Gary Kurtz ist tot. Der Produzent von Krieg der Sterne und Das Imperium schlägt zurück erlag gestern im Alter von 78 Jahren in London seinem Krebsleiden.
Kurtz wurde 1940 in Los Angeles geboren. Mit Mitte 20 sammelte er in den 60er Jahren erste Erfahrungen im Filmgeschäft und arbeitete als Regieassistent und Produktionsleiter an verschiedenen kleineren Filmen. Von 1966 bis 1969 gehörte er danach dem US Marine Corps an und diente seinem Land im Vietnamkrieg. Nach seiner Rückkehr nach Amerika begann er, sich bei Universal Pictures nach oben zu arbeiten, doch der Niedergang des alten Studiosystems war bereits unübersehbar.
Einen Gleichgesinnten, den es wie Kurtz nach einer neuen, weniger repressiven und stärker auf den Regisseur zugeschnittenen Herangehensweise an das Filmemachen verlangte, fand er 1973 in George Lucas, dessen American Graffiti er bei seinem alten Studio Universal unterbringen konnte. Der Film, in dem George Lucas nach THX 1138 zum zweiten Mal mit viel Herz und Humor, aber auch Nostalgie und Melancholie Vietnam, Watergate und den Zustand des amerikanischen Traums verarbeitete, wurde einer der Megahits der 70er und setzte neue Maßstäbe in Sachen Musikauswahl, Schnitt, Tondesign, Besetzung und Visualität. Hinter den Kulissen des etwa 4wöchigen Drehs hatte Kurtz für reibungslose Abläufe gesorgt und Lucas künstlerische Freiräume eröffnet.
So war es beinahe selbstverständlich, dass Lucas' nächstes und noch gewagteres Projekt ebenfalls auf Kurtz' Organisationstalent setzte: Wieder und wieder setzte sich Kurtz bei der Arbeit an Krieg der Sterne mit 20th Century Fox und den eigenen Mitarbeitern, insbesondere mit Kameramann Gilbert Taylor, auseinander und verschaffte Lucas Zeit und Geld, um seinen Science-Fantasy-Traum zu verwirklichen.
Nach einer Serie von Pannen, technischen Problemen und Rückschlägen wurde der Film am 25. Mai 1977 veröffentlicht und binnen Wochen zum Phänomen. Bis heute ist Krieg der Sterne inflationsbereinigt der zweiterfolgreichste Film aller Zeiten nach Vom Winde verweht.
Weniger erfolgreich war die Zusammenarbeit von Kurtz und Lucas bei ihrem dritten gemeinsamen Projekt. Das Imperium schlägt zurück brachte beide an ihre Grenzen. Wieder versuchte Kurtz, seinem Regisseur Irvin Kershner möglichst weitreichende Freiräume zu erarbeiten, doch diesmal war es nicht das Budget eines gesichtslosen Studios, das dafür in Anspruch genommen wurde, sondern Lucas' eigenes Geld. Der sah sich angesichts immer größerer Zeit- und Geldprobleme gezwungen, Kurtz noch vor Abschluss der Arbeiten durch Howard Kazanijan zu ersetzen, der seinen Platz auch bei Die Rückkehr der Jedi-Ritter einnehmen würde.
Doch auch nach seinem Abschied vom Krieg der Sterne bewahrte sich Kurtz sein Interesse für gewagte Projekte genialer Künstler: 1982 unterstützte er die Muppets-Erfinder Jim Henson und Frank Oz bei ihrem visionären Puppen-Fantasy-Film Der dunkle Kristall, 1985 arbeitete er mit Walter Murch an Oz – Eine fantastische Welt.
Seine Familie beschrieb Kurtz in einem kurzen Nachruf als „Marine, Weltreisenden, Naturburschen und einen gütigen, mitfühlenden Menschen”.
Mit seinem unermüdlichen Einsatz für künstlerischen Freiraum und die Individualität von Regisseuren legte er die Axt an das Hollywood seiner Jugend. Filmschaffende, Filmfans und die Star-Wars-Gemeinde stehen dafür tief in seiner Schuld und werden ihm stets ein ehrendes Andenken bewahren.
Wir bedanken uns bei Florian, Patrick und Haarspalter für den Hinweis.
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Anakin 68
George W Lucas
McSpain
Die von Gary Kurtz favorisierten Ideen für RotJ hätten wohl wirklich zu einem melancholischeren, vielleicht nuancierteren Abschluss der Trilogie geführt. Man kann ja keine absoluten Aussagen zu hypothetischen Fällen treffen; aber ich hätte eine ermüdete Rebellion, eine gequälte Leia, einen nachdenklichen Luke und sogar einen toten Han vorgezogen. Einiges von der Melancholie, gegen die Lucas sich damals noch wehrte, wurde ja dann verspätet in der ST realisiert.
Kurtz äußerte sich ja sehr kritisch und bissig zu Lucas´ klassischem Happy Ending. Eingedenk der schwierigen Beziehung der beiden sind seine Seitenhiebe, in denen er Lucas Kommerzialisierung von SW und eine Abkehr von figurengetriebener Erzählung vorwirft, mit Vorsicht zu genießen, denn natürlich schilderte er nur seine Sicht der Vorgänge. Wenn ich jedoch RotJ mit TESB (und auch ANH) vergleiche, komme ich nicht umhin, in Kurtz´ Aussagen einen wahren Kern zu entdecken. Ganz unabhängig von Lucas´ tatsächlichen Beweggründen - der Verkauf von Spielzeug ist, wenn auch vielleicht nicht falsch, ein formelhafter Vorwurf, der sich bis heute durch die SW-Rezeption zieht - stelle ich qualitative Unterschiede zwischen RotJ und seinen beiden Vorgängern fest, die gewisse Entscheidungen beim Trilogie-Abschluss künstlerisch zweifelhaft erscheinen lassen. Nicht dass RotJ ein schlechter Film sei - aber er wäre ohne Ewoks und mit weniger holzschnittartigen Figuren wahrscheinlich besser geworden. In einem gewissen Licht erscheint mir RotJ, so wie er vorliegt, als Anti-TESB.
Die Art und Weise, wie Kurtz und Lucas auseinander gingen, ist selbst jedoch auch eine klassische Erzählung. Wenn zwei Egos aufeinander treffen, muss eines gehen. Und das muss für das Werk nicht immer Gutes heißen.
George W Lucas
@Lucas:
"aber ich hätte eine ermüdete Rebellion, eine gequälte Leia, einen nachdenklichen Luke und sogar einen toten Han vorgezogen."
Wie viele teile ich auch die Kritik an den Ewoks. Diesen zitierten Satz kann ich aber nicht teilen. Gerade weil die Figuren in ANH und TESB viel Leid durchgemacht haben, finde ich es gut, dass die Grundstimmung des Filmes am Ende etwas heller ausfällt. Nichts desto trotz kann man ja nicht behaupten, dass der Film leichte Kost war. Besonders für Luke nicht, der sich erst dem Rancor, dann Vader und dann dem Imperator stellen musste. Leia, die als Sexobjekt eines riesigen Wurms hergeben musste. Han hatte es etwas leichter. Allerdings wurde das im Film selbst auch thematisiert, als er sich von Leia und Luke auf der EwokBrücke ausgegrenzt gefühlt hat und deswegen an die Decke gegangen ist.
Normalerweise bin ich kein Freund von Happy Ends weil sie oftmals zu klischeehaft und aufgedrückt wirken. Und ich bin auch ein sehr großer Freund von Tragic Ends. Aber ROTJ ist ein Film, dessen Happy End ich nicht missen wollen würde. Was auch an dessen Umsetzung liegt. Gerade was die ganze Szenerie um Luke und Vader betrifft gab es ja einen Höhepunkt nach dem nächsten.
Lukes Abschlussgespräch mit Leia
Die ATAT Brücke
Lukes Abschlagen von Vaders Arm und das Erblicken seines Eigenen.
Lukes Lichtschwertwegwurf und Vaders Aufopferung
Letzte Worte an Luke und das Abnehmen der Maske
Die Verbrennung des Anzugs
Das Erblicken der Machtgeister
Und zwischendurch natürlich noch der verzweifelte Kampf im Weltraum
Für mich ist das alles schon durchtränkt von Melancholie. Denn Melancholie bedeutet ja nicht unbedingt nur verzweifelt oder niedergeschlagen zu sein. Es bedeutet auch sich tiefer mit dem Höheren zu befassen - sich einer schwerwiegenderen geisitgen Bürde zu stellen. Aber ich denke es ist für einen Film gesünder, wenn dafür auch die Hauptfigur im Mittelpunkt steht und es etwas gibt, dass diese Stimmungsrichtung etwas abfedern kann. Ich glaube, noch mehr wäre eher etwas zuviel des Guten gewesen. Ich finde auch, dass Familiensagen wie Star Wars, Herr der Ringe, Harry Potter etc an ein gut inszeniertes Happy End nach einer schweren Reise festhalten sollten. Das ist in Märchen doch so üblich und hat ja auch seinen psychologischen Sinn.
(zuletzt geändert am 24.09.2018 um 20:07 Uhr)
Reylo
Pepe Nietnagel
Gary Kurtz ! Diese Name war mir ein Begriff, als ich noch nicht wusste was ein Producer überhaupt ist.
Mein Kinderzimmer, die drei Originalplakate, welche mir meine Mutter im kleinen Kino in unserer kleinen Stadt organisierte und auf zweien der Name Gary Kurtz.
Dieser Name erzeugt in mir so ein warmes Gefühl, es fühlt sich irgendwie nach Kindheit an.
Die Macht ist mit dir, Gary Kurtz!
IONENFEUER
Demir
@ IONENFEUER:
Spooky, sehr spooky... Genau dies war mein erster Gedanke, als ich die traurige Nachricht eben gesehen habe:
"Gary Kurtz" - 1978 erstmal nur ein Name auf dem Filmplakat meines Lieblingsfilms aus irgendeinem damals zeitgenössischen SW-"Poster-Magazin", ergattert beim Zeitschriftenhändler des Vertrauens.
Producer... Produzieren Filme, oder? Weiter hab ich da auch noch nicht gedacht.
Und, ja - wie der User Herr Lucas hier treffend-bitter feststellt: Wieder so ein neuer Jahresring um den Kern der ganzen feinen Sache hier. Stimmt einen schon nachdenklich...
(zuletzt geändert am 24.09.2018 um 21:47 Uhr)
Landspeeder
Dark Yoda FDS
Akman
Tydirium68
Wir schliddern in die Zeit, in der die Kinolegenden aus den goldenen Kinojahren des ausgehenden letzten Jahrhunderts sterben oder in Rente gehen.
Da für mein Gefühl das heutige Kino recht tot ist, entsteht ein verstärktes Gefühl der Leere.
Vor und hinter der Kamera.
Ich denke, Kurtz war der richtige Katalysator für Lucas Ideen und er hat die Saga im Kern verstanden. Nach Empire hatte sich Lucas eine Horde von Ja-Sagern um sich gescharrt, was seinen Höhepunkt später bei der PT hatte.
Rieekan78
CmdrAntilles
Lord Driemo
Nicodemuus
Lord Driemo
BigT
Seite 1
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