Die Seite GalacticBinder.com hat ein Interview mit dem Drehbuchautor des The Clone Wars Kinofilms und der ersten Staffel der Serie veröffentlicht. Die Übersetzung des Gesprächs mit Henry Gilroy könnt ihr jetzt hier lesen:
Henry Gilroy ist ein sehr erfolgreicher Schreiber von Animationsserien, wie Batman, The Tick, House of Mouse und Justice League. Er hat auch die Drehbücher zu den DVD-Filmen Atlantis: Milo's Return und Bionicle: Mask of Light geschrieben. Er war der Redakteur und leitender Drehbuchautor der ersten Staffel von The Clone Wars und war als Co-Autor am gleichnamigen Kinofilm beteiligt.
GB: So weit wir wissen hast Du als Cutter bei Warner Bros. angefangen. Das war sicherlich eine großartige Erfahrung bzgl. der Kunst des Geschichtenerzählens, aber warum hast Du die Schere der Tastatur geopfert?
HG: Ich wusste schon seit meinem 12. Lebensjahr, dass ich Autor werden wollte, aber beim Schneiden habe ich vor allem die visuellen Aspekte von Geschichten studiert – die Klarheit einer Erzählung, dramatische oder komödiantische Enthüllungen, Geschwindigkeit, Szenenwechsel, Voiceover und Bildkombinationen, etc. Deswegen komme ich auch normalerweise besser mit Regisseuren zurecht, als mit anderen Autoren, da ich eine Geschichte häufig visuell angehe. Meistens habe ich meine Geschichten mit Knalleffekten gestartet. Schon in der Highschool war ich Fotograf und habe daher meine Neigung Geschichten mit Bildern zu erzählen. Wenn ich zeichnen könnte, wäre ich wohl Comic-Zeichner.
GB: Aber im Grunde Deines Herzens warst Du immer Autor?
HG: Ja und das seit ich Jäger des verlorenen Schatzes gesehen habe. Ich erinnere mich, in einem Autokino gesessen zu haben und als die Credits über den Bildschirm flimmerten, bin ich auf dem Rücksitz förmlich auf und ab gehüpft. Ich war hin und weg und wollte anderen auch dieses Gefühl bescheren – zu sehen, dass eine bloße Geschichte solche Emotionen hervorrufen konnte, war inspirierend. Witzigerweise bin ich Jahre später, ich hatte meinen ersten Studio-Job bei Warner Bros., Steven Spielberg begegnet – er kam herein und sah mir über die Schulter als ich an seiner Tiny Toons Sendung arbeitete. Er machte das alle paar Monate. Jedenfalls saß ich so da, hatte meine Kopfhörer auf und war tief in Gedanken versunken und plötzlich war da Steven Spielberg nur 10 Zentimeter entfernt. Er sah mir deswegen über die Schulter, weil ich das Cover des Jäger des verlorenen Schatzes-Comics an der Wand hängen hatte. Er war überraschend bodenständig und begeistert vom Comic. George war ebenfalls von Comics fasziniert und da kam mir die Idee, dass ich trotz meines Umwegs über die Cutter-Arbeit Geschichten im Kino erzählen könnte.
GB: Du bist schon vor The Clone Wars mit Star Wars in Berührung gekommen. Wie war es die Comics für Die dunkle Bedrohung und Angriff der Klonkrieger zu machen? Bist Du auf diese Weise mit den Leuten von Lucasfilm in Kontakt gekommen.
HG: Ich hatte wirklich Glück, daran arbeiten zu können und ich glaube Star Wars passt sehr gut zu diesem Medium. Ich weiß z.B. Das George sehr durch die Flash Gordon Comicstreifen in den Zeitungen der 40er Jahre beeinflusst wurde. Man kann in den Filmen auch eine Menge Anspielungen darauf entdecken. Chewbacca und der Affenmann und auch einige der Raumschiffe sind beinahe eins zu eins übernommen. Zur neuen Serie bin ich über Catherine Winder gekommen, die ich bei einer Hollywoodveranstaltung kennenlernte und außerdem hatten wir auch gemeinsame Freunde. Als sie schließlich meinen Lebenslauf und meine Beteiligung an diversen Zeichentrickserien gesehen hatte und dann noch meine vorherige Arbeit an Star Wars, hatte ich meinen Fuß in der Tür.
GB: Obwohl The Clone Wars von Anfang an für das Fernsehen entwickelt wurde, fühlt es sich wirklich wie Star Wars an und passt auch gut auf den großen Schirm.
HG: Jede Geschichte, die wir uns für The Clone Wars einfallen ließen, sollte cinematisch und episch sein. Für uns war es nicht TV, sondern einfach Star Wars und das bedeutete für uns charakterlastige Geschichten mit mystischem Unterton. Dazu die Wunder und das Spektakel der Star Wars-Galaxie mit ihren exotischen Planeten, seltsamen Aliens, Raumschlachten, Lichtschwertduellen, etc. Relativ am Anfang haben Dave und ich George überzeugt, dass wir das 2:35 zu 1 Breitbildformat einsetzen sollten, um das Star Wars-Gefühl einzufangen. George war sofort einverstanden, nur bei Catherine hat es ein wenig länger gedauert.
GB: Wie schwer war es eine actiongeladene Story zu haben und dennoch die Charakterentwicklung nicht zu vernachlässigen? War letzteres für Dave Filoni und George Lucas das wichtigere?
HG: Für mich ist das nicht schwer, denn idealerweise sollte die Action ja durch den Charakter erst erzeugt werden. Es dann bombastisch und bedeutungsvoll zu machen, ist knifflig, denn wir müssen dabei mit so vielen Sachen jonglieren. Es soll sich ja ganz klassisch nach Star Wars anfühlen, mit allem, was dazu gehört – Raumschlachten, Lightschwertkämpfe, Intrigen, etc...
Ich habe eine mystische Herangehensweise an die meisten meiner Geschichten. Ich mag es, wenn die Charaktere das Thema der Geschichte durch Action vermitteln. Das bedeutet, dass ich die Charaktere lieber handeln als reden sehe.
George hat uns beispielsweise manchmal einfach eine kurze Idee präsentiert, wie “Macht eine Episode nur über Klone.” Das war dann die Geburtsstunde einer Folge namens Rookie. Ich schrieb also eine einseitige Kurzfassung, gab sie an Dave weiter, der seine eigenen Ideen einarbeitete und dann ist sie bei George gelandet. Dabei war es immer Dave, der die Bedeutung von Charakteren predigte. Manchmal war George mehr am Handlungsbogen interessiert und Dave half mir dann die Charakter-Dinge im Skriptstadium auszuarbeiten. Beim Schneiden kamen dann noch Georges Charakter-Dinge hinzu. Er arbeitete nicht mit den Skripten, sagte mir aber immer, wie großartig sie waren und dass obwohl es nie irgendwelche Notizen in den Skripten gab. Wenn George und Dave dann einmal eine frühe Version der Episoden im Schneideraum hatten, haben wir sie meistens hinterher nicht wiedererkannt. Bei Animationsfilmen mitzuarbeiten ist ein ganz eigenes Arbeiten und viele Autoren würden es wohl gar nicht ertragen, wenn sie sähen, dass ihre Arbeit auf diese Weise verändert wird. Zu Beginn war es auch für mich ein Schock, aber ich habe mich dran gewöhnt. Da ich ja selbst aus dem Schneideraum komme, hatte ich ein gutes Verständnis von dieser Arbeit und das Ertragen fiel mir leichter – die Tatsache, dass ihre Arbeit die Geschichten noch besser machte, trug auch einen großen Teil dazu bei.
GB: Wir müssen zugeben, als wir zum ersten Mal hörten, dass es in dem Film um Jabbas Baby gehen würde, haben wir uns schon gewundert. Aber dann haben wir begriffen, dass dies die Hutten in eine Arena mit den Jedi, der Republik, den Sith und den Separatisten warf. Wie schwer war es als Autor all dies in der Balance zu behalten und es nicht zu versaubeuteln?
HG: Die Grundlage für die Geschichte war ein alter Samurai Film von Sonny Chiba, namens Shogun's Shadow. Darin geht es in um einen entehrten Ronin [Anmerkung: Ein Ronin ist ein herrenloser Samurai], der den jungen Sohn eines Shogun [Anmerkung: Ein japanischer Adliger] durch das Land eskortieren soll, während all diese Ninjas versuchen, den armen Jungen zu töten. Dabei gibt es jede Menge Intrigen und Rätselraten darüber, wer nun wirklich hinter dem Kind her ist. Ich dachte mir, dass dies auch gut zu Star Wars passen würde.
Das ganze mit Anakin in Verbindung zu bringen, fühlte sich für mich sehr nach Star Wars an, denn die Hutten hatten ja ihn und seine Mutter laut George versklavt. Da Anakin typischerweise negativen Emotionen zugänglich ist, fand ich, es wäre passend ihn dieses Huttenbaby beschützen zu lassen, das er natürlich nicht mag, weil ja alle Hutten Kriminelle sind. Er trägt Rotta ja quasi wie einen Affen auf seinem Rücken herum und die Tatsache, dass er gezwungen war, nach Tatooine zurückzukehren, dem Ort seines größten Verlustes, war sehr gut geeignet, um sein Zögern diese Ereignisse hinter sich zu lassen, aufzuzeigen. Am Ende gibt es aber eine Gelegenheit zur Charakterentwicklung, denn der kleine Hutte wird wirklich sehr aufgeregt, als er mitbekommt, dass sein Vater Anakin und Ahsoka, die er wirklich lieb gewonnen hat, töten lassen will. Es gab noch mehr Material im Skript, dass Anakins Verhältnis zu den Hutten behandelte, aber es wurde rausgeschnitten, da es die Handlung nicht voranbrachte.
GB: In welcher Herausforderung liegt der größte Unterschied zwischen einem animierten Star Wars und einem realen? Es ist doch sicherlich hilfreich, sich nicht darum sorgen zu müssen, zuviel teures Zeug in die Luft zu jagen, oder etwas zu schreiben, dass wahnsinnige Spezialeffekte braucht, oder?
HG: Beim Schreiben denke ich gar nicht daran. Ich denke nur, dass es Star Wars ist. Natürlich hatten wir am Anfang nur begrenzte Ressourcen, also war es wirklich eine Herausforderung, es trotzdem groß genug für Star Wars sein zu lassen. Aber ich glaube unsere Leute haben eine tolle Arbeit geleistet. Egal was Dave und ich uns auchgedacht haben, sie machten es möglich und wir arbeiteten hervorragend zusammen. Ich konnte zu Killian Plunket oder Russel Chong gehen und sie über ein bestimmtes Schiff befragen oder einen coolen Droiden vorschlagen und sie haben mir sofort Feedback gegeben, das ich in das Skript einarbeiten konnte. Dieses Verschmelzen von Kunst und Worten bereichert Star Wars so.
GB: Also wir wissen natürlich, dass Du nicht so viel ausplaudern darfst und wir wollen Dich auch nicht in Schwierigkeiten bringen... aber kannst Du uns nicht einen kleinen Hinweis auf etwas geben, dass uns Fans begeistern wird? Vielleicht ein Wort über ein neues Fahrzeug, Ungeheuer, einen Planeten oder eine Waffe, die wir zu sehen bekommen werden?
[Spoiler-Warnung] markieren:
HG: Nun, es wird einige neue Droiden auf Seiten der Separatisten geben. Spezialisierte Droiden für ganz bestimmte Aufgaben – hoch intelligente, äußerst tödliche. Es gibt auch ein neues Schiff, dass vom Team nur “Der Entsafter” genannt wurde und im ersten Teil der Malevolence-Trilogie seinen Auftritt hat. Es ist eine wirklich tödliche, neue Waffe für die Separatisten. Aber jetzt kommt's – Wenn ihr Euch je gefragt habt, wie ein Gundark aussieht, dann werdet Ihr Euch das nicht mehr lange fragen müssen!!!
[Spoiler-Ende] GB: Warum gibt es eigentlich noch kein www.henrygilroy.com? Es wäre toll, wenn es einen Ort gäbe, wo wir uns über Deine aktuellen Arbeiten informieren könnten!
HG: Ich arbeite momentan an einer Art Blog! Aber meine Arbeit könnt Ihr jeden Monat sehen, denn ich schreibe die Klonkriegs-Comics von Dark Horse und ich hoffe die lest ihr alle.
GB: Zu guter letzt die Frage, die wir allen stellen: Wenn Du ins Star Wars-Universum katapultiert würdest, in welcher Ära, an welchem Ort oder in welcher Situation würdest Du landen und was würdest Du zuerst tun wollen und mit wem? (Aber jugendfrei, Henry!)
HG: Wenn Ihr mich das gefragt hättet, bevor ich diesen Job hatte, hätte ich wohl gesagt: Meine Schieß- und Flugkünste aufpolieren und für Han Solo arbeiten. Er wollte Luke anheuern, warum also nicht mich, oder? Nun, da ich an The Clone Wars gearbeitet habe, würde ich gerne mit Obi-Wan am Ende der Klonkriege 'was trinken gehen und mir all seine Geschichten über Anakin und Ahsoka anhören. Man, ich würde ihm so lange 'was zu trinken kaufen bis er aufhören würde zu erzählen.
Soweit das Interview. Vielen Dank an Pete von GalacticBinder.com für den Hinweis! (Thanks Pete for the hint!)
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