Gilbert Taylor ist tot. Der britische Kameramann von Krieg der Sterne starb gestern im Alter von 99 Jahren auf der Isle of Wight.
Taylor sollte ursprünglich Architekt werden, um die Baufirma seines Vaters zu übernehmen. Stattdessen erhielt er Ende der 20er Jahre das Angebot eines Nachbarn, als Kameraassistent zum Film zu wechseln. Seine ersten beiden Filmprojekte waren noch Stummfilme, Anfang der 30er Jahre ging er nach Frankreich, um an französischen Box-Filmen zu arbeiten, bevor er nach London zurückkehrte und an der Seite von Kameraveteranen wie Fritz Planer, Percy Strong und Günther Krampf sein Handwerk erlernte.
1939 trat er in die britische Luftwaffe ein, in der er in den folgenden sechs Kriegsjahren als Offizier, Bordschütze und vor allem Kameramann diente und dafür zuständig war, bei den Bombenangriffen auf deutsche Städte wie Köln und Dresden Zielaufnahmen zu machen.
Nach dem Ende des Krieges arbeitete er kurzzeitig für eine Propagandakompanie, bevor er ins klassische Filmgeschäft zurückkehrte. In den folgenden Jahrzehnten wirkte er an Filmen wie dem Beatles-Projekt A Hard Day's Night und Dr. Seltsam, oder wie ich lernte, die Bombe zu lieben mit und arbeitete mit Regisseuren wie Stanley Kubrick, Alfred Hitchcock, Roman Polanski und Richard Donner zusammen.
1976 wurde er gegen den Willen von George Lucas als Kameramann von Krieg der Sterne eingesetzt. Er erinnerte sich später: "George wollten von Anfang an nichts mit mir zu tun haben, also las ich das extralange Drehbuche mehrere Male und traf meine eigenen Entscheidungen, wie der Film gedreht werden sollte. Ich experimentierte noch in London mit dem Dreh der Lichtschwerter und anderer Objekte, bevor wir für zwei Wochen nach Tunesien flogen. Wegen des Wetters konnte man dort nicht erkennen, wo der Boden endete und der Himmel begann. Alles war ein graues Einerlei, und die Roboter waren nur verschwommene Streifen mittendrin.
George wollte, dass wir starke Filter einsetzten, während ich den Film absolut sauber haben wollte. Gerade weil nach dem Ende der Dreharbeiten eine umfassende Nachbearbeitung vorgenommen werden sollte, fand ich, dass ein möglichst klares Bild dem Ganzen nur helfen würde. George war anderer Meinung, also versuchen wir es mit allen möglichen Störfiltern. Er wollte die Roboter mit einer 300mm-Linse drehen, und den Sand und den Himmel faktisch zusammenblenden. Ich sagte ihm, dass das nicht funktionieren würde, aber er meinte, dass er seinen ganzen Film auf diese Weise drehen wollte."
20th Century Fox unterstützte Taylors Sichtweise und zwang Lucas, seine Vorstellungen anzupassen. In ähnlicher Weise setzte sich Taylor bei der Ausleuchtung des Todessterns durch, der zunächst "finster wie ein Kohlebergwerk" sein sollte, bevor Taylor Löcher in die Wände bohrte, um Lampen zu installieren. "George konzentrierte sich also auf die Schauspieler, während ich in meinem Fachbereich die Verantwortung übernahm. Meine Beleuchtungstechnik gab George dabei die Möglichkeit, in praktisch jede Richtung zu drehen, ohne die Kulissen neu ausleuchten zu müssen. Trotzdem wollte er nie mit mir sprechen."
Den Schwierigkeiten beim Dreh zum Trotz erinnerte sich Taylor immer wieder gerne an Krieg der Sterne zurück: "Ich beantworte noch immer Fanpost aus aller Welt und freue mich, als der Mann in Erinnerung zu bleiben, der das Aussehen von Krieg der Sterne geprägt hat. Ich wollte dem Film einen einzigartigen visuellen Stil verpassen, der ihn von anderen Filmen im Science-Fiction-Genre abhob. Ich wollte, dass Krieg der Sterne eine möglichst große visuelle Klarheit besitzt, denn ich denke nicht, dass es im Weltraum Unschärfen gibt."
Taylor ging 1994 in den Ruhestand und wandte sich unter anderem der Malerei zu. 2001 wurde er von der Britischen Gesellschaft der Kameraleute, die er selbst mitbegründet hatte, mit dem Preis für sein Lebenswerk ausgezeichnet.
Gilbert Taylor starb gestern im Kreise seiner Angehörigen in seinem Haus auf der Isle of Wight.
Danke an alle Hinweisgeber.
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