Die drei Cutter von Rogue One haben unlängst mit Yahoo Movies über ihre Arbeit am Film gesprochen. Herausgekommen sind dabei unter anderem spannende Neuigkeiten zum Umfang der Neudrehs, geschnittenen Szenen und dem Arbeitsprozess insgesamt:
Über den Schnittprozess
Es gab insgesamt drei Cutter bei Rogue One: John Gilroy, Colin Goudie und Jabez Olssen. Gilroy kam später hinzu, um mit frischen Ideen an die Arbeit zu gehen, Goudie hatte bereits an Gareth Edwards Debütfilm Monsters mit ihm zusammengearbeitet und entwickelte ab September 2014 ein Story-Reel für den Film. Zu dieser Zeit gab es noch kein Drehbuch, sondern nur eine detaillierte, in Szenen geteilte Ausarbeitung der Geschichte. Auf dieser Basis nahm sich Goudie "Hunderte Filme" vor und schnitt aus diesen de facto eine Vorversion von Rogue One zusammen, um zu klären, "wie viel Dialog sie tatsächlich im Film benötigten".
Als Beispiel für seine Arbeit nennt Goudie schon den Anfang des Films: "Es ist sehr leicht, eine Zeile wie 'Krennics Raumfähre landet auf dem Planeten' im Drehbuch zu haben, aber in anderen Filmen nimmt das vielleicht 2 bis 3 Minuten Zeit in Anspruch, in einem Star-Wars-Film aber höchstens 45 Sekunden bis eine Minute."
Gewisse Momente im Film wurden von Goudie vorgestoppt, um ein Gefühl zu entwickeln, wie lange die entsprechende Sequenz sein würde. "Es gab beispielsweise eine Sequenz, bei der sie in den Safe einbrechen. Dafür habe ich das Schließen der großen Tür aus Wargames verwendet, um herauszuarbeiten, wie lange es dauert, bis sich solch eine Tür schließt."
Insgesamt arbeitete Goudie etwa drei Monate an dem Story-Reel, das am Ende aus erklärenden Texteinblendungen, Konzeptzeichnungen und dem kleinen Ausschnitt aus anderen Filmen für das Timing bestand.
Die gleiche Methode wurde übrigens auch für Dialoge verwendet: Das Verhör von Jyn in der Rebellenbasis wurde anhand des Verhörs von Ripley in Aliens getimet.
In diesem Story-Reel kamen zudem Wischblenden und Musik von John Williams zum Einsatz. Nachdem der Film später abgedreht war, waren die allerdings beide nicht mehr nötig, um die richtige Atmosphäre zu schaffen und wurden deshalb fallengelassen.
Auf Basis des Story-Reels wurden dann mit dem Vorvisualisierungsteam von The Third Floor vorläufige Versionen der großen Actionszenen erstellt, also z.B. der Plattform auf Eadu, des Schildtors und der Schlacht von Scarif sowie der Flucht von Jedha, um einen Eindruck davon zu bekommen, welche Einstellungen benötigt wurden und welche Kulissen gebaut werden mussten.
Der dritte Rogue-One-Cutter, Jabez Olssen, nahm seine Arbeit dann auf, als die Dreharbeiten losgingen und die Tagesaufnahmen vorbearbeitet werden mussten.Über die Arbeitsweise von Gareth Edwards
Gareth Edwards arbeitet gerne selbst als Kameramann, auch wenn es mit Greig Fraser einen hauptamtlichen Kameramann gab, der in vielen Szenen für die Kameraarbeit zuständig war. In Schlachtszenen nutzte Edwards die Kamera, um verschiedene Einstellungsvarianten auszuprobieren. Er ließ die Schauspieler dafür einzelne Dialogzeilen wiederholt durchgehen und bewegte sich dabei durch die Kulissen, um die besten Perspektiven zu finden. Im Schnitt wurden dann zumeist die letzten Einstellungen verwendet, da er dort seine Wunschblickwinkel gefunden hatte.Über die 360-Grad-Kameras
Im Grunde war nur die Stadt auf Jedha für 360-Grad-Aufnahmen ausgelegt. Bei klassischen imperialen Korridorszenen hingegen war auf der einen Seite der Korridor und auf der anderen nichts, weshalb 360-Grad-Drehs hier gar nicht in Frage gekommen wären.Die Nachdrehs
Von Anfang an war klar, dass es bei Rogue One, wie auch bei anderen Filmen, Nachdrehs geben würde. Im Laufe der Schnittarbeit wurde dann deutlich, was neu gedreht werden müsste. Bis zu einem gewissen Grad wurde die Geschichte im Rahmen dieser Nachdrehs neu konzeptioniert. Insbesondere zu Beginn des Films wurden Szenen hineingenommen und erweitert.
Neu gedreht wurde so z.B. die Einführung von Cassian Andor und Bodhi Rook, aber auch von Jyn, d.h. Cassians Gespräch mit dem Spion und Bodhis Weg durch die Wüste zu Saw Gerrera sowie Jyns Gefängnisaufenthalt. Ursprünglich gab es den Prolog und danach einen Schnitt vom kleinen Mädchen Jyn zu Jyn im Lagebesprechungsraum der Rebellen.Die Verwendung von Archivmaterial
Der Schauspieler von Gold 1, Angus MacInnes, lebt noch, weshalb es möglich war, neue Dialoge mit ihm aufzunehmen.Schnittherausforderungen
Besonders herausfordernd war für die Cutter der dritte Akt des Films sowie die Zerstörung Jedhas. Bei letzterer bewegten sich die Kamera, das Hologramm und der Todesstern, und alles musste aufeinander abgestimmt werden.
Bei der Schlacht von Scarif waren die vielen beweglichen Teile das größte Problem: Während vorher zumeist Aktion A logisch Aktion B vorausging - Galen auf der Plattform, Jyns Ausstieg aus der Raumfähre, etc. -, gab es zum Schluss spätestens mit der Ankunft der Rebellenflotte praktisch unendliche Möglichkeiten, Szenen aufeinander folgen zu lassen.Geschnittene Szenen
Es gibt eine Handvoll geschnittener Szenen, die aus Sicht der Cutter für die Allgemeinheit interessant wären, aber "nichts, wo man sich fragt, wieso das nur herausgeschnitten wurde". Rogue One war zudem kein Fall, wo - wie teils bei anderen Filmen üblich - 10 Minuten herausgeschnitten werden mussten, um den Film auf die vom Studio gewünschte Länge zu bringen.
Die Cutter betonen außerdem: "Es gibt keine mystische 4-Stunden-Fassung." Schon die erste Schnittfassung war kaum 10 Minuten länger als der fertige Film, wenn auch natürlich noch reichlich anders.
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