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So war es nur ein logischer Schritt, da ich ja schon voll in der Arbeit an meiner Final-Cut-Version von STAR WARS - EPISODE 4 steckte, dass mit der Veröffentlichung von EPISODE 1 auf Video und später DVD, ich wieder mein eigenes Eisen schmieden würde:
In einer frühen "Frust"-Fassung verwendete ich als Ausgangsmaterial die erste deutsche VHS-Veröffentlichung aus dem Jahr 2000 im bildschirmfüllenden Vollformat (4:3). Da zu dieser offiziellen VHS-Veröffentlichung keine geschnittenen Szenen als Bonusmaterial beigefügt waren, bestand die Hauptaufgabe für mich darin, vorhandenes Originalmaterial aus dem Film zu schneiden. Da ich lediglich eine ernstere Version von EPISODE 1 erhalten und auch keine zweite Front eröffnen wollte - mein Aufwand für den BDFC von EPISODE 4 verschlang schon genug Zeit und Energie - verzichtete ich darauf, selbst neues Material zu produzieren, um es dann in den Film einzufügen. So kreierte ich innerhalb weniger Tage diese frühe Version von EPISODE 1 - DIE DUNKLE BEDROHUNG, noch mit deutschem Ton versehen.
Schon in dieser Version sind viele Punkte umgesetzt worden, die im vorher erläuterten Teil den Anstoß zum BDFC lieferten.
So trennte ich mich von einem kleinen Teil der Unterwasserstadt der Gungans sowie dem zweiten Angriff der Unterwasser-Monster.
Ebenfalls der elektronischen Schere zum Opfer fielen etliche Jar-Jar-Szenen, wie z.B.:
Durch Umschneiden und Ausschnittsvergrößerungen bereits vorhandener Szenenfolgen veränderte ich den Showdown beim Pod-Rennen.
Im Original löst sich ein von Sebulba sabotiertes Außenteil an der linken Turbine von Anakins Pod-Renner während der letzten Runde. Anakin weicht dem Teil reflexartig mit dem Kopf aus. Nachdem Sebulba die Führung erlangt hat und Anakin in den folgenden Sekunden während des Flugs den Schaden behoben hat, holt Anakin wieder Sebulba ein und beide Pod-Renner verhaken sich. Anakin gibt darauf vollen Schub auf seine Turbinen. Sein Pod-Renner löst sich von Sebulbas und zerstört dabei die Energie-Kupplung des Bösewichts. Dessen Pod wird dadurch zerstört und Anakin gewinnt quasi aufgrund eines Zufalls.
Meine optische Auflösung des Showdowns in dieser frühen Version sah folgendermaßen aus:
Während der letzten Runde hat Anakin Probleme mit seiner scheinbar überhitzten linken Turbine, fällt zurück, holt aber nach sekundenschneller Reparatur während des Flugs Sebulba wieder ein. Nachdem sich Anakins und Sebulbas Pod-Renner auf der Zielgeraden ineinander verkeilt haben, gibt Anakin voll Schub und sein Pod löst sich von Sebulbas Gefährt. Durch den Schub setzt sich nicht nur Anakin vor Sebulba sondern erst jetzt reißt das von Sebulba sabotierte Turbinen-Außenteil an Anakins Pod-Renner ab. Anakin weicht dem Teil mit seinem Kopf aus. Das abgerissene Turbinenteil wird daraufhin von Sebulbas Turbine angesaugt; diese wird dadurch zerblasen und Sebulba wird sozusagen durch seine eigene Missetat besiegt.
Ich fand die Idee interessant, den Spruch "Wer anderen eine Grube gräbt, fällt selbst hinein" in dieses Pod-Rennen einzubauen. Es macht den Ausgang des Rennens einfach befriedigender. Bei dieser Schnittfolge ist der Tonfluß allerdings etwas holprig geraten.
In meine frühe Version von EPISODE 1 baute ich noch weitere Änderungen von Schnittfolgen ein. Allerdings nicht mehr, um innerhalb einer zusammengehörigen Sequenz Änderungen zu erzielen, sondern um ganze Sequenzen in ihrer chronologischen Reihenfolge umzustellen. Dies geschah, wenn der Anschluß zweier Szenen, zwischen denen eine Dritte entfernt wurde, nicht flüssig oder schlüssig wirkte oder weil mir eine zeitliche Verschiebung für das Erzählen der Geschichte gewinnbringender erschien.
Ein Beispiel hierfür:
Im Original kommt nach der gescheiterten ersten Verhandlung Qui-Gons mit Watto, bei der es um den Kauf eines Hyperantriebs geht, Obi-Wan ins Bild. Dieser unterhält sich via Kommunikator mit Qui-Gon, der nachfragt, ob im Schiff Wertvolles zum Handeln aufzufinden sei. Nach Obi-Wans negativer Antwort sind die Helden um Qui-Gon auf dem Markt in Mos Espa unterwegs. Jar Jar begeht Mundraub und gerät an Sebulba. Weiter geht es mit Obi-Wan und Panaka, dem Sicherheitschef der Königin, die vor dem Naboo-Fluchtschiff stehen: Ein Sandsturm braut sich zusammen, den auch Qui-Gon in der fernen Stadt seherisch zu bemerken scheint.
In meiner frühen Version dagegen folgt als Anschluß nach der gescheiterten ersten Verhandlung (man sieht nur, wie Qui-Gon sich von Watto entfernt, die folgenden Einstellungen mit Qui-Gon, Padmé, Jar Jar beim Verlassen von Wattos Laden und Anakins und Wattos kurzes Gespräch über die jeweilige persönliche Einschätzung dieser Fremden wurden entfernt) sofort die komplette Sandsturm-Sequenz ab Obi-Wan und Panaka. Obi-Wans Gespräch mit Qui-Gon via Kommunikator bezüglich handelbarer Ware und der folgende Besuch der untergetauchten Helden auf dem Markt von Mos Espa mit Jar Jars Mundraub und dem Streit mit Sebulba wurden in dieser frühen Version komplett gestrichen.
Zudem entfernte ich auch einige Szenen, bei denen mir der Text nicht zusagte. Als Beispiel möchte ich das "Hast du einen Knall?!" eines der Mitverschwörer der Handels-Förderation und das "Roger, Roger" der Kampf-Droiden zu Beginn des Films nennen.
Am Ende hatte ich die 128-minütige VHS-Originalversion auf 118 Minuten gekürzt.
Diese frühe Version versöhnte mich mit der neuen STAR-WARS-Filmlinie, da deutlich wurde, dass durch das Entfernen der aus meiner Sicht STAR-WARS-"fremden" Elemente, wie z.B. überzogene Slapstickeinlagen, überlange bzw. sich wiederholende Actionsequenzen und unangemessene Unterbrechungen des Erzählflusses, am Ende doch der Stil der so lieb gewonnenen alten Filme als Destillat übrig blieb.
Natürlich sah ich diese schnell zusammen geschusterte frühe Version nicht unbedingt als meine endgültige Lieblingsversion an. Einige holprige Übergänge in Bild oder Ton, etliches im Film verbliebenes aber unliebsames Material und fehlende geschnittene Szenen ließen so manche Wünsche offen.
Doch es war die Zeit, in der in Deutschland die DVD das Heimkinoformat VHS endgültig zu überrollen begann - so wie einst zur Zeit von STAR WARS, als Video (VHS, Betamax und Video 2000) die Wohnzimmer für sich beanspruchte und Super-8 fast vollständig von der Bildfläche verschwand.
Eine neue Hoffnung tat sich auf...