AHHH, SÜSSE ERINNERUNGEN
Ein untypisch langer Blick zurück
Kolumne von Oliver Denker
Der Autor weiß nicht, wie es dem Leser dieser Kolumne geht, aber bei ihm erzeugen all diese Bilder von der Hyperspace-Webcam in Sydney ein Gefühl von Dejavu. Erinnerungen an vertraute Menschen, Orte, Farben von seinem Besuch der Dreharbeiten von Attack of the Clones kommen wieder in ihm hoch. Und daher erlaubt er sich in dieser Kolumne einen Trip entlang der Straße der Erinnerungen.
Einladung & Absage
Die Einladung von Lucasfilm zum Setbesuch von Attack of the Clones in Sydney kommt spät, sehr spät. Gerade mal zwei Wochen vor dem eigentlichen Termin. Es ist daher fraglich, ob ich überhaupt noch ein Flugticket bekommen werde. Es ist Sommerreisezeit und obwohl Australien nicht zu den bevorzugten Reisezielen der Deutschen gehört, nehme ich doch an, dass die 'finanzierbaren' Flüge ausgebucht sein werden.
Ich habe recht.
Alle meine Anfragen nach einem Ticket für Sydney in der Touristenklasse werden von den Reiseunternehmern entweder als Witz gewertet oder mit einem Gesichtsausdruck quittiert, als ob ich völlig den Verstand verloren hätte. Tickets in der 1. Klasse sind noch in Hülle und Fülle zu haben, aber die bewegen sich in Höhe des Kaufpreises eines Kleinwagens. Und das übersteigt mein mageres Budget bei weitem.
Es scheint hoffnungslos. Ich lege mir für Lucasfilm in Gedanken schon einmal ein paar gute Ausreden zurecht, warum ich nicht kommen werde. Dringende Projekte, Abgabetermine, Todesfall oder eine schwere Sommergrippe klingen meines Erachtens immer noch besser, als eingestehen zu müssen, dass ich einfach kein Ticket bekommen kann.
Geteiltes Leid ist halbes Leid ist mein Lebensmotto und so telefoniere ich mit meinen Redakteurs-Kollegen in England und Frankreich. Ich nehme natürlich an, dass sie in der gleichen Lage sein würden wie ich. "Mach' dir keine Gedanken, ich fliege auch nicht. Konnte auch kein Ticket kriegen." Pustekuchen. Alle haben Tickets.
"Freue mich schon wahnsinnig drauf. Du auch, Oliver?"
"Äh...ja klar...wie wahnsinnig."
"Wird sicherlich super unterhaltend. Selbst die Spanier werden diesmal dabei sein." Die Spanier! Die haben gerade erst ihr Star Wars- Magazin gestartet und deren Budget ist bestimmt nur ein Drittel von meinem! Und selbst die haben Tickets! Verdammt! Ich muß meine Anstrengungen verdoppeln.
Ich nehme noch einmal Kontakt mit allen Reiseanbietern auf und teile ihnen mit, dass ich bereit sei meinen Aktionsradius zu erweitern, d.h. ich wäre auch bereit vom benachbarten Ausland (Schweiz, Dänemark, Holland usw.) zu fliegen. Keine Anwort.
Ich bin schon buchstäblich dabei, Lucasfilm abzusagen, als mich ein Lastminute-Anbieter aus Hamburg anruft: "Ich hätte da noch ein Economy Ticket nach Sydney."
"Unglaublich!"
"Der Abflug wäre allerdings nicht von einem deutschen Flughafen."
"Kann man nichts machen. Von wo aus werde ich fliegen?"
"Äh...von einem europäischen Flughafen."
"Ah ja, und von wo?"
"Athen."
"Athen?"
"Athen."
Also nach Athen
Athen ist als Abflughafen ein wenig weiter entfernt, als ich eigentlich geplant hatte. Aber es ist das einzige Ticket nach Sydney in der Economy, das in ganz Europa noch zu haben ist und ich wollte es haben. Ein Flug nach Athen muß her.
Es gibt einen. Frankfurt, 6 Uhr morgens. Da so früh kein Zug nach Frankfurt fährt, muß ich den Abend zuvor fahren und die Nacht am Flughafen in einem harten Plastikstuhl zwischen anderen verzweifelt dreinblickenden Frühfliegern verbringen.
Das klingt nicht so schlimm, und ist es normalerweise auch nicht, doch ich habe schon seit vier Nächten nicht mehr geschlafen und kann auch in dem Plastikstuhl nicht schlafen. So wird die Nacht lang, lang, lang...
Mit diesem Pass werden in den Fox Studios nicht die Hunde auf einen losgelassen
Ich lande planmäßig in Athen und soll dort 2 Stunden Aufenthalt haben, bevor mein Flug nach Sydney weitergeht. Ich war noch nie zuvor in Griechenland gewesen und das habe ich seither auch nicht bereut. Der Flughafen von Athen ist ein einziges Chaos und gleicht eher dem Bahnhof von Neu-Dehli, nur dass der viel besser organisiert ist. Eine Hitzewelle hat Athen erfaßt und dadurch ist die Klimaanlage im Flughafen durch Überlastung ausgefallen. Irgendwie kann ich das klassische und das heutige Griechenland nicht miteinander in Einklang bringen. Die Griechen haben vor 3000 Jahren die Akropolis gebaut und die Demokratie erfunden, müssen aber danach eine lange Auszeit genommen haben.
Nur durch Zufall finde ich meinen Abflugterminal und erfahre, dass die griechische Fluggesellschaft, die mich nach Sydney bringen soll, den Flug um 3 Stunden verschoben hat. Nach dem Übersteigen einiger anderer Flugpassagiere, die wohl in der Hitze zusammengebrochen sind, will man mir am Schalter keine Begründung für die Verspätung erbringen.
Resigniert suche ich mir eine freie Stelle am Boden und studiere meinen Flugplan. Erst jetzt wird mir bewußt, dass der Flug nach Australien 21 Stunden (!) dauern wird (ein einstündiger Zwischenstopp in Bangkok nicht miteingerechnet). Ich hatte bisher Transatlantik Flüge mit einer Dauer zwischen 6-9 Stunden schon für unerträglich lang gehalten, aber 21 Stunden?
Der Abflug
Die Klimaanlage des Fliegers ist wie ein Gottesgeschenk, während ich auf meinem Sitz in der Maschine dem Abflug entgegenfiebere, um endlich nach Sydney zu kommen, aber auch, um Athen endlich hinter mir zu lassen.
Die Maschine ist schon fast gefüllt und nur noch wenige Sitze unbesetzt, darunter auch der neben mir. Ich verfolge mit gewisser Spannung die noch an Bord kommenden Passagiere und frage mich bei jedem(er), ob das wohl der Mensch sein wird, neben dem ich die nächsten 21 Stunden verbringen werde.
Am Einstieg gibt es plötzlich einige Aufregung, als ein älterer Mann mit Stoppelbart, dick und in verschwitztem Hemd versucht, mit 5 Tragetüten und zwei Paketen beladen, durch die Luke zu kommen. Die griechischen Flugbegleiterinnen, schon vor dem Abflug sichtlich genervt, wollen ihm einige der Tüten abnehmen, worauf sie der alte Mann in griechisch schroff anbellt. Ich weiß nicht, was er sagt, aber es zeigt Wirkung. Beleidigt ziehen sich die Stewardessen zurück und in dem Augenblick weiß ich, der Mann wird neben mir sitzen.
Der Horror, der Horror
Meiner Meinung nach, ist eine der genialen und simplen Erfindungen des 20. Jahrhunderts das Deodorant. Man braucht es nur aufzuschrauben, auftragen und unterdrückt damit seine körpereigenen (und für den gegenüber oft unerträglichen) Gerüche. In vielen Bereichen unseres Daseins, hat uns das Deodorant das Leben erträglicher gemacht: im Büro, im Auto, beim Date, in der U-Bahn und natürlich im Flugzeug. Gerade im Flugzeug (besonders auf Langstreckenflügen!) sollte die Benutzung eines Deodorants obligatorisch sein.
Den Geruch, den ich 21 Stunden zu ertragen habe, ist nur schwer zu beschreiben: eine Mischung aus ziemlich penetrantem abgestandenem Körperschweiß, Knoblauch und griechischen Zigaretten. Je länger sich der Flug hinzieht, um so intensiver wird der schon sehr intensive Körperschweiß meines Mitpassagiers.
Die Fans verhalten sich noch ruhig: (v.l.n.r hinten) Steve Sansweet, Paul Ens, Oliver Denker, ein Spanier, ein Mitarbeiter des Insider, ein Spanier, (v.l.n.r vorne) Brian Robb, Patrice Girod, ein Franzose & Dave Dorman
Nach zwei Stunden bin ich so verzweifelt, dass ich nach einem vielleicht noch frei gebliebenem Sitzplatz neben einem Leprakranken Ausschau halte. Alles ist besser, als der Mann neben mir. Selbst ein Platz in der extremen Raucherzone kommt mir jetzt einladend vor (in einem griechischen Flugzeug ist alles Raucherzone). Keine Chance.
Nicht nur riecht der Mann unerträglich, er hat auch die Angewohnheit jede Stunde seine Tüten und Pakete auf ihren kompletten Inhalt hin zu überprüfen. Vielleicht ist in der Zwischenzeit ja was gestohlen worden. Er steht also auf, öffnet alle Stauräume und holt seinen Krimskrams raus. Die Proteste der Passagiere und Stewardessen ignoriert er beflissentlich
Mir wäre das egal, hätte er nicht auf seinen Fensterplatz bestanden. Bei jeder Tüten-Kontrolle oder einem Gang zur Toilette muß ich mitaufstehen (und er hat so eine 'nette' Art, einen zum Aufstehen zu bewegen). Nach vier Stunden habe ich die Schnautze voll und gebe ihm zu verstehen, dass, wenn er mir jetzt nicht den Fensterplatz überläßt, er bestimmt nicht lebend in Sydney ankommen wird.
Ich muß sehr überzeugend gewesen sein, denn ich erhalte den Fensterplatz. Von dem ich mich den Rest des Fluges auch nicht mehr fortbewege.
Der Adler ist gelandet
Als ich in Sydney aus der Maschine steige, richtet sich alle meine Aufmerksamkeit auf das, was vor mir liegt: die Dreharbeiten zu Episode II. Vergessen sind die 42 Stunden Reisedauer, die schlaflosen Nächte, die irreparable Schädigung meines Riechorgans.
Ich nehme ein Taxi zum Hotel, dem Quay Grand, wo Lucasfilm ihr Hauptquartier aufgeschlagen haben. Bei Phantom hatte ich den Fehler gemacht, dass ich mir ein billigeres Hotel gesucht hatte, dabei aber einiges an der Action im Hotel verpaßt hatte. Diesen Fehler werde ich nicht wiederholen.
Das Taxi bringt mich durch das nächtliche Sydney direkt zum Hafen, wo das Hotel direkt neben dem berühmten muschelförmigen Opernhaus liegt. Wer immer der Hotelscout für LFL war, er hat eine gute Nase. Das Grand liegt spektakulär.
Am Eingang werden mir von Hotelangestellten sofort meine Koffer abgenommen. Ehrfürchtig betrete ich den Neubau aus Glas und Stahl und übergebe dem Nacht-Portier meine Reservierungsbestätigung. "Sie sind mit Lucasfilm, Sir?" Für einen Moment perplex, antworte ich: "Ja." Ich bin angekommen.
Der erste Tag
Die Dreharbeiten von Attack of the Clones für ein paar Tage begleiten zu dürfen, ist sicherlich einer der Höhepunkte eines jeden Star Wars-Fans. Nicht der Höhepunkt schlechthin, den hatte ich mit Phantom Menace und meiner Statistenrolle als ein Edelmann von Naboo, aber die Sache ist unter meinen persönlichen Star Wars-Fan Top-Five zu finden.
Und so sehe ich den Dreharbeiten auch eher aus einer persönlichen Warte entgegen, denn in meiner Rolle als Chefredakteur ist der Besuch nämlich weniger von Interesse. Schon vor Phantom waren alle Star Wars Magazine von Lucasfilm dazu verdonnert worden, mindestens 3/4 ihres Inhalts vom amerikanischen Insider zu übernehmen und das beinhaltete natürlich auch das Material, das wir bei Drehbesuchen gesammelt hatten. Da bleibt wenig Spielraum für Eigeninitiative. Die Einladung zum Set, ist eher als eine Art Belohnung zu sehen, als ein konstruktiver Arbeitsbesuch.
Der Autor plaudert mit einem nackten C-3PO
Das sehen auch meine Kollegen aus Frankreich, England und Spanien so, die im Laufe des nächsten Tages im Hotel eintreffen. Aber da wir alle Fans sind, sagen wir uns, was soll's.
Steve Sansweet, inzwischen zum Direktor für Fanangelegenheiten bei LFL aufgestiegen, sollte in den nächsten Tagen unser Führer durch die Star Wars Welt werden und wird nachts erwartet. Nach seiner Ankunft treffen sich alle Redakteure in der Lobby und statten Steve einen Überraschungsbesuch ab. Die Begrüßung ist herzlich. Die Star Wars Welt ist klein und man kennt sich schon lange und man sieht sich mindestens einmal im Jahr auf der Skywalker Ranch oder bei Gelegenheiten wie dieser.
Wir verabreden uns zu einem gemeinsamen Frühstück am nächsten Tag, bevor wir zum Set aufbrechen. Über den Zeitpunkt gibt es Unstimmigkeiten. Die Neulinge, die noch nie am Set eines Star Wars Films waren, möchten am liebsten schon um 6 Uhr morgens antreten, die Veteranen unter uns, plädieren für eine humanere Uhrzeit. Wir einigen uns auf Frühstück um 8 Uhr und Abfahrt zum Set um 9 Uhr.
Die Redakteure übernehmen das Coruscant Lufttaxi
Auf zum Set!
Beim gemeinschaftlichen Frühstück fällt mir auf, dass unser amerikanischer Kollege vom Insider fehlt. Er hat sich anscheinend in einem billigeren Hotel am Stadtrand einquartiert. Schon seit längerem gehen Gerüchte um, dass der Insider und der amerikanische Club kurz vor der Pleite stehen. Der Club hatte seit der Special Edition einen Mitgliederansturm verzeichnet, doch mit Phantom war das Mitgliederverhalten ins Gegenteil umgeschlagen. Mitgliedszahlen und Verkaufszahlen gingen südwärts. Ging uns allen so, doch der amerikanische Club scheint sich besonders verschätzt zu haben.
In zwei Taxis fahren wir Redakteure, zusammen mit starwars.com Guru Paul Ens und Star Wars Künstler Dave Dorman, zum Set. An der Einfahrt zu den Fox Studios erhalten wir alle Besucherausweise, die wir vor unserer Abreise wieder abgeben sollen. Wie schon zuvor bei Phantom, werde ich mich daran natürlich nicht halten. So ein Souvenir läßt man sich doch nicht entgehen!
Von der PR-Abteilung werden wir freundlichst empfangen und uns wird eine charmante Führerin zur Seite gestellt. Wir schlendern über den großen Platz inmitten der Studiohallen zur Halle 2, in der fast alle Büros der Produktion, die Maske und die Schnittplätze untergebracht sind. Ich tanke Atmosphäre und versuche irgendetwas zu entdecken, das mit Star Wars zu tun haben könnte.
Prequel Produzent Rick McCallum kommt uns entgegen, erkennt uns und begrüßt uns alle. Seit Phantom ist Rick ein bißchen molliger geworden und hat ein paar Haare verloren, verstrahlt ansonsten soviel Energie und Sympathie wie immer. "Habt ihr schon was gesehen?" frägt Rick. Wir verneinen. "Es ist toll. Euch werden die Augen rausfallen." Sofort erklärt er sich zu einem Interview in der Mittagspause bereit.
Unsere Führerin will von mir wissen, was ich zuerst sehen möchte. "Ich will zum Set!"
Geh' aus der Eyeline!
Die Fox Studios sind im Vergleich zu Leavsden klein und überschaulich. Mußte man bei Phantom manchmal 20 Minuten gehen, um an ein bestimmtes Set zu gelangen (wie z.B. der Korridor im Schloß von Naboo), ist hier alles im Umkreis von ein paar hundert Metern zu erreichen.
Vorsichtig öffnen wir das schwere Metalltor zur Halle #5 und spähen zuerst einmal hinein. Das Rotlicht über dem Tor ist aus und das bedeutet, dass keine Kamera im Moment rollt, keine Aufnahme gedreht wird.
Auf dem Set der Siedlung der Sandleute
Die Halle ist an den Wänden komplett mit grünem Stoff ausgelegt, auf dem sich in Abständen seltsame Punkte befinden, die später ILM zur Markierung ihrer Effekte dienen werden. In der Mitte der Halle befindet sich auf einem Gerüst ein spärliches Set, in dem sich zwei Schauspieler bewegen. Wir bewegen uns vorsichtig darauf zu, immer bedacht Niemandem im Weg zu stehen oder blöd aufzufallen. Aber gerade dieses verkrampfte Auftreten erzeugt Aufmerksamkeit und identifiziert uns als Besucher.
Einer der Schauspieler ist Ewan McGregor, den wir zum ersten mal in seinem EPII Look sehen können. Ewan steht mit einer älteren Frau in Jedi-Tracht vor einer Porträt-Büste von Christopher Lee. Es ist das Jedi-Bibliothek-Set. Sie proben die Szene in mehreren Durchläufen, in der Ewan von der Bibliothekarin Auskunft über Count Dooku erhält. Diese Szene findet sich nicht im Film und auch nicht unter den geschnittenen Szenen der DVD.
Während die Neulinge in unserer Gruppe gebannt das Geschehen verfolgen, setzte ich mich mit den Veteranen etwas ab, um einen besseren Platz zur Beobachtung zu erhalten. Während wir uns näher zum Set an der Wand der Studiohalle positionieren, bemerke ich, wie uns Ewan einen bösen Blick zuwirft und zum Regieassistenten spricht.
Der Regieassistent schaut zu uns rüber und gibt wiederrum seinem Assistenten eine Anweisung. Dieser kommt zu uns herrüber. "Oje, jetzt gibt's Ärger," flüstere ich. Der Assistent des Assistenten nimmt uns zur Seite und meint: "Jungs, ihr steht in Ewans Eyeline. Könnt ihr euch woanders hinstellen?" "Eyeline?" fragen wir. "Ewan fixiert in der Szene einen Punkt an der Wand und ihr habt euch davorgestellt. Ihr stört ihn."
Steve hat inzwischen zu uns aufgeschlossen und meint, dass wir besser wieder rausgehen. Wir sammeln uns und 'zählen' ab. Steves Stirn verfinstert sich. "Wo sind die Spanier?" Wir blicken umher, doch keine Spur unserer spanischen Freunde. "Wo sind die abgeblieben, verdammt noch mal?" "Da drüben sind sie," antworte ich und zeige auf eine kleine Gruppe von Leuten die um zwei Monitore herum versammelt sind. "Sie sind bei George."
Inmitten der Gruppe sitzt George Lucas und betrachtet die Proben der Szene auf einem großen Bildschirm Die Bildschirme übertragen direkt das Ergebnis der beiden Digitalkameras, die der Produktion zur Verfügung stehen. Unmittelbar hinter Lucas stehen die beiden Spanier und blicken ihm fasziniert über die Schulter. "Ich glaub' das nicht," murmelt Steve und winkt die beiden energisch zu uns herrüber.
Vor dem Studio werden wir von Steve aufgeklärt, dass die Gruppe in Zukunft zusammenbleiben muß und Niemand allein in der Gegend herumwandern darf. Er wüßte, dass wir alle sehr aufgeregt seien und gerne alles sehen würden, doch das ginge nicht. Wir alle versprechen uns an die Vorgaben zu halten. Ein Versprechen, das genau 30 Minuten halten wird.
Ein Souvenir von Geonosis
Auflösungserscheinungen
Steve hat ein paar Dinge im Hauptgebäude zu erledigen und überläßt die Führung der Gruppe unserer PR-Assistentin, die uns zu einer Werkstatt von Handwerkern führt, die Waffen und andere Metallprops für EPII zusammenbauen. In der Halle ist es ziemlich laut und stickig. Überall wird gebohrt oder geschweißt. Ein paar der Jungs versuchen ein Interview mit einem der Vorarbeiter zu führen und halten ihm, trotz des Lärms, ihre Rekorder unter die Nase.
Lärm und handwerkliche Tätigkeiten stehen nicht ganz oben auf meiner Prioritätsliste und so langweile ich mich ziemlich schnell. Als die Gruppe an einen anderen Tisch geführt wird, wo noch mehr gebohrt wird, haue ich ab. Auf dem Weg zur Werkstatt war mir eine große Studiohalle aufgefallen, in der eine riesige, rote Kulisse aufgebaut wird.
Ich gehe vorsichtig den Weg zurück, den wir gekommen sind. Vor der Studiohalle verweile ich einen Moment und versuche zu peilen, ob es Jemanden stört, dass ich da rumhänge. Doch Niemand nimmt von mir Notiz. Ich will nur mal kurz reinschauen und dann zurück zur Gruppe, bevor da jemand merkt, dass ich fehle. Gerade als ich reingehen will, sehe ich am anderen Ende des Studios wie die zwei Spanier ihrerseits in einer Studiohalle verschwinden. Na toll. Ich erwarte, dass jeden Moment eine Sirene losgeht.
In der Halle wird von vielen Handwerkern an einem rießigen Geonosis Set gearbeitet, das fast die gesamte Halle ausfüllt. Anmutig ziehen sich Furchen durch die roten Felswände (die in Wirklichkeit aus Styropor sind) bis zur Decke der Halle. Ziemlich beeindruckend, auch wenn ich keine Ahnung habe, wofür die Kulisse sein soll.
In einer Ecke der Halle steht eine Kulisse, die mir bekannt vorkommt. Es ist die 1:1 Replika der Slave 1 Kanzel. Ich bewege mich vorsichtig darauf zu. Ein Blick ins Innere offenbart, dass auch das Cockpit komplett ausgebaut ist. Ich wünschte, ich hätte einen Fotoapparat, doch die sind hier im Studio unter Androhung der Todesstrafe verboten.
Catering
Ich schlendere weiter übers Studiogelände, schau' mal hier rein, mal da und verschaffe mir einen ziemlich guten Überblick vom Studio. Vor dem Mittagessen gelingt es mir, mit der Gruppe aufzuschließen und mich ohne Aufsehen zu erregen wieder einzugliedern.
Im Bert Ive Garten des Studios hat der Catering Service der Produktion ein großes Zelt aufgebaut, in dem Essen ausgegeben wird. War das Essen bei Phantom fürchterlich (insbesonders das englische Frühstück), ist es hier in Sydney fantastisch. Alle in der Gruppe beschließen, sich hier jeden Tag den Bauch vollzuschlagen, sodass wir abends in Sydney nicht mehr viel Geld ausgeben müssen. Keine schlechte Idee, doch sie führt dazu, dass wir meistens am Nachmittag alle so müde sind, dass wir keine Lust mehr haben in der Gegend rumzumarschieren und Interviews zu führen.
Rick McCallum
Rick ist wie in Leavesden völlig gelöst. Man kann ihm nicht ansehen, dass hier gerade EPII gedreht wird. Er hat auch immer Zeit für uns und ist sehr hilfsbereit. Bei seinem Interview ist er wie immer sehr offen und gerade raus. Ich erfahre einige interessante Internas über Lucasfilm, die mir vorher nicht bewußt waren.
Manchmal gibt er allerdings einige seltsame Kommentare zum Thema Star Wars von sich, sodass ich mich frage, ob er sich mit dem Thema wirklich so gut auskennt.
Auf meine Frage, wie es war, als er das Drehbuch erst einen Tag vor Drehbeginn zu sehen bekam, antwortet er mit einem Lächeln: "Es war eine Herausforderung."
Rick plaudert und plaudert. Wir hören gern zu. Er wirft unseren Zeitplan über den Haufen. Steve schaut ständig auf die Uhr, bis eine von Ricks Mitarbeiterinnen erscheint und ihn ans Telefon holt.
Das Interview war offen, so offen, dass wir im Magazin kaum was verwenden werden können.
Nachmittag auf Geonosis
Waren wir am Vormittag noch stille Besucher der Jedi-Bibliothek, so beobachten wir am Nachmittag wie Ewan mit seinem Jedi-Fighter auf Geonosis landet. Die Anspannung des Vormittags hat sich gelegt und wir bewegen uns viel gelassener auf dem Set.
George sitzt fast die gesamte Zeit in seinem Stuhl und verfolgt das Geschehen über seine beiden Monitore. Mit den Schauspielern unterhält er sich fast nie direkt, sondern über seinen Assistenten.
Als kleines Andenken stecke ich mir einen Stein des roten Geonosis Sets, auf dem der Fighter steht, in meine Tasche. Das lasse ich mir, zusammen mit dem Callsheet des Tages, in einen Rahmen fassen.
Den Tag beenden wir mit einem Bierchen in einer Hafenkneipe. Wir bleiben bis der Laden schließt. Erschöpft und etwas beschwipst falle ich ins Bett und kann doch nicht schlafen.
Die große Halle #2
Die nächsten Tage
Die darauffolgenden Tage laufen ähnlich ab. Wir treffen uns morgens vor dem Hotel und fahren mit Taxis ins Studio. Dort angekommen, arbeiten wir einen Tagesplan aus und schwärmen aus. Das restriktive Gruppenbild des ersten Tages gehört längst der Vergangenheit an. Die Gruppe führt noch unzählige gemeinsame Interviews, aber dann geht jeder seinen eigenen Interessen nach.
Ich halte mich zumeist am Set auf und beobachte fasziniert, wie viele Szenen abgedreht werden. Z.B die Sandpeople-Siedlungs Sequenz, oder wie Anakin und Padmè in die Arena gebracht werden, oder wie Kenobi gegen Jango kämpft, oder wie er durch den Asteroidengürtel fliegt usw. Wann bekommt man schon die Gelegenheit George Lucas und John Knoll über die Schulter zu schauen?
Wir essen mal mit George zu Mittag (das Gespräch verläuft zu 90% wie in Leavsden, mit fast dem gleichem Wortlaut), mal mit Rick, mal mit einem Darsteller. Man fühlt sich wohl. Man bekommt das trügerische Gefühl, als gehöre man dazu, als wäre man ein Teil des Ganzen. Man will eigentlich nicht mehr weg. Man wünscht sich, dass die Sache einfach so weiterlaufen könnte.
Wie gesagt, es ist ein trügerisches Gefühl, denn im Hinterkopf weiß man, dass die Tage hier begrenzt sind, dass man nur ein Gast ist, der am Freitag wieder abreisen wird.
Der letzte Tag, der längste Tag
An meinem letzten Tag gehe ich noch einmal so früh wie möglich ins Studio. Ich möchte diesen Tag voll auskosten, so lange wie möglich ausblenden, dass es der letzte ist. Den anderen geht es ähnlich. Etwas Wehmut macht sich breit.
Ich verweile fast die gesamte Zeit am Set, das sich fast schon heimelig anfühlt. Die Gesichter sind einem vetraut, man kennt sich inzwischen. Ich falle nicht mehr auf.
Doch auch dieser Drehtag findet ein Ende und damit auch mein kurzer Ausflug in eine Galaxie, weit, weit entfernt.
Am Abend steht noch ein formelles Essen mit Lucasfilm Marketingchef Jim Ward an. Wir können es kaum erwarten, dass es vorüber ist. Danach zieht unsere Gruppe von Fans noch bis in die Morgenstunden durch das Nachtleben Sydneys. Wir trinken, prosten uns zu und verabreden, uns in drei Jahren wieder hier zu treffen.
Das hat bei mir nicht so ganz geklappt.
Wieder Athen
Mir blieb nur der Weg zurück in meine Realität. Die stellte sich ziemlich schnell auf dem 21 stündigen Flug nach Athen wieder ein. Zwar hatte ich diesmal auf dem Sitz neben mir eine nette australische Krankenschwester, doch mein Weiterflug nach Frankfurt verzögerte sich um 5 Stunden und die Klimaanlage in Athen funktionierte immer noch nicht.
Seite 1
Sompeetalay
Wow... ich bin echt auf's angenehmste überrascht.
Oliver Denker, dessen tolle Vorworte ich im OSWFC-Magazin meistens als erstes gelesen hab, dessen SW-Buch aus dem Jahr 1996 in meinem Schrank steht, hat seinen Schreibstil, den ich so mochte, doch nicht verloren. Ich hab bisher keine deiner Kolumnen hier verpaßt, hab sie immer aufmerksam gelesen, aber an den danach einsetzenden Diskussionen wollte ich mich nicht beteiligen, denn es kamen immer Streitgespräche dabei heraus, die sowieso keinen Sinn haben. Und immer, wenn eine neue Kolumne von dir online gestellt wurde, war ich schon gespannt, was du wohl dieses mal wieder schlechtredest.
Und dann jetzt auf einmal so was...
Ich fühle mich in's Frühjahr 1998 zurückversetzt, als du einen ähnlichen Text über deine Reise nach Leavesden als Vorwort vom OSWFC-Mag #9 verfasst hattest. Es ist schön zu sehen, daß sich unter dem ganzen angestauten Frust wieder der humorvolle Schreiberling Oliver Denker Bahn bricht. Und dann auch noch mit solchen tollen Eindrücken, Anekdoten und Bildern.
Danke für diese Kolumne!!!
SWPolonius
Die Art und Weise wie sie über Griechenland sprechen finde ich nicht in ordnung! Von einem Flughafen auf das gesamte Land zu schließen und es in den Dreck zu ziehen ist höchst anmaßend. Dieser Teil des Artikels ist eine Beleidigung des griechischen Volkes und keine humorvolle Auseinandersetzung mit ihren Erlebnissen in Giechenland. Aber Journalisten sind ja alle Mittel recht um ihre Artikel etwas interessanter zu machen und aufzulockern.
mit freundlichen Grüßen
Alex
Erstmal Oliver denker die Kolume ist sehr interissant aber du hast leider einen falschen Eindruck von Griechenland gewonnen.Denn Griechenland ist einer der schönsten wenn nicht schönsten urlaubsländer Europa.Greichenland ist weit mehr als nur Athen.Athen ist eine großstatdt und net sondrelich schön aber wenn du mal raus aus athen bist wirst du schöne landschaften entdecken.Wunderbare Buchten etc. etc.
Mesires Meskojan
Jetzt hört doch mal mit eurer Griechenland-Lobhudelei auf. Das ist ja widerlich...
Oliver Denker hat doch nur über den Flughafen gesprochen, und sehr prägnant und humorvoll seine Eindrücke geschildert. Also echt, mit der political correctness kann man's aber auch übertreiben... *augenrollt*
Wer keinen Spaß versteht, sollte diesen Absatz einfach überspringen (und den über den stinkenden Griechen im Flugzeug auch *lol*)... ach ja, und Harald Schmidt gucken nach der Sommerpause ist natürlich auch verboten! *g*
SWPolonius
JM-Talon
Cougar
Toller Reise- und Insiderbericht, Oliver! Ein solcher Trip stellt für einen SW-Fan mit Sicherheit den absolut möglichen Höhepunkt dar! Die Vorfreude ist halt immer noch die schönste Freude, und dann auch noch den Dreharbeiten selbst zugucken zu können – absolute Spitze! Kram doch bitte auch weiterhin solche „Anekdoten“ aus deinem Erlebniszylinder!
Ceads
Super Kolumne, wie immer Oliver!
Mach bitte weiter so, kanns eh kaum erwarten bis wieder eine neue erscheint.
@ Alex & Mesires:
Was seid ihr denn für welche?
Also man kanns echt übertreiben, wenn ihr keinen Spaß versteht dürft ihr Ollies Kolumne gar nicht lesen denn diese ist MEISTENS satirisch angehaucht.
Mannomann........
Darth Sirius
Nein nein ihr versteht da falsch meiner mMeinung nach hat der Oliver Denker einen völlig falschen Eindruck von Griechenland gewonnen.Bei Bekannten von mir ist das das gleiche.Griechenland ist ein schönes Land und weit mehr als nur Athen.Es gibt viele Menschen die nach Athen reisen und dann denken das war Griechenland.
Ich wollt ihm einfach nur sagen das dem nicht so ist
Mesires Meskojan
Mööönsch Jungs!!! Sich bei einer solchen Super-Kolumne auf Miniaturdetails wie Griechenland zu stürtzen ist doch ein wenig peinlich, findet ihr nicht? Der Text enthält so wahnsinnig viele interessante Punkte, das man sich als Starwarsfan doch garnicht mehr an den Anfang in Athen erinnern kann. Zumindest hatte ich bis zum lesen der Kommentare nur noch Starwars-Sets und Studios im Kopf herumgeistern.
Sehr beeindruckend Oliver!
Ähm...darf man fragen welches Buch Oliver geschrieben hat? Würde mich sehr interessieren!
Gandalf
Phier Scobe
Chris
Brandon
Brandon
"was war eigentlich in Leavesden"
In den Leavesden-Studios etwas außerhalb von London hatten die Dreharbeiten von Ep.I stattgefunden.
"Ähm...darf man fragen welches Buch Oliver geschrieben hat?"
Das Buch heißt "SW Die Filme", und erschien im Wilhelm Heyne Verlag in der Reihe "Heyne Filmbibliothek". ISBN 3-453-10864-7
Und außerdem gibt es von ihm noch vier Heyne Minis, die er 1997 rausbrachte: "Han Solo und Chewbacca", "Luke & Leia", "Das Imerium" und "Die Jedi-Ritter".
"Wieso klappte es mit dem Episode III Trip nicht?"
Oliver Denker hat Miracle Images (den Verlag, der das OSWFC-Magazin rausbringt) verlassen. Er arbeitet also nicht mehr für Lucasfilm. Und deshalb wird man ihn auch nicht mehr zu so etwas einladen. Aber dafür haben wir ja jetzt seine Kolumnen auf SWU.
"Was ist ne kolummne?"
Eine Kolumne ist ein Zeitungsartikel, in dem der Autor etwas kommentiert oder erörtert. Im Gegensatz zu einer normalen Meldung, in der ein Journalist nur die Infos bringen sollte, und seine eigene Wertung nicht im vordergrund stehen darf, geht es in einer Kolumne hauptsächlich um die persönliche Sichtweise eines Autors.
SWPolonius
ralfrider
Jetzt mal zu allen bisherigen Artikeln der Kolumne und den dazugehörigen Kommentaren.
Ich fand ein paar Aussagen von Oliver Denker nicht Korrekt. Zu einem sagt er in einem Kommentar, wie kann man aus etwas fliegen was einem selbst gehört. (Bezogen auf den OSWFC) Ich war immer der naiven Meinung, das ein Fan-Club den Fans gehört. Ebenso unglücklich fand ich die Aussagen übers Figuren sammeln. Oliver war Geschäftsführer von Miracel die einen großen Teil ihres Umsatzes mit Figuren machen oder? Allerdings denke ich das Olivers Meinung in beiden Punkten immer noch in Vorstand des Fanclubs vorherscht.
Das zeigt was unser OSWFC wirklich ist. Eine reine Vermarktungsmaschine die nur denjenigen die dazu bereit sind das Geld aus der Tasche ziehen will. Ich finde es sehr gut das Oliver mit diesem „Fan-Club“ nichts mehr zutun haben will.
Aber die Kritik, die in den meisten Kommentaren, an Oliver geübt wird ist nur noch lachhaft.
Egal ob es über Griechenland geht oder einen Umzug die sogenannten Fans nörgeln und greifen Oliver persönlich an. Ich frage euch was habt Ihr für das deutsche Fandom gemacht?
Habt Ihr die ersten Jedi-Con mitorganisiert? Ein Buch geschrieben? Wir sollten Oliver auf Knien danken. Wenige haben mehr für das deutsche Fandom getan. Und das manche ihr Hobby für das sie viel Geld und Zeit opfern auch mal Kritisch betrachten und ihre Meinung auch bekannt geben, sollte Ansporn für sachliche Diskussion und nicht für Beleidigungen.
Marcus
Seite 1
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