Am 30. Oktober wurde bekanntgegeben, dass Lucasfilm zum 31. Dezember 2012 in den Besitz der Walt Disney Company übergeht. Das aus dem am 16. Oktober 1923 gegründeten Disney Brothers Studio hervorgegangene Unternehmen gilt seit fast 100 Jahren als einer der führendsten Entwickler familienfreundlicher Unterhaltungsangebote. Waren die Studios in den 1920er und 1930er Jahren vor allem als Zeichentrickschmiede bekannt, sind sie inzwischen zu einem weltweit agierenden Unternehmen herangewachsen, zu dem inzwischen Mediennetzwerke, Freizeitparks, Produktionsstudios, Konsumgüterfirmen und Spieleentwickler zählen.
Die Walt Disney Company ist Eigentümerin der Disney/ABC-Fernsehfamilie und der Sportsendergruppe ESPN. Daneben gehören die Disney Channels und Teile der A&E Television Networks zu Disney, wodurch das Unternehmen Miteigentümer des Biography und des History Channels ist.
Hierzulande ist Disney Eigentümer des deutschen Disney-Channels, aber auch von Das Vierte. Daneben gehören Disney 50 Prozent von Super RTL.
Die Disney-Freizeitparks zählen zu den meistbesuchten Freizeitreisezielen der Welt. Über 50 Jahre nach der Eröffnung des ersten Disneylands am 17. Juli 1955 in Kalifornien, der auch ein junger Disney-Fan namens George Lucas beiwohnte, verwaltet die Disney-Tochter Walt Disney Parks and Resorts 11 Freizeitparks und 43 Ferienziele in Nordamerika, Europa und Asien. Außerdem gehören die Disney Cruise Line mit vier Kreuzfahrtschiffen, der Disney Vacation Club mit 11 Zielorten und über 500.000 Mitgliedern und das Adventures-by-Disney-Programm, das Familienreisen zu Zielen auf der ganzen Welt anbietet, zum Disneykonzern.
Im Filmbereich sind die Walt Disney Studios seit Gründung des Unternehmens der Dreh- und Angelpunkt der Disney-Familie. Heute entwickelt Disney Filme, Musicalproduktionen und Musikalben und veröffentlicht mit seinen zahlreichen Tochterfirmen jedes Jahr große Produktionen. Zu den Walt Disney Studios zählen Disney selbst und mit ihm die Walt Disney Animation Studios und die Pixar Animation Studios, Disneynature, ein Independent-Label für Naturfilme, die Marvel Studios mit Erfolgsserien wie Iron Man und The Avengers, Touchstone Pictures, der Vertrieb der Filme der DreamWorks Studios, die Disney Music Group, zu der die Labels Walt Disney Records und Hollywood Records gehören sowie Disney Music Publishing und schließlich die Disney Theatrical Group, die als Produktionsfirma und Lizenzverwalter agiert und für große Live-Events wie Disney on Broadway, Disney On Ice und Disney Live! verantwortlich zeichnet. Die jüngste Tochter der Walt Disney Studios heißt seit Ende 2012 Lucasfilm Ltd.
Die Allgegenwart von Disney in den Verkaufsregalen ist die Aufgabe der Disney Consumer Products. Das Unternehmen entwickelt und vertreibt Disney-Marken und -Lizenzen und zeichnet sich insbesondere durch sein Gespür für die Schaffung und Betreuung individueller Untermarken aus, darunter die Disney Classic Characters & Disney Baby, Disney Live Action Film, Disney Media Networks & Games, Disney & Pixar Animation Studios, Disney Princess & Disney Fairies sowie Marvel und inzwischen natürlich auch Krieg der Sterne.
Ebenfalls im Bereich der Konsumgüter ist der Disney-Verlag Disney Publishing Worldwide tätig. Das Unternehmen ist der größte Verlag für Kinderbücher und -magazine.
Nach einigem Hin und Her gibt es seit 2008 auch eine eigene Disney-Spieleschmiede: Disney Interactive entwickelt Videospiele und Unterhaltungsprodukte für alle aktuellen Plattformen und ist daneben auch für die Betreuung von Disney.com zuständig.
Im für Lucasfilm entscheidenden Filmbereich spielt Disney seit den 30er Jahren in seiner eigenen Liga: Mit Schneewittchen und die sieben Zwerge produzierte Walt Disney 1937 den ersten abendfüllenden Zeichentrickfilm, dem seither Erfolge wie Bambi (1942), Peter Pan (1953), Arielle, die Meerjungfrau (1989) und Der König der Löwen (1994) folgten. Gegen Ende der 90er Jahre geriet die Disney-Zeichentrickproduktion nicht zuletzt durch den Erfolg von 3D-animierten Filmen wie Toy Story (1995) zunehmend in Bedrängnis, erst 2013 wurde die klassische Trickabteilung ein weiteres Mal zusammengestrichen. Im Gegenzug konnte Disney seine Stellung auf dem Animationsmarkt nicht zuletzt durch die Übernahme der Pixar Animation Studios festigen und ausbauen, obgleich die jüngsten Produktionen der Trickschmiede an den Kinokassen eher unterdurchschnittliche Ergebnisse erzielen.
Im Gegenzug ist Disney seit Jahren mit Realfilmen erfolgreich, darunter Produktionen wie Die Wüste lebt (1953), 20.000 Meilen unter dem Meer (1954), Ein toller Käfer (1969), Tron (1982), Cool Runnings – Dabei sein ist alles (1993), Armageddon – Das jüngste Gericht (1998), Fluch der Karibik (seit 2003), Das Vermächtnis der Tempelritter (2004), Die Chroniken von Narnia (seit 2005), High School Musical (2006), Alice im Wunderland (2010) und The Avengers (2012).
Bereits seit 2005 machte sich Disney-Operativchef Robert Iger Hoffnungen auf die Übernahme von Lucasfilm. Nach dem erfolgreichen Kauf von Pixar und Marvel sah er Lucasfilm als idealen Partner, dessen Angebotspalette und Zielgruppe perfekt ins Disney-Portfolio zu passen schien. Erste Gespräche führten Iger und George Lucas im Mai 2011 anlässlich der Eröffnung von Star Tours: The Adventures Continue in der Disney-World in Florida. Lucas gab damals zu erkennen, dass er grundsätzlich mit einem Verkauf einverstanden sein könnte, zunächst aber noch einige letzte Pläne verwirklichen wollte.
Um den Übergang innerhalb von Lucasfilm vorzubereiten, ernannte Lucas Kathleen Kennedy zu seiner Nachfolgerin. Mitte 2011 übernahm Kennedy den Ko-Vorsitz von Lucasfilm Ltd. Danach galt es, Disney nicht ein sterbendes, sondern ein sich erneuerndes Unternehmen anzubieten: Die Idee für die Krieg der Sterne-Sequels war geboren. Im Frühjahr 2012 holten Lucas und Kennedy den Drehbuchautor Michael Arndt an Bord, um Episode VII vorzubereiten. Gleichzeitig wurde Das Imperium schlägt zurück- und Die Rückkehr der Jedi-Ritter-Autor Lawrence Kasdan als Fachberater reaktiviert, bevor Lucas im Juni 2012 auf Disney-Chef Iger zuging.
Bis August 2012 arbeiteten zeitweise 20 Anwälte an den Details der Übernahme und an der Klärung aller rechtlichen Fragen. Dabei stellte sich heraus, dass mit Ausnahme der Vertriebsrechte für den ersten Krieg der Sterne-Film, die auch nach der Lucasfilm-Übernahme durch Disney bei 20th Century-Fox verblieben, alle Rechte an der Saga auf Disney übertragen werden konnten.
Am 30. Oktober wurde die Übernahme offiziell bekanntgegeben, zum 31. Dezember 2012 wurde sie nach Prüfung der Kartellbehörden rechtsgültig.
Für Herbst 2014 ist mit der Trickserie Rebels das erste Großprojekt von Lucasfilm unter neuer Führung anberaumt, 2015 wird mit J. J. Abrams' Episode VII auch im Kino der erste Schritt einer neuen Reise in die Welten des Kriegs der Sterne getan.