Am Wochenende fand in Texas die Fan-Days-Convention statt, auf der Timothy Zahn und Aaron Allston einige Fragen rund um ihre Werke beantworteten und ihre Sicht auf Krieg der Sterne darlegten. Hier einige Auszüge:
Über abgelehnte Vorschläge für Romane
Allston hat kurz nach Die Rache der Sith ein Konzept eingereicht, das vorsah, die Geschichte der klassischen Trilogie aus Darth Vaders Perspektive in zwei oder drei Romanen neu zu erzählen. Grundsätzlich sollte Vader in diesen Romanen als tragische Figur beginnen, die in ihrer Rüstung eingesperrt war und im Laufe der Handlung emotional wieder so weit zum Leben erwacht, dass Vader Luke am Ende von Die Rückkehr der Jedi-Ritter retten kann.
Daneben wollte Allston einen Roman über die Anfänge von Han und Leias Ehe schreiben, wobei Han trotz seines gewaltigen Egos damit hätte klarkommen müssen, dass Leia eine weit wichtigere Position einnimmt als er selbst. Seit Tatooine Ghost (ab 17. Oktober in deutscher Sprache erhältlich) sieht er das Thema selbst aber als erledigt an.
Zahn blieb unterdessen bei seiner seit Monaten lancierten Kernaussage, wonach er zwischen 3 und 5 Ideen hat, die vielleicht zur Umsetzung kommen oder auch nicht. Was abgelehnte Romankonzepte betrifft, erklärte Zahn, das Originalkonzept für Survivor's Quest sei durchgefallen, was dem Roman allerdings aus seiner Sicht nur geholfen habe. Außerdem hat Zahn offenbar ein Konzept vorgelegt, das Shelly Shapiro sehr gut gefällt, aktuell aber auf Eis liegt.Über Überarbeitungen eigener Werke und/oder der Filme
Beide Autoren stimmten dahingehend überein, dass sie keine Geschichte doppelt erzählen wollen. Dieses "Hollywood-Modell" ist nicht in ihrem Sinn.
Was spezifisch Änderungen an den Filmen angeht, sagte Allston, er sei von Die Rache der Sith insoweit enttäuscht gewesen, als der Film das Blickfeld nicht erweitert, sondern verengt und eigentlich nur die Frage offengelassen habe, inwieweit weitere Jedi die Order 66 überlebt haben könnten. Er selbst hätte sich hingegen eine Sichterweiterung gewünscht.
Zahn erklärte, er würde gegebenenfalls mehrere 10-Sekunden-Momente der Filme ändern. Am Beispiel Jar Jar sagte er, dessen störendste Eigenart sei, dass er sich nicht verändere. Das wäre anders, wenn Jar Jar am Ende von Die dunkle Bedrohung erkennen könnte, dass seine Freunde mehr Zeit brauchen, sich deshalb eine Waffe schnappte und anfinge, auf die Droiden zu schießen. Am nächsten sei Jar Jar einer charakterlichen Entwicklung in der Szene, in der er mit Amidala über die Armee der Gunganer spricht, da er hier beinahe erkenne, dass das Universum größer sei als er selbst. Leider sei darauf nicht aufgebaut worden. Mit Jar Jar sei es deshalb wie mit Han, wäre der auf Yavin geblieben, um abzuwarten, ob er doch noch gebraucht wird.
Als zweites Beispiel führte Zahn den Kampf zwischen Dooku und Yoda an und meinte, anstelle akrobatischer Einlagen hätte Yoda dort ruhig stehenbleiben sollen, während Dooku sich völlig verausgabe. Das hätte gezeigt, dass Yoda ein wahrer Meister sei. Seine Akrobatik hätte er dann bei Palpatine unter Beweis stellen können.Kollisionen mit den Prequels
Zahn verwies auf eine Metapher, die einer seiner Kollegen von West End Games verwendet habe: Die Autoren dürften in George Lucas' Einfahrt spielen, und wenn dieser dann mit seinem Laster zurücksetze und einige Dinge überfahre, hätten sie keinen Grund, sich deshalb zu beschweren. Was seine eigenen Romane angeht, gäbe es aus seiner Sicht nur ein echtes Problem mit den Prequels: Die Klonkriege seien um 15 Jahre verlegt worden, und deshalb sei die Zeitlinie verrutscht.
Allston erzählte, einige Elemente seiner New Jedi Order-Romane seien nie in Druck gegangen, weil die Prequels zu diesem Zeitpunkt noch nicht fertiggestellt waren. Aus seiner Sicht könnten diese Teile heutzutage wieder eingefügt werden, aber letztlich sei es ihm egal. In seinen Augen würden den Autoren derartige Unstimmigkeiten verziehen, weil die Leser wüssten, wieso sie ursprünglich entstanden seien.Eine Anekdote zum Schluss
Zahn berichtete, er habe bei der Arbeit an der Thrawn-Trilogie von seinem Lektor, der sich ausschließlich mit stilistischen und orthographischen Problemen befasst habe, eine lustige Anmerkung bekommen: "Wieso bezeichnen die Noghri Leia als Lady Vader. Das klingt wie ein Titel." Quasi in der nächsten Anmerkung habe dann gestanden: "Ist Leia etwa Darth Vaders Tochter?"
Wer eine Stunde Zeit hat und einen Mitschnitt der Frage-Antwort-Runde sehen will, wird Dank TF.N auf Youtube bedient:
Seite 1
Hmm, an sich ein netter Gedanke, die alte Trilogie aus Vaders Sicht nachzuerzählen. Was mich aber auch hier stört, wobei dieses Wissen um ihn seit den neuen Filmen nicht mehr zu verdrängen ist, ist, dass Vader wieder als tragische Person gezeigt worden wäre. Damit habe ich insofern Probleme, als dass Vader in diesen Teilen für mich eigentlich der überböse Schurke ohne Skrupel ist, der erst im letzten Teil gerade mal so wieder zu seiner Menschlichkeit findet. Zu lesen, wie er z.B. abseits der Filmszenen an sein Schicksal und seine verstorbene Frau plus Kind nachdenkt, würde ihn zu einer gänzlich anderen Person als in den Filmen machen.
Da aber, wie schon erwähnt, Vaders tragisches Schicksal seit der neuen Trilogie bekannt ist und diese Idee sowieso abgelehnt wurde, ist dies auch nur eine nette Info am Rand.
Dass im dritten Teil nun nur Obi-Wan und Yoda (offensichtlich) überlebt haben, soll wohl einfach zeigen, dass alle anderen mächtigen Jedi tot sind und nur noch ein paar kleinere Ritter irgendwie davon gekommen sind. Diese wurde ja dann, wie Ben Luke erzählte, von Vader gejagt und ermordet. Für mich also nicht weiter tragisch.
Mit solchen wie von Zahn angesprochenen Metaphern kann ich generell nichts anfangen, da die ganze Sache für mich ein Geben und Nehmen ist (was nicht wegnehmen und kaputtmachen bedeuten soll) und meiner Meinung nach alle miteinander respektvoll umgehen sollten. Da dies aber vom eigentlichen Thema wegführt, belasse ich es dabei.
Was er über das Problem mit den Prequels sagt, habe ich wohl kürzlich beim Lesen der 'Hand of Thrawn' Geschichte mitbekommen, sehe ich aber nicht ganz so schlimm. Solche Sachen kann man ja mit dem Wissen, was von beiden zuerst verfasst wurde, sich selbst erklären und dann als 'so ist es eben' zur Seite schieben. Dies sieht Allston ja anscheinend ähnlich.
Was die Anekdote mit Leia und Vader angeht, so ist dies schon relativ lustig. Zur Verteidigung des Lektors muss man aber sagen, dass die Aussage "Leia ist Vaders Tochter" so nie in den Filmen gebracht wurde. Okay, es wurde offenbart, dass Luke sein Sohn ist, dass er eine Zwillingsschwester hat und dass beide vor Vader versteckt wurden. Auch wurde erwähnt, dass Leia diese ominöse Schwester ist.... nun ja, an sich eigentlich doch sehr offensichtlich.
Vielleicht hat er aber auch nur 'Krieg der Sterne' geguckt, irgendwann mal nebenbei mitbekommen, dass Vader Lukes Vater ist, und war deshalb so über diese Offenbarung überrascht...
(zuletzt geändert am 11.10.2011 um 15:22 Uhr)
Chrissi
Interessant und amüsant zugleich. Ooooh, wenn die Wirklich was zu GL sagen könnten oder damals gekonnt hätten...
>wenn Jar Jar...sich eine Waffe schnappte und anfinge, auf die Droiden zu schießen...<
(ein Jar Jar mit Nahkampfausbildung auf seine Tollpatschige Art und Weise, das wäre auch was)
Yodas Kampf gegen Dooku im "Yoga-Stil" hört sich jetzt erstmal auch irgendwie elegant und besser an, jedoch durfte wahrscheinlich der Adrenalinspiegel nicht weiter sinken, nachdem Anakin und Obi im Transporter wieder schön diskutiert haben, wer die Hosen an hat. Und somit folgte dann Yodas Kampfstil "Tasmanischer Teufel mit Kurzzeit-Redbull".
In welchem Zusammenhang der Kommentar von Zahns Lektor mit "Leia ist Vaders Tochter?" steht, kann ich nicht beurteilen. Fühlt sich aber an, wie aus dem Kontext gerissen. (Ich hab mir das Video jetzt nicht angeschaut)
Witzig ist es schon..., wenn es eine Scherzfrage war. Traurig, wenn ernst gemeint.
@Chrissi
Wie Du schon selbst korrigiert hast, ist es doch ziemlich eindeutig heraus zu hören, dass Leia die Tochter von Vader ist. Keine Ahnung was den Lektor geritten hat so eine Frage zu stellen.
Ich sollte mir das Video eventuell doch mal anschauen. Vielleicht wird ja die Szene gezeigt, wo Zahn und Allston dann zu diesem Kommentar erst schmunzeln und auch lachen.
Sei's drum. Ich kann nur für mich sprechen und sagen (schreiben), dass die Filme sind wie sie sind und viele hätten sich hier und da etwas anderes gewünscht. Da gibt´s jetzt aber nichts mehr zu rütteln. Auch wenn hier zwei wichtige und sehr gute SW-Autoren eine beispielhafte Sichtweise zum Star Wars-Imperium abgeben.
In meinem Kopf sind beim Lesen von so einigen SW-Romanen eh richtig gute Filme enstanden. Thrawn-Trilogie + Hand von Thrawn Duologie/Trilogie, oder auch die Han Solo Trilogie von Frau A.C. Crispin, um mal zwei meiner Lieblinge hier aufzuführen.
Fantasie heißt das Zauberwort, womit sich so mancher SW-Fan ab und zu schwer tut.
Da brauch ich keinen GL. Da stimmt dann alles, wie ich es mir vorstelle.
Trotzdem. Schön, dass es (das) Star Wars (-Universum) gibt!
(zuletzt geändert am 13.10.2011 um 11:29 Uhr)
chrissie
Seite 1
RSS-Feed für diesen Kommentarthread abonnieren
RSS-Feed für alle Kommentare