Manchmal erreichen uns Fanprojekte, die nicht nur in ihrer Qualität sondern auch durch ihre schiere Größe beeindrucken. Ein solches Projekt ist auch dieses hier. Der deutsche Star-Wars-Fan Sec Vieh hat es sich zum Ziel gesetzt nichts geringeres zu erreichen als die gesamte Thrawn-Trilogie zu verfilmen. Als Basis dienen die Hörspiele von Oliver Döring sowie die Jedi-Knight-Spiele.
Zwar ist das Projekt noch weit von der Fertigstellung entfernt, doch die erste halbe Stunde könnt ihr bereits bei Youtube ansehen:
Desweiteren hatten wir die Gelegenheit ein kleines Interview mit Sec Vieh zu führen in dem er auch die vielleicht überraschenden Methoden erläutert, mit denen dieser Film zustande kam. Und wenn euch jetzt die Lust gepackt hat selbst an diesem Projekt zu arbeiten, dann gibt es auch diese Möglichkeit. Aber dazu soll euch Sec lieber selbst etwas sagen.
Sec, wie bist du zu Star Wars gekommen?
Als Kind habe ich irgendwann ein Star Wars Comic in die Finger bekommen, der die Filmhandlung bis zur ersten Nennung des "Todessterns" beschreibt. Ich wusste selbstverständlich nicht was das sein soll, aber es klang großartig! Später irgendwann stieß ich auf eine der ersten Ausgaben der damals noch unbekannten Zeitschrift "Gamestar". Auf dem Cover: Eine Ehrfurcht einfordernde Figur, gehüllt in einen schwarzen martialischen Helm und Umhang. Ähnlich den alten "Uncle Sam" Plakaten, schien sie mich direkt von dem Cover aus mit ihrem ausgestreckten Finger zu durchbohren, und ließ mich seitdem nicht mehr los. Es folgten VHS-Kassetten, unzählige Bücher, Spiele und natürlich eure Webseite, die ich seit ihren Anfängen verfolge.
Neben den Filmen hat dich offensichtlich die Thrawn-Trilogie begeistert. Wie kam es dazu?
Bis in die heutige Zeit konnte ich so, auch dank euerer chronologischen Timeline, den Großteil der in der deutschen Sprache verfügbaren Bücher lesen, viele sogar mehrmals. So natürlich auch die Thrawn-Trilogie. Es gibt durchaus sehr gelungene Einzelbücher, ja sogar Sammelbände mit Kurzgeschichten. Doch kann man das alles nicht mit dieser Trilogie vergleichen. Die Geschichte die hier in drei Bändern erzählt wird, stellte zumindest für mich, eine ideale Fortführung der Originalfilme dar (damals war noch keine Rede von weiteren Filmteilen). Die Schauplätze, die Figuren, die Handlung… es hat mich sofort gepackt und für mich das Erweiterte Universum auf ein neues Level gehievt, ja gar neu definiert. Allem voran steht die geniale Hauptfigur des Großadmirals Thrawns, der als Antagonist so ganz anders ist als der Imperator oder Darth Vader. Dieser raffinierte neue Gegenspieler, welcher nicht durch militärische Übermacht, sondern durch tiefgehende Analysen und geschickt ausgeführte militärische und politische Schachzüge, die zunächst übermächtige Rebellen-Allianz in ihre Schranken weist. Timothy Zahn schafft es wie kein anderer Autor, eine hochkomplexe und spannende Geschichte zu erzählen, und dabei das Feeling der alten Filme zu erhalten. Hauptfiguren werden konsequent weiterentwickelt und neue, durchweg spannende Nebenfiguren eingeführt. Die Thrawn-Trilogie stellte ohne Frage einen Wegweiser in dem damals noch erratischen Erweiterten Universum dar. Einige der hier eingeführten Elemente flossen nicht nur in andere Bücher ein, sondern auch in die noch folgenden neuen Filme.
Woher kam die Idee die Thrawn-Trilogie zu verfilmen?
Für mich war schon nach dem ersten Durchlesen klar: So ein Epos gehört auf die Leinwand. Diese Buchreihe, mit ihren taktischen Raumschlachten, den spannungsgeladenen Lichtschwertkämpfen und dem galaxisumspannenden Handlungsbogen in drei Akten, ist wie prädestiniert dafür. Mir war auch klar: Eine offizielle Verfilmung wird nicht passieren, also musste ich selbst ran.
Wie kamst du zur 3D-Animation als Medium?
Die Idee reifte in mir bis in die späten 2000er Jahre, wo die dafür notwendige Technik so langsam auch für den Heimgebrauch bereit war, und so setzte ich mich an meine ersten Versuche, mit gängiger 3d Animationssoftware meine Ideen umzusetzen. Schnell wurde mir aber klar, dass der zeitliche Aufwand in keinem Verhältnis zu der schieren Größe der Storyline lag. Die Anfangseuphorie verflog und ich ließ die Idee erstmal ruhen. Das änderte sich jedoch schlagartig, als 2012 die großartige Hörspiel-Umsetzung von Oliver Döring erschien. Nun war mir klar: Solch ein Projekt ist machbar. Und ich setzte mich wieder an die Arbeit.
Meine ersten Versuche lehrten mich, dass es nur was werden kann, wenn man den Vorgang des "Drehens" der einzelnen Szenen weitmöglichst automatisiert. Da ich mich zu dem Zeitpunkt schon ausgiebig mit der Technik meines Lieblingsspiels Jedi Knight 2 auseinandergesetzt habe, fasste ich den Entschluss, in der Spiele-Engine selbst zu filmen. Kernstück sollte eine selbstgeschriebene "Kino-Engine" sein, die es in einer Kombination aus Quake 3 Script-Befehlen und Lua-Steuerungsbefehlen erlauben würde, Szenen in Echtzeit aufzunehmen. Die Entwicklungszeit bis zur Produktionsreife betrug auch hier (mit Pausen) etliche Jahre, in denen ich mittlerweile auf OpenJK (eine open source Jedi Academy Weiterentwicklung) umgestiegen bin und das post-processing Tool "Reshade" verwendete, um das optisch maximal Mögliche herauszuholen. Für die Raumschlachten musste übrigens ein anderes Spiel her: Star Wars Empire at War.
Herausgekommen ist eine mittlerweile mächtige Produktionsumgebung, mit der es möglich ist, recht komfortabel Szenen zu produzieren. "Gedreht" wird direkt im Spiel, indem man den Figuren und der Kamera live über Tastaturbefehle Befehle gibt. Auch wenn es mittlerweile modernere und zeitgemäße "Kino-Engines" gibt, der Vorteil liegt hier klar auf der Hand: Durch die Popularität der Jedi-Knight-Spiele wurden diese über die Jahr(zehnt)e hinweg mit unzähligen, in liebevoller Kleinarbeit erstellten Maps, Models und Skins versorgt. All das ist also schon im Fandom vorhanden, es muss nur noch zu einem Film zusammengefügt werden. Und genau das versuche ich mit diesem Projekt.
Wie gehst du dann also beispielsweise eine Szene heran? Wie ist der Ablauf des Ganzen?
Schritt 1 – Recherche
Am Anfang steht die Szene. Der Schauplatz und die Figuren sind bekannt und die Dialoge ebenso. Ich durchwühle zunächst bekannte und weniger bekannte Webseiten, die Archive an Mods, Maps und Modellen für Jedi Academy anbieten.
Schritt 2 – Bastelei
Finde ich nicht komplett das, was ich für die Szene benötige, beginnt die langwierigste Arbeit: Das Selbsterstellen. So geschehen z.B. mit Thrawns Kommandozentrale in den Tiefen des Sternzerstörers. Hier habe ich teilweise mit vorhandenen Assets gearbeitet und teilweise selbst neue Objekte und Map-Abschnitte erstellt. So sieht das Ganze im Map-Editor aus:
Schritt 3 – Szenenbildung
Steht das Set dann bereit, müssen im nächsten Schritt die Hauptfiguren und die Statisten darauf verteilt werden. Hierzu bewege ich mich durch die Map und notiere mir interessante Koordinaten, die ich dann der Kino-Engine zur Verfügung stelle. Diese erschafft dort später die Figuren und Objekte.
Schritt 4 – Dreharbeiten
Für die eigentlichen Dreharbeiten stellt mir die Kino-Engine bestimmte Komfortfunktionen bereit. Für die Kamerabewegung kann man einen Start- und Endpunkt definieren, die sich in der Position, der Ausrichtung und der Brennweite unterscheiden. Hiermit sind auch komplexere Kamerabewegungen, wie der berühmte Vertigo-Effekt realisierbar. Für die Figuren selbst lassen sich Ankerpunkte in der Map positionieren, zu denen die Figuren laufen, schauen oder den Kopf hindrehen können. Zusätzlich lassen sich Dialogfetzen einspielen, zu denen die Figuren (Spieleengine sei Dank) eigenständig die Lippen bewegen. Für die abspielbare Gestik der Hauptfiguren werden die schon im Spiel zahlreich vorhandenen Körperanimationen verwendet. Den Statisten wird in der Regel eine zufällig wiederholende Abfolge von Standard-Bewegungsanimationen zugewiesen. Während der Vorbereitung einer einzigen Einstellung, kann es da schonmal unübersichtlich werden:
Das alles, also Figuren, Dialog, Animation und Bewegung der Hauptfiguren, muss ich, während sich die Kamera eigenständig bewegt, live per Tastaturbefehl abspielen. Das artet nicht selten zu einem wilden Gehacke auf der gesamten Tastatur aus, da hier jede Taste in der vorher überlegten und auswendiggelernten Reihenfolge geklickt werden muss – auf das Timing kommt es an! Beim Drehen versuche ich so viel der Atmosphäre der alten Kinofilme zu erzeugen, wie es möglich ist. Das äußert sich vor allem in den Kameraeinstelllungen wieder. Aber auch unterbewusste Effekte, wie diverse Farb- und Filmfilter spielen hier eine Rolle.
Schritt 5 – Der Schnitt
Dieser Schritt ist der angenehmste von allem, da hier das Endergebnis geformt wird. Beim Schneiden versuche ich ebenfalls die Atmosphäre der Originalfilme einzufangen. Hierfür lässt es sich am Besten mit den altmodischen Iris- oder Wischüberblendungen arbeiten. Aber auch dieser Schnitt durchläuft mindestens 5-10 Iterationen aus Rendern, Durchgucken und Anpassen, bis ich zufrieden bin.
Kannst du etwa abschätzen wie lange es dauert mit diesem Prozess eine typische Szene umzusetzen?
Von der Recherche und Ideenfindung über das Zusammensuchen des vorhandenen Materials im Fandom, bis hin zum Dreh und Schnitt, würde ich in etwa auf einen Monat schätzen. Länger, wenn man eigene Maps oder Modells kreieren muss.
Arbeitest du komplett alleine an deinem Film?
Mit einigen kleineren Ausnahmen, bei denen mir ein Bekannter bei einzelnen Einstellungen geholfen hat (manchmal reichen 10 Finger nicht aus), ja.
Hast du das Ziel Erben des Imperiums komplett zu verfilmen und möchtest du auch den Rest der Trilogie angehen?
Definitiv die komplette Trilogie. Das ist das Ziel! An dieser Stelle möchte ich mich mit ein paar persönlichen Worten an die Leserschaft wenden:
Es ist mir wichtig, dass ich dieses Projekt einzig und allein aus der Liebe zu Star Wars mache und dabei keine kommerziellen Ziele verfolge. Ich habe den größten Respekt vor und empfinde die tiefste Dankbarkeit für die Autoren der von mir verwendeten Elemente, ohne die dieser Fan-Film nicht machbar ist. Eine sehr lange Zeit war dies einfach ein sehr langwieriges Hobby von mir. Dieser erste Teil war schon seit Monaten fertig, bevor ich mich entschloss ihn zu veröffentlichen. Der Grund hierfür ist, dass trotz der von mir geschaffenen Produktionsumgebung der Aufwand einfach zu hoch ist, als dass dieses Projekt eine realistische Chance hätte, beendet zu werden. Grob geschätzt betragen diese produzierten 4 Szenen gerade mal 3% des Handlungsbogens.
Ich würde mich also freuen, wenn es unter euch Fans welche gibt, die Lust und die dafür notwendige Muße hätten, mich bei diesem Projekt zu unterstützen. Hierzu würde ich euch die Kino-Engine zur Verfügung stellen, so dass ihr auch ohne technisches Wissen in der Lage sein würdet eine Szene zu drehen. Die Planung und die Recherche würdet ihr selbstständig ausführen. Den Schnitt wiederum, würde ich anfertigen. So könnte sich ein Team aus Freelancern zusammenfinden, die zwar an unabhängigen Szenen arbeiten, aber dennoch ihre individuelle Kreativität und Ideen in diesen Fan-Film einbringen. Bei begründetem Interesse bitte ich um eine Mail an: secvieh@pro... (ersetzt "pro..." durch "protonmail.com")
Vielen Dank für das Interview Sec. Das bisher fertiggestellte Material sieht ja bereits sehr vielversprechend aus und wir freuen uns auf das fertige Projekt, das du und hoffentlich einige Helfer noch fertigstellen werdet.
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