Bei Disney war gestern einmal mehr ein Quartalsbericht fällig und zwar, was diesem eine gewisse zusätzliche Bedeutung verlieh, der erste nach der Rückkehr von Bob Iger.
Bevor wir zu den Star-Wars-spezifischeren Punkten kommen, und da gab es nicht viele, sei erwähnt, dass Iger seine frühere Rolle bei Disney unter den Stichwörtern „große Marken” und „digitale Transformation” zusammenfasste. Er habe, so sagte er, darauf hingewirkt, „unseren Kreativunternehmen mehr kreative Kontrolle und Autorität zu verleihen und sich auf große Marken und Franchises zu konzentrieren, neue Technologien zu nutzen und international zu expandieren”. Dies, so Iger, habe auch zu den Übernahmen von Pixar, Marvel und Lucasfilm geführt.
Zudem habe er den Grundstein dafür gelegt, dass Disney ein echtes digitales Unternehmen werden konnte. Die Gelegenheit, Aktiva von 21st Century Fox zu erwerben, habe es Disney ermöglicht, ein breites Angebot im Streaming-Umfeld machen zu können und mehr globale Reichweite zu gewinnen. 2019 sei Disney+ mit fast 500 Filmen und 7.500 TV-Episoden gestartet, drei Jahre später gelte der Streamingdienst Disney+ als eine der erfolgreichsten Markteinführungen in der Geschichte der Medienbranche.
Nach diesen zwei Transformationen will Iger nun eine dritte in Angriff nehmen: Eine, die das Streaming-Geschäft auf einen nachhaltigen Wachstums- und Rentabilitätspfad bringt und gleichzeitig die Ausgaben senkt. Um das zu erreichen will Iger Disney um- oder gewissermaßen rückbauen, indem er Maßnahmen seines Vorgängers, die aus Igers Sicht eine Trennung zwischen Content-Schöpfern und der Content-Vermarktung geschaffen haben, zurückfährt:
In Zukunft werden unsere Kreativteams bestimmen, welche Inhalte wir produzieren, wie sie vertrieben und monetarisiert werden und wie sie vermarktet werden. Sie sind dafür verantwortlich, die Kosten zu verwalten, die Einnahmen zu maximieren und mit den von ihnen produzierten Inhalten für Wachstum zu sorgen.
Im Rahmen unserer strategischen Neuausrichtung wird es drei Kerngeschäftsbereiche geben: Disney Entertainment, das das gesamte Portfolio des Unternehmens an Unterhaltungsmedien und -inhalten weltweit, einschließlich Streaming, umfassen wird, ESPN, wozu ESPN Networks, ESPN+ und unsere internationalen Sportkanäle gehören werden, und Disney Parks, Experiences and Products, wozu unsere Themenparks, Ferienorte und die Kreuzfahrtlinie sowie Disneys Endverbraucherprodukte, Spiele und Verlage gehören. Diese organisatorischen Änderungen werden sofort umgesetzt. […]
Wir sind bestrebt, unsere Geschäfte effizienter zu führen, insbesondere in einem schwierigen wirtschaftlichen Umfeld. In diesem Zusammenhang streben wir unternehmensweite Kosteneinsparungen in Höhe von 5,5 Mrd. USD an.
Dazu werden wir 1. unsere Nicht-Content-Kosten inflationsbereinigt um etwa 2,5 Milliarden Dollar senken. Einsparungen in Höhe von 1 Milliarde Dollar sind bereits fest geplant. Aber im Allgemeinen werden die Einsparungen durch Kürzungen bei den Vertriebsgemeinkosten und anderen Betriebskosten im gesamten Unternehmen erzielt. Um dies zu erreichen, werden wir etwa 7.000 Stellen abbauen. Dies ist notwendig, um die Herausforderungen zu bewältigen, mit denen wir heute konfrontiert sind, aber ich mache mir diese Entscheidung nicht leicht. Ich habe großen Respekt und Wertschätzung für das Talent und das Engagement unserer Mitarbeiter weltweit und bin mir der persönlichen Auswirkungen dieser Veränderungen bewusst. Auf der inhaltlichen Seite erwarten wir in den nächsten Jahren Einsparungen in Höhe von etwa 3 Mrd. USD, ohne Sport.
Speziell für Disney+ will Iger, dass am Ende des Geschäftsjahrs 2024 eine schwarze Null erreicht ist. Dazu sagte er:
Mit diesem Profitabilitäts- und Wachstumsziel vor Augen werden wir uns noch stärker auf unsere Kernmarken und Franchises konzentrieren, die durchweg höhere Erträge geliefert haben. Wir werden unsere allgemeinen Unterhaltungsinhalte aggressiv kuratieren. Wir werden alle Märkte, in denen wir gestartet sind, neu bewerten und die richtige Balance zwischen globalen und lokalen Inhalten finden. Wir werden unsere Preisstrategie anpassen und dabei auch unsere Werbestrategien gründlich überprüfen. Wir werden unsere Werbeinitiativen auf allen Streaming-Plattformen feinabstimmen. Wir werden unser Marketing verbessern, indem wir ein besseres Gleichgewicht zwischen Plattform- und Programmmarketing herstellen und gleichzeitig unsere alten Vertriebsplattformen für Marketing und Programmgestaltung nutzen. Dazu kann auch eine stärkere Nutzung der bestehenden Vertriebsmöglichkeiten gehören, um die Einnahmen zu steigern und die Investitionen in Inhalte besser zu amortisieren.
Heißt vieles, aber für uns faktisch wohl: Preiserhöhungen, werbefinanzierte Lösungen und ggf. auch Produktionsstops oder „Neubewertungen”, wie auch immer die ausfallen. Andererseits: Wenn Marken im Mittelpunkt stehen, könnte die Bedeutung von Star Wars im Unternehmen auch wachsen.
Ein Punkt, der dabei eine Rolle spielen könnte, sind Lizenzierungen an Dritte. Iger dazu:
Als wir Fox gekauft haben, haben wir unsere Möglichkeiten für Fernseh- und Filmproduktionen stark verbessert und großartige Talente sowohl für die Film- als auch für die Fernsehseite ins Unternehmen geholt. Ich habe bereits gesagt, dass wir uns verstärkt allgemein um die Kuratierung von Unterhaltungsinhalten kümmern werden. D.h. wir werden uns nicht aus diesem Produktions-Geschäft zurückziehen, aber wir werden es mehr kuratieren. Wir haben die Möglichkeit, die großartigen Talente, die wir haben, für Dritte zu nutzen, und wir werden das sehr ernsthaft in Betracht ziehen.
Was heißen könnte, dass Disney+-Inhalte künftig anderswo verfügbar gemacht werden, wie wir das z.B. von einigen Paramount+-Inhalten oder Netflix-Produktionen kennen. Da Iger an anderer Stelle von alten Vertriebsplattformen sprach, könnte das z.B. auch heißen, dass Mando-Fans die Serie – natürlich mit zeitlicher Verzögerung – auch auf Blu-ray kaufen könnten.
Was die inhaltliche Zukunft angeht, wurde Star Wars immerhin erwähnt:
Wir freuen uns auf die phantastische Auswahl an neuen Filmen, die in diesem Jahr in die Kinos kommen, angefangen mit MarvelsAnt-Man and the Wasp: Quantumania, der nächste Woche anläuft; gefolgt von anderen mit Spannung erwarteten Kinofilmen, darunter The Little Mermaid, Guardians of the Galaxy: Volume 3, Pixars Elemental, Indiana Jones und der Ruf des Schicksals und Disneys Haunted Mansion. Lucasfilms The Mandalorian, die Serie, mit der alles bei Disney+ begann, wird Anfang März mit der mit Spannung erwarteten dritten Staffel zurückkehren. Und ich freue mich sehr, heute bekannt geben zu können, dass unsere Animationsstudios Fortsetzungen zu einigen unserer beliebtesten Franchises in Arbeit haben: Toy Story, Die Eiskönigin und Zoomania. Wir werden bald mehr über diese Produktionen berichten, aber dies ist ein großartiges Beispiel dafür, wie wir uns auf unsere unvergleichlichen Marken und Franchises stützen.
Und das war dann die eine Star-Wars-Erwähnung. Die zweite kam bei einer Rückfrage zur Vision für Disney+. Da sagte Iger:
Wir werden uns mehr auf unsere Franchises, unsere Kernfranchises und unsere Marken stützen. Ich habe über Kuratierung und allgemeine Unterhaltung gesprochen. Wir müssen die Disney-, Pixar-, Marvel- und Star-Wars-Inhalte besser kuratieren. Und natürlich müssen wir bei allem, was wir machen, die Kosten senken, denn wir sind zwar sehr stolz auf das, was auf dem Bildschirm zu sehen ist, aber es ist außerordentlich teuer geworden. Und wir wollen die ganze Qualität. Wir wollen die Qualität auf dem Bildschirm, aber wir müssen auch sehen, was sie uns kostet. Wir werden uns also weiterhin um Abonnenten bemühen, aber wir werden dabei mit mehr Bedacht vorgehen. Wir werden uns die Preisgestaltung genau ansehen. Wir werden die Kosten senken, sowohl bei den Inhalten als auch bei der Infrastruktur, denn es gibt eine Menge, was wir da rausholen können.
Was auch mal wieder zeigt: Lucasfilm ist für Iger Star Wars, also mal schauen, ob es so etwas wie die Willow-Serie oder eine Zukunft für Indiana Jones mit ihm geben wird.
Gesamtfazit also: Iger will (und muss) Disney sanieren und mit Disney+ kein Geld mehr verbrennen. Produktionen werden evaluiert, Vertriebswege überprüft, und Star Wars ist in all dem ein wichtiger Baustein. Ob das heißt, dass alle angekündigten Produktionen auch wirklich kommen, muss man abwarten, und ob Star Wars künftig mehr sein darf als nur ein Content-Faktor im Streaming-Bereich oder ob es auch im Kino weitergeht, ist wie gewohnt offen. Glauben wir für den Moment also mal daran, dass der letzte Stand noch stimmt, wonach 2025 irgendein Star-Wars-Film geplant ist.
Und bis dahin richten wir unsere Blicke wie bisher gespannt auf alles, was uns auf Disney+ präsentiert werden wird. Nächste Haltestelle: Mando Staffel 3. This is the way.
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Also, ein Stellenabbau von 7000 Stellen weltweit ist schon jede Menge. Ich hoffe, dies geht halbwegs sozialvertrträglich mit Vorruhestand und hohen Abfindungen.
Zur Möglichkeit, dass bspw. bislang exklusiver D+Content wie OWK, TM, TBoBF, ANDOR etc auf Bluray verfügbar sein könnte: Dies begrüße ich außerordentlich.
Ich selbst würde mir das für die Sammlung kaufen und ich bin mir sicher, auch der Eine oder Andere "normale" SW - Fan, der nicht unbedingt ein D+ Abonnement wollte, auch.
Cantina Fun
Bei den 7000 Stellen hoffe ich auch, dass da vernünftige Lösungen gefunden werden. Das wird aber oft nicht möglich und damit sehr hart für die Betroffenen sein, befürchte ich.
In Deutschland und vielleicht auch ein paar Nachbarländer sehe ich durchaus Potential für Blu-Ray Veröffentlichungen, weiß aber nicht ob diese Sammelmentalität wirklich noch weltweit vorhanden ist, dass sich das lohnt. Ob da auch Zweitauswertungen auf anderen Streamingdiensten oder dem linearen TV gemeint sein könnten? Ich verfolge dem Markt nicht so genau um beurteilen zu können, was da insgesamt aktuell passiert.
Vor allem interessant wird für mich, wie sich das Gesagte auf angekündigte und/oder schon abgelaufene Projekte auswirkt. Da scheint alles denkbar von Terminverschiebungen über Budgetänderungen bis hin zu Komplettabsagen. Bei den Filmen bin ich relativ entspannt auf Grund der bisherigen Informationslage, aber es könnte Auswirkungen auf Serienprojekte haben, die mir nicht gefallen.
chaavla
Die Streaming Dienste sind einfach Fluch und Segen zugleich.
Anfangs war ich richtig glücklich mit Netflix. Keine Werbung und massig Serien und vom
Inhalt her für mich sehr interessant. Mittlerweile kündige ich die ersten Dienste tatsächlich, weil da nur noch uninteressante Sachen laufen und es einfach zu viele Dienste werden. D+ ist für mich eigentlich auch einer der Schwächeren streams. Bis auf Mando, Andor, Prey und vielleicht noch 1,2 andere die mir nicht einfallen, fand ich nicht viele Produktion sonderlich toll. Leider sind noch nicht mal die Indiana Jones Filme dort zu sehen.
Netter Nebeneffekt bei D+: ich konnte mir den Weg ins Kino sparen und konnte die mittelmäßigen Marvel Filme zu Hause gucken.
Unterm Strich kann ich mir nicht vorstellen wie Disney draus einen Dienst machen will der sich wirklich lohnt, vor allen wenn ich nur „sparen“ lese. Die letzten Produktionen wie Willow z.B. wirkten auf mich schon wie lowbudget. Ich dachte nämlich dass soll das Pendant zu witcher oder Rings of Power werden.
botrooper
OvO
Also wenn Disney tatsächlich seine Disney+ Serien auf DVD/BD bringen will, dann bin ich dabei, Da lacht mein Sammlerherz.
Ansonsten gehe ich davon aus dass Iger hauptsächlich die VÖ auf mehreren Streaming Plattformen meint. Denn langsam wird es auch Disney dämmern dass die aktuelle Anzahl von Streaming-Anbieter zu viel ist und am Ende keiner mehr etwas verdient.
Dark Yoda FDS
Ich kann mir mehr als gut vorstellen, dass der Trend der letzten Jahre, dass jeder sein eigenes Netflix haben will, dazu geführt hat, dass das illegale Streaming wieder gewachsen ist. Weil wer möchte den schon 20 Abos haben um alle Serien und Filme sehen zu können, auf die man Bock hat. Dabei finde Disney+ noch relativ angenehm. Die GUI und Technik geht klar und man hat halt auch alles wenn man Fan so etwas wie Star Wars, Pixar, MCU usw. ist. Weit aus schlimmer ist wie es Warner Bros (man zwar in den USA einen einzigen Streamingdienst, aber hierzulande brauch 5-6 Streaming-Dienste) oder Paramount (man kann nicht mal 4k Streamen und es ist vor allem mit Zeugs aus der untersten RTL-Schublade geworben) aktuell lösen.
DerMonte
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