Craig Boliver ist der Chef des Platten-Labels I Am Shark, das aktuell damit beschäftigt ist, den Verkaufsstart der Schallplatte zum Soundtrack von Episode I - Die dunkle Bedrohung vorzubereiten. Los geht's am 4. März.
Ein ungewöhnliches Projekt im Zeitalter von CDs und MP3s, und eines, das unsere Neugier so sehr geweckt hat, das wir Craig zum Interview gebeten haben, um mehr über seine Schallplatten-Liebe und die Entscheidung für Krieg der Sterne zu erfahren:
Craig, wieso konzentrierst Du Dich ausgerechnet auf Schallplatten? Ist dieses Thema nicht längst abgehakt?
Schallplatten sind ein Hobby von mir seit ich zum ersten Mal eine Rockshow besucht habe. Für mich sind Schallplatten ein Weg, den Müll auf meinem iPod von den Alben zu trennen, die ich wirklich liebe, und eine nicht-digitale, tatsächlich fassbare Sammlung aufzubauen. Über die Jahre hat sich am Plattenmarkt zudem viel getan: Es werden inzwischen wieder mehr Alben auch auf Schallplatte herausgebracht, und das ist wirklich wunderbar. Einige großartige Alben werden neu veröffentlicht und bekommen so eine neue Chance, Fans auf einem neuen Medium zu begeistern.
Daneben bieten Schallplatten viele Möglichkeiten, zu persönlichen Sammlerstücken zu werden: Es gibt Platten in verschiedenen Farben, kreative Verpackungsvarianten, und es können zusätzliche Toninhalte wie Demoaufnahmen, B-Seiten und Live-Mitschnitte enthalten sein. Und mit der ständigen Weiterentwicklung können Schallplatten auch insgesamt vorangebracht werden, damit mehr Menschen Zugang dazu finden und dieses Medium noch lange leben wird.
Die meisten Krieg der Sterne-Fans, die John Williams’ Musik lieben, kennen die Soundtracks sicherlich schon auf CD oder im Alltag im MP3-Format. Wieso sollten sie sich jetzt einen Plattenspieler und die Schallplatte besorgen?
Mit Schallplatten kann man Musik am direktesten erleben. Man setzt sich vor seine zwei Lautsprecher, hält eine großformatige, schön gestaltete Plattenhülle in den Händen, und es gibt keine Störungen welcher Art auch immer. Für Menschen, die Musik lieben, ist das eine geradezu meditative Erfahrung.
Du hast vor Deinem Ausflug in die Welt der Filmmusik eine Reihe von Alben mit völlig anderen Musikrichtungen produziert. Wieso hast Du Dich jetzt für einen Filmsoundtrack entschieden und wieso für Krieg der Sterne?
I Am Shark war in erster Linie ein Zuhause für Indie- und Punkbands, da ich als Manager und Tourorganisator dieser Künstler überhaupt erst ins Musikgeschäft gekommen bin. Schon um das Jahr 2007 herum wollte ich unbedingt ein Schallplatten-Label an den Start bringen, und sei es auch nur als Hobby. Ich hatte aber bis vor zwei Jahren weder die Zeit noch das Geld, um groß etwas ins Rollen zu bringen, und als es soweit war, ging es sofort mit Alben einiger Künstler los, die direkt bei uns unter Vertrag standen. Die wirtschaftliche Situation von Bands hat sich in den letzten zehn Jahren dramatisch verschlechtert. Deshalb war es stets unser Ziel, ihnen mit der Publikation von Alben und der Platzierung ihrer Songs in Film- und Fernsehprojekten das Weitermachen zu ermöglichen. Auf diesem Weg sind wir dann ganz natürlich auch mit dieser anderen Seite des Musikgeschäfts in Kontakt gekommen.
Ich selbst bin ein Riesenfan von Post-Rock- und Ambient-Bands, und diese sind eng mit Filmmusik und Soundscapes verbunden. Einige meiner Lieblingssoundtracks basieren direkt oder indirekt auf diesem Stil: Explosions In The Sky hat das Album Friday Night Lights herausgebracht, was bei mir praktisch ohne Pause läuft, und Jonsi (von Sigur Ros) hat den Soundtrack zu Wir kaufen einen Zoo beigesteuert. Dadurch konnten wir ins Soundtrackgeschäft hineinkommen, und ich liebe diese Art von Musik auch persönlich wirklich sehr. Viele Plattenlabels ziehen heutzutage eine klare Trennlinie zwischen der Musik, die sie selbst gerne mögen und der Musik, die sich gut verkauft und hilft, die Rechnungen zu bezahlen. Auf sowas lasse ich mich nicht ein, meine Arbeit ist mein Leben und ich will einfach das tun, was ich liebe.
Was die Entscheidung angeht, das Label mit den Prequel-Soundtracks neu auszurichten, so wollte ich mit einem Album starten, das zwar schon erhältlich war, aber eben nicht auf Schallplatte. Ich habe mir also eines Nachts meine Lieblingsfilmmusikalben angehört und geschaut, welche es davon schon auf LP gab. Krieg der Sterne passte da genau ins Bild. Ich bin ein Fan von Krieg der Sterne seit mir meine Eltern eine Videoaufnahme von Das Imperium schlägt zurück gezeigt haben, und seitdem hat es mich nie wieder losgelassen. Jetzt, mit 24, noch viel weniger als früher. (lacht) Es ist eine Riesenehre, an dieser Geschichte mitzuschreiben und meinen Beitrag dazu zu leisten, und ich bin Sony und Lucasfilm unglaublich dankbar, dass sie mich und I Am Shark in ihre Familie aufgenommen haben.
Du hast Lucasfilm schon angesprochen: Wie haben sie anfänglich auf Deine Idee für eine Schallplatte reagiert?
Sie waren ziemlich begeistert, und das hat mich schon sehr beruhigt. Zunächst habe ich mich an Sony Classical gewandt, um mir die Genehmigung einzuholen und Details über die gesamte Vorgehensweise zu erfragen. Bei der Projektentwicklung hatte ich dann mehr und mehr mit Lucasfilm zu tun, und dort hat mir jeder mitgeteilt, wie froh sie wären, dass dieses Projekt zustande kommt und welche Varianten des Albums ihnen am besten gefallen. Ich habe dort einige neue Freunde gewonnen und hoffe, die Skywalker-Ranch schon bald besuchen zu können, um mich dort einmal umzusehen.
Hattest Du bei der Arbeit an den Platten auch mit Skywalker Sound zu tun oder mussten sie gar nichts mehr ändern? Und kannst Du uns den Gesamtprozess hinter der Produktion einer Schallplatte grob umreißen?
Sie hatten alles schon fertig und komplett erledigt, und das war ein echter Segen. Für die neuen Alben, die sie rund um die 3D-Neustarts der Filme planen, hatten sie, glaube ich, schon einige Neumischungen durchgeführt.
Sony verfügt glücklicherweise über eine eigene Fertigungsanlage, die wir nun auch für die Produktion unserer Alben nutzen, und diese Jungs wissen wirklich, was sie da tun. Speziell für das Schallplattenformat nehmen sie einige Feinjustierungen vor. Außerdem überwachen sie den Pressvorgang und sind für den sehr heiklen Prozess zuständig, für Musikliebhaber einen möglichst klaren Klang zu produzieren.
Was die Produktion von Schallplatten angeht, bin ich bei weitem kein Experte. Ich lasse die Jungs ihre Arbeit machen und konzentriere mich auf das Management des Labels. (lacht)
Grundsätzlich ist es aber ein wenig so wie bei einer Kochshow: Ein rohes Ei wandert in den Ofen und heraus kommt ein 4-Gänge-Menü. Zuerst wird eine Masterplatte produziert, auf deren Grundlage die Pressmatrizen hergestellt werden. Und mit denen wird aus dem heißen Roh-Vinyl dann die fertige Platte gepresst. Das zu sehen, ist schon ziemlich interessant, vor allem, wenn speziell designte Schallplatten in verschiedenen Farben hergestellt werden.
Gibt es einen Grund, wieso Du mit Die dunkle Bedrohung einsteigst und nicht mit Neue Hoffnung?
Nun, die Platten mussten in chronologischer Reihenfolge veröffentlicht werden, und das schien mir bei einem Projekt wie diesem auch die natürliche Herangehensweise zu sein, gerade vor dem Hintergrund der 3D-Versionen. Die dunkle Bedrohung gab es 1999 sogar schon einmal auf Schallplatte, allerdings nur in sehr kleiner Auflage und als Picture Disc. Ich glaube nicht, dass viele Leute dieser Erstausgabe haben werden, da auch nicht viele Leute überhaupt davon wussten. Aber ich wollte daran anknüpfen und den Krieg der Sterne-Fans eine Neuauflage bieten, die sich viel mehr zum Sammlerstück eignet, mit verschiedenen Farbkombinationen für verschiedene Figuren. Und natürlich wollte ich das Ganze im größeren Stil aufziehen, und das ist aus meiner Sicht auch schon gelungen.
Diese Frage musste kommen: Sind Angriff der Klonkrieger und Die Rache der Sith geplant? Und hast Du Pläne für die klassische Trilogie?
ABSOLUT, ja! Die dunkle Bedrohung war nur der Ausgangspunkt, um alle Prequel-Soundtracks herauszubringen. Ich freue mich schon sehr darauf, nächste Woche mit der Arbeit an der künstlerischen Gestaltung von Angriff der Klonkrieger und Die Rache der Sith zu beginnen.
Und was die klassische Trilogie angeht, würde ich sehr gerne daran arbeiten, sollte sich die Möglichkeit dazu bieten. Zu Anfang des Projekts haben wir sogar schon kurz darüber gesprochen, und ich hoffe, dass sich aus diesen Gesprächen etwas ergibt. Sollte es dazu kommen, würde das allerdings in deutlich kleinerem Umfang passieren, da es überall noch die Original-Schallplatten der Soundtracks gibt. Als ich mit meinen Bands durch die USA getourt bin, war es einer meiner Lieblingsaspekte zu schauen, wie viele verschiedene Versionen dieser Soundtracks sich finden ließen.
Und natürlich hoffe ich auch, an den Soundtracks zu Episode VII, VIII und IX beteiligt zu sein. Daumen drücken! :-)
Letzte Frage: Wirst Du Dir nach dem Krieg der Sterne-Porjekt andere Filmsoundtracks vornehmen?
Absolut. Erste Gespräche haben schon stattgefunden, aber noch kann ich nicht verraten, um welche Filme und Serien es gehen wird. Aber ich bin mir sicher, ihr werdet schon sehr bald etwas hören. Ich habe in letzter Zeit eine Menge Mails von allen möglichen Leuten bekommen, die mir Vorschläge für Soundtracks und Filmmusikalben geschickt haben, die sie gerne auf Schallplatte haben würden. Das hat mir wirklich die Augen für neue Alben und neue Musikstile geöffnet, die das Label längerfristig anbieten könnte. Ich kann zwar nicht jeden glücklich machen, aber alle Einsendungen waren sehr nett. Und es ist toll, auf diese Weise mit den Fans in Kontakt zu treten.
Vielen Dank an Craig, dass er unsere Fragen so geduldig und umfassend beantwortet hat! Wir wünschen seinem Label alles Gute und freuen uns schon jetzt auf die Platten zu Episode II bis IX.
Wenn ihr den Die dunkle Bedrohung-Soundtrack nun auch auf Schallplatte erleben wollt, könnt ihr ihn hier in fünf verschiedenen Varianten von Qui-Gon bis Darth Maul vorbestellen. Versand nach Deutschland eingerechnet, seid ihr aktuell für knapp 30 € am Start. Verkaufs-, bzw. Versandstart ist der 4. März.
Mehr über das Label I Am Shark findet ihr auf IAmShark.Net sowie auf Facebook und Twitter.
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