Es ist Mittwoch und damit Zeit für die jüngsten geistigen Ergüsse von Holostar-Autorin Bohnhoff. Thema der heutigen 25. Runde: Außerirdische.
Man kann darüber streiten, wann erstmals Außerirdische in einem fiktionalen Werk auftraten. Eine Möglichkeit wäre H.G. Wells' Krieg der Welten, eine andere, dass es schon lange vorher dazu kam. Ich meine, man könnte argumentieren, dass die alten Aztekengötter Außerirdische waren. Und einige Leute sind sich in der Hinsicht auch ziemlich sicher.
Nein, ernsthaft. Außerdische. Aus dem Weltraum. Pfadfinder-Ehrenwort.
Sei's drum, ich habe jedenfalls keine Ahnung, wann der erste Außerirdische in einer Geschichte auftauchte, aber ich weiß genau, dass wir seit sehr langer Zeit über Außerirdische schreiben, weil uns der Gedanke eines Ersten Kontakts reizt, und in der Folge die Vorstellung weiterer Kontakte mit anderen entwickelten Spezies. Wir denken darüber nach, wie andersartig sie sein werden, wenn wir ihnen schließlich begegnen (und das werden wir). Wir malen uns aus, wie ähnlich sie uns sein werden und fragen uns, ob diese Ähnlichkeit uns - zu unserem eigenen Schaden - davon ablenken wird, unsere Andersartigkeit zu erkennen, oder ob unsere Andersartigkeit uns im Gegenteil davon abhalten wird, unsere Ähnlichkeit zu sehen - wiederum zu unserem Nachteil.
Ich persönlich glaube, dass es zu meinen Aufgaben als Science-Fiction-Autorin gehört, uns auf diesen Ersten Kontakt vorzubereiten, indem ich den so Eingestellten die Möglichkeit gebe, Begegnungen mit Wesen aus anderen Welten zu üben, damit sie an diesem großen Tag auf ihre Manieren achten. Ich glaube allerdings auch, dass uns die kleinen, unsichtbaren Aspekte des Andersseins unserer außerirdischen Besucher die meisten Probleme bereiten werden, und je ähnlicher uns eine andere Spezies sieht, desto schwieriger wird es sein, dieses Anderssein zu erkennen, es zu begreifen und es hinzunehmen.
Die weit, weit entfernte Galaxis steckt voller Außerirdischer. George Lucas hat ganz offensichtlich seine liebsten Phantasievorstellungen Wirklichkeit werden lassen, als er seine kosmopolitische, galaktische Kultur erschuf, und als Autorin, der erlaubt wurde mit dieser Kultur zu spielen, bin ich ihm für seine große Vorstellungskraft äußerst dankbar. Er hat uns Beispiele für Außerirdische gegeben, deren Gehirn durch Kopfschwänze verbessert ist (Nautolaner und Twi'leks), Außerirdische, die Pheromone einsetzen, um ihr Gegenüber zu beeinflussen (Falleen und Zeltronen) und Außerirdische, die sich aus Insekten, Reptilien, Amphibien und anderen biologischen Klassen entwickelt haben.
Science-Fiction-Autoren lieben die Vorstellung eines Außeridischen. Das bringt Vor- und Nachteile mit sich. Der Hauptnachteil ist, dass wir häufig auf Stereotypen zurückgreifen. Manchmal geschieht das, weil wir kulturelle oder politische Vorbehalte mit uns herumschleppen. In diesem Fall könnten wir dazu neigen, "böse Außerirdische" als Platzhalter für eine bestimmte Gruppe von echten Menschen zu verwenden, die wir als "böse" ansehen. Und manchmal tun wir es, weil wir unseren Lesern durch die Blume verschlüsselte Botschaften senden müssen. In diesem Fall geben wir einem bestimmten Außerirdischen eine Rolle, um die Sprech- und Denkweise der Figur in der Vorstellung der Leser unterbewusst zu steuern. In Holostar taucht beispielsweise kurz ein Toydarianer auf, weil ich meinen Lesern klarmachen wollte, dass diese Figur eine Söldnermentalität besitzt, und um das zu erreichen, wollte ich nicht endlose Seiten auf die Entwicklung einer Figur verschwenden, die dann nur kurz reinkommt, ein paar Worte sagt und wieder rausgeht (okay, flattert).
Für andere Rollen verwende ich Außerirdische, weil ich über sie schreiben und sie als fühlende Wesen kennenlernen möchte. Und weil ich sie ziemlich cool finde. Twi'leks zum Beispiel. Ich liebe Twi'leks, denn sie besitzen Grazie und Eleganz und haben mit ihren Lekku ein verbessertes Gehirn. Außerdem macht es Spaß, die Rolle der Lekku in Gesprächen näher zu beleuchten. Menschen reagieren mit einem Schulterzucken, Twi'leks (und andere Spezies mit Kopfschwänzen) können Unentschlossenheit, Freude, Zorn und eine Reihe weiterer Gefühle hingegen auf sehr viel subtilere Weise ausdrücken. Damit wird es möglich, dass Twi'leks miteinander kommunizieren, ohne dass Vertreter anderer Spezies dies auch nur mitbekommen.
Und dann sind wir natürlich noch vom wahrhaft Andersartigen fasziniert, von Wesen, die unser Universum ganz anders wahrnehmen als wir. In der Coruscant Nights-Reihe hat Michael eine Spezies namens "Cephalonen" untergebracht, die Ereignisse in der Zeit so wahrnehmen, wie wir Objekte im Raum. Die Art, wie I-Fünf diese Tatsache Den Dhur vermittelt, der den ganzen Gedanken ernsthaft abartig findet, finde ich einfach klasse:Auszug aus Coruscant Nights - Street of ShadowsDas beeinflusst selbstverständlich die Art und Weise, wie Cephalonen kommunizieren. Sie sagen Dinge, die orakelhaft, abgehoben oder direkt abartig klingen. Und das macht sie für uns Autoren so "amüsant". Welche Rätsel kann man in außerirdischen Dialogen verstecken oder im Zucken einer Hirntentakel andeuten. Wie beeinflusst die Körperlichkeit eines Außerirdischen seine Beziehung zu seiner Umwelt und anderen Wesen? Und wie beeinflusst diese Beziehung zur seiner Umwelt die Art und Weise, wie der Außerirdische mit diesen anderen Wesen kommuniziert?
"...siehst Du den Landgleiter hinter Dir?"
Den sah hinter sich. "Ja."
"Nennen wir ihn die Vergangenheit."
Der Sullustaner warf I-Fünf einen verwirrten Blick zu. "Wieso?"
"Weil er hinter Dir steht. Und siehst Du den Müllcontainer vor Dir? Das ist die Zukunft."
"Für Dich vielleicht. Ich versuche, das alles etwas optimistischer zu betrachten."
Das alles führt uns zum nächsten Eintrag des Padawan-Tagebuchs: Wookiee-Sprech und andere einzigartige Kommunikationserfahrungen.
Dies und weiteres mehr demnächst in diesem Theater...
Seite 1
Seite 1
RSS-Feed für diesen Kommentarthread abonnieren
RSS-Feed für alle Kommentare