Wie ihr wahrscheinlich alle mitbekommen habt, ist gestern Aaron Allston gestorben, der sich unter anderem mit seinen X-Wing-Romanen einen Namen im Erweiterten Universum gemacht hat: Zur Erinnerung und als Ehrung an Aaron Allston haben wir uns dazu entschieden, euch ein klassisches Interview mit dem jüngst verstorbenen Autor zu präsentieren, das von der Echo Station geführt wurde:
ES: Wie sprach man Sie darauf an, an den neuen X-Wing-Romanen zu arbeiten?
AA: Na ja...gewissermaßen wurde ich NICHT angesprochen. Es ist eigentümlich und kompliziert.
Letztes Jahr ließ Michael A. Stackpole Bantam Spectra wissen, dass er nicht im erwünschten Zeitraum die nächsten vier X-Wing-Romane schreiben könne; aufgrund anderer zeitlicher Verpflichtungen könne er nur den vierten teil der Reihe schreiben. Tom Dupree, damals Star Wars-Redakteur bei Bantam, müsse nach einem Schriftsteller für diese drei Bücher suchen.
Zu meinem Vorteil hatte ich Dupree im Jahre 1996 auf der CoastCon getroffen und Stackpole, der mit meiner Arbeit sowohl im Spiele- als auch im Romanbereich vertraut war, empfahl mich ihm. Dupree sah sich meine Arbeit an und entschied ich sei der Richtige für den Job. Ich bezweifle, dass es ein derart einfacher Prozess war – ich nehme an, er hat sich verschiede Autoren angesehn. Ich war der Glückliche.
Hier wird es kompliziert. Dupree konnte mich zu dieser Zeit aufgrund anderer Verhandlungen, die noch nicht abgeschlossen waren, nicht ansprechen. Dann, als er später Bantam verließ, um für AvoNova zu arbeiten, geschah etwas und der neue Star Wars-Redakteur, Pat LoBrutto, war nicht darüber informiert, dass man mich nie angesprochen hatte; alles, was er wusste, war, dass mein Name neben den drei X-Wing-Romanen notiert war.
Mein erster leiser Hinweis, dass sie mich für den Auftrag wollten, war also, als Bantam meinen Agenten anrief und unschuldig fragte: "Wie kommt Aaron mit dem ersten Roman voran?"
Kurzzeitig waren alle ein verwirrt, aber glücklicherweise hat alles hingehauen.
ES: Fanden Sie es schwer, "im Universum einer anderen Person" herumzuspielen?
AA: Schwierig? Nicht wirklich. Sicher würde ich es schwierig finden, in einem Universum zu arbeiten, das ich nicht mag, aber ich habe nicht vor, in einem solchen Universum zu arbeiten. (Ich denke auch nicht, dass ich dabei sonderlich gute Arbeit leisten würde, und einen Job anzunehmen, bei dem man annimmt, armseelig zu arbeiten, ist einfach eine üble Sache.) Wenn ich gebeten werde, über Charaktere zu schreiben, die ich nicht selbst erschaffen habe, versuche ich schlicht, ihre Handlungen und Reaktionen ädaquat zu ihrem früheren Erscheinen zu halten und Charakterzüge zu erkunden, die dabei möglicherweise unterrepräsentiert worden sein.
Wie viel Recherche war nötig, bevor Sie mit dem Schreiben begannen?
AA: Viel. Ich wünschte, ich hätte die Zeit zu mehr gehabt. Ich las jedes technische Handbuch zu Star Wars, das ich in die Finger bekommen konnte, außerdem Stackpoles Romane, Zahns Romane, andere Romane, in denen Wedge Antilles und die Renegatenstaffelb auftauchen, Comics, Bücher und mehrere Spiel-Ergänzungsbände zu Star Wars von West End. Ich sah mir wiederholt die Filmtrilogie an. Spielte das Computerspiel X-Wing. Ich kaufte acht der Action Fleet-Spielzeuge und nutzte sie für Messungen und Einschätzungen ihres Verhaltens in Atmosphären. Ich las Bücher über das Leben auf Flugzeugträgern und über das Überleben von Piloten.
Und all das betrachte ich lediglich als das Minimum an notwendiger Recherche – das war alles, was ich an Recherche zeitlich betreiben konnte, da die Deadline auf mich zukam. Ich werde dieselbe Menge betreiben, ehe ich mit dem zweiten Buch fertig bin und noch mehr, ehe das dritte Buch fertig ist.
Glücklicherweise betreibe ich gerne Recherche.
ABER KANN DER AUTOR FLIEGEN?
ES: Haben Sie zusätzlich zu X-Wing von LucasArts Zeit mit TIE-Fighter oder X-Wing vs. TIE-Fighter vor dem Schreiben verbracht? Hat Ihnen eine dieser Simulationen dabei geholfen, Raumkämpfe zu schreiben?
AA: Ob es geholfen hat, X-Wing zu spielen? Na ja, wenn ich über eine Figur schreiben würde, deren dominanter Charakterzug darin bestünde, in alles zu krachen, was er sieht, dann, schätze ich, hätte man das Spiel als Hilfe bezeichnen können. Eine Kombination aus meinem persönlichen Mangel an Können mit Flugsimulatoren, ein Mangel an einem Joystick und eine Maus mit Rollkugel haben die meisten meiner Flüge zum Scheitern verurteilt. Der Screenshot vom Cockpit allerdings und die technischen Informationen der Spielanleitung waren ziemlich hilfreich.
Den Computer, den ich zu dieser Zeit nutzte (tatsächlich auch der Computer, den ich für eine weitere Woche oder so verwenden werde) packte die eher fortgeschrittenen Spiele nicht. Ich werde allerdings bald einen neuen Computer bekommen und es sollte mit X-Wing vs. TIE-Fighter fertig werden.
ES: Wie viel kreative Kontrolle übt Lucasfilm über Ihre Romane aus? Gab es Änderungsvorschläge zu Ihren ursprünglichen Entwürfen?
AA: Letzten Endes haben sie die totale Kontrolle über das, was im Buch passiert, es ist aber nicht so, als würden sie diese Kontrolle willkürlich ausüben. Meist haben sie nach Klarstellungen zu meinen Entwürfen gefragt – zu Stellen, an denen sie nicht sagen konnten, ob das, was ich tat angemessen für das Star Wars-Universum war.
Die größte Änderung, die sie erbaten, erwuchs aus einem Missverständnis zwischen Mike Stackpole, mir, Bantam, und Lucasfilm. In den frühen Stadien meiner Planung für die drei Bücher dachten Mike und ich, dass ich über die Abenteuer eines Trainingsgeschwaders unter dem Kommando der Leutnants Hobbie Klivian und Wes Janson schreiben würde; diese Abenteuer sollten zur selben Zeit spielen wie die Ereignisse aus X-Wing #1-4. Das verwirrte Lucasfilm, man wollte, dass sich die ganze Buchreihe um Wedge Antilles drehte. Als all die Missverständnisse beseitigt waren mischten wir am Ende schließlich die beiden Konzepte. In Die Gespensterstaffel bildet Wedge eine neue Gruppe X-Wings und kommandierte diese zeitweise; in den folgenden beiden Romanen kommandiert er beide Geschwader. All diese Ereignisse tragen sich vor Teil #4 – Bacta-Piraten, zu. DIE ZUKUNFT DER GESPENSTER
ES: Welche Typen neuer Gesichter werden wir in Operation Eiserne Faust und ihrem dritten Roman sehen?
AA: Die Piloten der Gespensterstaffel unterscheiden sich bis zu einem gewissen Grad vom Renegatengeschwader; es sind größtenteils Außenseiter und Nullnummern, denen als Sternjägerpiloten die letzte Chance gegeben wird. Sie sind keine so fähige Pilotenstaffel wie das Renegatengeschwader – in einem ausgeglichenen Raumkampf würden die Renegaten sie verdampfen (aber dennoch bedeutende Verluste erleiden). Die Gespenster allerdings haben zusätzliche Fähigkeiten, die nichts mit dem Pilotendasein zu tun haben und das Geschwader auch in anderen Situationen zu einer einheitlichen Waffe machen.
ES: Welche vertrauten Gesichter werden wir in den neuen Büchern sehen? Wird der Kriegsherr Zsinj eine Rolle spielen?
AA. Auf jeden Fall natürlich – er hat das Kommando inne. Wes Janson und Hobbie Klivian kommen vor. Was die großen Drei der Filme anbelangt – das verrate ich nicht. Ihr werdet das Buch lesen müssen. Kriegsherr Zsinj? Sie haben bereits bemerkt, dass mein zweiter Roman den Titel Operation Eiserne Faust trägt – das würde ich als ziemlich inhaltsvollen Hinweis betrachten.
ES: Waren Sie Fan der Star Wars-Filme, ehe man Sie darum bat, Ihre Romane zu schreiben?
AA: Gewiss, ich denke allerdings, dass ich eine andere Perspektive dazu als die meisten der Leite damals hatte. Als Star Wars erschien war ich 16, als die ersten 15 Minuten des Filmes oder so gelaufen waren, dachte ich als erstes: "Na, endlich! Nach vierzig Jahren machen sie wieder Republic Serials! Endlich können sie Weltraumopern der 1930er filmen und sie richtig machen!"
Ich wuchs mit einer Ernährung aus nachgedruckten Autoren von Heldenblättern (ester Dent, Walter B.Gibson, E.E. "Doc" Smith, Edgar Rice Burroughs, Robert E. Howard, und viele andere) und Comicstrips auf, ebenso mit ähnlich gearteten Serien, Star Wars kam also als sehr angenehmer Schock.
WICHTIGTUERFRAGEN, DIE WIR IMMER STELLEN
ES: Haben Sie einen Lieblingsfilm der Trilogie?
AA: Ich bin einer von den, die Das Imperium schlägt zurück besonders wegen seiner Verzweiflungsqualitäten und Charakterentwicklung mehr als die anderen Filme mögen.
ES: Hören Sie Musik bei der Arbeit? Wenn ja, welche Art Musik hilft Ihnen, in die Star Wars-Stimmung zu kommen?
AA: Nein, manchmal allerdings lasse ich im Hintergrund Filme laufen – in diesem Fall ist die Star Wars-Trilogie am hilfreichsten.
ES: Was machen Sie gerne in ihrer Freizeit?
AA: Jetzt verwirren Sie mich aber. Was heißt "Freizeit"? Ist es sowas wie ein Whirlpool oder ein Auto? Hab ich, denke ich, nicht.
Nein, ernsthaft, ich lese und schaue Filme, spiele Rollenspielkampagnen, spiele mit unseren Katzen (meine Mitbewohner und Ich haben vier) und unserem Hund (teils Chow-Chow, teils Garagenabfall namens Chewie), arbeite bei der Fandom Association of Central Texas (eine örtliche Fangemeinschaft zu ScienceFiction und Fantasy), schreibe Material zu Abenteuerspielen, wohne Conventions bei, spiele Ping-Pong, unterhalte meine Webseite Allston und spüle Geschirr.
ES: Empfehlen Sie Fans, die einen Vorgeschmack ihres Stils wollen, ehe die nächsten beiden X-Wing-Romane erscheinen, einen anderen ihrer Romane?
AA: Ich empfehle mit Freude zwei:
Mein Lieblingsroman unter den bislang veröffentlichten ist Doc Sidhe. Originale Fantasy, die in etwas wie der Welt keltischer Mythologie spielt – wie sie wäre, wenn deren Kultur und Technologie denen der realen Welt in den 1930ern entsprächen. Teils Homage an die Heldenblätter und teils eine Welt, die spaßig zu entdecken ist. (Baen Books, ISBN ISBN 0-671-87662-7.)
Den Roman, der wahrscheinlich meinen Star Wars-Büchern vom Stil her am meisten entspricht, ist Double Jeopardy. Ein Abenteuer in der Welt des Brettspiels Car Wars mit deutlichen Elementen von Fahrzeugkampf und Klugschwätzerhumor, mit dem der Leser bereits aus dem Star Wars-Universum vertraut sein wird. (Tor Books, ISBN 0-812-53463-8.)
Ich hoffe, diese kleine persönliche Komponente als Abschluss noch einbauen zu dürfen:
Auch mich hat der Tod des erst 53 Jahre alten Aaron Allston (in etwa so alt ist mein Vater auch gerade) heute morgen getroffen – erst vor wenigen Tagen noch habe ich zufällig seine beiden Bücher aus der Reihe Das Erbe der Jedi-Ritter mal wieder gelesen.
Die letzten Stunden, in denen ich dieses Interview übersetzt habe, haben mir sehr dabei geholfen, noch einmal in erinnernde Gedanken an Aaron Allston zu versinken und mir seinen Tod begreiflich zu machen. Irgendwie hoffe ich, dass es dem einen oder der anderen hier ebenso gehen kann. Es hat sehr gut getan und mir geholfen.
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