Bevor wir zur Hauptattraktion des Tages kommen, eine Kurzinformation: in den Foren der Offiziellen Seite gab Sue Rostoni am Wochenende bekannt, daß es zum neuen Onlinerollenspiel The Old Republic einen Begleitroman geben werde. Weder ein Autor, noch sonst irgendwelche Details stehen aktuell fest, klar ist nur, daß der Roman um den Verkaufsstart des Spiels herum in die Läden kommen soll.
Damit zum eigentlichen Thema: EU-Cantina hatte Gelegenheit, mit Autor James Luceno (Cloak of Deception, Labyrinth des Bösen, Millennium Falcon) über Krieg der Sterne, die Herausforderungen als Autor und Traumprojekte zu sprechen:
Herr Luceno, Sie lieben sicherlich all Ihre Bücher, aber welcher Krieg der Sterne-Roman hat Ihnen am meisten Freude gemacht?
Ich schätze, das dürfte Millennium Falcon sein, weil der Roman mir Gelegenheit gegeben hat, mit verschiedenen Stimmen in vielen verschiedenen Epochen zu schreiben. Cloak of Deception kommt dicht dahinter, weil das Buch eher ein Thriller war, denn ein Fantasy-Abenteuer. Jeder meiner anderen Romane hat mich vor einzigartige Herausforderungen gestellt, vor allem Vereint durch die Macht (engl. The Unifying Force); an diesem Roman habe ich ein Jahr lang gearbeitet, die vorbereitende Recherche mit eingeschlossen. Labyrinth des Bösen (engl. Labyrinth of Evil und Dunkler Lord (engl. Dark Lord) machten es notwendig, eng mit Lucasfilm zusammenzuarbeiten, um Kontinuitätsfehler zu vermeiden und Hintergrundgeshcichten für einige der Nebenfiguren der Prequels, darunter Sifo-Dyas und General Grievous zu schaffen.
Wer ist Ihre Lieblingsfigur und wieso?
Ich schreibe gerne über Han, weil er einfach die menschlichste unter den Hauptfiguren ist. Auch, wenn Han zeitweise das Problem hatte, wie ein Schauspieler nur bestimmte, immer gleiche Rollen abzubekommen. Er durfte sich nicht auf die gleiche Art verändern und verbessern wie Luke und Leia. Meine Nr. 2 ist Palpatine. Gefährlich, trügerisch, den anderen immer einen Schritt voraus... Er ist ein vollendeter Bösewicht.
Es hat im Internet unlängst Debatten darüber gegeben, ob man Frauen im Erweiterten Krieg der Sterne-Universum mehr Aufmerksamkeit schenken sollte. Gibt es eine weibliche Figur, von der Sie gerne mehr sehen würden?
Ich hatte bislang nur selten Gelegenheit, Frauen in meine Geschichten einzubauen, abgesehen von Leia und Mara Jade. Ich glaube, daß Allana aufgrund ihrer Familiengeschichte das Potential besitzt, eine sehr interessante Figur zu werden. Viele der anderen weiblichen Hauptfiguren sind Jedi, und wenn ich über Lukes Generation von Rittern und Meistern schreibe, fühle ich mich regelmäßig im Nachteil.
Würden Sie sagen, daß es schwieriger ist, innerhalb eines Universum zu arbeiten, das ein anderer geschaffen hat, als in Ihrer eigenen Welt? Ist dies als Autor weniger erfüllend, oder vielleicht sogar mehr?
In einem etablierten Universum zu arbeiten, gestattet es einem Autor, Abkürzungen zu nehmen, die normalerweise nicht existieren würden. Beschreibungen von Figuren, Fahrzeugen und Schauplätzen müssen längst nicht so detailliert sein, weil Krieg der Sterne-Leser George Lucas' Universum seit 30 Jahren kennen. Andererseits sind einem als Autor natürlich manchmal die Hände gebunden. Man kann nicht all das tun, was man vielleicht tun möchte. Das hat zur Folge, daß Kontinuität und Linientreue eine größere Rolle einnehmen als Experimentierfreude und Innovation.
Was ist die größte Herausforderung bei der Arbeit an Krieg der Sterne? Haben Sie manchmal ein mulmiges Gefühl dabei, für eine derart große Marke zu schreiben?
Für mich besteht die Herausforderung darin, einem Roman die gleiche Atmosphäre zu verleihen, wie wir sie in den Filmen erleben. Das betrifft in erster Linie die Darstellung der Figuren und ihr Empfinden. Krieg der Sterne gehört weder zur klassischen Science-Fiction, noch in den Bereich der phantastischen Literatur. In Krieg der Sterne steckt ebensoviel Flash Gordon oder andere B-Helden wie Piratenfilme und Western. Wenn man für eine derart beliebte Marke schreibt, kann einen schon ein mulmiges Gefühl beschleichen, aber es ist auch eine bereichernde Erfahrung: Man weiß als Autor, daß das eigene Werk von einer Vielzahl von Menschen gelesen werden wir. Das kann großartig oder schrecklich sein, je nachdem, ob man ein gutes Buch schreibt oder nicht.
Sie haben mehrmals mit Brian Daley zusammengearbeitet, der einige der frühesten Krieg der Sterne-Romane geschrieben hat. Hat Sie Krieg der Sterne in jeden Tagen schon beschäftigt?
Brian und ich waren eng miteinander befreundet, und das Jahre bevor wir erstmals zusammenarbeiteten. Wir sind gemeinsam zu einer Premiere von Krieg der Sterne - Neue Hoffnung gegangen, und danach hat Brian jahrelang Ideen für seine Han-Solo-Romane und die Rundfunkadaptionen an mir ausprobiert. Ich werde nie vergessen, wie wir einmal nach fünf Wochen im Himalaya nach Kathmandu zurückkamen und dort auf einem Marktplatz eine Raubkopie von Die Rückkehr der Jedi-Ritter fanden. Wir kauften sie und zeigten unserern Trägern und Sherpas den Film.
Welche Krieg der Sterne-Romane anderer Autoren schätzen Sie am meisten? Und lesen Sie diese Romane aus Spaß oder nur als Rechercheobjekt?
Jahre bevor ich für Del Rey an Das Erbe der Jedi-Ritter (engl. New Jedi Order) arbeitete, habe ich schon die Krieg der Sterne-Romane aus dem Bantamverlag gelesen. Damals mochte ich vor allem die Werke von Tim Zahn und Mike Stackpole. Jetzt lese ich alle Romane, und ich mag die meisten davon, aus ganz unterschiedlichen Gründen. Troy Denning, Matt Stover, Aaron Allston und Karen Traviss haben Krieg der Sterne um vieles reicher gemacht. Gleiches gilt aber auch für Michael Reaves, Greg Keyes, Ryder Windham und Jude Watson.
Wenn ich wählen müßte, würde ich sagen, daß Troy Dennings Das Ultimatum (engl. Star by Star) und Matt Stovers Verräter (engl. Traitor) die Höhepunkte der Erweiterten Galaxie sind.
Millennium Falcon scheint unter seinen Vorgängerromanen (Das Erbe der Jedi-Ritter, Dunkles Nest und Wächter der Macht) hervorzustechen - wenige Figuren, keine großen Kriege. Wie haben Sie das empfunden, verglichen mit Ihren New Jedi Order-Romanen? Haben Sie die Gelegenheit genossen, einmal nicht mit anderen Autoren zusammenarbeiten zu müssen?
Ich habe andernorts gesagt, daß es für mich wirklich erfrischend war, an Millennium Falcon zu arbeiten, weil ich einmal nichts mit Ereignissen zu tun hatte, welche die Galaxis in Stücke zu reißen drohten oder bestimmte Entwicklungen für eine laufende Reihe unterbringen mußte. Ich denke allerdings, daß Reihen wie Das Erbe der Jedi-Ritter (engl. The New Jedi Order), Dunkles Nest (engl. Dark Nest), Wächter der Macht (engl. Legacy of the Force) und die neue Reihe Fate of the Jedi die Chronologie und Kontinuität in den Vordergrund gedrängt haben, sodaß Einzelromane jetzt wie Lückenfüller oder generell irrelevant wirken.
Wenn Sie den allersten Darth benennen dürften, wie würde er heißen?
Darth Tenebrous (düster, unklar, trüb).
Wenn Sie einen Krieg der Sterne-Roman Ihrer Wahl schreiben dürften, was wäre das für ein Roman und warum?
Ich hatte bislang das Glück, genau die Romane schreiben zu dürfen, die ich auch schreiben wollte. Die Leute bei Del Rey und Lucasfilm schlagen Romanideen vor, aber sie sind auch offen für Vorschläge von Autoren. Ich würde gerne einen Roman über die Whills lesen und einen, der Yodas Vergangenheit beleuchtet. Aber selbst ich werde solche Ideen nicht einreichen.
Wo sehen Sie die Krieg der Sterne-Romane in 10 Jahren?
In 10 Jahren werden die Romane die Epoche der Legacy-Comics erreichen. In gewisser Weise ist die Zukunft der Romane damit festgelegt. Gleichzeitig werden wir erleben, wie, Dank der Arbeit von Karen Traviss über die Mandalorianer und Drew Karpyshyn Einsatz von Darth Bane, innerhalb der Marke Krieg der Sterne Einzeluniversen auftauchen werden. Diese Projekte werden aller Wahrscheinlichkeit nach bislang unbekannte Völker, Figuren und Technologien hervorbringen.
Haben Sie weitere Ideen für künftige Krieg der Sterne-Projekte?
Eine meiner Ideen wird in der Fate of the Jedi-Reihe im Mittelpunkt stehen, aber darüber kann ich im Moment noch nicht sprechen. In letzter Zeit habe ich mir die Filmsaga angesehen und nach Punkten gesucht, an denen sich Einzelromane wie Matt Stovers Luke Skywalker und die Schatten von Mindor (engl. Shadows of Mindor) gut machen würden.
Wie hat sich die Krieg der Sterne-Galaxie Ihrer Meinung nach verändert?
Seit Jahren meinen Filmkritiker - und nicht nur Filmkritiker -, daß Lucas' klassische Filmtrilogie das langjährige Engagement der Vereinigten Staaten im Vietnamkonflikt sowohl behandelt, als auch angeprangert hat. Man kann sicherlich etwas ähnliches über die Prequel-Trilogie und die Welt nach dem 11. September sagen. Und ich glaube, in den Romanen wird die wirkliche Welt in letzter Zeit immer häufiger aufgegriffen und reflektiert. Das Ergebnis ist eine dunklere Atmosphäre, der es an dem Humor, der Tollkühnheit und der Romantik fehlt, welche die klassischen Filme zu einer Oase des Eskapismus gemacht haben.
Vor einiger Zeit sollten Sie einen Roman über Darth Plagueis den Weisen, den Meister von Darth Sidious schreiben. Können Sie uns darüber etwas erzählen? Wieso wurde der Roman auf Eis gelegt, und wie weit war seine Entwicklung bereits vorangeschritten?
Nach einem Treffen mit der Führungsriege bei Lucasfilm, habe ich einen ausführlichen Handlungsabriß vorgelegt. Mit dem eigentlichen Schreiben des Romans war ich schon ein gutes Stück vorangekommen, als beschlossen wurde, daß nichts daraus werden würde. Teilweise gebe ich mir selbst die Schuld dafür, weil ich zuviel wollte. Ich glaube, ich wollte alle losen Fäden beseitigen und ein perfektes Gesamtpaket schnüren. Außerdem war man der Ansicht, wir Palpatine um sein Mysterium gebracht hätten, wenn wir ihm eine Hintergrundgeschichte verpaßt hätten. Seine Wirkung als Verkörperung alles Bösen hätte dies untergraben.
Herr Luceno, wir danken Ihnen für dieses Gespräch.
Weitere Informationen über Millennium Falcon findet ihr in unserer Literatursektion.
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