Seit der Wiederbelebung des offiziellen Blogs Anfang des Monats haben sich dort schon eine Reihe von Lucasfilm-Mitarbeitern zu Wort gemeldet, darunter Dave Filoni, Leland Chee und Steve Sansweet. Nun berichtet J.W. Rinzler, Autor der umfangreichen Making-of-Bücher, von seiner Arbeit am großen Making-of von Die Rückkehr der Jedi-Ritter und seinen Interviews mit dem Meister:
Ich habe George [Lucas] schon fünf oder sechs Mal über die Entstehung eines seiner Filme befragt. Diesmal sollte es um Die Rückkehr der Jedi-Ritter gehen. Das erste offizielle Interview mit ihm habe ich 2004 geführt, damals ging es um das Buch zu Die Rache der Sith. Danach haben wir uns Krieg der Sterne, Indiana Jones und Das Imperium schlägt zurück vorgenommen, und jedesmal bin ich nicht allein bei ihm aufgekreuzt: Ersatzbatterien, ein zweites Diktiergerät, Notizen, ein Notebook und natürlich jede Menge Fragen waren immer mit dabei.
Für gewöhnlich sammle ich etwa ein Jahr lang oder auch noch länger Fragen für diese langen Gespräche, die zwischen anderthalb und zweieinhalb Stunden dauern. Wann immer ich auf etwas stoße, das ich nicht verstehe oder wenn ich bei Recherchen auf Widersprüche stoße, schreibe ich mir eine Frage an George auf: Wurde Kershner die Regie von Die Rückkehr der Jedi-Ritter angeboten oder nicht? Was passierte nach der Erstellung der Regiefassung? Was war mit der Sarlacc-Sequenz los? Das ist ein sehr langer Prozess, oder zumindest fühlt es sich immer so an, also erfüllt es mich regelmäßig mit einem Gefühl der Befriedigung, endlich Antworten zu bekommen.
Am großen Tag kommt es dann für gewöhnlich zu letzten Terminänderungen: Diesmal haben wir mit einer halben Stunde Verspätung begonnen und hatten am Ende eine weitere halbe Stunde weniger Zeit, aber am Ende hat es doch gereicht. In den letzten Jahren trafen wir uns immer bei George zuhause oder in der Skywalker-Ranch. Diesmal fand das Gespräch in Georges Büro in der Big-Rock-Ranch statt. Und diesmal hatte George auch noch keine Zeit gefunden, das vorläufige Manuskript zu lesen. Für gewöhnlich weiß ich vor dem Gespräch in etwa, was er von dem Buch hält, weil ich seine Änderungswünsche bekommen habe. Diesmal hatte ich gar keine Ahnung und ging deshalb mit einigen Bedenken zu George.
Sein allgemeines Urteil ließ nicht lange auf sich warten: Der Abschnitt über die Vorproduktion war ihm zu lang, beinahe doppelt so lang wie die Kapitel über die Dreharbeiten. Es bleibt abzuwarten, was ich herausnehmen werde, denn ich habe gerade erst damit begonnen. Danach waren die Fragen an der Reihe, zum Beispiel die nach dem Beginn seiner Arbeit an Die Rückkehr der Jedi-Ritter, das damals natürlich noch Die Rache der Jedi-Ritter heißen sollte:
"Die größte Frage war, ob wir überhaupt eine Fortsetzung würden machen können, ob wir einen Film selbst würden finanzieren können. Diese Frage hatten wir schon beantwortet, also mussten wir es nun nur noch wiederholen. Und da der zweite Teil so erfolgreich gewesen war, wussten wir, dass auch ein dritter Teil Erfolg haben würde. Die großen Unsicherheiten waren damit aus dem Spiel, zumal der zweite Teil weder ein Anfang, noch ein Ende gehabt hatte, sondern nur ein langer Mittelteil gewesen war. Diesmal hatten wir ein Ende, da wir eine Reihe von Handlungspunkten auflösen wollten. Mir war deshalb klar, dass der Film - egal wie - für das Publikum interessant sein würde. Das hat eine große Last von uns genommen."
Andere Antworten waren manchmal persönlicher, aber auf die werdet ihr bis zum Buch warten müssen, sonst setzen meine Verleger ein Kopfgeld auf mich aus.
Unter anderem haben wir über die frühen Drehbuchfassungen gesprochen, über Had Abbadon, den damaligen Namen der imperialen Hauptwelt, über das Schreiben an sich und über Lawrence Kasdan. Auch die Kostüme kamen zur Sprache und damit Nilo Rodis-Jamero, den Lucas in den höchsten Tönen lobte. "Nilo besitzt enormes Talent und ist ein prima Kerl", so George. Dann fragte ich ihn noch, ob meine Beschreibung seiner Arbeitsbeziehung zu Regisseur Richard Marquand zutraf, und er bestätigte mir das. [...] Manche Fragen wurden zusammengefasst, manche Antworten hakten gleich mehrere meiner Fragen auf einmal ab. Schließlich fragte ich George, ob er ein Utopist sei, was mir angesichts des Aufbaus von Skywalker Ranch, Big Rock Ranch, der Presidio-Zentrale und anderer Projekte in den Sinn gekommen war:
"Ich mag Architektur. Ich liebe es, als Architekt wirken zu können, und Architektur hat damit zu tun, Umgebungen zu schaffen und sich darin zu bewegen. Und egal was man dabei tut, man ist immer eine Art Künstler und versucht, seine Vorstellungen zu kontrollieren und etwas zu schaffen, das gewissermaßen eine Utopie sein kann. In jedem Fall wird die eigene Phantasie dadurch zu etwas ganz Konkretem."
Gegen Ende kam Georges Assistentin Connie Wethington herein, um uns zu sagen, dass wir schlussmachen müssten. Da waren wir allerdings sowieso schon fast fertig. Connie brachte George einen ganzen Stapel voller Akten, die George mit wenig Begeisterung beäugte. Noch mehr Arbeit für ihn. Bevor ich ging, sprachen wir noch kurz über einige andere Buchprojekte, und dann ging es für mich nach Hause, um meinen Mitschnitt für die Abschrift hochzuladen.
Jetzt sind Georges Kommentare Teil des Manuskripts. Der nächste Schritt besteht nun darin, dem Verlag bis Ende Juli eine überarbeitete Fassung vorzulegen und danach mit der Bild-Auswahl zu beginnen, während das Lektorat läuft. Und wenn alle Bilder da sind und ich die 700 oder mehr Beschreibungstexte dafür geschrieben habe und ein Designer seinen oder ihren Teil geleistet hat, schicke ich das Ergebnis noch einmal an George. Für seine Endabnahme.
Schon jetzt arbeite ich seit über einem Jahr an dem Buch, und erst in über einem Jahr wird es auf den Markt kommen. Aber jetzt beginnt der gute Teil, denn jetzt fügt sich alles zusammen.
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