Mit Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers endet nicht nur die Sequeltrilogie, sondern auch die erste Runde an Disney-Star-Wars-Filmen. Zum Abschluss sprach Rolling Stone mit Lucasfilm-Präsidentin Kathleen Kennedy:
Ursprünglich sollte Jurassic-World-Regisseur Colin Trevorrow Episode IX schreiben und Regie führen, bevor Sie wieder auf J.J. Abrams zurückgriffen. Stellt dieser letzte Teil der Trilogie eine besonders harte Nuss dar?
Jeder dieser Filme ist eine besonders harte Nuss. Wir können auf kein Quellenmaterial zurückgreifen. Wir haben keine Comics. Wir haben keine 800-seitigen Romane. Wir haben nichts anderes als leidenschaftliche Geschichtenerzähler, die sich treffen und darüber reden, wie die nächste Etappe aussehen könnte. Wir durchlaufen also einen normalen Entwicklungsprozess, wie alle anderen auch. Man fängt damit an, mit Filmemachern zu sprechen, von denen man glaubt, dass sie die Gefühlsdimensionen aufweisen, nach denen man sucht. Und ich würde argumentieren, dass die Liste sehr kurz ist - Leute, die wirklich die Feinheiten für diese Art von Filmen haben, und dann die Erfahrung und die Fähigkeit, damit umzugehen, wie enorm viel Arbeit diese Filme mitbringen. Also versuchen wir, so gründlich wie möglich darüber nachzudenken, wie wir diese Entscheidungen treffen können.
Ich würde auch argumentieren, dass manchmal Leute in diesen normalen Entwicklungsprozess einbezogen werden, die dann erkennen: „Oh, mein Gott, das ist so viel umfassender, als ich mir das je vorgestellt habe”. Es ist also ziemlich normal, dass man bei der Arbeit an Filmen Entscheidungen trifft, die nicht von Anfang an genau so funktionieren, wie man es sich vorstellt. Es ist ein sich entwickelnder Prozess mit vielen Menschen und vielen Meinungen, und man versucht, das Ganze in das zu formen, was es schließlich wird. Für meinen Teil bin ich dankbar und glücklich, dass ich mit so vielen großartigen Menschen zusammenarbeiten konnte, die sich absolut engagiert haben, und J.J. ist einer von ihnen.
Er ist ein großer Fan, brennt unglaublich für Star Wars, und das seit dem Moment, als er und ich uns hingesetzt haben und anfingen, darüber zu sprechen. Und je mehr er sich engagierte, desto aufgeregter wurde er. Wenn Sie ihn also heute fragen würden, würde er sich vermutlich wünschen, in einer Situation gewesen zu sein, in der er alle drei hätte machen können - aber wie gesagt, das sind riesige Projekte. Es ist also sehr schwierig, es sei denn, es liegen drei oder vier Jahre dazwischen. So ist es körperlich nicht wirklich zumutbar.
Was überzeugt Sie daran, wie er und sein Co-Drehbuchautor Chris Terrio es geschafft haben, die Nuss für diesen Film zu knacken?
Chris ist ein sehr, sehr umsichtiger und intelligenter Mensch, den J.J. ausgesucht hat und den wir danach alle kennlernen durften. Und auch hier haben wir vieles von dem durchlaufen, was wir oft durchmachen, also endlose Diskussionen und eine Menge Konzeptzeichnungen. Glücklicherweise war J.J. bereits vor der Arbeit an Star Wars: Das Erwachen der Macht und während der Arbeit an jenem Film ziemlich tief in die Materie eingetaucht. Es hat ja schon fast etwas von einem Studium, alle Aspekte von Star Wars kennenzulernen, denn man muss sich ja nicht bloß die Filme ansehen, sondern auch mit den Leuten sprechen, die noch aus der Zeit von George da sind und jahrelang mit ihm gearbeitet haben. Nur so versteht man die Mythologie, die er geschaffen hat. Und etwas, über das wir die ganze Zeit reden, ist die Tatsache, dass es George sehr wichtig war, dass diese Geschichten wirklich etwas bedeuteten, dass sie etwas zu sagen haben und dass sie einen echten emotionalen Kern haben. Also verbringen wir viel Zeit damit, darüber zu sprechen und einen Kern für die Geschichte zu finden, der sich befriedigend anfühlt.
Sobald man, wie ich schon sagte, mit etwas zu tun hat, bei dem man nicht auf zugrundeliegendes Quellenmaterial zurückgreifen kann, braucht man einen Filmemacher, der einen starken Standpunkt hat und sich in den Figuren und in der Geschichte wiederfinden kann. Das ist es, was die Dynamik des Erzählung antreibt. Und ich denke, J.J. ist ein perfektes Beispiel dafür. Er kann nichts tun, ohne dass seine Energie und seine Begeisterung sehr stark in die Erzählweise einfließen. Mit ihm zusammenarbeiten, wenn man versucht, zum Kern der Handlung vorzudringen, macht also sehr viel Spaß, denn er bringt jederzeit diese erstaunliche Energie und Begeisterung mit. Und er ist witzig. Das hilft immer. Wir haben viel Zeit damit verbracht zu lachen.
An welchem Punkt wussten Sie, dass die Geschichte für Episode IX passt?
Ich würde nicht sagen, dass man jemals den Punkt erreicht, wo man sagt: „Das ist es.” Es ist ein sich ständig weiterentwickelnder Prozess. Ich meine, es gibt selbst in diesem Augenblick noch kleine Dinge, die wir versuchen, genau richtig zu machen. Man hört nie auf, Varianten durchzuspielen. Aber wir wissen, was in den 8 Filmen davor passiert ist. Wir wissen, wie diese Geschichte aussieht. In diesem Film nehmen wir also alles, was bisher passiert ist, und versuchen, einen zufriedenstellenden Abschluss zu finden. Und ich denke, das ist uns gelungen.
Allerdings ist das ein Punkt, bei dem wir uns nur auf unsere Instinkte verlassen können, bzw. auf unsere kreative Familie und Freunde, die wir dazuholen, denen wir Dinge zeigen und von denen wir uns Rückmeldungen holen, um sicherzustellen, dass alles Sinn ergibt und wir das transportieren, was wir vermitteln wollen. Genau darüber sprechen wir im Moment noch.
In Episode VIII hat Rian Johnson einige umstrittene Entscheidungen getroffen. Gerade wenn man die dramaturgische Rolle eines zweiten Films in einer Trilogie in Betracht zieht, war es Ihre bewusste Absicht, Fans und ihre Erwartungen auf die Probe zu stellen?
Definitiv. Wir reden hier ja die ganze Zeit darüber, wie wir Star Wars voranbringen können und wie wir dafür Sorge tragen, dass es relevant bleibt. Natürlich wollen wir dazu nicht einfach immer wieder den gleichen Film neu drehen. Also ja.
Wobei ich klar sagen will: Ich bin davon begeistert, was Rian getan hat. Er hat einen absolut wunderbaren Film gemacht. Ich halte ihn für einen außergewöhnlichen Filmemacher. Und ich schätze die mutigen Schritte, die er gewagt hat. Ich denke, die Leute vergessen, dass der erste Film in einer Trilogie-Situation die Dinge einführt, der zweite ist normalerweise der Konflikt und der dritte ist die Auflösung. Man kommt also kaum darum herum, einen zweiten Film zu machen, der ähnlich wie Das Imperium schlägt zurück der dunkle, dramatische Teil ist. Als wir Indiana Jones drehten, war es nicht anders: Wir haben Jäger des verlorenen Schatzes gedreht und danach diesen dunklen, kontroversen Tempel des Todes. Die Leute waren überrascht, in welche Richtung wir uns storymäßig bewegten, aber offen gesagt geht es ja gerade genau darum.
Und ich liebe unsere unglaublich leidenschaftlichen Fans, denen diese Welt so sehr am Herzen liegt. Ich weiß, dass sie manchmal glauben, dass wir ihnen nicht zuhören, aber das tun wir. Ich fand es phantastisch, wie sehr sich Leute eingebracht haben. Es hat mir und allen anderen nur einmal mehr gezeigt, wie wichtig ihnen dieses Thema ist. Und das ist wichtig für uns alle, die wir uns damit befassen. Wir betrachten sie wirklich, genau wie uns selbst, als Hüter dieser Geschichte. Wir betrachten es als eine Art Partnerschaft.
Egal was für ein Film als nächstes kommt, eine Sache ist klar: Er wird eine der größten Herausforderungen in der Star-Wars-Geschichte darstellen, wenn er nicht mit der Skywalker-Saga verbunden ist. Denn bis jetzt war so ziemlich alles in irgendeiner Weise mit der ursprünglichen Geschichte verbunden. Was denken Sie darüber?
Es ist eine unglaubliche Herausforderung, und es ist etwas, woran wir gerade arbeiten, und ich kann nicht einmal sagen, wo es enden wird. Aber es stimmt definitiv: Wir sollten uns viel Zeit nehmen und viele Gespräche führen und genau nachdenken, bevor wir entscheiden, wohin die Reise nun genau gehen soll, denn was immer dieser nächste Film werden wird, er wird mit darüber entscheiden, wie der Weg in die Zukunft aussehen wird.
Sie haben also wirklich noch nicht entschieden, was als nächstes kommt?
Nein. Aktuell sehen wir uns verschiedene Dinge an und verschiedene Arten, auf die wir anfangen können. Sie können sich das ja sicher vorstellen: Gehen wir in der Zeit zurück? Gehen wir nach vorne? Das sind alles Fragen, die im Raum stehen. Bleiben wir in dieser Galaxis, gehen wir in eine andere? Das Universum ist ja förmlich endlos [lacht]. Das ist die gute und die schlechte Nachricht: Es gibt endlose Möglichkeiten. Das ist unglaublich befreiend, unglaublich aufregend und es sorgt für unglaublich viel Druck und Anspannung.
Welche Rolle spielt Kevin Feige dabei?
Kevin ist schon lange ein Riesenfan von Star Wars und hat das auch sehr deutlich gemacht. Als er eine Weile weggehen konnte, um einige Spider-Man-Filme zu drehen, wurde ihm klar, dass er seine Arbeit bei Marvel zeitweise hinter sich lassen kann. Er hat mit uns gesprochen und mit dem Studio und gefragt, ob er nicht einen Star-Wars-Film drehen könnte. Und ich fand, das war eine tolle Idee. Wir haben gerade erst begonnen, mit ihm darüber zu sprechen, was es sein könnte und wann. Aber das ist noch eine ganze Weile hin.
Haben Sie schon darüber nachgedacht, wie viel länger Sie selbst diese Arbeit noch machen wollen?
Ich genieße meine Arbeit bislang ziemlich, muss ich sagen. Es war alles sehr spannend. Und ich meine, George hat mich gebeten, es zu machen, also hab ich mich in der Verantwortung gesehen, dieses Franchise zu betreuen und, wenn es neue Filme geben sollte, ein Team zusammenzustellen, das Georges Leidenschaft für diese Geschichten mitbringt. Was die Zukunft angeht und wie lange ich noch daran arbeiten werde, weiß ich es noch nicht. Ich lasse mir das alles durch den Kopf gehen. Es ist sehr befriedigend, diesen Punkt erreicht zu haben, wo wir die Saga abschließen und zwar mit einem, wie ich finde, wunderbaren Film. Für die Zuschauer wird es sehr zufriedenstellend werden. Darauf konzentriere ich mich also im Moment, und die Zukunft bleibt abzuwarten.
Bob Igers Buch hat unlängst deutlich gemacht, dass George Lucas mit Star Wars: Das Erwachen der Macht nicht zufrieden war. Wie denken Sie darüber?
Meine persönliche Beziehung zu George reicht zurück bis Jäger des verlorenen Schatzes. Ich kenne ihn also seit über 35 Jahren, und er ist nach wie vor ein sehr, sehr guter Freund. Es gibt viele Fälle, in denen Menschen etwas schaffen, das ihrem Wesen entspringt, und es schwierig für sie ist, wenn sie es loslassen und zusehen, wie es sich verwandelt. Ich glaube, das war am Anfang schwierig für George, und ich glaube, er hatte nicht erwartet, dass es so schwierig werden würde. Dann kamm J. J. dazu mit all seinem Enthusiasmus und seiner Verehrung für Star Wars und für George, und er musste einen persönlichen Zugang finden. Er musste seinen eigenen Weg finden. Jeder Regisseur, der einen Film dreht, muss ihn zu seinem persönlichen Film machen. Er muss sich selbst in der Handlung wiederfinden, und das führt automatisch zu einem anderen Blickwinkel. Und auf all das hat George aus meiner Sicht reagiert.
Und er mag nicht mit jeder Entscheidung von J. J. oder Rian übereinstimmen. Aber das Filmische schätzt er sehr. Das weiß ich. Und er schätzt die Arbeit, die zum Beispiel ILM bei diesen Filmen geleistet hat. Er hat dieses Unternehmen aufgebaut, und er sagt mir immer wieder, wie begeistert er darüber ist, wie weit sich die Dinge entwickelt haben und wie man inzwischen alles, das einem einfällt, auch visuell verwirklichen kann. Und er hat uns ja auch bei den Dreharbeiten zu The Mandalorian besucht, um zu sehen, was wir machen. Er hat so lange mit Dave Filoni zusammengearbeitet und kennt Jon Favreau. Am Set war er wie ein kleines Kind, das uns bei der Arbeit zuschaut. Ich glaube, er bringt sich generell wieder mehr ein und er bereut es ein wenig, nicht selbst dabei zu sein und Filme zu drehen. Auch das mag ein Faktor dabei sein. Natürlich kann ich nicht für George sprechen. Aber ich weiß, er ist stolz auf das, was er geschaffen hat. Und es ist schon bemerkenswert, dass die Menschen sich nun, beinahe im Jahr 2020, noch immer daran erfreuen.
Glauben Sie, es gibt etwas, das ihn für eine einmalige Sache oder irgendetwas anderes zurückbringen würde?
Ich bezweifle es. Aber ich fände es phantastisch, wenn er Interesse hätte. Ich glaube nur nicht daran. Er arbeitet gerade mit viel Leidenschaft an seinem Museum. Das ist ein riesiges Projekt, das absolut phantastisch werden wird. Ein erzählendes Museum, d.h. mit dem Erzählen an sich wird er dadurch verbunden bleiben. Er liebt seine Arbeit daran, und er liebt sein kleines Mädchen, [seine sechsjährige Tochter Everest]. Sein Leben ist damit ziemlich ausgefüllt.
Thema Zukunft von Star Wars: THR meldet sich diesbezüglich mit Gerüchten zu Jon Favreau, Michelle Rejwan und Dave Filoni.
Quellen erzählen uns, es sei wahrscheinlich, dass Favreau viel Einfluss auf die Zukunft von Star Wars haben wird. Diese Quellen erklären auch, dass Kennedys Wunschteam Schlüsselrollen für Michelle Rejwan, ihres Zeichens Produzentin von Episode IX und Leitende Vizepräsidentin von Lucasfilm für Realproduktionen und ihre Entwicklung, und Dave Filoni, den erfahrenen Animationsregisseur und Protégé von George Lucas vorsieht, der zum ersten Mal in Form von zwei Episoden von The Mandalorian ein Realprojekt übernommen hat.
Zur Ausgestaltung der nächsten Filme heißt es bei THR:
Kennedy hat für 2022 einen Film in Bereitschaft. Es handelt sich dabei nicht um den, der von Rian Johnson entwickelt wird. Vor Januar wird es dazu keine Ankündigungen mehr geben. Kennedys Vertrag läuft 2021 aus, d.h. noch ist unklar, ob sie diesen Film bis zum Ende begleiten wird.
Außerdem spekuliert THR, hier ohne Bezug auf Quellen, dass Disney Interesse daran haben könnte, das Problem latenter Negativ-PR rund um Lucasfilm mit einer neuen Führungsspitze zu lösen, aber das ist, wie gesagt, voradventliches Spekulatius.
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