The Associated Press hat mit John Williams ein lesenswertes Interview geführt, das sich überwiegend um die Filmmusik zu Episode III dreht.
NEW YORK - Heraus mit den Lichtschwertern. Das galante Thema ist zurück. Dieses Mal führt uns die Bläserfanfare allerdings hinunter in den Abgrund.
Wie viele Aspekte der epischen Star Wars Saga wurde die Musik, welche John Williams für die Filme gemacht hat, zu einer Ikone - eine von vielen, die er für mehr als 100 Filme gemacht hat, darunter "Der weiße Hai", "Superman" und "Schindlers Liste". Williams neueste Filmmusik wurde in diesem Monat von Sony Classical veröffentlicht, zusammen mit einer DVD mit 70 Minuten Videos und Musik aus allen sechs Star-Wars-Filmen. Die CD feierte in dieser Woche aus dem Stand heraus in Billboards Top 200 den 6. Platz.
Als Williams mit Produzent George Lucas mit der Arbeit an Star Wars begann, feierten die USA ihr 200-jähriges Bestehen. Der Komponist war 44, mit wallendem dunklen Haar und einem ergrauendem Bart. Der fünfmalige Oscar-Gewinner ist mittlerweile 73 Jahre alt und hat weißes Haar und einen Bart - aber die Macht ist noch immer mit ihm.
Momentan arbeitet er an Steven Spielbergs "Krieg der Welten", der im Juni veröffentlicht wird. Während einer Reise kürzlich nach Washington, D.C., wo er das National Symphony Orchestra dirigierte, sprach Williams telefonisch mit The Associated Press.
AP: "Die Rache der Sith" erzählt, wie Anakin Skywalker sich zum Bösen wendet und zu Darth Vader wird. Wie illustrieren Sie dies musikalisch?
JW: Ich hatte in einem der früheren Filme mit Anakins Thema ein wenig "Musical-Spaß". Ich musste an Musik arbeiten, welche die Szenen begleitet, wo er sich von den ehrenhaften Wegen der Jedi abwendet und sich in der imperialen, dunklen Seite der Dinge verliert. Also war es eine nette musikalische Erfahrung. Wie es mit dem meisten Star Wars Material ist, hat es mehr eine opernhafte, musikalische Funktion, als es vielleicht bei den meisten Filmmusiken der Fall ist.
AP: War es schwer?
JW: Das thematische Material ist immer schwer für mich… Sobald man die Themen etabliert hat, auch wenn sie sehr einfach sind, wollen wir manchmal, dass sie fünf, sechs oder sogar sieben Signalnoten enthalten, welche die richtige Botschaft in sich tragen. Dann läuft alles harmonisch und kontrapunktisch und es passt alles. … Die schwierigste Sache ist es, thematisches Material zu bekommen, das auf die richtige Art nachhallt, sowie Themen, die ihren Weg in die Vorstellung der Hörer finden. Die Art, wie Menschen audiovisuell gebaut sind… es ist so, dass wir vor der ganzen brillanten visuellen Stimulation regelrecht taub werden… Wir nehmen nicht die Details dessen wahr, was wir hören. Und so ist bei der Komposition von Filmmusik bei der Schaffung von Themen wichtig, welche Aufmerksamkeit wir bekommen und - wenn es schon kein Wettbewerb ist - so ist es doch hoffentlich eine Kooperation mit Klangeffekten und anderem Material, das um die Aufmerksamkeit des Publikums wirbt.
AP: Lesen Sie das Drehbuch, bevor Sie etwas komponieren?
JW: Ich bevorzuge es, das nicht zu tun. Ich möchte den Film völlig frei sehen. Es ist in meinem Beruf sehr wichtig, dass man in der Lage ist, im Raum zu sitzen und den Film als nicht vorbelasteter Zuschauer zu sehen - und zwar in dem Sinn, dass ich nicht exakt sicher bin, was als nächstes passieren wird. So bin ich frei, überrascht, frei, gelangweilt oder was auch immer zu sein.
AP: Sie haben für mehr als 100 Filme die Musik geschrieben. Wie finden Sie die Zeit dazu?
JW: All das ist über einen Zeitraum von vielen Jahren passiert. Also konzentriere ich mich einfach darauf, was an diesem besonderen Tag, in dieser Woche oder diesem Monat für mich ansteht.
AP: Müssen Sie jeden Tag komponieren?
JW: Gewöhnlich ist es eine Sechs-Tage-Woche. Ich fange gegen 9 Uhr am Morgen an und höre irgendwann am Nachmittag auf. Ich kann pro Tag maximal vielleicht ein paar Minuten Musik produzieren, immer abhängig davon, wie dicht sie ist und wie viele Details es dort gibt.
AP: Wie viel Zeit haben Sie an dieser Star Wars Episode verbracht?
JW: Wir haben 2 Stunden und 10 Minuten Musik aufgenommen und ich denke, ich bin mit der Arbeit daran … Ende September 2004 angefangen und wir haben die Musik Anfang Februar 2005 aufgenommen. Es waren 10 oder 12 Wochen.
AP: Das ist schnell.
JW: Das ist schnell. Es ist ein sehr schwieriger Zeitplan.
AP: Sie wurden in der Juilliard School ausgebildet und haben ein Cello-Konzert für Yo-Yo-Ma geschrieben, sowie zwei Sinfonien. Meinen Sie, dass Ihre Identifikation mit Hollywood es verursacht hat, dass sie nicht als Komponist ernster Musik wahrgenommen werden?
JW: Das ist wahrscheinlich wahr… Das Meiste meiner Arbeit ist für den Film und das ist, was die Leute wahrscheinlich kennen - und dafür kann ich dankbar sein.
AP: Sie bedauern nichts?
JW: Nein, überhaupt nicht.
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