Heute ist geschehen, worauf Hollywood monatelang hingefiebert hat: Der zweite der großen Streiks, der der Schauspielergewerkschaft, ist – zumindest potentiell – vorbei. Wenn die Gewerkschaftsmitglieder den Vereinbarungen zustimmen, wird wieder in die Hände gespuckt mit all den damit verbundenen Auswirkungen auf das Bruttosozialprodukt.
Am Ende von Arbeitskämpfen lohnt es sich für gewöhnlich, Bilanz zu ziehen, und da ist die große offene Frage: Wird jetzt, wo es eine Einigung gibt, die u.a. klärt, was Künstliche Intelligenz darf und nicht, wieder alles gut in Hollywood? Die Branche ist sich da schon jetzt ziemlich sicher, dass die Antwort Nein lautet und es für viele vom Streikposten erstmal in die Arbeitslosigkeit gehen wird.
Wieso? Bereits mit Ende des Autorenstreiks haben die Studios begonnen, einige pausierte Produktionen wieder hochzufahren, aber eben nicht alle. Denn in den letzten Jahren haben die Studios versucht, sich Marktanteile im Streaming durch eine Contentflut zu erkaufen, die zunehmend nicht auf Klasse, sondern auf Masse gesetzt hat. Wie sehr die teuren Produktionen dabei tatsächlich auf die Zahl zahlender Abonnenten eingezahlt haben, war dabei lange zweitrangig. Ein Hollywood-Autor fasste rund um das Ende des Autorenstreiks die Lage so zusammen:
Jeder, der in letzter Zeit versucht hat, ein Drehbuch zu verkaufen, weiß, dass der Markt seit Sommer 2021 nicht mehr in Ordnung war. Dieser Streik war weniger ein Streik, als vielmehr eine Aussperrung. Deshalb kam ein Deal auch binnen drei Tagen zustande, sobald die CEOs ernst machten.
Die Realität in unserem Geschäft ist, dass die Unternehmen zu sehr ins Streaming vernarrt waren und viel zu viel Geld für Projekte ausgegeben haben, die dem Wachstum nicht dienlich waren. Die andere Realität ist, dass sie alle nach Wachstum strebten, obwohl es in der Unterhaltungsbranche nicht viel Wachstum gibt... Das Ergebnis war, dass die Wertverhältnisse aus dem Ruder liefen und die Ausgaben eingeschränkt werden mussten. Da kam der Streik gerade recht - eine perfekte Gelegenheit, die eigenen Ausgaben zu stoppen, während die Konkurrenz ebenfalls eine Pause einlegen musste. In gewisser Weise half der Streik also diesen Unternehmen, wieder Fuß zu fassen.
Und damit wird jetzt also eine Flurbereinigung stattfinden, und Projekte, die entweder dem Ende nah waren oder bei denen es seitens des Studios ohnehin kein Interesse gab, sie weiterzuführen, werden im Zuge dieses Prozesses abgewickelt.
Im Star-Wars-Umfeld scheint das – oder etwas ähnliches – mit dem Kevin-Feige-Film bereits passiert zu sein (wir berichteten hier.
Jenseits von Feige ist noch unklar, ob es weitere Kandidaten für eine Abwicklung gibt. Fakt ist aber: Lucasfilm hat in den letzten Jahren Dutzende von Streaming- und Kino-Projekten angekündigt oder unter der Hand erwähnt, und auf Nachfrage hieß es hinterher zumeist, keine seien tatsächlich je gestoppt worden, sondern alle seien noch in Entwicklung, ohne dass irgendeine Dringlichkeit damit verbunden zu sein schien. Wenn noch einmal mit diesem Chaos aufgeräumt werden könnte, dann jetzt.
Zur Erinnerung: Anhängig sind derzeit ein Rey-Film von Sharmeen Obaid-Chinoy mit einem Drehbuch von ursprünglich Damon Lindelof und Justin Britt-Gibson und zuletzt Steven Knight. Zu diesem Drehbuch hieß es kurz vor Streikbeginn, es wäre praktisch, aber eben nicht völlig fertig. Letzten Gerüchten zufolge erwartet Lucasfilm den Knight-Entwurf bis Ende November. Als Starttermin des Films war der Mai 2026 vorgesehen, aber wie haltbar das jetzt noch ist, bleibt ebenso abzuwarten wie eine Antwort auf die Frage, ob jenseits von Daisy Ridley schon irgendein Darsteller unter Vertrag genommen wurde.
Dann gibt es einen Film über die Ursprünge von Macht und Jedi-Rittern von James Mangold mit einem Drehbuch von ihm selbst. Wie weit er damit gekommen ist, ist unklar, aber sein Terminkalender war bis heute leergefegt, weil er seinen Bob-Dylan-Film A Complete Unknown wegen des Schauspielerstreiks bislang nicht drehen konnte. Nach dem Bob-Dylan-Film sollte Star Wars dran sein, also vielleicht hat sich da die Reihenfolge zwischen Autorenstreikende und heute ja umgedreht.
Der dritte Film im Bunde, der Thema auf der Celebration war, ist der Favreauniverse-Film von Dave Filoni. Dieser ist eng verbunden mit der Produktion der vierten Staffel von The Mandalorian und allem, was sich rund um Ahsoka noch entwickeln mag. Geplant war hier wohl ein Kinostart im Dezember 2026, und auch hier bleibt abzuwarten, was das verlorene halbe Jahr hier ausgelöst haben mag.
Film Nr. 4 ist Lando von Donald und Stephen Glover. Das Projekt begann als Serienidee, die von Justin Simien entwickelt werden sollte, wurde im Sommer als Filmprojekt bezeichnet und soll wohl noch vor Streikbeginn im Werden gewesen sein. Aufgrund der anderen Verpflichtungen von Donald Glover dürfte dies eines der Projekte sein, die entweder schnell zum Abschluss gebracht oder jahrelang in eine Schreibtischschublade gepackt werden.
Film Nr. 5 ist der Taika-Waititi-Film, an dem auch Krysty Wilson-Cairns mitgeschrieben hat. Der Film ist inzwischen seit 3 Jahren in Entwicklung und könnte es weitere 3 bleiben.
Film Nr. 6 ist ein Projekt von Shawn Levy, der über sein im Herbst vergangenen Jahres angekündigtes Filmprojekt sagte, er hätte gerade mit der Entwicklung seines Films begonnen gehabt, da kam der Autorenstreik. Levy muss Deadpool 3 fertigstellen, ehe er große Fortschritte bei Star Wars erzielen kann, und der Film steckte bislang im Schauspielerstreik fest, also wird man sehen, was passiert.
Und dann gibt es, speziell für die Bingospieler sei es erwähnt, natürlich das Rian-Johnson-Projekt, das in unregelmäßigen Abständen für nicht tot erklärt wird.
Das zur Filmfront. Bei den Serien ist The Acolyte seit Juni offiziell abgedreht, sodass die Streiks einem Disney-Plus-Start im kommenden Jahr nur dahingehend entgegenstanden, als dass es noch Nachdrehs, bzw. Nachvertonungen geben könnte. Im Gespräch war zuletzt ein Serienstart im Frühjahr 2024.
Die Dreharbeiten zur 2. Staffel Andor sind nicht beendet und haben auf den Ausgang des Schauspielerstreiks gewartet. Als dieser begann, wurde in England zunächst noch mit den Darstellern weitergedreht, die nicht vom Streik betroffen waren, weil sie nicht Mitglied der streikenden Gewerkschaften waren. Abgeschlossen werden konnten die Dreharbeiten so aber nicht. Ob der geplante Start im kommenden August möglich ist, muss man also sehen.
Und schließlich: Skeleton Crew ist im Kasten und könnte veröffentlicht werden, wann immer Disney das möchte. Die letzten Gerüchte zum Start sagten eine Veröffentlichung im Januar 2024 voraus.
Keine sofortigen Auswirkungen dürften die Streiks hingegen im Animationsumfeld gehabt haben, da die Tonaufnahmen der nächsten Staffeln The Bad Batch und Tales of the Jedi weit vor dem Streikbeginn abgeschlossen gewesen sein dürften. Wenn es hier Verzögerungen gab, werden wir dies also wohl erst 2025 merken.
Und damit bleibt die größte Frage am Ende eines halben Streikjahrs in Hollywood: Wie lange halten die Vereinbarungen wohl vor, bis neue Entwicklungen in der Branche die jüngsten Abmachungen so obsolet machen wie dereinst die Tantiemen für Videokassetten und DVDs? Denn dass Nachhaltigkeit in Hollywood nun an die Stelle von Kurzsichtigkeit getreten ist, das wird wohl keiner ernsthaft glauben.
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"Die Streiks enden... Und nun?" Nun besinnt sich Disney hoffentlich und pausiert die Marke für mindestens 6 Jahre, strukturiert die Führungsriege bei Lucasfilm grundlegend um und engagiert Autoren, denen die Marke Star Wars wirklich am Herzen liegt. Wichtig sind spannende Geschichten mit charismatischen Helden, die mittels Lernkurve über sich hinauswachsen. Keine langweiligen Alleskönner. Auch ein klar ersichtlicher roter Faden durch das Star Wars Universum ist elementar. Nicht, dass man sich in Zukunft erneut in Mystery Boxen verheddern, um sich dann für den Abschluss einer katastrophalen Trilogie Tipps von Freund Hanebüchen einzuholen. Eine Option wären ganz klar die Autoren der EU-Bücher. Warum nicht Timothy Zahn eine Handlung für Großadmiral Thrawn schreiben lassen? Was hat Filoni stattdessen für einen Thrawn abgeliefert? Traurig, traurig... Und wie war das noch mit Rian Johnson? Er wollte einen Nicht-Star-Wars-Film machen. Brillante Idee für das Mittelstück einer Star Wars-Trilogie, die nach über 30 Jahren die weltweit geliebte OT weitererzählen möchte. Daumen hoch! Ganz großes Kino! Da kann man wirklich nur noch das Lichtschwert wegwerfen und Milch saufen, bis man blau wird - hat Thrawn wohl schon hinter sich
Dieses ganze Flickwerk aus drölf losen Filmen und Serien schadet dem Universum ebenfalls. Ein weiterer mutiger wie wichtiger Schritt wäre, mehrere schreckliche Werke aus dem offiziellen Kanon zu streichen und gemachte Fehler anzuerkennen. Dieser Ballast an Schrott steht nur neuen Geschichten im Weg, die eine Zeit nach der OT vernünftig erzählen möchten.
Solange aber Disney strikt auf dem woken Weg wandelt, bringt das alles aber eh nichts. Also, Disney, Finger weg vom ESG. Wie viele Millionen $ müssen noch im Klo versenkt werden, bis ein Umdenken geschieht? Oder gleicht der ESG die Summen wirklich durch Fördergelder aus, um die (schwindenden) Zuschauer penetrant belehren zu wollen?
Eine Rückruf-Aktion aller ST-Merchandise-Artikel, um diese zu recyceln, wäre auch gut (kleiner Scherz).
Aber all das wird nicht passieren. Nun kommt die nächste Kinderserie mit dem Namen Skeleton Crew und irgendein Film wird auch strikt nach Quote von irgendwem zusammengeballert. Der Streaming Dienst braucht schließlich Inhalte, um die Abonnenten zu binden. Wobei auch hier Disney zahlreiche Kunden verloren hat.
Na, ja. Mir ist das alles langsam wirklich völlig egal, was Disney da macht. Hätte nie gedacht, dass ich, als wahrlich großer Fan der OT, so resignieren würde. Entweder Disney besinnt sich mal und liefert hochwertig, oder mir bleibt zumindest weiterhin die OT und ein paar weitere Werke, die ich schätze (z.B. Rogue One oder Jedi: Fallen Order). Ich brauche den ganzen Müll jedenfalls nicht. Und ich habe es auch satt, mich über diesen Quatsch zu ärgern.
(zuletzt geändert am 10.11.2023 um 10:19 Uhr)
H0wlrunner
Dann bleibt abzuwarten, wie es denn wohl weitergeht.
Als Fan der ST ist mein Hauptaugenmerk auf dem Rey-Film gelagert. Ob das Mandoverse auch als Film funktioniert, bleibt abzuwarten und nach den wirklichen schlechten Comics "Dawn of the Jedi" ist das Thema um die Ursprünge der Jedi und Macht, eher eine Randerscheinung bei mir.
Meine Hoffnung liegt aber in Hollywood mehr und mehr auf der KI Thematik. Einige Schauspieler dürften langsam begreifen, dass sie in Zukunft nicht mehr gebraucht werden könnten, wenn sie weiterhin Unsummen an Gage verlangen. Das erdet die Hoffentlich wieder.
Tauron
@Tauron
"Meine Hoffnung liegt aber in Hollywood mehr und mehr auf der KI Thematik. Einige Schauspieler dürften langsam begreifen, dass sie in Zukunft nicht mehr gebraucht werden könnten, wenn sie weiterhin Unsummen an Gage verlangen. Das erdet die Hoffentlich wieder."
Genau diesem Punkt hat die Schauspielergewerkschaft einen Riegel vorgeschoben. Sie haben in der Einigung verankert, dass KI Einsatz stark reguliert werden muss und Schauspieler nicht einfach durch KI generierte Akteure ersetzt werden dürfen. Auch ist die Verwendung realer Schauspieler oder deren Stimme durch KI Bearbeitung ohne Genehmigung des jeweiligen Schauspielers untersagt worden. Deshalb würde ich nicht allzu stark auf KI bauen, wenn es darum geht die Schauspieler zu einem Umdenken ihrer Gagen zu bewegen. Man hat die KI in Hollywood ganz schön ausgebremst. Ob das gut oder schlecht ist, wird sich noch zeigen. Zunächst haben die Schauspieler aber erstmal gegen hemmungslosen Gebrauch von KI einen Sieg errungen.
Deerool
Ich bin schon relativ froh das der Einsatz von KI relativ gut gedrosselt wird. Ich möchte nicht das sich in jeglicher in jeglicher Hinsicht nur auf KI verlassen wird. Das schadet meiner Meinung nach nur dem Werk, den arbeitenden Personen etc. und nützt im Endeffekt fast nur den Studios.
An sich bin ich echt froh, dass die Streiks vorüber sind und die KI-Apokalypse vorzeitig abgewendet wurde . Aber dennoch nur "vorzeitig", Mal sehen was in 3 Jahren auf uns zu kommt.
@Tauron
Ich glaube nicht das die Schauspieler mit den höchsten Gagen die kompletten Verlierer in dieser Thematik wären. Ihre Persönlichkeit holt auch viele Zuschauer in die Kinos und ist extrem wertvoll fürs Marketing. Hauptbetroffene werden Nebenrollen und Statisten sein und diese sollten geschützt werden.
@H0wlrunner
Naja wenn du es immer Leid bist über den sogenannten "Disney-Quatsch" zu schreiben, warum sehe ich dann immer wieder solche langen und ausführlichen Kommentare und das unter so vielen Threads .
Marshall 3PO
"...Hauptbetroffene werden Nebenrollen und Statisten sein und diese sollten geschützt werden."
Genauso ist es!
Die großen Namen in Hollywood haben mit dem Streik eigendlich nichts am Hut gehabt. Diese und ihre Gagen werden über deren Agenten verhandelt. Ein Brad Pitt wird sich sicherlich nicht mit einem Mindestlohn zufrieden geben.
andrenalin
"Meine Hoffnung liegt aber in Hollywood mehr und mehr auf der KI Thematik. Einige Schauspieler dürften langsam begreifen, dass sie in Zukunft nicht mehr gebraucht werden könnten“ Tauron
„Sie haben in der Einigung verankert, dass KI Einsatz stark reguliert werden muss und Schauspieler nicht einfach durch KI generierte Akteure ersetzt werden dürfen.“ Deerool
Denkt mal an SciFi vor nen paar Jahrzehnten und dann gleicht das mal mit diesen Sätzen oder eher mit der heutigen Realität ab, find ich ehrlich gesagt schon ein bisschen gruselig.
Hmm der Mensch wird von seinen eigenen Erfindungen gefressen. Würde uns das stören, wenn uns dafür am Ende bessere Unterhaltung oder gar größere Kunst geboten würde? Da es eben auch um viel Geld geht, könnte ich mir zumindest gut vorstellen, dass Hollywood Schlupflöcher finden könnte, um diese Vereinbarungen zu umgehen. Und darüber hinaus: machst du es nicht, kommt halt wer anders. Da gibt es auch sicher Produzenten in aufstrebenden Ländern, denen die Interessen von ein paar Schauspielern egal und Gewerkschaften eher unbekannt sind.
Naja der Streik war nun (auch wenn nötig) natürlich nicht ein Zustand, den man gerne beibehält, aber auch das Ende oder das was nun wahrscheinlich kommen wird, ist doch eher ernüchternd.
Patrios
Sieht aber nicht so aus, als ob der Streik endgültig vorbei ist: https://www.4kfilme.de/schauspielerstreik-geht-weiter-hollywood-produktionen-stehen-weiter-still/
Earthcrawler
Earthcrawler
ionenfeuer
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