Im heutigen zweiten Teil unseres kleinen Episode-I-Rückblicks zum anstehenden 10. Geburtstag von Die Dunkle Bedrohung, wollen wir uns der Entwicklung des Films widmen, der Vorproduktion, der visuellen Dimension und zum Abschluss kurz dem berühmten Teaser-Plakat.
Beginnen wir mit einem kurzen StarWars.com-Interview, das noch vor Beginn der Hauptdreharbeiten 1997 mit Produzent Rick McCallum geführt wurde:
Wie steht es mit der Besetzung des neuen Films?
Wir haben ein wunderbares Ensemble zusammengebracht. Die Rollen zu besetzen ist ein ungeheuer komplizierter Prozess, weil die Zuschauer einige der Figuren bereits aus den klassischen Krieg der Sterne-Filmen kennen. Robin Gurland, unsere Besetzungsleiterin, arbeitet seit zweieinhalb Jahren an Episode I. Ihre harte Arbeit und lange Suche hat sich ausgezahlt, und wir sind mit unserem Ensemble sehr glücklich. Ich denke, die Fans werden es auch sein.
Wir stehen kurz davor, Liam Neeson, Ewan McGregor, Natalie Portman und Jake Lloyd als Hauptdarsteller bekanntzugeben. Wir sprechen außerdem mit Pernilla August, die Anakins Mutter spielen soll, Ian McDiamird, den Imperator der klassischen Filme, Adrian Dunbar [er spielte Bail Organa in einer Szene von Episode I, sein Auftritt wurde allerdings geschnitten. Bilder von ihm in seiner Rolle wurden später für die Figur des Bail Antilles verwendet, Anm. d. Übers.], Terence Stamp und Oliver Ford Davies.
Was ist mit Charlton Heston. Wir hören, er könnte Yoda in Episode I sprechen?
Nein, nein, absolut nicht. Yoda würde das niemals erlauben. Er hat darauf bestanden, wieder mit Frank Oz zusammenzuarbeiten, wenn wir Yoda schon wieder mit dabei haben wollen. Wortwörtlich sagte er: "Frank Oz! Oder helfen werd ich Dir nicht!"
Wann werden Sie mit den Dreharbeiten beginnen?
Wir stecken zur Zeit mitten in der Vorbereitung. Wir werden im Sommer in den Leavesden-Studios außerhalb von London drehen. Dort bauen wir im Moment etwa 50 Kulissen. Davon einmal abgesehen, werden die meisten Schauplätze digital realisiert werden. Dazu muss man verstehen, dass viele Szenen, die wir brauchen, ohne digitale Effekte gar nicht zu machen wären. Man kann nicht einfach rausgehen und auf Coruscant drehen, so etwas gibt es nicht, und die Leute haben so etwas noch nie gesehen. Viele unserer Drehorte existieren nur digital.
Passend zu dieser Aussage hier ein kurzer, teilweise recht lyrischer Bericht von den Nachdrehs 1998:
Hier draußen ist die Welt blau. Nein, ehrlich, eine vollständig blaue Welt. Für einige der Nachdrehs, die diese Woche in Leavesden anfallen, sind die Schauspieler nur von blauen Leinwänden umgeben und manchmal von nichts anderem: Keine Kulissen, keine Hintergründe, nichts. Damit ist es möglich, die Schauspieler in bereits bestehende Szenen einzufügen und sie an die Seite von Figuren zu bringen, die bereits vorher gedreht wurden, bzw. sie in Schauplätze einzufügen, die gänzlich mit visuellen Effekten realisiert werden - Städte und exotische Planeten, die erst noch erschaffen werden müssen.
Im Moment sehen wir die Welt deshalb ziemlich blau. Gigantische Vorhänge, teilweise zwei Stockwerke hoch, bedecken die Wände auf 30 Metern Länge. Riesige Gerüste sind damit bedeckt. Sogar Teile der Decke sind blau verhüllt. Einige Fahrzeuge oder Kulissenelemente, auf denen die Schauspieler stehen oder sitzen, sind einfachste Konstruktionen, die blau angemalt worden sind. Während des visuellen Effektprozesses wird das allgegenwärtige Blau verschwinden, um vom Rest der Szenerie ausgefüllt zu werden.
Aber irgendwie wirkt das Blau nicht wie ein Nichts, weil wir wissen, was uns in der Produktion noch bevorsteht. Es wirkt vielmehr wie ein Irgendetwas, wie ein Alles. Sowohl für die Schauspieler, als auch für alle Mitarbeiter symbolisiert das Blau hier die unendliche Macht der Phantasie. Unter den Spezialscheinwerfern leuchtet es in einem seltsamen und einzigartigen Glanz, wie eine vibrierende, fluoreszierende Energiewand. Das Blau sieht aus, als könnte es eine Tür in eine andere Welt sein. Die Leute halten sich davon fern. Bis der Dreh beendet ist, ist innerhalb des Blaus alles möglich. Die riesigen Farbschwaden um uns herum machen deutlich, wie phantastisch dieser Film sein wird. Also ja, Episode I ist eine blaue Welt.
Und hier der heutige Hauptteil: Ein Interviewporträt des Künstlerischen Leiters von Episode I Doug Chiang aus dem Januar 1999:
Die gestalterischen Ursprünge von Episode I
Episode I schätzt sich glücklich, sich für den einzigartigen neuen Stil seiner Schauplätze, Raumschiffe und anderen Designelemente auf ein bemerkenswertes Talent stützen zu können. Der Künstler Doug Chiang macht dort weiter, wo der große Ralph McQuarrie einst aufhörte und hat in Episode I einen faszinierenden Eindruck hinterlassen. Zu Chiangs Aufgaben zählt jedoch nicht nur die Erstellung vieler eigene Bilder, Zeichnungen und Gestaltungskonzepte, sondern auch die Führung einer Gruppe außergewöhnlicher Konzeptzeichner, die zusammen die Künstlerische Abteilung von George Lucas' Episode I ausmachen. Daneben arbeitet Chiang eng mit den Effektverantwortlichen bei ILM zusammen und beaufsichtigt die Konstruktion von Miniaturen und Modellen, um sicherzustellen, dass die Arbeit der Künstlerischen Abteilung detailgetreu auf die große Leinwand übertragen wird. Dabei ist er heute so beschäftigt wie während der Vorproduktionsphase, denn für einige der komplexeren Sequenzen, die momentan geschaffen werden, läuft die gestalterische Arbeit noch.
Für jeden wäre es eine beachtliche Herausforderung, an die Spitze der Künstlerischen Abteilung von Krieg der Sterne zu treten, doch mit einer ansprechenden Mischung neuer künstlerischer Linien und großen Respekts für all diejenigen, die vor ihm den Stil des Kriegs der Sterne prägten, hat Chiang sie vorbildlich gemeistert. Hier ein Interview mit Chiang über die Einflüsse, die er Episode I zugrundegelegt hat.
Mit welchen Gedanken haben Sie Ihre Arbeit an Episode I begonnen?
Als ich mit meiner Arbeit begann, wusste ich noch nicht, ob George die gleichen Konzepte wollte wie in der ersten Trilogie und wie sie von Ralph McQuarrie und Joe Johnston geschaffen wurden. Ich habe also viel Zeit damit verbracht, den speziellen Krieg der Sterne-Stil in Ralphs Arbeit zu finden. Ich wollte seinen visuellen Stil identifizieren und analysieren, was genau diesen Stil zu etwas macht, das man auf den ersten Blick mit Krieg der Sterne in Verbindung bringt. Das wollte ich in meine eigene Arbeit übertragen.
Wie würden Sie Ralphs Stil beschreiben?
Ralphs Arbeit zeichnet sich durch die ungeheure Größe ihrer eindrucksvollen Bildwelten aus, und diese Größe habe ich versucht einzufangen. Ich habe mir Ralphs Arbeiten genau angesehen, und was mir besonders aufgefallen ist, war die Klarheit seiner Zeichnungen, wie durchschaubar seine Zeichnungen und Ideen waren. Er hat ein Gespür dafür, gewagte Ideen in ungewöhnliche Szenerien einzubetten und präsentiert diese Dinge in unbekannten Umgebungen. George schätzt das sehr, dieses Unerwartete. Diese Herangehensweise trägt zur Komplexität und Glaubhaftigkeit der Geschichte dieser Phantasiewelt bei. Außerdem sind Ralphs Farben sehr eindrucksvoll. Sein Farbspektrum ist frisch und kühn und manchmal ein wenig stilisiert.
Stilisierte Farben, was meinen Sie damit?
Nehmen wir zum Beispiel das Blau in seinen Hoth-Zeichnungen. Dieses Blau ist sehr intensiv und lebendig, ein geradezu elektrisch aufgeladenes Blau. Und weil die Bilder ihre Aufgabe so hervorragend erfüllen, bemerkt man auf den ersten Blick gar nicht, dass diese Blautöne nicht realistisch, sondern vielmehr stilisiert sind. Sie eignen sich unglaublich gut dafür, Stimmungen zu schaffen und sie sehen nicht aus wie die späteren Filmszenen, fühlen sich aber genauso an.
Haben Sie in Ihren Bildern diese Herangehensweise übernommen?
Anfangs war mir nicht ganz wohl dabei, derart kühne Farben zu verwenden, aber seither habe ich mich auf dieses neue Territorium vorgewagt und auch einige gewagtere Farbkombinationen ausprobiert.
Was an den Arbeiten von Ralph und Joe Johnston hat Sie am meisten beeinflusst?
Bei der Erstellung neuer Konzepte, ist es mir immer um die Funktionalität gegangen. Ein gutes Konzept ist eines, das funktionieren kann, das gebaut werden kann. Für George geht es im Filmdesign nicht um die Qualität der Details an sich, sondern darum, wie gut ein Design für den Betrachter beim ersten Ansehen funktioniert. Die Arbeiten von Ralph und Joe machen das sehr deutlich. Die Konzepte sind kühn, aber auf den ersten Blick verständlich, und ich habe versucht, mir diese Gabe anzueignen.
Haben Sie Ralph schon persönlich getroffen? Ich sehe gerade, dass Sie einige seiner Originalzeichnungen an der Wand hängen haben.
Er ist dreimal vorbeigekommen und war sehr freundlich. Die meiste Zeit versuche ich einfach nur, dem Standard gerechtzuwerden, den er etabliert hat.
Aber Episode I ist Ihr Film. Welche Einflüsse können wir in den Konzepten von Episode I erwarten?
Zunächst einmal George-Lucas-Einflüsse. Nachdem ich soviel Zeit damit verbracht hatte, den Kernstil von Krieg der Sterne zu finden, kam George und sagte mir, er wolle etwas, das so frisch und neu sei wie Ralphs Arbeiten, aber anders. Seit 20 Jahren sehen wir überall Abwandlungen des klassischen Krieg der Sterne-Looks, und George wollte etwas wirklich Neues. Er sagte, "brecht zu neuen Horizonten auf, entdeckt neue Dinge". Das war überraschend, aber auch wirklich aufregend. Er sagte: "Ich will Chrom und schnittige Formen, Jugendstil und moderne Kunst." Da wurde mir klar, dass wir etwas Brandneues brauchten und nicht einfach nur Neuinterpretationen früheren Materials.
Wie würden Sie den Look von Episode I beschreiben?
Der Film spielt eine Generation vor der klassischen Trilogie, und man sieht im Film Fahrzeuge und Raumschiffe, die wie Kunstwerke behandelt werden. Viele von ihnen sind romantisch und elegant. Es ist die Ära der Handwerker. Jedes Detail wird mit Sorgfalt behandelt. Verglichen mit dem späten 20. Jahrhundert, sind dies die 1920er- und 1930er-Jahre. In der klassischen Trilogie ist der Stil hingegen von Massenanfertigungen geprägt, von Fließbandproduktionen, harten Kanten und einem industriellen Stil. Alles ist auf den Verwendungszweck reduziert. Die Epoche von Episode I ist edler, individueller, teilweise sogar überstiliisert, aber immer sehr raffiniert. Diese künstlerische Auffassung spiegelt sich in Fahrzeugen wider, die reine Handwerkskunst sind, keine Ästhetik. Einige Elemente sind rein visuelle Aussagen. Etwas einfacheres würde funktionieren, aber diese Designaussagen machen aus dem Gegenstand ein wahres Kunstwerk.
Gibt es bewusste Verbindungen von Episode I zur klassischen Trilogie?
Absolut. Es gibt da ein Schiff, das bereits den Stil der klassischen Filme andeutet, und es gibt weitere konzeptionelle Verbindungen.
Worin besteht die größte Herausforderung bei der Erarbeitung neuer Konzepte?
Zwischen einem handwerklichen Look und einem Stil, der zu Science-Fiction-haft oder gar überdesignet ist, verläuft ein sehr schmaler Grad. Diesen zu Science-Fiction-haften Look bekommt man, wenn man heutige ästhetische Konventionen nimmt und versucht, sie in eine fremde Welt zu übertragen, ohne ihre Geschichte zu berücksichtigen. Damit landet man bei Konzepten, die sehr schnell überholt sind. Um das zu vermeiden, habe ich es mir angewöhnt, keine Konzepte zu erstellen, die nicht in der Weltgeschichte fest verankert sind.
Welche Kunst- oder Geschichtsepochen haben Sie für Episode I berücksichtigt?
Für die Raumjäger, den Chromlook und die schnittigen Kanten habe ich mir das amerikanische Autodesign der 1950er angesehen. Eine andere Kultur im Film beruht auf traditioneller afrikanischer Kunst. Ihre Fahrzeuge, ihre ganze Ästhetik beruht auf Andeutungen von tierischen Formen, und das gibt diesen Konzepten Persönlichkeit, was überhaupt die größte Herausforderung von allen ist.
Welche Anstöße erhalten Sie von George Lucas?
George ist immer direkt beteiligt. Er ist ein phantastischer Designer. Manchmal verlangt er spezielle Dinge, ein anderes Mal will er einfach nur etwas Andersartiges, Frisches sehen. Häufig verlangt er nach Kombinationen verschiedener Formen, die auf den ersten Blick gar nicht zusammenzupassen scheinen. Aber darin liegt sein Genie, im Gegensatz miteinander nicht verbundener Bildwelten. Ich habe eine Weile gebraucht, mich daran zu gewöhnen. Aber diese Anstöße führen die Konzeptkunst auf neues Gebiet, und einige unserer besten Ideen hatten wir, als wir uns mit Vorgaben herumschlagen mussten, die zunächst unmöglich zu verwirklichen schienen.
Abschließend, so halbwegs passend zum Design, das letzte Minifeature unseres heutigen Episode-I-Countdowns, die offizielle Bekanntmachung zum berühmten Teaserposter vom 10. November 1998:
Das Kinoteaserbanner und das Teaser-Plakat für Krieg der Sterne - Episode I sind hier. Ende dieser Woche werden sie in Kinos in ganz Amerika hängen.
Die beiden Bilder widmen sich den Ursprüngen und dem Schicksal des Kriegs der Sterne mit einem symbolischen und poetischen Bild, das ans Herz der Saga rührt, welches hier durch die einsame Gestalt eines kleinen Jungen verkörpert wird, die Anakin Skywalkers. Wie dieses Motive nahelegt, widmet sich Episode I entscheidenden Anfängen. "Wir wollen, das die Menschen verstehen, dass dies nicht einfach nur ein Film ist, sondern der Anfang einer epischen Saga.", erklärte Jim Ward, der Marketingchef von Lucasfilm. "Episode I ist ein Krieg der Sterne-Film, und selbstverständlich bietet er Aufregung und Unterhaltung, aber er ist auch besonders, weil er den ersten Teil jener großen Geschichte darstellt, die in den klassischen Krieg der Sterne-Filmen ihren Höhepunkt findet. Episode I deckt Ereignisse auf, die innerhalb der Saga einen langen Schatten werfen werden, und dies machen das Banner und das Plakat deutlich."
Die neuen Episode-I-Motive sind die Arbeit der Künstlerin Ellen Lee aus der Künstlerischen Abteilung von Episode I und entstanden unter der kreativen Leitung von Jim Ward. George Lucas war an der Fertigstellung der Motive persönlich beteiligt.
Morgen geht es voraussichtlich mit der Designumsetzung, dem Ton und den Jedi-Kampfkünsten weiter. :-)
Dissen gonna be bery messy! ;-)
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