Seit gestern ist Heft Nr. 0 von Dawn of the Jedi in den USA in den Comicläden zu haben, Anlass genug für John Ostrander und Jan Duursema, mit der LA Times über die Feinheiten dieser Ursprungsgeschichte des Kriegs der Sterne zu plaudern:
Angesichts der Masse von Informationen über das Krieg der Sterne-Universum und die Jedi, hatten Sie mit der Entwicklung von Grundlagen für all das eine wahre Herkulesaufgabe zu bewältigen. Womit haben Sie angefangen?
John Ostrander: Die Epoche von Dawn of the Jedi ist eine Zeit der Mythen und Legenden. Eine wirklich epische Ära. Bislang gab es darüber nur wenige Fakten, mit denen wir arbeiteten und auf die wir aufbauten. So war beispielsweise der Zeitpunkt bereits festgelegt, als Philosophen, Krieger und Wissenschaftler sich auf dem Planeten Tython im galaktischen Tiefkern versammelten, um die Macht zu studieren. Die Frage für uns war, wie sie dort hingelangen konnten, da es in dieser Epoche noch keine umfangreichen Hyperraumreisen gab und der Planet Tython ausgerechnet in einem Gebiet lag, das besonders schwierig zu erreichen war. Deshalb schufen wir die Tho-Yors, große Pyramidenschiffe, die Hyperraumreisen durch die Galaxis unternehmen können. Die Tho-Yors sammeln dabei machtsensitive Wesen aus der ganzen Galaxis auf und transportieren sie nach Tython. Später wurden diese Reisenden zu den Je'daii, den Vorgängern der Jedi und der Sith. In unserer Fassung sind diese Je'daii die Schöpfer einer großen, verlorengegangenen Zivilisation, ähnlich wie unser Atlantis.
Aus früheren Quellen wussten wir, wieviele Planeten sich im Tython-System befanden, aber keiner von ihnen hatte bislang einen Namen oder eine Geschichte. Die zu entwickeln, war eine Menge Arbeit, aber ich glaube, dass die Fans wirklich begeistert sein werden, und das ist jede Mühe wert. Außerdem schaffen wir mit der Serie einen Einstiegspunkt für Fans, die bislang nur die Filme kannten. Immerhin sind dies die Ursprünge des Jedi-Ordens, und welcher Fan wäre daran nicht interessiert?
Jan Duursema: Die Aufgabe, herauszuarbeiten, was quasi vor dem Anbeginn der Zeit passierte, war ebenso mühsam wie schön. Als erstes mussten wir uns dabei über den Gesamtzustand der Krieg der Sterne-Galaxie zum Zeitpunkt unserer Handlung in Kenntnis setzen. Wir mussten wissen, wer zu dieser Zeit die meiste Dynamik zeigte und welchen Einfluss diese Gruppierung auf die Galaxie als Ganzes hatte. Danach galt es festzustellen, wie wir unsere ersten Machtnutzer nach Tython bringen könnten, weshalb wir rätselhafte Schiffe namens Tho-Yor entwickelten, die im Grunde fliegende Tempel waren und die unsere Machtnutzer nach Tython im Tiefkern transportierten. Für die ersten Machtsensitiven stand der Aufruf, auf diesen Schiffen zu reisen, am Beginn einer spirituellen Reise ins Unbekannte. Ein guter Anfangspunkt also für die Jedi, die zu dieser Zeit noch Je’daii hießen.
Können Sie uns etwas über die Grundlage Ihrer Geschichte erzählen?
John Ostrander: Nach einem kurzen Prolog, der uns die allgemeine Lage darstellt, erfolgt ein Sprung nach vorn. Die Je'daii sind in der Haupthandlung bereits seit 10.000 Jahren auf Tython, und die Nachfahren der "Reisenden", die nicht über Machtfähigkeiten verfügen, haben sich im ganzen Sonnensystem ausgebreitet und die Planeten und Monde besiedelt. Das Tython-System existiert abgeschnitten vom Rest der Galaxis, aber all das ändert sich, als eine mörderische Gruppe machtnutzender Nichtmenschen, die Rakata, auf Tython stoßen. Insbesondere wird die Ankunft eines Rakatasklaven namens Xesh eine ganze Serie von Ereignissen in Gang setzen, die schließlich zu den Machtkriegen und der eigentlichen Gründung der Jedi führen wird. Diese Geschichte besitzt damit eine epische Breite, aber wir werden sie anhand persönlicher Entwicklungen darstellen.
Welche Einflüsse spielten bei der visuellen Schöpfung von Tython und der Figuren eine Rolle?
Jan Duursema: Zunächst habe ich mir Bilder unserer Welt angesehen, wobei es mir darum ging zu schauen, was die Natur und der Mensch im Laufe der Zeit geschaffen haben. Dann sprach ich mit John über verschiedene Aspekte, die wir auf Tython sichtbar machen wollten, und natürlich lagen uns Bilder der Welt aus späteren Zeitabschnitten vor. In unseren Augen spielte sich unsere Geschichte so weit in der Vergangenheit ab, dass sich praktisch die gesamte Welt verändert haben könnte, und wenn man sich die Zerstörungen im Rahmen der Machtkriege betrachtet, dürften diese Veränderungen umfassend gewesen sein. Mein erster Eindruck von Tython war, dass es sich dabei um eine gleichermaßen wunderschöne wie ursprüngliche, wilde Welt halten sollte. Es gibt Orte, die friedlich und lieblich sind, den Tempel der Künste zum Beispiel, und andere Orte, an denen die Je'daii die Kraft des Planetenkerns einsetzen, um einen Tempel zu bauen, den sie als "Die Schmiede" bezeichnen und wo Waffen und Maschinen gebaut werden. Ein weiterer Tempel besteht nur aus Durastahl und Glas und liegt über einem gähnenden Abgrund. Dort bohren die Je'daii mit einem Strahl nach Antworten auf die Frage, weshalb alle, die dort hinuntergehen, wahnsinnig werden. Ich habe viele dieser Tempel in 3D-Programmen entwickelt, damit ich sie mir von allen Seiten ansehen konnte.
Die Figuren für Dawn of the Jedi zu entwickeln, war sehr spannend. Als wir mit Legacy und Republic arbeiteten, gab es jeweils schon Figuren aus dieser Zeit, auf denen wir aufbauen konnten. In der Zeit unserer Geschichte fehlt das alles. Je mehr wir uns allerdings ins Tython-System hineindachten und Welten und Schauplätze entwickelten, desto eigenständiger entwickelten sich auch die Figuren und das Aussehen ihrer Kleider und Waffen.
Von Yoda und Obi-Wan haben wir bereits sehr schöne Beschreibungen der Macht, aber Sie behandeln nun ihre Grundlagen. Was ist die Macht aus Ihrer Sicht und wie hat sich Ihr Eindruck davon durch Dawn of the Jedi geändert?
John Ostrander: Ich glaube nicht, dass ich sie besser beschreiben könnte als Yoda oder Obi-Wan. Das ist einfach die Grundlage von allem. Meine Sicht der hellen und dunklen Seite hat sich allerdings über die Jahre verändert. Aus meiner jetzigen Sicht arbeiten die Nutzer der hellen Seite mit der Macht, sie kanalisieren sie und sind dabei offen für ihren Rat und empfindsam für ihren Willen. Sie dienen ihr also. Wer auf der dunklen Seite steht, versucht, der Macht seinen Willen aufzuzwingen und sie zu unterwerfen. Die Je'daii glauben nun an ein Gleichgewicht zwischen Licht und Finsternis und versuchen deshalb, beide Seiten zu nutzen. Das Problem ist nur, dass dieses Gleichgewicht nur schwer durchgehalten werden kann und dass die dunkle Seite äußerst verführerisch ist.
Jan Duursema: In meinen Augen haben wir bei den Jedi und Sith klare Definitionen: Hier gut, dort böse, hier Licht, dort Finsternis, hier der Dienst an der Macht, dort der Versuch, die Macht zu unterwerfen. Für uns war die Frage, ob die Macht schon immer so klar in zwei Seiten gesehen wurde und wie die Vorläufer der Jedi die Macht vor den Machtkriegen sahen. Zu unserer Zeit glauben die Je'daii an eine ausgeglichene Macht, die alle Aspekte - Licht und Finsternis - in sich vereint. Diese Interpretation erlaubt es ihnen, beide Seiten zu erforschen, und wie wir sehen werden, nutzen einige Je'daii die Macht auf eine Weise, die später als Sith-Alchemie betrachtet werden wird, um neues Leben zu schaffen.
Allgemein denkt man bei Krieg der Sterne sofort an George Lucas. Wie sehr hat er Ihre Schöpfungsgeschichte überhaupt beeinflusst?
John Ostrander: Wir haben nichts von ihm gehört. Lucasfilm Licensing ist für alle Genehmigungen von Handlungsentwicklungen zuständig. Mit ihnen arbeiten wir seit 10 Jahren hervorragend zusammen. Sollte irgendetwas von dem, was wir so tun, George Lucas nicht gefallen, bin ich mir ziemlich sicher, dass wir das erfahren würden.
Jan Duursema: Für mich wird George Lucas immer Krieg der Sterne bedeuten. Neue Hoffnung hat mich erstmals zu anderen Welten entführt, und als ich schon dachte, ich hätte diese Welten vergessen, kam Die dunkle Bedrohung, zog mich zurück in dieses Universum und gab meiner Zeichenkunst neue Kraft. John und ich haben von Lucasfilm und Dark Horse grünes Licht für die Entwicklung von Dawn of the Jedi bekommen, und wir arbeiten mit beiden zusammen, um die Serie umzusetzen. Davon einmal abgesehen, ist der Grad der Einflussnahme durch George Lucas für mich nicht weniger rätselhaft als die Tho-Yor für die Je'daii.
Mit Legacy und Republic und aktuell mit Agent of the Empire haben Sie schon häufig außerhalb des Kinouniversums gearbeitet. Gibt es die Dinge aus den Kinofilmen, die Sie gerne eingehender behandeln würden?
John Ostrander: Die Unterstadt von Coruscant hat mich schon immer fasziniert. Außerdem natürlich der Planet Serenno, von dem Dooku stammt. Was wurde wohl nach den Klonkriegen aus dieser Welt? Auch die Welten im Äußeren Rand finde ich spannend, weil dort weder die Republik, noch das Imperium besonderen Einfluss entfaltet haben. Diese Planeten sind damit in jeder Beziehung Grenzwelten. Trotzdem gibt es aktuell keine Welt, mit der ich mich lieber beschäftigen möchte, als die Planeten des Tython-Systems. Wir haben ihnen Namen gegeben und ihre jeweilige Gesellschaftsordnung entwickelt. Jetzt freue ich mich darauf, mich näher mit ihnen befassen zu können.
Jan Duursema: Legacy und Republic waren wunderbare Abenteuer, und ich konnte so viele Welten künstlerisch ausgestalten. Was mir immer besonders gut gefällt, sind unterirdische Welten, aber auch Planeten mit seltsamen Landschaftsformen und natürlich gewachsenen Anlagen. Dawn of the Jedi ist für mich wie ein Besuch im Süßigkeitengeschäft, denn jede Welt im Tython-System ist brandneu und völlig unerforscht. Jetzt ist die Zeit, all ihre Geheimnisse kennenzulernen.
Letzte Frage: Was halten Sie von den anstehenden 3D-Neuveröffentlichungen?
John Ostrander: Ich werde mir die Filme auf jeden Fall ansehen. George Lucas war schon immer dafür bekannt, am äußersten Rand des technisch Möglichen zu operieren. Generell ziehe ich 3D-Filme vor, die tatsächlich dreidimensional geplant wurden, aber ich könnte wetten, dass Lucas einen Weg gefunden hat, auch seine Filme in 3D wirken zu lassen. Deshalb will ich unbedingt wissen, wie sie aussehen und sie in dieser neuen Version kennenlernen. Für mich hört sich das äußerst spaßig an.
Jan Duursema: Ich werde sie mir auch ansehen. Eine tolle Geschichte haben sie schon, also kann 3D die Sache nur noch unterhaltsamer machen.
Weitere Bilder findet ihr bei der LA Times, bei io9 oder CBR.
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