Kaum vorzustellen welcher Aufwand sich hinter den Star Wars Filmen verbirgt. Auf diesen Seiten werden die Arbeiten hinter den Kulissen etwas beschrieben und Ihr könnt euch Bilder von den Sets und der Crew ansehen.
» Bilder zum Making of Episode I
Der 2. Juli 1997 war für viele Hauptdarsteller der erste Drehtag. Unter ihnen befanden sich Liam Neeson, Ewan McGregor, Natalie Portman, Jake Lloyd, Kenny Baker, Terence Stamp und Ahmed Best, der die Darstellung von Jar Jar Binks übernahm. Was Timing, Humor, Interaktion und Feinheiten der Figur anging, vertrauten Lucas und die Schauspieler voll und ganz auf Best. Ohne Best waren solche Einzelheiten erst Monate später, nach der Einfügung des computergenerierten Wesens in die Szenen, zum Leben erweckt worden. Aber dank Best war Jar Jar schon eine lebendige, komplexe Figur, als die Kameras zu laufen begannen - ein großer Vorteil beim Drehen, weil Jar Jar nicht nur eine der Hauptfiguren und daher oft im Bild ist, sondern auch ein witziger Kollege, für den die Interaktion mit den anderen Darstellern besonders wichtig war.
"Normalerweise hat man in solchen Situationen Statisten, die keine Schauspieler sind und die nicht agieren", erklart McCallum. "Es sind nur Körper, die als Platzhalter für die digitalen Figuren fungieren. Aber mit Ahmed und auch anderen sprechenden Schauspielern auf der Bühne hatten die Rollendarsteller reale Gegenüber, auf die sie sich beziehen konnten. George probte die Szene zum Beispiel mit Ahmed und machte dann ein oder zwei Aufnahmen mit Ahmed im Bild. Dann nahm er ihn wieder raus und nahm die Szene noch einmal auf. Aber diesmal wussten die Akteure dank der Probeläufe mit Ahmed, wie die Szene gedacht war. Der Umstand, dass Jar Jar gar nicht da war, brachte sie nicht weiter aus der Fassung. Sie hatten eine Vorstellung davon, mit wem sie sprachen und wie die Szene weiterging. Ausserdem hatten wir so das perfekte Ausgangsmaterial für ILM, das die computergenerierte Figur Jar Jar zum Leben erwecken sollte."
Am ersten Drehtag erschienen die Darsteller schon um 7 Uhr morgens im Studio für die Drehvorbereitungen. Während die Schauspieler geschminkt, frisiert und eingekleidet wurden, beleuchtete David Tattersall die Kulisse für diesen Tag: die Landeplattform des Senats. Für die Schauspieler sprangen auch hierfür Statisten ein. Um 9 Uhr erschienen die Schauspieler im Studio, bereit für die Szene, in der die Gefolgschaft der Königin auf Coruscant eintrifft und vom Obersten Kanzler Valorum empfangen wird. Wieder umgaben Bluescreens die schlichte Landeplattform; ILM fügte später einen zauberhaften Ausblick auf Coruscant anstatt der blauen Flache ein.
"In unserer ersten Szene mussten wir die Plattform herunterschreiten, um Valorum zu treffen", erinnert sich Liam Neeson. "Ewan und ich waren einfach nur begeistert. Wir mussten andauernd lachen und haben herumgebrüllt: 'Yeeeahh! Wir sind in Star Wars!' Ebenfalls am ersten Tag drehte Neeson noch eine Szene mit Jake Lloyd, in der über die hohe Konzentration an Midi-Chlorians im Organismus gesprochen und ihre Beschaffenheit erklärt wird. Die Szene beinhaltet eine Menge wissenschaftlicher Termini, und George musste erst einmal erklären, was das alles bedeuten sollte und welche Theorie dahinter steckte. Er klärte uns auf, dass Tausende von Bakterien unseren Körper bevölkern. Einmal angenommen, es gebe eine Bakterienform, die mit dem Universum verbunden ist, und manche Menschen hätten mehr von dieser Bakterienform als andere, was dann? Ich fand die Idee faszinierend und glaubhaft."
Die Szene, die vielleicht am meisten von den Figuren lebt, ist das gemeinsame Abendessen von Qui-Gon, Padme, Jar Jar, Anakin und Shmi im Quartier der Sklaven, die ein paar Tage später gedreht wurde. Sie war im Drehplan für das Ende der zweiten Woche vorgesehen und zog so Nutzen daraus, dass die Atmosphäre zwischen den Darstellern und Lucas bereits etwas gelockerter war. "Es gibt im Grunde nur zwei Wege, an die Arbeit mit Schauspielern heranzugehen", stellt Lucas fest. "Der eine ist ,methodisch', mehr an den Schauspielklassen orientiert, wo man eng mit den Schauspielern zusammenarbeitet, sowohl auf persönlicher als auch auf professioneller Ebene. Ich hingegen ziehe mehr die traditionelle Arbeitsweise vor, wie sie in Europa, und zwar besonders in England angewandt wird. Dabei ist die Zusammenarbeit vornehmlich eine professionelle. Der Regisseur sagt, 'Ich will, dass Du das tust, ich will, dass Du da hingehst' Es wird nicht versucht, für jeden Moment eine Motivation zu finden. Ich gehöre nicht zu den Regisseuren, die Tage damit verbringen, sich Gedanken darüber zu machen, was in wem vorgeht. Wenn ein Schauspieler bei diesem Film eine besondere Frage hatte, habe ich sie einfach so schnell wie möglich beantwortet. Und wenn jemand einen Vorschlag für eine Figur machte, entschied ich sofort, ob er angemessen war oder nicht. Aber ich glaube eigentlich nicht, dass die Darsteller unbedingt alles über die Figur wissen müssen, um ihre Rolle spielen zu können. Sie müssen lediglich genug wissen, um der Figur das richtige Gefühl, den richtigen Ausdruck und die richtige Persönlichkeit zu verleihen. In 'Das Imperium schlägt zurück' zum Beispiel wusste Mark Hamill bis zu dem Tag, an dem die entsprechende Szene gedreht wurde, nicht, dass Darth Vader Lukes Vater war. Es war nicht wichtig für ihn, das zu wissen, bis zu dem Zeitpunkt, an dem die Figur, die er verkörperte, es erfuhr. Mir war klar, dass es die Art, wie er an die Rolle heranging, verändert und kompliziert hätte, wenn es ihm früher bekannt gewesen wäre."
Die Szene beim Abendessen, und eigentlich alle Szenen, in denen Qui-Gon und Shmi aufeinandertreffen, zeichnet sich durch eine untergrundige Spannung zwischen den beiden Figuren aus. "Diese Begegnungen haben einen romantischen Unterton", sagt Liam Neeson, "etwas sehr Subtiles - und Pernilla und ich waren uns dessen sehr wohl bewusst. Es gab eine gewisse Vertraulichkeit, wenn sich unsere Bticke trafen. Und das musste nicht offensichtlich sein, nur angedeutet." Nach vier Wochen in Leavesden zogen Besetzung und Crew in den Reggia Palast in Caserta in Italien um, wo sie die nächsten Tage damit verbringen sollten, die Innenaufnahmen vom Palast in Theed auf Naboo zu drehen. Viele Szenen mit Natalie Portman als Königin Amidala wurden in dieser Woche gedreht. Leider verstauchte sich die Schauspielerin den Knöchel und musste noch einen Tag länger bleiben, während die ganze Produktion bereits Richtung Tunesien abreiste.
In Tunesien verbrachte die Produktion zwei Wochen damit, die Außenaufnahmen von Mos Espa zu filmen. Allein schon das Verlegen der Produktion an diesen Schauplatz war ein Gewaltakt. Mit der Filmausrüstung, den Kulissen, Requisiten, Kostümen und den Podracern, die alle an Ort und Stelle gebraucht wurden, mussten fünfzig Tonnen Material an den Schauplatz transportiert werden. "Die große Herausforderung bei Außenaufnahmen ist der Transport", erklärt Rick McCallum. "Genaugenommen zieht man mit einer ganzen Stadt um, der Crew, den ganzen Töpfen und Pfannen, Kleidern und einfach allem, was zum Leben gehört." Als McCallum beim Blättern in einer Zeitschrift auf eine Anzeige von einem großen russischen Frachtflugzeug stieß, kam ihm die Idee, ein riesiges Flugzeug zu mieten, um mit seiner "Stadt" nach Tunesien umzuziehen. "Ich machte George klar, dass wir eine Menge Geld sparen wurden, wenn wir alles in eines dieser Flugzeuge packten, die zu den größten Frachtflugzeugen der Welt zählen - und er stimmte zu." Das Produktionsbüro wurde im Palm Beach Hotel in Tozeur am Rande der Sahara eingerichtet. Die Kulissen, die die Straßen von Mos Espa darstellten, die Arena für das Podrennen und Anakins Hütte auf Tatooine wurden nördlich der Stadt, mitten in der Wüste aufgebaut. Die Kulissen bestanden aus Holzrahmen, die mit Maschendraht und gut formbarem Bauschaum überzogen wurden. "Wir haben Mos Espa mit Arbeitskräften und Materialien an Ort und Stelle aufgebaut, um ein Gefühl für die nordafrikanische Architektur zu bekommen", erinnert sich Bocquet.
Gemäß der Weisung der Produktion, die Ausgaben so gering wie möglich zu halten und nur das aufzubauen, was wirklich notwendig war, wurden die Kulissen von Mos Espa nur bis auf Höhe der Schauspieler oder ein wenig höher errichtet. "Keine einzige Kulisse hatte ein Dach", verrät Rick McCallum. "Wir wussten genau, was wir brauchten, und wenn George in letzter Minute entschied, dass die Kulisse doch höher sein sollte, haben wir einfach einen Bluescreen aufgestellt, damit ILM diesen Teil später digital hinzufügen konnte. Wir hatten einen Kilometer Bluescreen dabei, also konnten wir darauf zurückgreifen, wann und wie wir wollten. Wir hatten bei jeder Gelegenheit tragbare Bluescreens und Miniscreens dabei, die wir innerhalb von Minuten aufgebaut hatten. Dadurch hatten wir jede Menge Freiraum, was die Gestaltung der Kulissen betraf."
Die Julihitze stellte sich als das größte Problem bei den Dreharbeiten in der tunesische Wüste heraus. Überall waren Warnschilder aufgestellt, auf denen es hieß, "Vorsicht bei Aufenthalt in de Sonne. Trinken Sie viel Wasser, sonst trocknen Sie aus. Tragen Sie eine Kopfbedeckung und bleiben Sie im Schatten." Das waren ernst zunehmende Warnungen an einem Ort wie diesem wo die Temperaturen im Sommer oft über fünfzig Grad Celsius steigen. Nick Dudman und seine Maskenbildner hatten besonders unter der Hitze zu leiden, wie auch die armen Kerle, die als Aliens mit Kunststoffmasken und Anzügen die Straßen von Mos Espa bevölkerten. Hüte aus Latexschaum wurden mit eigens entwickelten Kühlvorrichtungen und Sandfiltern ausgestattet, aber auch die Zeit, die in Kostümen und Masken zugebracht werden musste, sollte auf ein absolutes Minimum beschränkt bleiben. "Der Trick bestand einfach darin, die Aliens ihre Szenen ohne Köpfe proben zu lassen", erklärt Nick Dudman. "Wenn wir dann soweit waren, dass wir die Szene filmen konnten stülpten sich die Aliens ihre Köpfe über um warteten unter einem Schirm mit genügend Wasser auf den Einsatz. Wenn sich einer der Aliens unwohl fühlte, haben wir die Aufnahme unterbrochen."
Am Ende des Drehtages wurden die Latexhüte desinfiziert und numeriert, damit ihn derselbe Schauspieler am nächsten Tag wiederfinden konnte. Außerdem wurden sogenannte "Klimaanzüge" für die Dreharbeiten gemietet. In ihnen zirkuliert kaltes Wasser durch kleine Schläuche, die an der Innenseite des Anzugs fixiert sind und die Körpertemperatur niedrig halten. So war es Schauspielern wie zum Beispiel Ahmed Best möglich, trotz der Hitze längere Zeit ein schweres Kostüm zu tragen. In klimatisierten Wagen wurde Filmmaterial gelagert. "Ich furchtete andauernd, der Film könnte unbrauchbar werden", gestand Tattersall. Wir machten es uns zur Gewohnheit, das Filmmaterial erst kurz, bevor wir es brauchten, herauszuholen und nach Möglichkeit auch nur kurz im Schatten zu lagern." Sogar mit der zur Verfügung stehenden Spezialausrüstung und den klimatisierten Räumen sahen die Belegschaft und die Crew die Dreharbeiten in Tunesien als äußerst gewagt an.
"In der Wüste zu arbeiten, war alles andere als leicht", gibt Lucas zu. "Die Hitze hat einen ausgelaugt. Es war mir klar, wie sehr jeder sein Bestes gab und sich zusammennahm, besonders Jake. Ich konnte nie wissen, ob es ihm gut ging oder nicht. Also habe ich mit seiner Mutter gesprochen. Aber es gab nur wenige Situationen, in denen er wirklich eine Pause brauchte. So schwierig es auch war, Tunesien war der Ort, der die meisten Erinnerungen in mir wachrief. Es sieht aus wie Tatooine - hier musste Star Wars gedreht werden!" Die Professionalitat und Hingabe jedes
einzelnen machten es letztendlich möglich, die zermürbende Prozedur durchzuziehen. "Das Schlimmste an den ganzen Dreharbeiten war die Hitze in Tunesien", meint auch Liam Neeson. "Aber wir haben uns alle an George gehalten, der in seinen Blue Jeans völlig unbeeindruckt schien, und dachten, wenn unser Chef sich nicht beschwert, werden wir es erst recht nicht tun!" Ahmed Bests Possen, sowohl vor der Kamera als auch dahinter, halfen ebenfalls, die Belegschaft und die Crew abzulenken. "Er hat uns zum Lachen gebracht", erinnert sich Natalie Portman. "ObwohL er von allen das unbequemste Kostüm anhatte - er musste ja diesen Kunststoffanzug tragen - hat er sich niemals beschwert. Er hat die ganze Zeit nur Witze gemacht."