Trotz Weihnachts- und sonstigem Stress wollen wir diesen Heiligen Abend nicht verstreichen lassen, ohne auf ein besonderes Jubiläum hinzuweisen: Heute vor 20 Jahren erschien mit Dark Empire der erste Krieg der Sterne-Comic moderner Prägung, der - gemeinsam mit dem ebenfalls in diesem Jahr 20 gewordenen Roman Heir to the Empire - eine Renaissance der weit, weit entfernten Galaxis einleitete.
Zum Geburtstag sei deshalb ein kurzer Blick zurück in Ehrerbietung gestattet.
Dark Empire war zwar der erste Krieg der Sterne-Comic neuer Zeitrechnung, erschien er doch bereits bei Dark Horse, aber seine Ursprünge reichen in die klassische Marvelära zurück.
"Das erste Konzept, das wir noch im Jahr 1989 bei [George Lucas] einreichten, basierte auf der Idee, dass das Imperium Vaders Kostüm aufbewahrt oder ein Duplikat davon angefertigt hatte, um jemand anderen hineinzustecken. 'Darth Vader' hätte dann auf den zahllosen Welten der Galaxis weiterhin Furcht verbreiten und Gehorsam einfordern können", erzählt Dark Empire-Autor Tom Veitch. "George lehnte das aber rundheraus ab. Deshalb sah unser zweiter Vorschlag vor, dass der Imperator mit Hilfe des Klonens überlebt hätte, und dafür gab uns George grünes Licht."
Inwieweit letzterer Vorschlag tatsächlich von Veitch stammt oder nicht in Wahrheit von Lucas selbst, ist nicht mehr rekonstruierbar. Angesichts jüngster Entwicklungen bei The Force Unleashed (aus einem Wookiee-Spiel wurde auf Lucas' Betreiben ein Spiel mit Vaders geheimem Schüler) und The Clone Wars (aus einem Padawan für Obi-Wan wurde einer für Anakin) darf eine direkte Beteiligung von Lucas aber als recht wahrscheinlich gelten.
Realistisch gesehen hatte allerdings weder die Vader-, noch die Palpatine-Rückkehr-Idee bei Marvel eine reelle Chance, da der Verlag schon seit Die Rückkehr der Jedi-Ritter viele Konzepte ablehnte, weil diese den Verantwortlichen als "zu dramatisch" erschienen. Zu den Konzepten, die in der Marvel-Spätzeit neben Dark Empire unter den Tisch fielen, zählte so unter anderem auch eine Frühfassung von Crimson Empire. Dessen Schöpfer Randy Stradley, der damals für Marvel schrieb und seither zum Leiter des Krieg der Sterne-Programms bei Dark Horse avanciert ist, erinnert sich, dass er stattdessen ständig gebeten wurde, Hoojibs in seine Konzepte einzubauen, jene seltsamen telepathischen Kampfhasen, die gegen Ende der Marvel-Ära allgegenwärtig zu sein schienen. "Ich versuchte also, mir Geschichten mit Hoojibs auszudenken", berichtet Stradley, "aber da sie nur auf Lukes Schulter herumsitzen konnten, konnte ich mich nie wirklich mit ihnen anfreunden."
Auch dem Original-Dark Empire wären Hoojibs kaum erspart geblieben, sollte die Geschichte ursprünglich doch deutlich früher einsetzen und direkt an die übrigen Hefte der Marvel-Reihe anknüpfen. Während Palpatines Rückkehr heute 10 Jahre nach Yavin über die Bühne geht, sollte Dark Empire demnach eigentlich bereits kurz nach der Schlacht von Endor beginnen, was - wenn man sich die Geschichte genauer betrachtet - inhaltlich auch stimmiger gewesen wäre, denn wieso Palpatine nach Endor mehr als 5 Jahre Däumchen drehte, ist kaum schlüssig zu erklären.
Mit dem Wechsel der Krieg der Sterne-Lizenz zu Dark Horse 1991 wurde Dark Empire schließlich entstaubt und aufgrund seines kinotauglichen Umfangs als Pionierprojekt in Stellung gebracht, um die Wiedergeburt der Saga im Comic einzuleiten. Die strikte Trennung, die für heutige Leser zwischen den beiden Renaissance-Projekten Dark Empire und Heir to the Empire erkennbar ist, war dabei allerdings nicht geplant, im Gegenteil: Bei seiner Arbeit an Teil 1 der Thrawn-Trilogie wurde Timothy Zahn unmissverständlich aufgefordert, Elemente aus Dark Empire aufzugreifen. In zahntypischer Manier weigerte er sich allerdings einfach und zwang die Comicmacher dadurch, Dark Empire zu verlegen, von kurz nach Endor auf das Jahr nach der Thrawn-Trilogie. Zu diesem Zweck wurden einige Zeichnungen im letzten Moment verändert und einige Texte ausgetauscht, denn größere Änderungen waren angesichts des engen Zeitplans nicht mehr durchführbar. Die deutlichste Verknüpfung mit der Thrawn-Trilogie findet sich deshalb im Lauftext des Comics:
Nach dem Tod Darth Vaders und des Imperators in der Schlacht von Endor, gründete die Rebellenallianz eine Neue Republik, die weite Teile der Galaxis beherrschte. Lange Jahre des Kampfes waren die Folge.
Denn die Überreste des Imperiums gewannen wieder an Stärke und eroberten den Großteil ihrer alten Welten zurück, darunter den Stadtplaneten Coruscant. Jetzt herrscht Bürgerkrieg zwischen den Fraktionen des wieder aufstrebenden Imperiums, und die Neue Republik nutzt die Gelegenheit, um das Chaos in den Reihen ihres Gegners zu vergrößern.
Nach einem Überfall auf Corusant stecken Luke Skywalker und Lando Calrissian auf dem kriegsgeplagten Planeten fest, doch Hilfe ist bereits unterwegs...
Bis zur ersten Erwähnung von Ereignissen aus Dark Empire in einem Roman sollten im Gegenzug noch 3 Jahre vergehen, denn erst Kevin J. Anderson verwies in seiner Jedi-Akademie-Trilogie auf die Rückkehr des Imperators, nachdem er zunächst gebeten worden war, Romanadaptionen der Comics zu schreiben. Stattdessen arbeitete er mit Tom Veitch an den Tales of the Jedi-Comics und verknüpfte diese später mit Dark Empire und seiner Jedi-Akademie.
Den längsten Atem bewies am Ende aber doch Timothy Zahn, der die Ereignisse in Dark Empire in einem kleinen Nebensatz seiner Hand of Thrawn-Reihe kurzerhand marginalisierte, indem er Mara Jade rundheraus in Frage stellen ließ, ob es sich bei dem zurückgekehrten Palpatine wirklich um das Original gehalten habe. Höflichkeit unter Kollegen sieht sicherlich anders aus.
Den Erfolg von Dark Empire konnten auch derartige Sabotageversuche aber nicht mehr verhindern, und bis heute kann der Comic als Ahnherr des modernen Comic-EUs gelten.
Die Kritik an Dark Empire ist trotzdem nie abgeklungen, wobei sie sich über die Jahre immerhin inhaltlich verlagert hat: Wurde ursprünglich vor allem das Grundkonzept eines geklonten Imperators kritisiert, scheint dies in einem modernen Erweiteren Universum, in dem ganze Organisationen aus dem Nichts wieder auftauchen und ganze Handlungsabschnitte als Quasi-Klone in andere Zeitepochen kopiert werden, allgemein akzeptiert zu werden. Stattdessen richtet sich die heutige Kritik mehrheitlich auf den extravaganten und in jeder Hinsicht außergewöhnlichen Zeichenstil des Comics, an dem sich bis heute die Geister scheiden.
Am erstaunlichsten an Dark Empire mag aber wohl sein, dass seine Macher ihre Sonderrolle bei ihrer Arbeit noch nicht wirklich überschauen konnten. Cam Kennedy erinnert sich so eher illusionslos an sein - mindestens im Krieg der Sterne-Bereich - bekanntestes Werk: "Als Tom Veitch und ich beschlossen, Dark Empire zu machen, wusste ich nicht viel über Krieg der Sterne. Für mich war das nur ein alter Film", erzählte er 1996. "Ich sah mir also die drei Filme noch einmal an, besorgte mir einige Referenzbücher mit Bildern des Rasenden Falken und verschiedenen Figuren und stürzte mich auf dieser Grundlage in die Arbeit. Und wenn die Rückmeldungen, die ich bekommen habe, etwas aussagen, hat das insgesamt ganz ordentlich funktioniert."
Gleiches kann man sicher auch von Dark Empire insgesamt sagen, das unter den Krieg der Sterne-Comics bis heute eine Sonderstellung einnimmt und nach wie vor auf der Leseliste eines jeden Fans des Erweiterten Universums stehen sollte. Und sei es auch nur, um informiert mitreden zu können.
In diesem Sinne: Herzlichen Glückwunsch zum 20., liebes Dark Empire. Wenn die Hoojibs längst vergessen sind, werden wir uns sicher noch an Dich erinnern!
Mehr über die Handlung von Dark Empire findet ihr hier bei uns. Alternativ oder zusätzlich hat Dark Horse die ganze Trilogie in einem Band veröffentlicht, von Panini gibt's Teil 1 und 2 als Essential-Neuauflage und für die Autofahrt in den Skiurlaub ist natürlich auch die Hörspielfassung ein Gedanke.
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