Jede Generation hat ihre Legende, hieß es 1998 im Episode-I-Teaser. Die größte Legende der Sequel-Generation ist wohl George Lucas' ursprüngliche Vision für Episode VII, VIII und IX, über die bislang viele Spekulationen und wenige Fakten im Umlauf sind. Im Gespräch mit James Cameron für James Cameron's Story of Science Fiction enthüllte Lucas einige Teilaspekte seines Plans für die Sequels. Lucas' Kerninteresse dabei: Molekularbiologie.
Lucas: Alle haben es gehasst, als wir in Die dunkle Bedrohung anfingen, über Midi-Chlorianer zu sprechen. Ein ganzer Aspekt dieses Films dreht sich um symbiotische Beziehungen. Es geht darum, zu erkennen, dass wir nicht der Boss sind. Es gibt da ein ganzes Ökosystem.
Cameron: Es gibt in unserem Innern ein ganzes Ökosystem namens Mikrobiom, das wir gerade erst begonnen haben kennenzulernen.
Lucas: [In den nächsten drei Star-Wars-Filmen] sollte es um eine mikrobiotische Welt gehen. Eine Welt voller Wesen, die anders handeln als wir. Ich nenne sie die Whills. Und die Whills sind diejenigen, die das Universum in Wahrheit kontrollieren. Sie ernähren sich von der Macht.
Cameron: Du warst dabei, eine Religion zu erschaffen, George.
Lucas: Damals habe ich immer gesagt, es bedeutet, dass wir nur die Autos, die Fahrzeuge der Whills sind, in denen sie herumreisen. Wir sind die Gefäße der Whills. Und die Verbindung erfolgt über die Midi-Chlorianer. Die Midi-Chlorianer sind diejenigen, die mit den Whills kommunizieren. Die Whills, im allgemeinen Sinne, sind die Macht.
Cameron: Aber Du ziehst damit faktisch nur eine Oberfläche, eine Fassade der Wissenschaft um eine Idee, die zeitlos ist, nämlich den Geist, die Seele, den Himmel, die Ursache allen Seins. In Deiner Welt greifst Du dazu auf den grundlegenden Archetypus zurück, also den Geist, eine Gottheit und all das.
Lucas: Dieses ganze Konzept mit der Macht, den Jedi und allem hatte ich von Anfang bis Ende ausgearbeitet. Ich hatte nur nie die Chance, es zu beenden und den Leuten davon zu erzählen.
Cameron: Es ist ein Schöpfungsmythos, und ohne einen Schöpfungsmythos kann man keine Welt errichten. Jede Religion, jede Mythologie fußt darauf.
Lucas: Hätte ich die Firma behalten, hätte ich es machen können, und dann wäre es beendet gewesen. Viele Fans hätten es natürlich gehasst, genau wie Die dunkle Bedrohung und all das, aber zumindest wäre die gesamte Geschichte von Anfang bis Ende erzählt gewesen.
Cameron: Und jetzt arbeitest Du nicht mehr für sie.
Lucas: Jetzt arbeite ich für niemanden mehr. Ich bin ein freier Mensch. Ich habe meinen eigenen Willen.
[…]
Lucas: Ich habe mit vielen Wissenschaftlern gesprochen, und der Bereich, der mich interessiert, ist der Übergang von einer Zelle zu zwei Zellen. Sie arbeiten noch daran. Sie haben gerade erst begonnen, die DNS von Bakterien zu analysieren und haben erkannt, dass es Milliarden von ihnen gibt, verschiedene Arten, die verschiedene Dinge tun. Ich denke, das wird die größte Veränderung im Bereich der Medizin sein, die wir je erlebt haben. Und aus meiner Sicht waren es Bakterien, die ursprünglich zur Entwicklung der Mitochondrien beigetragen haben, und die Mitochondrien haben wiederum dabei geholfen, mehrzellige Lebewesen zu erzeugen.
Cameron: Es ist also kein Zufall, dass sich Mitochondrien und Midi-Chlorianer phonetisch ähneln.
Lucas: Midi-Chlorianer sind Mitochondrien.
Cameron: Mitochondrien sind zweifellos erstaunliche Wesen. Aber schau mal, jetzt nimmst Du Mythos und Religion und Spiritualität und setzt ihnen wissenschaftliche Begriffe auf.
Lucas: Sie sind eine Mischung aus Mitochondrien und Chlorophyll. Chlorophyll funktioniert wie Mitochondrien des Pflanzenlebens. Wenn man die beiden zusammen nimmt, ist das die Quelle aller Energie.
Cameron: Und Du hast behauptet, dass du kein Science-Fiction-Typ bist, aber das ist klassische Science-Fiction.
Lucas: Ich bin nur ein Bauer, der in meinem Maisfeld sitzt und sich fragt: Was wäre, wenn? Wenn diese Mitochondrien genug Energie haben, um zwei Zellen zu machen, dann kann man, sobald man diese zwei Zellen hat, eine ganze Welt erschaffen.
Cameron: Und dann kann man alles machen. Man kann uns machen. Jede Art von Komplexität, die einem einfällt.
Lucas: Wobei ich darüber Einzeller nicht diffamieren möchte. Es gibt schließlich mehr von ihnen. […] Das war dieses eine Thema, mit dem ich mich vor dem Verkauf der Firma beschäftigt habe. Alle hatten die Midi-Chlorianer an den Prequels so sehr gehasst, und ich versuchte einfach, eine Methode zu finden, das alles zu erklären, ohne deshalb jeden auf die Palme zu bringen. Denn mir war schon klar, dass man das alles nicht sehen konnte. Man kann die Macht nicht sehen. Sie ist ein kraftvolles Ding, aber sehen kann man sie nicht.
[…]
Letztlich dreht sich alles um symbiotische Beziehungen. Ich finde, einer der wichtigsten Werte, den wir überhaupt haben sollten und den unsere Kinder lernen sollten, ist Ökologie. Nur so können wir verstehen lernen, dass wir alle miteinander verbunden sind. Der mythische Aspekt ist komplett nachrangig. Die Sache ist ganz einfach: Wir alle sind miteinander verbunden. Wenn ich hier jemandem etwas antue, hat das Auswirkungen auf irgendwen dort, da drüben oder irgendwo anders. Und alles fällt auf einen zurück. Man muss begreifen, dass man nur ein Teil eines sehr großen Ganzen ist. Man selbst ist nur ein kleines Teilchen, ein Zahnrad in einem riesigen Gesamtkonstrukt.
Cameron: Aber es ist etwas Schönes in dieser Verbindung. Etwas machtvolles.
Lucas: Was mir an diesem ganzen Gedanken so gefiel war, dass wir zwar alle beherrscht werden, aber die Eroberer des Universums sind diese kleinen Einzeller. Sie brauchen uns, und wir brauchen sie. Und die Idee war, dass die Macht keine Einbahnstraße ist: Sie umgibt uns, sie beherrscht uns... Und wir beherrschen sie.
Das gesamte Gespräch findet ihr bei Interesse im sendungsbegleitenden Buch von Randall Frakes.
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@Darth Jorge: "Und da du hier neu zu sein scheinst nur als Anmerkung: Ich gehöre hier eher zu den Lucas Verteidigern - nicht so sehr zu seinen Anklägern... *lächelt*"
Ich weiß: Ich bin erst seit kurzem aktiv hier, lese aber schon ein paar Jahre mit. Umso tragischer fand ich, daß selbst du ihn zu mißverstehen schienst.
Haydenanakin
Darth Jorge
@ Jorge:
Ich habe mal deine Antwort aus der „Solo“-News mitgenommen, da sie hier thematisch besser aufgehoben ist.
-„Luke wird darin aber versucht - Rey nicht.“
Ist denn Versuchung das Kriterium für einen Hort der dunklen Seite? In beiden Fällen, Dagobah und Ahch-To, spielt auch noch der Aspekt einer den Charakter prüfenden Wahrheit eine wesentliche Rolle, und das ist sowohl bei Luke, als auch bei Rey gegeben.
-„Nun, sie zeigt uns eher einen Luke, der daran zerbrochen ist.“
Mir ist nicht ganz klar, was du meinst. Ja, wir sehen einen zerbrochenen Luke, aber das ist doch nicht die Botschaft von TLJ. Sondern seine Wiederauferstehung.
-„Bzgl. Rey stimme ich prinzipiell zu, mir ist nur nicht ganz klar, wie dies die Geschichte weiterbringt.“
Die ST ist ihre Geschichte, deshalb sollte man die Frage aus der Perspektive beantworten. Und gegenüber TFA ist bei Rey eine Weiterentwicklung auszumachen, die auch einen großen Bogen spannt. Dazu muss man nur Start- und (vorläufigen) Endpunkt gegenüberstellen.
-„Oh, das habe ich tatsächlich so nicht abgespeichert gehabt. Muss ich drüber nachdenken, ob mir das gefällt…“
Ich kenne die Antwort
-„Und warum ist das nun eine Qualität, die man herausstellen müsste?“
Weiß ich nicht, vielleicht weil das Thema einfach interessant ist.
-„Bedenke bitte, worauf ich dies entgegnete. Nämlich der Aussage, dass es Rey noch härter getroffen hätte.“
Achso. Nun, ich denke nicht, dass es Rey härter getroffen hat als Luke, deswegen störe ich mich auch an der Umsetzung nicht.
Nun zu DIESEM Thread hier.
-„Du meinst sicher die entsprechende Passage in Rinzlers "Making of", richtig?“
Genau die.
-„Da muss ich dich leider enttäuschen. Ich habe mich selbst die Tage - und zwar ebenfalls falsch - daran zurückerinnert. Aber unser - und von mir sehr geschätzte - Aaron hat mich dann auf Rinzlers späteren Worte dazu verwiesen, die ich zwar kannte, aber tatsächlich vergessen hatte:
"While we were preparing the text for The Making of Star Wars, Lucas added a note to this passage about midi-chlorians, bringing his original words in line with his later thoughts and the events of the prequel trilogy.´“
Ach was… diese Richtigstellung kannte ich gar nicht. Wo äußert sich denn Rinzler dahingehend, wo kann ich das nachlesen?
Betreibt unser George also tatsächlich Geschichtsfälschung. Da hat er „History is fiction“ wohl zu wörtlich genommen. Ich hatte seine Offenheit gegenüber Rinzler genau so gelobt, wie Rinzlers Integrität als Chronist. Während beides sich natürlich nicht aufgelöst hat und das Making-Of nach wie vor ein Standardwerk darstellt, trüben solche Informationen dennoch das positive Bild.
-„Unbegründet. Die erste "Solo"-Folge ist ja nur eine Spontan-Aufnahme kurz vor und nach der ersten Sichtung der Beteiligten der RT/SWU-Extravaganza-Tour. Ziemlich positiv alles... Da kommt aber auch noch eine reguläre Episode (nicht mit mir), die vielleicht tiefer schürft...“
Dann kann ich als Sensibelchen ja doch mal reinhören
-„Seit dem Post, in dem du das geschrieben hast, sind ja schon wieder haufenweise Kommentare dazugekommen, die mich mit den Augen rollen lassen. Warum lassen sich so viele auf so manchen Quatsch überhaupt ein? (Das war nur eine rhetorische Frage...)”
Eine rhetorische Frage, die ich trotzdem beantworten möchte, da sie auch für mein Kommunkationsverhalten eine Rolle spielt.
Man kann sich bei aufgeheizten Themen und Tonlagen die Sinnfrage stellen und zu dem Schluss kommen, dass es am besten sei, sich rauszuhalten (quasi der Luke-Weg). Das mag tatsächlich so sein und ich bewundere deine Fähigkeit und die anderer User, dies auch konsequent so zu machen. Mir fällt es schwerer. Es gibt in mir und anderen den Impuls, selbst dem größten und anmaßendsten Quatsch etwas entgegen zu halten, um ihn nicht einfach so dastehen zu lassen. Ob es nun um Boykotte, Petitionen, persönliche Angriffe auf Darsteller und Macher, oder die von mir erwähnte (absichtlich-systematische oder unbewusste) Gleichsetzung von Rassismus-Verurteilung mit Kritiker-Bashing geht – es ist immer wieder zu beobachten, wie eine Minderheit mit ihrer Themenbesetzung und ihrem aggressiv-pathetisch-ideologischen Vokabular eine ansonsten recht ruhige und geordnete Diskussion aufmischen und damit ihr fruchtbares Potenzial zerstören. Ignorieren mag da eine Tugend sein, ist aber, wie man an der Realität solcher Diskussionen sieht, kaum praktikabel.
Ich gehe fest davon aus, dass diese „Problemkinder“ nur einen kleinen Teil des Fandoms ausmachen und knüpfe daran auch meine Hoffnungen für seine Zukunft. Wir wissen aber, dass im Internet 2.0 nicht die Größe einer Gruppe entscheidend ist, sondern ihre Effektivität. Nicht von ungefähr entsteht ja dann bei Usern wie Pepe Nietnagel oder StarWarsCineast der Glaube, Boykottaufrufe etc. wären Indiz für eine real existierende Massenbewegung, die kurz davor steht, den Winterpalast zu stürmen. Solche Verzerrungen finden inzwischen überall statt, bestimmen Diskurse, Politik, Wahrverhalten, Begriffe von Wahrheit und Realität, und ziehen nun bedauerlicherweise auch ins SW-Fandom ein. Wie in Parlamenten und überhaupt politischen Diskursen gilt aber auch in ähnlicher Weise fürs Fandom, dass nicht Ignorieren, sondern Dagegenhalten die Lösung ist. Wenn schon eine Minderheit durch geschickte Wahl ihrer Mittel einen Diskurs kippen kann, dann sollte die Mehrheit dazu erst recht in der Lage sein. Und das schafft sie nicht bloß durch würdevolles Ignorieren, so nobel die Haltung, über allem zu stehen und sich nicht auf ein bestimmtes Niveau herabzulassen, auch erscheinen mag.
George W Lucas
@Jorge:
„Auch in TLJ wird es nicht als "größter" Lehrer bezeichnet - und ich würde schon sagen, dass die OT dies vermittelt. Aber vielleicht siehst du auch - wie bei den Jedi - die Qualität darin, dass es hier wortwörtlich ausgesprochen wird.“
Dazu muss man sich bewusst darüber sein, dass Charakterentwicklung nicht linear verlaufen muss sondern auch 3 dimensional verlaufen kann.
Die Qualität sehe ich nicht in der Gemeinsamkeit sondern in dem Unterschied.
Der Unterschied ist der, dass Lukes Scheitern in der OT für niemanden weitreichende und vor allem langfristig spürbare Konsequenzen hatte. Die Konsequenzen waren, dass Lukes Hand vermutlich kein Körpergefühl mehr hat und die Erkenntnis, dass in ihm ein Potential des Bösen schlummert, dass dem Bösen gleicht, das er vorhatte zu bekämpfen. Das ist auch hart zu schlucken, aber es sind keine Konsequenzen durch die man gezwungen ist, sein Selbstbild, sein Weltbild, seinen Lebenssinn und seine Lebenserfahrung bis in die Wurzel in Frage zu stellen, wenngleich es natürlich auch diese Plattform bieten kann. Aber seine Irritation galt ja eher Kenobis Halbwahrheiten. Nachdem er Vader bekehrte und das böse in ihm selber bezwang, brauchte er einen neuen Anstoß um jenes in sich zu hinterfragen. Denn das Potential zu besitzen, macht einen noch nicht zum Bösen. Man hat dadurch noch nichts falsch gemacht. Und um diesen Anstoß dreht sich die ST:.
Die Konsequenzen für Lukes Scheitern in der ST betreffen ihn persönlich, seine Familie, seine Freunde und die ganze Galaxis. Er hat getan, was er durch seine Ausbildung versucht hat zu verhindern. Er hat das Böse in seinen Neffen, seinem Blut, zum Leben erweckt, vor dem er sich gefürchtet hat und von dem er durch ROTJ glaubte, es unter Kontrolle zu haben. Er hat einen zweiten Vader erschaffen, der noch viel mmächtiger zu sein scheint, als der Erste.
Nun hatte er sich, dadurch angestoßen, noch mit der Vergangenheit der Jedi beschäftigt, die ihn fälschlicherweise davon überzeugte, dass die Jedi das eigentliche Grundübel der Galaxis sind. Und diese Erkenntnis wird ihn bis ins Mark erschüttert und paralysiert haben.
Und dadurch hatte er nun eine Generation von Jedi, seinen besten Freund Han, den Frieden in der Galaxis - für den er einst kämpfte auf dem Gewissen. Und zu dem auch Leia, seine geliebte Schwester, in eine verzweifelte, lebensbedrohliche Lage gebracht. Für all das entschuldigt er sich bei ihr und dass sie ihm all das verzeiht, macht sie ebenfalls noch viel größer als sie es bisher war. Und sie ist beste Person, die ihn für all das Absolution erteilen kann. Nicht nur weil sie seine Schwester ist sondern auch weil bei ihr alle Fäden zusammenlaufen hinsichtlich des Familienglücks und hinsichtlich des galaktischen Friedens, denn sie kämpfte stets mit all ihrer persönlichen Kraft (!) um beides und Luke hat ihr beides trotz oder auch gerade wegen all seiner metaphysischen Macht (!) ungewollt entrissen.
Diese Bürde zu tragen ist sehr viel schwerer und komplexer als jene der OT. Weshalb er im Gegensatz zur OT diesen Weg auch nicht mehr alleine beschreitet, sondern von Rey aber mehr noch von Yoda begleitet wurde.
Und der Auftritt von Yoda ist hier entscheidend. Denn Yoda hat, stellvertretend für die Jedi, eine ähnliche Erfahrung mit ähnlichen Konsequenzen machen müssen - was Luke zu jenem Zeitpunkt in TLJ natürlich auch gewusst haben muss. Deswegen wäre es auch nur Yoda möglich gewesen, Luke aus seiner Depression zu holen. Doch die OT verpasst es Luke diese Lehre mituteilen, die Yoda und Kenobi aus der PT Zeit gehabt haben müssten. Es wäre anzunehmen, dass Yoda selbst es erst durch Luke erkannt hat und ihm erschienen ist um das nachzuholen. Hier schließt sich also ein Kreis, den die PT und OT alleine nicht schließen konnten.
Möchte man Lukes Weiterentwicklung nun beschreiben, muss man es imo so formulieren, dass er in der OT weit voraus geschwommen ist, in der ST aber erst die Tiefe des Ozeans begonnen hat zu erfassen. Und mit Tiefe des Ozeans meine ich, was es bedeutet ein Skywalker zu sein, was es bedeutet, ein Jedi zu sein und was es bedeutet als Skywalker ein Jedi zu sein. Auch hier gebe ich zu, steckt noch viel Potential für mehr drin. Aber ich erwarte noch entsprechendes zu bekommen. Denn dies wird die Grundlage für die kommenden Episoden sein, wenn es darum geht, Kylo vor sich selbst zu retten.
An dieser Stelle ist wichtig zu erkennen und anzuerkennen, dass sich die ST eben nicht mehr um die alten Helden dreht sondern um die Neuen. Das die alten Helden aber dennoch eine tragende Rolle dafür spielen, dass die neuen Helden überhaupt zu Helden heranreifen können und nicht von Snoke in die Verdammnis gezogen werden.
Han erfüllt hier übrigens dieselbe Funktion wie Luke. Denn Reys Verbundenheit zu Han und sein Tod durch Kylo ist Reys Schutzschild gegen die Verführungskünste Kylos gewesen. Sein Tod war also nicht umsonst sondern genauso entscheidend wie es Lukes Tod war. Der Unterschied hier ist, dass der Weg zwischen Han und Rey wesentlich kürzer war, während der Weg zwischen Luke und Ben wesentlich länger und tragischer ist, denn dem steht Kylo im Weg.
Und wenn man es so betrachtet, scheint Snoke tatsächlich keine allzugroße Rolle zu spielen, wie Anfangs angenommen. Er ist nur ein machtgeiler alter Sack gewesen. Der für den Konflitk zwischen Luke und Ben aber durchaus noch eine interessante Komponente werden kann, wenn zumindest sein umfängliches Wissen über die Geschehnisse der PT und OT noch eine Rolle spielen wird. Und ich denke, das wird es in irgendeiner Form.
Und so erscheint es, als könnte die Trilogie am Ende doch ausgereifter sein, als bislang angenommen.
In einem sind wir uns aber einig, dass es nicht das ist, was wir uns im Vorfeld gewünscht haben. Wir hatten uns ja darüber in den Emails ausgetauscht. Doch ich versuche dies weder in eine kunsttheoretische noch in eine persönliche Wertung miteinfließen zu lassen. Manchmal braucht es Zeit und es braucht vor allem auch unterschiedliche Perspektiven, doch nur so scheint man heutzutage noch in der Lage zu sein, seine Freude an jenen Werken in einem Umfang zu haben, der ihnen gerecht wird. Sowie damals, als man als Kind einfach ins Kino ging und sich hat, verzaubern lassen. Heute muss man erstmal eine ganze Menge Schutt und Asche eigener Vorstellungen und Ideale bei Seite räumen. Doch das Video "The Greatest Teacher Failure is" beispielweise macht dies für mich wieder sehr greifbar.
(zuletzt geändert am 19.06.2018 um 23:03 Uhr)
OvO
@ OvO:
Vielen Dank für diesen langen Beitrag, den ich gleich drei Mal unterschreibe. Ich könnte alles zitieren und mit meiner Zustimmung versehen, aber ich greife nur mal ein paar Kostproben heraus.
- "Und zu dem auch Leia, seine geliebte Schwester, in eine verzweifelte, lebensbedrohliche Lage gebracht. Für all das entschuldigt er sich bei ihr und dass sie ihm all das verzeiht, macht sie ebenfalls noch viel größer als sie es bisher war."
Die Beziehung der beiden zueinander wird hier sehr gut beschrieben und entspricht dem, was TLJ mir kommuniziert hat. Ich finde auch, dass dies wunderbar zu dem Geschwisterpaar der OT passt.
- "Und der Auftritt von Yoda ist hier entscheidend. Denn Yoda hat, stellvertretend für die Jedi, eine ähnliche Erfahrung mit ähnlichen Konsequenzen machen müssen - was Luke zu jenem Zeitpunkt in TLJ natürlich auch gewusst haben muss. Deswegen wäre es auch nur Yoda möglich gewesen, Luke aus seiner Depression zu holen. Doch die OT verpasst es Luke diese Lehre mituteilen, die Yoda und Kenobi aus der PT Zeit gehabt haben müssten. Es wäre anzunehmen, dass Yoda selbst es erst durch Luke erkannt hat und ihm erschienen ist um das nachzuholen. Hier schließt sich also ein Kreis, den die PT und OT alleine nicht schließen konnten."
Sehr gut herausgearbeitet.
- "Möchte man Lukes Weiterentwicklung nun beschreiben, muss man es imo so formulieren, dass er in der OT weit voraus geschwommen ist, in der ST aber erst die Tiefe des Ozeans begonnen hat zu erfassen. Und mit Tiefe des Ozeans meine ich, was es bedeutet ein Skywalker zu sein, was es bedeutet, ein Jedi zu sein und was es bedeutet als Skywalker ein Jedi zu sein."
Ein wunderschönes Bild, mit dem du auf den Punkt bringst, was ich seit TLJ mit mir herumtrage aber nie kompakt zusammenzufassen wusste. Nebenbei steht der Ozean/das Meer in der Literatur symbolisch für das Unbekannte und den Tod - und er umgibt Luke von allen Seiten auf seiner Insel, sowohl in seiner Denotation als auch seiner Konnotation. Ich weiß nun nicht, ob du dein Bild bewusst mit diesen Hintergedanken gewählt hast, aber das ist auch nicht entscheidend, denn es ist wie gesagt absolut treffend.
- "In einem sind wir uns aber einig, dass es nicht das ist, was wir uns im Vorfeld gewünscht haben. [...] Doch ich versuche dies weder in eine kunsttheoretische noch in eine persönliche Wertung miteinfließen zu lassen. Manchmal braucht es Zeit und es braucht vor allem auch unterschiedliche Perspektiven, doch nur so scheint man heutzutage noch in der Lage zu sein, seine Freude an jenen Werken in einem Umfang zu haben, der ihnen gerecht wird. Sowie damals, als man als Kind einfach ins Kino ging und sich hat, verzaubern lassen. Heute muss man erstmal eine ganze Menge Schutt und Asche eigener Vorstellungen und Ideale bei Seite räumen."
Auch hier steckt Wahres drin.
- "Doch das Video "Failure the greatest Teacher is" macht diesen Umfang für mich beispielweise wieder sehr greibar."
Für mich auch, und ich sehe es mir sehr gerne an. Es ist auch einfach schön, zu sehen, wie Fanliebe etwas Wertvolles und mit Feingefühl Hergestelltes hervorbringt.
(zuletzt geändert am 19.06.2018 um 23:41 Uhr)
George W Lucas
@GWL:
Danke.
Herausstreichen möchte ich aber auch nochmal diesen Part, der mir erst recht spät dazu eingefallen ist:
„Und sie ist beste Person, die ihn für all das Absolution erteilen kann. [...] weil bei ihr alle Fäden zusammenlaufen hinsichtlich des Familienglücks und hinsichtlich des galaktischen Friedens, denn sie kämpfte stets mit all ihrer persönlichen Kraft (!) um beides und Luke hat ihr beides trotz oder auch gerade wegen all seiner metaphysischen Macht (!) ungewollt entrissen.“
Ich finde hier steckt unglaublich viel Aussage drin, die eigentlich jeder mit sich nehmen sollte. Nämlich das die wahre Macht und wahre Größe nur aus der eigenen inneren Kraft heraus erwächst und nicht aus externen Machtquellen, die ohne dieser inneren Stärke im Endeffekt nutzlos sind. In dem Moment war Leia der mächtigere Jedi von beiden. Anders als es in ROTJ auf der Ewokbrücke der Fall zu sein schien.
„Ein wunderschönes Bild, mit dem du auf den Punkt bringst, was ich seit TLJ mit mir herumtrage aber nie kompakt zusammenzufassen wusste“
Habe auch lange überlegen müssen. Hieran zeigt sich aber auch mal wieder, dass der Film in einem poetischen Verständnis viel besser funktioniert, als auf dem Papier. Und ich glaube, dass steht einer Würdigung des Filmes in einer rational geprägten Welt ziemlich im Wege. Aber umso schöner, dass es noch Menschen gibt, die in der Lage sind, solche Geschichten zu produzieren und das gerade Star Wars dafür stehen darf.
Vielleicht sagt dir der Name Ernst Peter Fischer etwas. Ein Wissenschaftshistoriker, der anhand älterer Schriften und Zitate aufzeigt, das die tiefergehende Erkenntnis von Naturwissenschaft eigentlich erst dadurch ersichtlich wird, dass man sie in poetische Geschichten, Märchen und Metaphern verpackt. Es ist jedesmal sehr inspirierend ihm zuzuhören und zeigt wie nahe sich Kunst, Wissenschaft und Spiritualität eigentlich stehen. Und dabei sprudelt er vor Leidenschaft beinahe über. Ich finde es schade, dass Lesch statt Menschen wie ihm im Fernsehen zu sehen sind, der ja meistens oft sehr trocken und uninspiriert daherredet.
...aber das nur nebenbei.
„Nebenbei steht der Ozean/das Meer in der Literatur symbolisch für das Unbekannte und den Tod - und er umgibt Luke von allen Seiten auf seiner Insel, sowohl in seiner Denotation als auch seiner Konnotation. Ich weiß nun nicht, ob du dein Bild bewusst mit diesen Hintergedanken gewählt hast, aber das ist auch nicht entscheidend, denn es ist wie gesagt absolut treffend.“
Nicht ganz aber es geht in die Richtung. Wenn ich Gedichte oder Kurzgeschichten schreibe, steht der Ozean oft als Metapher für das Reich der Tränen oder einem Gefängnis aus Freiheit respektive einer aussichtslosen Verlorenheit. Dies kann man dann entweder als den Tod weiterdeuten oder aber auch als Chance zum Paradies zu finden. Denn das Meer beherbergt auch sehr viel Schönheit und Ästhetik, die man sonst eher aus Utopien kennt. Beispielsweise Korallenriffe, Lichtspiele von Tiefseewesen oder die anmutige Grazie wenn Riesenmantas durchs Meer zu fliegen scheinen. In dieser potentiellen Schönheit findet man dann eher die Verbindung zur Doppelsonnenszene, die ich vom ästhetischen Aspekt her als bisher schönste Szene der ganzen Saga empfinde, wenn nicht sogar aus allen Filmen, die ich bisher gesehen habe. Und jede einzelne Einstellung hat für sich was besonderes. Mal sitzt Luke ruhig da, mal schwebt er in der Luft, mal wird sein Mantel vom Winde verweht. Das allein ist ja schon grandios inszeniert. Aber dann ist da noch die invertierte Doppelsonne, die den Blick in die Vergangenheit symbolisiert und die Verbindung als auch das Gegenstück zu ANH darstellt. Das ist an Genialität kaum mehr zu überbieten und sollte gerade die abholen, die mit der OT groß geworden sind UND sich für Filmkunst auch anderweitig interessieren. Es ist generell faszinierend mit welcher Komplexität Johnson den Stoff aufbereitet und es wiederum schafft ihn so gut zu pointieren. Könnte von mir sein.
EDIT
"Auch hier steckt Wahres drin."
Wo wir gerade bei Metaphern sind... Yodas Satz:
"Skywalker still looking to the horizon never here, the need in front of your nose"
Kann man auch als Metakommentar verstehen an jene, die lieber dem hinterhertrauern, was die ST nicht macht und dadurch verpassen was die ST macht. Horizon steht in ANH ja auch sinnbildlich für ungelebte Träume.
(zuletzt geändert am 20.06.2018 um 02:48 Uhr)
OvO
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