Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers wird der dritte von bislang 5 Disney-Star-Wars-Filmen sein, dessen unterschiedliche Drehbuch- und Konzeptfassungen interessante Geschichten erzählen könnten, gäbe es bei den Verantwortlichen noch das Interesse an Making-of-Erzählungen, das in den 2000ern z.B. J. W. Rinzlers Bücher hervorbrachte. Ein wenig Licht in die Entstehungsgeschichte von Star Wars 9 bringt nun Colin Trevorrow, der im September 2017 von J. J. Abrams abgelöst wurde und mit Empire über seinen Einzug in den Abspann des Films sprach:
Ich weiß nicht, ob irgendwer, der sich für ein Leben in einer kreativen Branche entscheidet, Erwartungen haben sollte. Ich bin J.J. dafür dankbar, einige unserer Ideen berücksichtigt zu haben. Es ist aufregend, dass die Fans die Momente erleben werden, die für uns alle wesentlich erschienen.
Den Imperator zurückzubringen, war eine Idee, die J.J. ins Spiel brachte, als er das Projekt übernahm. Ich hatte das ehrlich gesagt nie auch nur in Erwägung gezogen. Ich kann ihn dafür nur loben. Es war sehr schwierig, den richtigen Zugang zu dieser Geschichte zu finden, und er hat den Schlüssel aufgespürt.
Über seine eigene Arbeit an dem Film sagt Trevorrow nur wenig:
Gerade jetzt ist das nicht meine Rolle. Ich weiß, wie hart diese Leute in den letzten zwei Jahren gearbeitet haben. Viele von ihnen arbeiten jetzt mit uns an Jurassic. Ich möchte sie unterstützen, wenn sie diesen Film nun veröffentlichen. Am Ende bin ich einfach nur stolz darauf, dass mein Name vor dem Weltraumhintergrund zu sehen sein wird.
Eine Kleinigkeit konnte Trevorrow aber doch klären: Rian Johnson hat einen seiner Vorschläge in Star Wars: Die letzten Jedi aufgenommen, wie Trevorrow erzählte.
Ich habe ihn gebeten, einen kurzen Moment einzubauen, wo sich Rey und Poe zum ersten Mal begegnen. Es sind so beliebte Figuren, dass ich fand, sie sollten im nächsten Film schon eine gemeinsame Geschichte haben. Und ich fand, wie er es gemacht hat, war es perfekt.
Der aktuelle Regisseur von Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers war unlängst ebenfalls in Erzähllaune. Wenn auch vielfach vage wie üblich sprach J. J. Abrams mit Rolling Stone über Aspekte des Films und Verknüpfungen zu Star Wars: Das Erwachen der Macht:
In welcher Weise war dieser Film komplizierter als Star Wars: Das Erwachen der Macht?
Nun, es ist ein Ende, kein Anfang. Und nicht nur das Ende einer Trilogie, sondern von dreien. Es ist auch bezüglich seiner Größenordnung ein viel umfangreicherer Film. Narrativ passiert überall, wo ich hingucke, deutlich mehr, z.B. bei den visuellen Effekten. Es gibt mehr bewegliche Kleinteile. Dieses Projekt ist das Herausforderndste, was ich je gemacht habe und zwar mit Abstand. Seit Kathy mich anrief, sind wir mit Höchstgeschwindigkeit unterwegs, um herauszufinden, was, warum, wie passieren soll. Und man will sich nie auch nur denken: Hey, ich regle das schon. Denn sobald man das tut, ist man erledigt.
Wieso muss dies das Ende der Skywalker-Saga sein?
Schon als ich VII gemacht habe, fand ich, dies sollte die letzte Trilogie werden. Es fühlte sich an, als wäre es verdientermaßen der Abschluss dieser Geschichte. Wer weiß, was als nächstes passiert? Oder ob mit diesen Figuren noch etwas anderes gemacht werden kann? Und nein, das sind keine vagen Hinweise auf irgendetwas, ich arbeite an keinem weiteren Star-Wars-Projekt. Ich sage nur: Wer weiß? Aber es fühlte sich wie das Ende an.
Rian Johnson hat in Star Wars: Die letzten Jedi einige Ihrer Vorlagen mit amüsanter Respektlosigkeit unterlaufen: Snoke schien der Hauptschurke zu sein, und dann starb er z.B. einfach.
Als ich seine erste Drehbuchfassung las, musste ich lachen, weil ich genau erkannt, dass er so an die Sache herangehen würde und mit diesem Unterton. Ich habe Schnittfassungen des Films gesehen, während er daran arbeitete, einfach nur als Zuschauer. Und als Filmemacher schätze ich die Entscheidungen, die er getroffen hat, auch wenn diese deutlich anders ausgefallen sein mögen, als ich sie vielleicht gefällt hätte. Genau wie er andere Entscheidungen getroffen hätte, hätte er Episode VII gedreht.
Was hat Sie am meisten überrascht?
Die größte Überraschung war, wie finster Luke war. Da dachte ich: Oh, das ist eine Überraschung. Und in diesem Punkt hat Star Wars: Die letzten Jedi zweifellos großen Erfolg: Erwartungen werden kontinuierlich unterlaufen. So viel geschieht in diesem Film, das man nicht erwartet. Das ist ein ziemlicher Spaß.
Wie haben diese unerwarteten Entwicklungen Ihre jetzige Arbeit beeinflusst?
Zusammen mit Larry Kasdan hatte ich eine recht klare Vorstellung, wohin sich alles möglicherweise entwickeln würde. Und ich glaube, als ich Rians Drehbuch las, gab es bei allen Dingen, die in diesem Film passieren, und das sind ziemlich viele, doch nichts, was die Richtung, in die ich glaubte, wohin sich die Geschichte bewegen könnte, unvermeidlich blockierte.
Wie verlief Ihre Zusammenarbeit mit Ihrem Koautor Chris Terrio?
Chris ist ein wunderbarer Mensch, der auf sehr gelehrsame Weise an Dinge herangeht. Er liest sich in jedes Thema unglaublich tief ein, egal, worum es geht. Häufig trägt er buchstäblich einen Haufen Bücher mit sich herum, die er gerade liest. Es war faszinierend, mit jemandem zu arbeiten, der sich im erweiterten Universum so auskennt. Ich habe einige Bücher gelesen und die Trickserien gesehen und Geschichten gelesen, aber Chris reichte mit seinem Wissen beinahe an Pablo Hidalgo heran, den Haupt-Star-Wars-Experten bei Lucasfilm.
Die Zusammenarbeit lief allerdings wie so oft, dass man über die Geschichte spricht, Dinge findet, die einen emotional ansprechen und seinem Instinkt folgt. Dann hört man sich Kritikpunkte dazu an und verfeinert das Ganze immer weiter. Ohne Angst vor besseren Ideen zu haben. Üblicherweise sprachen wir über eine Szene, jeder schrieb seine Fassung, und dann tauschten wir und schauten, wohin uns das führte. Und Chris war ein toller Partner beim Schreiben, während der Dreharbeiten und selbst in der Nachbearbeitung. Er hat überall mitgeholfen, den Film besser zu machen, Dinge herauszunehmen, die einfach nicht funktionierten und so weiter. Im Moment ist er gerade hier im Gebäude bei der Arbeit.
Star Wars kam einige Jahre nach Nixons Rücktritt und dem Ende des Vietnamkriegs heraus und war ein sichtbarer Gegensatz zu den depressiven Filmen, die viele von Lucas' Zeitgenossen drehten. Auch diese Trilogie erscheint wieder in politisch bewegten Zeiten.
Sicherlich kann man politische Parallelen finden, aber was das Filmgeschehen betrifft, ist es eine ganz andere Epoche. Aber ich glaube eigentlich nicht, dass überhaupt einen schlechten Zeitpunkt für etwas gibt, das ehrlich und hoffnungsvoll ist.
Sehen Sie sich in der Pflicht, auf die gleiche freudvolle Weise zu enden, mit der der erste Film begann?
Ohne über glückliche oder traurige Enden sprechen zu wollen, ist zweifellos klar, dass wir zeigen wollen, dass die Reise den Weg wert war und dass es einen befriedigenden Abschluss gibt. Die Herausforderung bestand darin, einen Weg zu finden, konsequent zu sein, das Vorherige zu respektieren, aber auch etwas Unerwartetes zu tun. Es musste etwas sein, das sich anfühlt, als wäre es Teil des Puzzles, aber mit Relevanz für heutige Zuschauer. Und wenn man sich schon auf ein solches Drahtseil hinauswagt, möchte man natürlich auch tanzen. Man will, dass das Endergebnis Freude ausstrahlt. Und so ist es ein Spaziergang auf Messers Schneide.
Sie haben vor Jahren einen inzwischen berühmt-berüchtigen Ted Talk gehalten, in dem Sie über Geschichten als Mystery-Boxen sprachen, basierend auf einer tatsächlichen, noch ungeöffneten Mystery Box, die Ihr Großvater Ihnen einst gab. Wie passt das zu einem Film wie diesem, einem Ende, an dem man alle seine Karten aufdecken muss?
Diese Idee treibt mich offen gesagt gar nicht so sehr an. Ich sage mir nicht aktiv: Hey, wie wende ich jetzt die Mystery-Box-Strategie auf diese Geschichte an? Was ich damals meinte, war nur, dass eine gute Geschichte einen dazu bringt, verstehen zu wollen, was vor sich geht, was sie ticken lässt, was darin steckt. Und es war mein Freund, der großartige Produzent Bryan Burk, der, als ich versuchte, herauszufinden, worüber ich beim Ted Talk sprechen würde, sagte: Warum redest Du nicht über diese Kiste, die Du hast?
Das Ganze wurde also völlig überbewertet?
Ich denke zumindest selbst nie darüber nach, und wenn jemand darauf zu sprechen kommt, denke ich mir immer: Ach ja, die Nummer. Wobei ich auch sagen muss: Eine gute Geschichte darf einen zwingen, Fragen zu stellen. Aber ein Ende muss per definitionem schlüssig sein. Ich stelle mir immer wieder vor, dass ein Kind diese neun Filme in hundert Jahren anschaut, also muss es ein Gefühl der Schlüssigkeit und Kontinuität geben. Aber wie gesagt: Wenn man keinen Spaß daran hat, wenn man nicht einmal versucht, die Menschen zu begeistern, ist man verloren. Es gibt also Dinge im Film, die, denke ich, verrückt sein könnten - aber einige meiner Lieblingsdinge sind. Und ob die Menschen sie akzeptieren, liegt an ihnen.
Rey hat inzwischen ihre ganz eigenen Fans. Was war ursprünglich die Idee hinter dieser Figur?
Die Idee war, eine Geschichte von einer jungen Frau zu erzählen, die von Natur aus mächtig, von Natur aus moralisch, von Natur aus gut war, aber auch mit ihrem Platz in der Welt kämpfte und gezwungen war, sich in jeder Hinsicht für sich selbst einzusetzen. So aufregend es auch an sich war, im Star-Wars-Universum arbeiten zu können, es war diese junge Frau, die mich anzog und die ich kennenlernen wollte. Schon beim ersten Treffen mit Kathleen Kennedy kam die Idee auf, eine Frau im Zentrum der Handlung zu haben. Es gab dieses inhärente Gefühl, dass wir die Geschichte des jungen Helden schon kannten, aber nicht aus den Augen einer solchen Frau. Und das fand ich unglaublich spannend.
Etwas, das an Star Wars: Das Erwachen der Macht kritisiert wird, ist seine Ähnlichkeit zur klassischen Trilogie.
Und ich verstehe diese Kritik voll und ganz, und denjenigen, die das zu sehr als Kopie empfanden, sage ich: „Ich höre euch, ich respektiere eure Sichtweise. Aber die Idee war, die Geschichte fortzusetzen und dabei mit dieser jungen Frau zu beginnen, die das Gefühl hatte, dass Luke Skywalker ein bloßer Mythos ist. Und dabei eine Erzählung geschaffen, in der sich Geschichte nicht wiederholte, sondern die die Erzählungen in den uns so bekannten Kinofilme als historische Wahrheit dieser Galaxis empfand. Sie leben also nach wie vor in einer Welt, in der es Gut und Böse gibt, sie leben in den Schatten dessen, was vorher kam und kämpfen nach wie vor mit den Sünden des Vaters und den Menschen, die vor ihnen lebten. Es ging nicht einfach nur um Nostalgie, sondern war für mich eine Art und Weise zu sagen: Kehren wir zurück zu dem Star Wars, das wir kennen, damit wir eine neue Geschichte erzählen können.
Ein anderer Kritikpunkt ist, dass es zu wenig um die alten Helden geht. Gibt es einen Teil von Ihnen, der lieber mehr mit Luke, Han und Leia gemacht hätte?
Es hätte sicherlich ihre Geschichte sein können, aber die bessere Herangehensweise schien uns, sie einzusetzen, um eine neue Geschichte zu unterstützen. Das Tolle an Star-Wars-Fans ist, dass ihnen diese Welt und ihre Bewohner so am Herzen liegen. Und selbst diejenigen, die besonders zynisch oder negativ reagieren, lassen sich auf neue Entwicklungen zumindest als Debattenthema ein. Für meinen Teil kann ich nur sagen, dass die Hauptfiguren der neuen Trilogie sich für mich so darstellten, dass sie auf natürliche Weise mit den Figuren verknüpft waren, die vorher da waren.
Bob Iger erzählt in seinem Buch, dass George Lucas enttäuscht von Star Wars: Das Erwachen der Macht war. Wie haben Sie das damals empfunden und wie heute?
Ich empfinde nichts als Dankbarkeit für George. Für ihn ist das sicher eine komplizierte Angelegenheit. Es muss unglaublich kompliziert gewesen sein, überhaupt die Entscheidung zu treffen, das, was man geschaffen hat, was sein Baby war, zu verkaufen und vor allem viel komplizierter, als jemandem einen Scheck auszustellen und zu lächeln. Aber er war immer unglaublich freundlich und unendlich großherzig.
Als wir anfingen, an diesem Film zu arbeiten, kam er vorbei und wir setzten uns zusammen. Wir sprachen über alle möglichen Ideen und Geschichten, und ich hörte mir an, was aus seiner Sicht wichtig war. Und wir haben uns in allem, was wir taten, bemüht, den grundlegenden Aspekten der Geschichte treu zu bleiben. Es war nicht schwer das zu versuchen und zu machen. Und er war, wie gesagt, unglaublich freundlich. Also bin ich ihm einfach nur dankbar. Wünschte ich mir, dass Star Wars: Das Erwachen der Macht, sein Lieblingsfilm geworden wäre? Natürlich. Ich wollte nur das Beste für ihn. Und ich würde sagen, ich habe in allererster Linie riesigen Respekt für diesen Mann und blicke, umso mehr als ich jetzt an diesen Filmen arbeite, mit Ehrfurcht auf das, was er geschaffen hat.
Sehr viele Leute halten Rey selbst für eine Jedi für übernatürlich begabt. Sie lernt Dinge schneller, als es selbst Luke Skywalker je tat.
Unheimlich, oder? [lächelt] Das ist richtig. Und kein Zufall.
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