GalacticBinder.com hatte Gelegenheit, mit dem stellvertretenden Chefverleger von Dark Horse Randy Stradley zu plaudern.
Herr Stradley, beginnen wir mit einer sinnlosen Frage: Wenn George [Lucas] einen Vizepräsidenten von Krieg der Sterne wählen würde, wer wäre das (wir hoffen auf Billy Dee Williams)?
Gesetzt den Fall, dass George dann der Präsident der Galaxis ist, müsste die Vizeposition an Leia gehen. Nichts gegen Lando, aber ich denke, man will für den Posten einen sachlichen Kopf mit einem Auge für Details. Lando lässt sich zu einfach von seinem Streben nach Reichtum ablenken genau wie Han, und Luke ist ein zu großer Träumer. Da weder Yoda, noch Obi-Wan die Stelle annehmen würden, bleibt nur Leia.
Okay, damit zum eigentlichen Thema: Dark Horse hat mit Invasion den Sprung in die Zeit der New Jedi Order gemacht. Die Yuuzhan-Vong gehören zu den wohl besten Schurken der Krieg der Sterne-Welt, und die 19 Romane haben ihnen eine reiche, komplexe Kultur verpasst, die Sie aufgreifen oder in Stücke schießen können. Invasion soll einige Zeit nach dem ersten Roman beginnen. Können Sie uns einen Überblick über die Reihe geben, und setzen Sie mit der Geschichte zu diesem Zeitpunkt an?
Zunächst einmal wollten wir am "Anfang" beginnen, den Lesern zuliebe, die mit den New Jedi Order-Romanen nicht vertraut sind. Bei Krieg der Sterne kann man es als gegeben betrachten, dass die Leser die Filme kennen, aber man sollte nie davon ausgehen, dass sie mit jedem Teil des Erweiterten Universums vertraut sind. Die Hintergrundinformationen liefern wir am Anfang der Reihe recht schnell nach, aber wir wollen den Lesern schon am Anfang genug Material geben, damit sie nicht völlig ahnungslos sind, wenn sie zuvor noch nie von den Yuuzhan-Vong gehört haben.
Wenn man an den ersten New Jedi Order-Roman Vector Prime [Die Abtrünnigen] denkt, fällt einem sofort der Hass ein, den R.A. Salvatore auf sich zog, als das Buch in die Läden kam. Sie waren damals dabei, als über Chewies Tod entschieden wurde. Wie sehen Sie die Anlegenheit heute, gerade in Bezug auf Salvatore? Schulden ihm die Fans noch eine Entschuldigung?
Was nach dem Tod von Chewie passiert ist, habe ich eigentlich nie wirklich mitbekommen, ich weiß also nicht, welche Ausmaße das angenommen hat. Aber klar, wenn die Fans ihre Frustration über diese Entwicklungen in einem fiktionalen Universum an jemandem ausgelassen haben, der angeheuert worden war sie aufzuschreiben, schulden sie diesem Autor eine Entschuldigung. Mr. Salvatore war bei der Konferenz gar nicht dabei, auf der entschieden wurde, dass Chewbacca der Todeskandidat werden würde. Er schrieb Vector Prime auf Basis einer groben Handlungsübersicht, die bereits existierte, bevor er zu dem Projekt hinzustieß. Wer wegen der Ereignisse in der Geschichte also "Hass" empfand, hätte ihn nie an Salvatore auslassen sollen.
Reden wir über Invasion: Wir haben die tollen Titelbilder der ersten beiden Teile gesehen. Was können Sie uns über den Stil und die Atmosphäre der Zeichnungen sagen? Wird Invasion die Härte und Brutalität der Yuuzhan-Vong widerspiegeln?
Ich hätte mir keinen besseren Zeichner als Colin Wilson wünschen können. Seit ich vor Jahren seine Arbeit an 2000 AD gesehen habe, wollte ich ihn schon für Krieg der Sterne haben, lange bevor er einige Hefte für Legacy und Rebellion für uns zeichnete. Bei harten Actionszenen und furchteinflößenden Außerirdischen, ist Colin Weltmeister, deshalb war er für die Yuuzhan-Vong perfekt geeignet. Gleichzeitig verliert er nie den Kontakt zu den Gefühlen der Hauptfiguren, und das sieht man in den ruhigeren Augenblicken der Reihe auch sehr gut.
Die Farben liefert dann Wes Dzioba, und er hat hervorragende Arbeit geleistet, gerade wenn es darum ging, jeden Schauplatz wie einen einzigartigen Ort innerhalb der Krieg der Sterne-Galaxie wirken zu lassen.
Und dann sind da natürlich noch die Titelbilder von Jo Chen, die ich einfach phantastisch finde. Ich wusste sofort, dass ich Colin nicht für die Titelbilder von Invasion wollte und hatte Jo schon den Auftrag gegeben, als ich eine Mail von unserem Autor Tom Taylor und Colin bekam, in der sie mich baten, Jo für die Titelbilder anzuheuern. Besser hätte es also nicht laufen können.
Sie haben drei Comicreihen - Dark Times, The Old Republic und Invasion - mit exklusiven Onlineteilen gestartet. Sie scheinen damit die Reaktionen auf dieses Vertriebsmedium testen zu wollen. Können Sie sich vorstellen, dass digitale Comics eines Tages für Dark Horse Gewinne abwerfen könnten? Falls ja, wann wird es Ihrer Ansicht nach soweit sein?
Wir werden weiterhin Onlineexperimente machen, aber ich glaube nicht, dass wir schon an einem Punkt sind, wo es möglich ist, exklusive Onlineinhalte zu schaffen und sie kostendeckend zu vertreiben. Vielleicht kommt es mal dazu, aber noch ist es nicht soweit.
Auf DarkHorse.com haben Sie unlängst über Ihre Goldene Regel Nr. 5 geschrieben, die besagt, dass eine Comicgeschichte nur unter außergewöhnlichen Umständen auf Tatooine spielen sollte, weil der Planet im Grunde unwichtig sei und seine Bedeutung für die Filme durch ständige Comicauftritte nicht untergraben werden sollte. Für die Legacy-Reihe haben Sie einen Bruch dieser Regel nun zugelassen. Werden Sie weich?
Absolut nicht. Aber Fakt ist nun einmal, dass die Geschichte König ist. Wenn Ereignisse, Figuren oder Schauplätze der Geschichte dienen, sollten sie auch vorkommen. Wenn ihr Einbau in die Geschichte hilft, die Entwicklung der Figuren zu unterstützen oder ihre Gefühle (und die der Leser) zu verstärken, ohne von der eigentlichen Geschichte abzulenken, sehr gut. Wenn sie den Leser allerdings nur ablenken oder sie nur dazu dienen, einen netten "Fanboy-Moment" für Hardcore-Fans zu schaffen, lasse ich das nicht durchgehen. Tatooine hat als Schauplatz seinen Sinn. Das Restaurant im Naboo-Stil mit einem riesigen Padmé-Porträt, das niemals zu sehen war, hingegen nicht.
Können Sie uns einige weitere Ihrer 10 goldenen Regeln verraten und uns erklären, wieso Sie sie aufgestellt haben?
Hier ist Regel Nr. 1: Kein Recycling von Dialogen aus den Filmen (es sei denn, innerhalb einer Rückblende auf eine Filmszene). Unter absolut gar keinen Umständen muss eine weitere Krieg der Sterne-Figur jemals wieder sagen, "Ich habe da ein ganz mieses Gefühl" oder "Ich finde Ihren Mangel an Glauben beklagenswert.", etc. Gleiches gilt für die Bezeichnung "THX-1138". 30 Jahre voller Anspielungen dieser Art, haben die Idee zu Tode geritten.
Gute Regel! Nun laufen Legacy, Dark Times (wir lieben Bomo!) und Knights of the Old Republic ganz hervorragend, aber haben Sie keine Sorge, dass die Verkaufszahlen dieser Serien angesichts neuer interessanter Reihen wie Invasion und The Old Republic sinken könnten? Wir halten Sie das Gleichgewicht und die Absatzzahlen Ihrer Hauptserien stabil?
Egal, wie gut man jede Reihe auch betreut, früher oder später endet sie. Als das Interesse an Rebellion zurückging, haben wir Invasion gestartet. Man sollte nicht auf die Idee kommen zu glauben, dass die aktuell laufenden Serien ewig weitergehen werden.
Und schön, dass Bomo ein paar Fans hat. Nachdem er immer nur den Kürzeren zieht, braucht er jedes Bisschen emotionale Unterstützung, die er kriegen kann.
Vom Vermarktungsstandpunkt aus, war Ihre Clone Wars-Comicreihe angesichts der gleichnamigen Fernsehserie keine große Überraschung. Wie gehen Sie mit der Kontinuität der Reihe um? Haben Sie in Anbetracht der Fans, die die Serie gut kennen, mehr oder weniger Freiheiten?
Nun, der Chefautor der Serie, Henry Gilroy, schreibt den Großteil unserer The Clone Wars-Comics, deshalb mache ich mir um die Kontinuität keine großen Sorgen. Womit wir aufpassen müssen, ist, nicht die gleichen Geschichten zu erzählen wie die Serie, aber nachdem die so weit im Vorfeld ausgearbeitet wird, wissen wir fast immer, was sie gerade planen, um ungewollte Überlappungen zu vermeiden.
[...]
Nun lesen wir Krieg der Sterne-Comics, weil wir die Geschichten und die Zeichnungen mögen, aber es gibt auch Leute, die die Comics sammeln, weil sie sie gerne sammeln. Viele Lizenznehmer haben Sonderausgaben oder Sammlerartikel herausgebracht, während Dark Horse sich auf einige weniger Sammlerprodukte beschränkt hat, das Dark Times 1-Heft mit dem Bleistifttitelbild zum Beispiel. Wird es in Zukunft weitere Sammlerausgaben geben?
Hier und da sicher. Wir haben, wie der Eine oder Andere sich erinnern wird, zum 30. Jubiläum die 30th Anniversary-Sammelbandreihe herausgebracht. Aber ich bin kein großer Freund von speziellen Sammlerartikeln. Ich weiß noch, dass ich die Deluxe-Edition von Stephen Kings Gunslinger: Dark Tower gekauft habe, als sie herauskam. Damals wurde behauptet, dass dies die einzige Veröffentlichung der Geschichte überhaupt bleiben würde. Wann immer ich den Band jetzt in meiner Sammlung sehe, werde ich wütend. Ich würde einem Fan so etwas nie antun wollen. Es ist besser, wir produzieren etwas, das die Fans immer in Ehren halten werden, weil sie die Geschichte mögen, nicht die Verpackung.
Zum Abschluss eine "Was wäre, wenn..."-Frage: Wenn Sie ins Krieg der Sterne-Universum katapultiert würden, in welcher Epoche und an welchem Ort würden Sie gerne landen und mit wem würden Sie zuerst welche Sache machen (bitte bleiben Sie jugendfrei!)?
Die Zwillinge aus der Mos-Eisley-Cantina sind also Tabu, was? Ich denke, ich würde gerne mit den Wookiees auf Kashyyyk herumhängen. Aber ohne Droiden oder Sturmtruppen zu bekämpfen. Ich würde mir einen Ort suchen, an dem ich den "Sterne"-Teil genießen kann, ohne zu sehr mit dem "Krieg der"-Part zu tun zu bekommen.
Allerletzte Frage: Können Sie uns eine klitzekleine Vorschau auf die nächsten Comics geben?
Nur drei Worte: Einsamer. Weiblicher. Jedi. Denkt einmal drüber nach. Und erwartet nicht, in naher Zukunft etwas darüber zu hören.
Herr Stradley, vielen Dank für dieses Gespräch!
Seite 1
Seite 1
RSS-Feed für diesen Kommentarthread abonnieren
RSS-Feed für alle Kommentare