und einen anderen für Alien 3, bei dem er zwei Minuten lang in echten Flammen stand, ohne zu atmen. Gillard hat außerdem bei der ersten Star Wars Trilogie mitgewirkt. Nach mehr als fünfunddreißig Filmen und zwanzig Jahren im Stunt-Geschäft erreichte seine Karriere mit Episode I ihren Höhepunkt. Er begann damit, das Drehbuch zu lesen, die Storyboards zu studieren und festzulegen, wie die einzelnen Stunts aussehen sollten und wie sie umzusetzen seien.
Zu den kompliziertesten Stunts des Films gehört das Lichtschwertduell, der dynamischste und akrobatischste Kampf in der Geschichte der Star Wars Saga. "Der Schwertkampf sollte an die Kämpfe erinnern, die man in den ersten Filmen gesehen hat, aber lebhafter sollte er sein, kraftvoller', erklärt George Lucas. "Bis zu diesem Zeitpunkt hatten wir noch nie einen richtigen Jedi-Ritter in Aktion gesehen. Wir haben alte Männer gesehen, Jungen und Figuren, die halb Maschine, halb Mensch waren, aber nie einen echten Jedi-Ritter. Das wollte ich jetzt mit einem Kampf zeigen, der schneller und dynamischer war als alle bisher gezeigten. Und wir haben es geschafft. Nick Gillard hat hervorragende Arbeit geleistet, ebenso wie die Schauspieler, die seine Choreographie wunderbar umgesetzt haben."
Um die aufregende Choreographie der JediRitter zu entwerfen, die sich Lucas wünschte, lernte Gillard Fechten, Kendo, Tennis und sogar das Holzfällen. Nachdem der Stil und die Choreographie festgelegt worden waren, trainierte er viele Stunden mit Liam Neeson, Ewan McGregor und Ray Park, um das Lichtschwertduell in Szene zu setzen. "Wir hatten wirklich Glück", bemerkt Gillard, "denn Liam und Ewan waren beide ausgezeichnet - und das mußten sie auch sein, weil sie die meisten ihrer Stunts selbst spielen. Sie selbst kämpfen zu lassen, war für die Szenen ein Gewinn, denn niemand verstand die Figuren besser als sie. Und sie waren genauso schnell wie die Stuntmen, gegen die sie im Film antraten." Weder Neeson noch McGregor hatten jemals zuvor eine so lange, komplizierte und strapazierende Stunt-Szene gemacht. "In der Schauspielschule habe ich ein bißchen kämpfen gelernt", sagt McGregor, "aber nicht annähernd so anspruchsvoll und anstrengend."
Der Kampf war tatsächlich so lang und komplex, daß die Schauspieler immer nur ein paar Bewegungen auf einmal lernten und sie dann spielten. Erst am Schneidetisch wurden diese kurzen Szenen zu einer ganzen Sequenz zusammengesetzt. "Ich war erstaunt über Ewans Fähigkeit, sich die ganzen Bewegungsabläufe zu merken", erinnert sich Neeson. "Ich hatte schon Schwierigkeiten mit zwei oder drei Bewegungen auf einmal, aber er konnte zwölf oder dreizehn behalten, obwohl er sie gerade erst gelernt hatte. Glücklicherweise ließ uns George genug Zeit, mit jeder Szene vertraut zu werden, und schließlich hat es ja auch geklappt."
Das Schwertduell wurde zusätzlich durch die Tatsache bereichert, daß Ray Park nicht nur ein ausgezeichneter Stuntman, sondern auch ein Meister im Fechten war. "Ray beherrscht noch fünf oder sechs weitere Kampfsportarten und ist ungeheuer beweglich", sagt Gillard.
"Ray wußte, was er tat", fügt Lucas hinzu, "und seine Anwesenheit und Erfahrung motivierten auch alle anderen Schauspieler."
Zusätzliche Motivation erhielten die Schauspieler allein aus der Tatsache, daß sie ein Lichtschwert in Händen halten durften - eine der außergewöhnlichsten und symbolischsten Waffen, die jemals erdacht wurden. "Bevor wir anfingen zu drehen, tauchte George mit einer riesigen, vergoldeten Schachtel auf. Sie enthielt die Lichtschwerter, und George forderte mich auf, eins in die Hand zu nehmen", erinnert sich Liam Neeson. "Ich habe eins ausgesucht, und George hat gesagt, Das ist ab jetzt deins' Es war ein großer Moment. Und ich durfte es wirklich behalten, es wurde mir nach den Dreharbeiten geschenkt. Ich war begeistert."
Gillard war auch bei der Herstellung der Lichtschwerter beteiligt. Sie bestanden aus Harz, Holz und einem Aluminiumrohr, das später durch visuelle Effekte ersetzt wurde, um das Leuchten des Lichtschwerts zu erzielen. Während der Kampfproben entdeckte Gillard, der ja vor allem für die Sicherheit der Stunts verantwortlich war, daß sich beim Aufeinanderschlagen der Klingen kleine Metallspäne lösten. Wegen des potentiellen Sicherheitsrisikos wurden die Schwerter in Plastik eingeschweißt. Beim Drehen einer Action-Sequenz waren zwanzig Schwerter pro Tag erforderlich. Insgesamt waren dreihundert Lichtschwerter für den Film vonnöten.
Zusätzlich zu den anspruchsvollen Schwertkämpfen, die fast einen Monat Drehzeit beanspruchten, weist die Kampfszene noch eine unglaubliche Anzahl verschiedener Sprünge, Saltos und anderer akrobatischer Leistungen auf.
Normalerweise werden solche Sprünge so produziert, daß man Stuntmen oder Schauspieler an Drähten schweben läßt, die in der Nachbearbeitung digital entfernt werden. Aber Gillard suchte nach einer anderen Lösung für die Stunts. "Ich mochte die Drähte ganz einfach nicht', erklärt er. "Ich fand immer, daß die Bewegungen an den Drähten unecht wirkten. Statt dessen haben wir kleine Katapulte verwendet, die unter Stickstoffdruck standen." Die Stuntmen standen auf Plattformen, die auf diesen Katapulten angebracht waren. Kaum wurde der Luftdruck herausgelassen, wurden sie auch schon in die Luft geschleudert. "Es sah so aus, als ob sie fliegen würden, und auch die Landung war hart und wirkte realistisch. Mit den Drähten schien es immer eher so, als würden sie durch die Luft schweben. Das wirkte nie so kraftvoll." Park führte einen der waghalsigsten Stunts selbst aus - einen Salto rückwärts durch die Luft, bei dem er zwölf Meter über die Bühne flog.
Die meisten der Action- und Stunt-Szenen wurden vom zweiten Filmteam gedreht. Der Regieleiter des zweiten Teams, Roger Christian, hatte als Bühnenbildner in den ersten Star Wars Filmen mitgearbeitet und war für seinen Beitrag mit dem Oscar ausgezeichnet worden. Obwohl Christian mittlerweile selbst ein erfolgreicher Regisseur (Nostradamus) ist, ließ er sich die Gelegenheit nicht entgehen, als Zweiter Regisseur für Episode I zu arbeiten.
Normalerweise ist es so, daß das zweite Team Pick-up Aufnahmen und Zwischenschnitte filmt, wenn das erste Team eine bestimmte Einstellung abgedreht hat. Aber Episode I war eine so riesige Produktion und die Anzahl der Einstellungen pro Tag dermaßen groß, daß Christian und seine Crew parallel zum Hauptteam arbeiteten und die Aufnahmen übernahmen, die wegen des enormen Tempos unter den Tisch gefallen waren.
Von Christian wurde erwartet, vollkommen zu erfassen, wie sich Lucas jede einzelne Einstellung vorstellte. "Ich habe George dabei beobachtet, wie er die Szenen drehte", sagt Christian. "Später ging er mit mir sämtliche Einstellungen durch, die ich übernehmen sollte und erzählte mir, wie er sie sich vorstellte."
Die Dreharbeiten wurden pünktlich am 30. September 1997 abgeschlossen. Zweitausendfünfhundert Einstellungen des ersten Aufnahmeteams und eintausendzweihundert Einstellungen des zweiten waren in nur wenig mehr als drei Monaten erfolgreich durchgeführt worden. Ein unglaubliches Tempo für eine Filmproduktion, mit zwei- oder dreimal soviel Einstellungen pro Tag als gewöhnlich. Und dennoch hatte während der fieberhaften Durchführung der Dreharbeiten immer eine Atmosphäre der Ruhe geherrscht. "Nie hat man jemanden im Studio brüllen gehört", bemerkt Rick McCallum. "Sogar wenn wir in letzter Minute umdisponiert haben - und das kommt beim Drehen immer wieder vor - hat die Crew das nie als Problem angesehen, sondern immer als Herausforderung, die sie annehmen wollte. Und diese Crew tat das nicht nur aus reiner Freude an der Arbeit, sondern es war auch ihre Art, George zu sagen, Mach weiter so, laß uns schuften, für dich tun wir alles."