Zum 30. Geburtstag von Die Rückkehr der Jedi-Ritter stand ILM-Legende Dennis Muren dem offiziellen Blog zu seiner Arbeit Rede und Antwort:
Beginnen wir am Anfang: Das Imperium schlägt zurück ist abgehakt, was ist der nächste Schritt auf dem Weg zu Die Rückkehr der Jedi-Ritter?
Ich habe an Der Drachentöter und E. T. gearbeitet, und während ich noch damit beschäftigt war, ging es mit Jedi bereits wieder los. Ralph McQuarrie und unsere künstlerische Abteilung saßen bereits mit Joe Johnston und einigen anderen Jungs zusammen und produzierten Konzeptzeichnungen, nachdem ihnen George vermutlich einige grundsätzliche Ideen mitgeteilt und ihnen vielleicht sogar ein erstes Konzept gezeigt hatte. Das Drehbuch hat er aber wohl niemandem vorgelegt. Sie wussten aber schon, dass es eine Menge Außeridische geben würde, also wurde Phil Tippet angewiesen, eine entsprechende interne Abteilung aufzubauen. Das war eine Neuerung, aber da es so viele neue Wesen geben sollte, die in den anderen beiden Filmen noch nicht vorgekommen waren, sollten die entsprechenden Puppen direkt in Marin County gebaut werden.
Das alles muss etwa ein Jahr vor dem Flug nach England begonnen haben, wo die Dreharbeiten stattfanden. Ich weiß offen gesagt nicht mehr, wann genau ich zum Team gestoßen bin, aber ich glaube, die Dreharbeiten waren da schon wieder beendet. Ich hatte gerade eine Einstellung von E. T. fertiggestellt und musste nach England fliegen, um ein paar Bluescreen-Sachen für die Rancorgrube anzufertigen. Dann kam ich zurück und machte mit E. T. weiter. So läuft das normalerweise bei uns.
Bei Die Rückkehr der Jedi-Ritter gab es so viel Effektarbeit, dass wir drei Untergruppen bildeten: Ich war für die meisten Land- und Waldgeschichten zuständig und für ein paar andere Sachen. Richard Edlund machte die Wüstensachen und meines Erachtens auch den letzten Angriff auf den Todesstern, und Ken Ralston hat die meisten sonstigen Weltraumsequenzen übernommen. In meinen Bereich fiel das Stop-Motion-Zeug, das sich wiederum in kleinere Stop-Motion-Momente untergliederte. Deshalb konnten wir uns jeweils auf kleinere Anzahl von Einstellungen konzentrieren. Ich meine, insgesamt gab es eine Menge Effekteinstellungen bei Jedi, und da war es nur sinnvoll, nicht alle an allen Einstellungen arbeiten zu lassen, sondern jedem ein paar zuzuweisen, um diese dann so gut wie möglich umzusetzen.
Als Sie zu Jedi stießen, gab man Ihnen da ein Drehbuch oder nur Ihre jeweiligen Szenen?
Tja, ich wünschte, ich wüsste es noch. Aber vermutlich habe ich kein Drehbuch bekommen, sondern nur meine Auszüge.
Erinnern Sie sich noch an Ihre ersten Eindrücke? Dachten Sie sich, der Film würde großartig werden oder haben Sie Probleme vorausgesehen?
Ich war offen gestanden völlig fertig, weil wir mit Ach und Krach E. T. fertigbekommen hatten, und das war eine wirklich harte Sache, denn wir hatten kaum Geld, es war ein insgesamt eher kleines Projekt, und wir mussten wirklich alles geben, um es halbwegs gut aussehen zu lassen.
Die Rückkehr der Jedi-Ritter war hingegen riesig, und es gab eine ganze Reihe von Problemen, die wir irgendwie lösen mussten. Ich weiß noch, dass wir in den Redwood-Wäldern in Nordkalifornien nach möglichen Drehorten suchten, die wir für alle möglichen Szenen brauchten: Die Gleiterverfolgungsjagd, die Schlacht, die Kampfläufer, und so weiter. Ich flog zwei- oder dreimal nach England, blieb aber immer nur sehr kurz. Danach ging es von meinem Standpunkt aus nur noch darum, diese Einstellungen irgendwie umzusetzen. Ich weiß noch, dass allein die Verfolgungsjagd 100 Effekteinstellungen umfasste, und ich hatte zusätzlich noch 200 oder 300. Das war eine richtig große Nummer, und wir haben während unserer Arbeit ILM ständig vergrößert. Schon vom Platzbedarf her stießen wir an unsere Grenzen, und wir hatten so viel Arbeit, dass wir alles darauf ausrichten mussten, dass jedes der 3 Effektteams mal Gelegenheit hatte, die Kamera zu nutzen.
Wie würden Sie den Arbeitsaufwand verglichen mit Das Imperium schlägt zurück und Krieg der Sterne einschätzen?
Verglichen mit Das Imperium schlägt zurück oder Krieg der Sterne war unsere Arbeit bei weitem nicht so schwierig, weil wir das alles ja schon einmal gemacht hatten. Ich hatte zu diesem Zeitpunkt an 4 Filmen gearbeitet, und ich arbeitete an Der Drachentöter und E. T.. Der Star Trek-Film war auch noch dabei, Jäger des Verlorenen Schatzes und Poltergeist. Als wir mit Jedi anfingen, hatten wir jede Menge Erfahrung und jede Menge Technik im Haus. Alles war eingespielt, wir wussten, was wir zu tun hatten, und es ging im Grunde nur darum, es auch tatsächlich zu tun. Bei Das Imperium schlägt zurück und Krieg der Sterne war das noch ein echtes Problem gewesen, weil wir keine Ahnung hatten, was wir tun sollten. Bei Das Imperium schlägt zurück mussten wir noch Mitarbeiter ausbilden, und wir hatten nicht genügend Kameras - oder sonst irgendetwas -, um alles fertigzubekommen.
Und Sie mussten ständig neue Techniken erfinden.
Stimmt, aber das ist letztlich immer der Fall. Bei Jedi war es allerdings tatsächlich nicht so schlimm wie bei anderen Filmen. Denn mit Raumschlachten kannten wir uns aus. Und auch mit Nicht-Raumszenen waren wir vertraut, wir waren über Hoth geflogen, was den Wüstenszenen und der Verfolgungsjagd ja irgendwie ähnlich war. Einige Verbesserungen gab es natürlich trotzdem, aber es war nicht wie bei den beiden anderen Filmen. Ich dachte also zu keinem Zeitpunkt, dass wir es nicht schaffen könnten, sondern eher, dass wir uns einfach dranmachen sollten, um diese Filmreihe abzuschließen.
Klar ist, dass es eine Katastrophe gewesen wäre, wenn auch nur einer dieser Filme nicht funktioniert hätte, weil George sein eigenes Geld in diese Projekte steckte. Niemand will das mit ansehen müssen. Und ein derartiges Risiko einzugehen, ist ziemlich mutig. George hat uns einen tollen Arbeitsplatz geschaffen und uns alle Freiheiten gelassen, um uns kreativ einzubringen.
Können Sie uns etwas über die Zusammenarbeit mit George Lucas und Richard Marquand erzählen? Wie eng waren die Beiden in die Effekte eingebunden?
An Richard erinnere ich mich kaum noch. Ich weiß aber, dass er da war. (lacht) Ich bin sicher, wir haben uns über einige Punkte ausgetauscht, aber im Grunde genommen lief alles über George, weil er uns kannte und Richard nicht. George wusste einfach, was er wollte und er wusste, was wichtig war und was nicht. Richard war ein sehr netter Mensch und hat sich in dieser Hinsicht, zumindest wenn wir dabei waren, George untergeordnet. Bei Empire war es mit [Irvin] Kershner genauso.
Sie haben schon angesprochen, wie viele neue Wesen diesen Film definieren, und das ist wohl auch ein Aspekt, der den Leuten an Jedi am besten gefällt. Es war ein Film, der sehr viele technische Effekte verwendete, und niemand dreht heute mehr auf diese Weise.
Es gab damals nichts, was sich mit Jedi hätte vergleichen lassen. Es gab keine Vorbilder, wie ein zu 100 Prozent glaubwürdiges Kunstwesen aussehen könnte. Die Leute waren insofern eher bereit, sich auf etwas einzulassen, das nicht zu 100 Prozent echt aussieht, und man kann sich in diese Wesen absolut verlieben. Damals war es völlig in Ordnung, wenn 90 Prozent aller Wesen zwei Arme, zwei Beine und einen Kopf hatten, obwohl das im Universum wohl eher die Ausnahme sein dürfte. Das Leben entwickelt sich überall anders. Aber so sind die Leute eben und entsprechend haben auch wir unsere Figuren entwickelt. Jabba war gewissermaßen die große Ausnahme, dieses riesige, schneckenartige Wesen, das völlig aus der Masse heraussticht. Aber man sieht auch deutlich, was möglich war und was nicht. Nur hat es damals niemanden gestört. Den Zuschauern war es egal, mir war es egal, uns allen war es egal. Wir versuchten alle bloß, die Konzepte und die künstlerische Seite so überzeugend und unterhaltsam wie möglich zu gestalten, damit die technischen Grenzen nicht gar zu offenkundig wurden. Oder wir bauten diese Grenzen direkt in die Figuren ein. Dass ein riesiges, dickes Ding wie Jabba sich nicht schnell bewegen kann, ist in sich logisch. Wäre er dünner, würde man sich fragen, wieso er einfach nur dort herumliegt oder wieso er seltsam aussieht, wenn er sich bewegt.
Ich denke, es war insgesamt eine andere Zeit. Heutzutage gibt es in unserer Branche die Vorstellung, wieder in diese Richtung zu gehen. Aber ob das Publikum mitziehen würde..? Ich meine jetzt das junge Publikum, nicht die älteren Zuschauer. Aber ob die Jugendlichen das akzeptieren oder uns auslachen werden, wissen wir erst, wenn es mal jemand versucht. Ich glaube, wenn man es richtig umsetzt, werden die Leute es auch mögen. Was gar nicht funktioniert, sind Dinge, die einfach unecht aussehen. Aus meiner Sicht ist das immer der entscheidende Punkt.
Egal ob man nun mit Puppen oder mit digitalen Effekten arbeitet.
Wobei ich manchmal sogar etwas Analoges, das nicht ganz richtig aussieht, dem Digitalen vorziehe. Ich kann mit einem [unecht aussehenden] digitalen Bild gar nichts anfangen. Ich habe nie das Gefühl, es anfassen zu können. Klar, wenn es gut gemacht ist, ist es toll. Und dann bin ich absolut davon begeistert. Das Problem ist aber, dass es für unsere Branche zuletzt so viel zu tun gab und die Budgets gleichzeitig so zusammengestrichen wurden, dass immer weniger Zeit für den Feinschliff zur Verfügung steht. Und das gefällt mir nicht. Da ist es mir lieber etwas zu sehen, wo ich mir denke: Na ja, sie haben es versucht. Und wenn ich die Finger ausstrecke, kann ich dieses Ding tatsächlich berühren.
Die Rückkehr der Jedi-Ritter sieht einfach aus wie handgemacht.
Genau, handgemacht nicht pixelgemacht. Aber ich warte einfach mal ab. Ich weiß, dass man mit Computer tolle Dinge tun kann. Irgendwann werden die Leute sich den Computerkram ansehen und ihn als handgemacht betrachten. Die jüngere Generation ist jetzt schon so weit. Und wenn Computergrafik richtig gemacht und eingesetzt wird, bin ich ein Riesenfan davon.
Sprechen wir noch über einige spezielle Effektszenen in Die Rückkehr der Jedi-Ritter.
Klar.
Han Solos Auftauszene.
Mit all den Lichtstrahlen und so weiter?
Genau.
Phil und ich haben daran gearbeitet, wobei ich beim besten Willen nicht mehr weiß, wem diese Lösung eingefallen ist. Wir haben diesen Block jedenfalls entweder geschmolzen oder mit Stop-Motion hantiert. Hmm, ich weiß wirklich nicht mehr, was es war, aber wir mussten es mehrfach wiederholen, um all diese Einzelteile der Reihe nach abzubrechen. Letztlich ist das Ganze ja etwas irre, es leuchtet von Innen. Und ich weiß wirklich nicht, was da genau leuchten soll.
Es sah jedenfalls gut aus.
Das auf jeden Fall ja. Und die Lichtstrahlen haben gewissermaßen versteckt, was sich in dem Block befand. Vielleicht haben wir deshalb so darauf geachtet, dass es möglich hell leuchtete. Und lustigerweise wurde dieser Trick seither in unzähligen Filmen kopiert: Immer soll so etwas passieren, und plötzlich tauchen diese Lichtstrahlen auf und schwirren in alle Richtungen. Und ich meine jetzt nicht Filme, wo irgendwer stirbt, sondern irgendwelche Transformationen. Aber rein logisch betrachtet ergibt es wirklich null Sinn. Auch wenn es sehr schön aussah.
Mehr braucht es manchmal nicht.
Stimmt. Warum fängt irgendwer mit irgendetwas an? Wer weiß? Wen interessiert's?
Nächste Szene: Der Rancor.
Ursprünglich sollte ein kostümierter Mensch den Rancor spielen. George glaubte, es könnte funktionieren, während Phil und ich uns dachte, dass es niemals klappen wird. Aber wir haben es ausprobiert und ein Kostüm gebaut, das man mit mehreren Leuten steuern konnte. Zwei Leute saßen drinnen und haben den Rancor gelenkt. Und das Kostüm war natürlich menschengroß, es war also keine Marionette oder Stabpuppe oder was auch immer. Und es sah sogar relativ glaubhaft aus, aber George entschied ziemlich schnell, dass es nicht funktionieren würde. Und wir - also vor allem ich, aber Phil wohl auch - waren zu diesem Zeitpunkt von diesen ganzen Go-Motion-Szenen völlig fertig und wollten mit dem Rancor nicht noch eine solche Szene haben. Außerdem habe ich immer versucht, die Leute von den Stop-Motion-Geschichten abzubringen. Jedenfalls hatte Phil wohl die Idee, es mit einer Stabpuppe zu versuchen. Und das funktionierte recht ordentlich. Die Stäbe konnten wir in der Dunkelheit gut verbergen, und dann mussten wir nur noch Einstellungen wählen, bei denen der Rancor möglichst groß aussah.
Den Rancor dann richtig zu bewegen, war ein ziemlicher Akt. Wenn jemand seine Hand in dieser Puppe hat, sieht es sofort wie bei den Muppets oder bei einer Standard-Handpuppe aus. Weil jeder als Kind mal irgendwann seine Hand in eine Socke steckt und weiß, wie das Ergebnis aussieht. Das sitzt einfach tief im Unterbewusstsein, und genauso sah eben unser Rancor aus. Und uns war das auch völlig klar, also haben wir alles nur Menschenmögliche versucht, um ihn irgendwie besser aussehen zu lassen. Wir haben die Kamera schneller oder langsamer laufen lassen... Vor allem haben wir versucht, auf Bildmontagen mit mehreren Elementen zu verzichten, weil ich bei diesen Einstellungen kein Freund davon. Wir haben also alles möglichst direkt gedreht, mit Ausnahme einiger weniger Einstellungen. Und wir konnten natürlich die Beleuchtung, den Staub und so weiter recht gut kontrollieren. Und das funktionierte recht ordentlich. Es war ja auch insgesamt keine allzu lange Sequenz, sondern eine winzig kleine Kulisse, in der fünf Leutchen arbeiteten.
War es einfacher, mit der Stabpuppe zu arbeiten als mit einem kostümierten Menschen oder einem Stop-Motion-Modell?
Stop-Motion wäre vermutlich die einfachste Lösung gewesen, aber das hätte ewig gedauert. Andererseits war es eine bekannte und vielfach verwendete Technik, bei der man wusste, was man am Ende bekommen würde. Ich glaube allerdings, und das wird Stop-Motion-Freunde sicher nicht begeistern, dass unsere Herangehensweise letzten Endes besser aussah.
Ich meine, immer wenn ich mir diese Szene ansehe, und so häufig ist das bislang nicht passiert, sehe ich die Grenzen des technisch Möglichen. Ich sehe mir diese Szene an und erwarte, dass diese Puppe mehr tut, und sie tut es einfach nicht. Weil sie es schlicht und ergreifend gar nicht kann. Wir haben damals aus dieser Technik alles herausgeholt, und letzten Endes reichte das ja auch aus.
Reden wir über die Verfolgungsjagd.
Wir wussten, dass wir die mit Bluescreen-Effekten würden umsetzen müssen, da die Schauspieler ja auf diesen Dingern sitzen mussten. Ich wollte die Kamera und die Bewegung der Gleiterräder aber trotzdem kontrollieren können, also wollte ich nicht zu viele Bluesceen-Szenen benutzen. Wir haben also für die meisten Einstellungen kleine Modelle der Räder gebaut, die jeweils vielleicht einen halben Meter lang waren und haben Puppen daraufgesetzt. Die konnten wir dann aus weiter Entfernung filmen und hatten damit die Möglichkeit, mit Totalen zu arbeiten und die Gesamtchoreographie gut aussehen zu lassen. Für die Nahaufnahmen war diese Choreographie dann nicht mehr wichtig, denn da konzentrierte man sich ja sowieso auf die Schauspieler.
Am schwierigsten war es, herauszufinden, was auf diesen 103 Einstellungen, die in den 3 Minuten ablaufen, tatsächlich zu sehen sein würde. Denn das ist eine Menge Arbeit, und ich wollte nicht 103 Hintergründe dafür erstellen, wenn am Ende die meisten davon ja doch kaum zu erkennen sind, weil man so schnell daran vorbeirast. Also haben wir mit einer kleinen, tragbaren digitalen Kamera, die gerade erst auf den Markt gekommen war, ein bewegtes Storyboard erstellt. Inzwischen ist jede Kamera winzig, aber das war die erste, die nur so groß wie ein Taschenbuch war. Man konnte es leicht mit sicher herumtragen, also habe ich einen kleinen Wald gebaut, Actionfiguren hineingestellt, für die Bäume kleine braune Pappröhrchen aufgestellt, auf den Boden einen Zottelteppich gelegt, der wie Waldboden aussah, und die Szene einfach mal durchgespielt. Joe und ich haben vorher einige grundlegende Einstellungen festgezurrt, George hat sie noch etwas verbessert, und danach haben wir eben unser Animatic gedreht, um danach genau zu schauen, wie viele Einstellungen wir wovon brauchten. Und dabei wurde klar, dass wir nur wenige Einstellungen brauchten, die nach vorne oder hinten blickten und ein paar von der Seite. Dann gab es noch 10 oder 12 relativ komplexe Einstellungen. Vielleicht auch ein paar mehr. Aber weil wir die Räder ja vor Bluescreen drehten, konnten wir die Hintergründe immer wieder verwenden. Wir konnten das Material rückwärts abspielen, es auf links drehen, und jedesmal hatten wir einen scheinbar neuen Wald. Das ersparte es uns, einen riesigen Modellwald zu bauen, denn wenn man da mit 150 km/h durchrast, braucht man viel Platz, und das wäre sehr ins Geld gegangen.
Und dann kam uns der Gedanke, mit einer Steadicam zu arbeiten. Ich habe also Garrett Brown angerufen, den Erfinder der Steadicam, und er flog zu uns nach Kalifornien, um mit uns einen Test im Samuel-Taylor-Park zu drehen. Und er lief einfach nur mit seiner Kamera durch die Landschaft und nahm pro Sekunde ein einziges Einzelbild auf. Und das klappte richtig gut. Problematisch waren Einstellungen nach vorn und hinten, weil man da natürlich keine Straße sehen durfte, aber die anderen konnten wir einfach drehen, indem wir mit unserem Auto am Wald vorbeifuhren und aus dem Fenster filmten. Mit der Steadicam haben wir dann die Frontal- und Rückaufnahmen in den Kasten gekriegt, indem wir einfach ein paar Tage an verschiedenen Orten im Redwood durch die Gegend liefen. Am Ende nahmen wir dann die besten Bilder, haben einige Halbschrägen und Seitenaufnahmen aufgenommen, und für eine einzige Einstellung auch einen kleinen Wald gebaut. Auf diese Weise haben wir die Hintergrundbilder sehr viel einfacher aufgenommen, als wenn wir von Einstellung zu Einstellung vorgegangen wären. Im Kern baute das ganze System darauf auf, Einstellung wiederzuverwenden, etwas, das ich schon bei Das Imperium schlägt zurück mit den Kampfläufern gemacht hatte. Damals waren wir so hinter den Zeitplan zurückgefallen, dass wir eine Menge Material, Modellelemente, und so weiter immer wieder verwendet haben. (lacht) Und genauso lief es auch dieses Mal.
Schwierig war es noch, das Hintergrundmaterial mit den Vordergrundaufnahmen zusammenzubringen. Die Kamera bewegte sich auf unseren Steadicam-Aufnahmen ja nicht immer sehr ruhig, und das mussten wir dann auch bei den Bluescreenaufnahmen berücksichtigen. Ich glaube, dieser Handheld-Look der Aufnahmen nach vorne und hinten hat der Sequenz eine Menge Dynamik verliehen. George war zumindest dieser Meinung, als er die Sequenz das erste Mal sah. Ich dachte schon, es würde ihm nicht gefallen, weil es teilweise ziemlich verwackelt war, aber er meinte nur: "Nein, nein, das sieht so aus, als wäre es ziemlich schwierig, das zu drehen. Sehen wir es als Pluspunkt."
Interessanterweise hört man in diesen Szenen keine Musik. Man konzentriert sich entsprechend stark darauf, was man da eigentlich sieht.
Stimmt. Ich habe keine Ahnung, wessen Idee das wieder war, aber ich tippe mal auf Ben [Burtt], John Williams oder George. Aber es war ein netter Touch. Ich finde es gut, wenn man mal keine Musik hört, weil der Effekt von Musik dadurch umso deutlicher wird.
Sie haben über die Jahre entscheidende Fortschritte im Bereich der Spezialeffekte miterlebt und mitgestaltet. Wie würden Sie Die Rückkehr der Jedi-Ritter in dieser Hinsicht einordnen?
Der Film war gewissermaßen der Höhepunkt der ersten Effektwelle, die mit Krieg der Sterne begonnen hatte und sich auf Motion-Control- und verbesserte Bluescreen-Aufnahmen stützte. Die Rückkehr der Jedi-Ritter ist aus meiner Sicht der technisch beste Film der Trilogie. Alles sieht realistischer aus, weil wir die Zeit und die nötige Ausrüstung hatten. Wir haben damals die Technik nur noch optimiert, nicht mehr neu entwickelt. Und offengestanden glaube ich nicht, dass es zwischen damals und 1990 oder 1992 noch große Durchbrüche gab. Im Grunde hatten wir all unsere Werkzeuge entwickelt und gefunden.
Bei einer Vorführung von Die Rückkehr der Jedi-Ritter meinte Mark Hamill, Episode VII solle wieder verstärkt auf handgemachte Modelle und analoge Effekte setzen. Wie sehen Sie das?
Ich weiß noch nicht, wie es letztlich laufen wird, aber jeder hat wohl seine Sichtweise, und wir wollen den Leuten etwas geben, das sie auch tatsächlich sehen wollen. Aber das, was Mark da erwähnt, ist etwas, das viele Leute umtreibt. Die Frage ist eben, ob es angenommen wird oder man uns dafür auslachen würde. Mark und ich, wir sind keine Jungspunde mehr, und wir sind auch keine Ewiggestrigen. Aber ob ein 18jähriger oder eine 15- oder 25jährige die Sache genauso sehen wird? Das ist eben so ein Aspekt, den man berücksichtigen muss.
Klar ist hingegen: Wenn wir CGI einsetzen, dann darf man es nicht merken. Stattdessen muss man sich denken: "Wow, das ist die beste Maske, die ich je gesehen habe. Wie haben die es bloß geschafft, dass sie sich bewegt?" Dieses Wow-Gefühl gab es schon bei einigen Filmen, aber man erinnert sich vor allem an die schlechten. Viele Effekte in Die dunkle Bedrohung und anderen Filmen sehen absolut phantastisch aus. Aus meiner Sicht wäre deshalb eine Kombination des Ganzen am sinnvollsten, aber was es geben wird, muss man abwarten.
Die Rückkehr der Jedi-Ritter ist jetzt 30 Jahre alt. Wie sehen Sie den Film heute und wie sehen Sie Ihre eigene Arbeit?
Den Film zu machen, war absolut erschöpfend, und wenn ich ihn mir ansehe, bin ich immer noch erschöpft. Ich finde allerdings, dass er die Trilogie gut abgeschlossen hat. Er richtete sich mit den Ewoks an ein etwas jüngeres Publikum, aber technisch hat alles sehr gut funktioniert. Mein Lieblingsteil ist trotzdem Das Imperium schlägt zurück, aber offen gesagt weiß ich nicht, wieso eigentlich. Den meisten Leuten scheint es allerdings ähnlich zu gehen.
Es scheint so, dass Die Rückkehr der Jedi-Ritter der Lieblingsfilm der Fans ist, wenn sie etwas jünger sind, und sobald sie älter werden, wenden sie sich Das Imperium schlägt zurück zu, ohne dass Jedi darüber diesen besonderen Platz in ihrem Herzen verliert.
Richtig, und ich frage mich, wieso das so ist. Wer weiß. Aber ich habe diese Filme ja eh nie so gesehen wie alle anderen, weil ich daran gearbeitet habe. Aber diese Beobachtung habe ich auch schon gehört, und es ist schon ein interessanter Punkt.
Als der Film damals in die Kinos kam, waren alle völlig begeistert. Und wir wussten nicht so recht, was wir davon halten sollten. Nicht, dass wir ihn nicht gemocht hätten, aber... Vielleicht lag es einfach daran, dass der Film der Abschluss von etwas war, das wir gerne noch eine Weile fortgeführt hätten.
Seite 1
Sehr schönes Interview.
Ich finde, man sollte dieses große Wagnis eingehen, und in Episode VII wieder mehr handgemachte Puppen und Masken verwenden. Ein Schritt zurück kann auch ein Schritt nach vorne sein. Wer macht das denn noch heutzutage? Das könnte dem Film helfen, herauszustechen. Und was das junge Publikum angeht, oft wissen die Leute doch gar nicht was sie wollen, bis man es ihnen zeigt. Außerdem ist Retro doch total angesagt
Olli Wan
Hier muss ich mich einfach mal outen: Ich finde ordentlich gemachte Computeranimationen den Modellen weit überlegen und wünsche mir, ILM würde viele Effektszenen der alten Filme noch einmal neu machen. Obwohl die Filme für die damalige Zeit natürlich technisch revolutionary waren, stören manche Einstellung durch ihre offensichtliche Unechtheit für mich als Angehörigen der jüngeren Generation einfach das Seherlebnis.
DarthUltimor
Original von Olli Wan:
>>>Außerdem ist Retro doch total angesagt *zwinker*>>>
Das stimmt, wenn ich mir bloß die ganzen Leute auf der Strasse mit diesen hässlichen 80er-Jahre Brillen ansehe... (will keinem Brillenträger hier im Forum auf den Schlips treten, ich versteh diese neue Mode einfach nur nicht... auch wenn sie manchen Leuten durchaus gut steht)
Original von DarthUltimor:
>>>Hier muss ich mich einfach mal outen: Ich finde ordentlich gemachte Computeranimationen den Modellen weit überlegen und wünsche mir, ILM würde viele Effektszenen der alten Filme noch einmal neu machen.>>>
Mit dem Outing gehst du hier aber ein großes Wagnis ein. Spass beiseite, jedem seine Vorlieben. Ich muss sagen, mMn haben gut gemachte (!) Puppen und Masken häufig mehr Charme als CGI. Zu SW passt es besonders gut, nicht nur weil solche in der OT in großen Mengen eingesetzt wurden, sondern weil es zu dem modernen Märchen "Star Wars" einfach passt. Ebenso wie z. B. in Pan's Labyrinth, das ist auch ein Märchen (wenn auch ein ziemlich brutales). In anderen Situationen kann dann wieder CGI besser sein.
Darth Revan Lord der Sith
@ Revan
Niemand kann bestreiten, dass die Mimik einer animierten Figur natürlicher wirkt, vor allem wenn Motion-Capture eingesetzt wird.
Wenn einem moderne Techniken zu Verfügung stehen, sollte man sie auch nutzen, in angemessenem Maße. Außerdem sollte man höchsten Wert darauf legen, dass die Animationen auch perfekt sind, ich weise nur auf die Szenen in Episode 2 hin, die man heutzutage fast schon in Echtzeit animieren könnte...
(zuletzt geändert am 28.05.2013 um 18:37 Uhr)
Volth
Sherlock
"Ich kann mit einem [unecht aussehenden] digitalen Bild gar nichts anfangen. Ich habe nie das Gefühl, es anfassen zu können. Klar, wenn es gut gemacht ist, ist es toll. Und dann bin ich absolut davon begeistert. "
Das kann ich so unterschreiben. Yoda in EP2 ist so ein krasses Beispiel in dem es mich extrem stört. Yoda aus EP5 sieht heute für mich auch nicht mehr super-realistisch aus, da wir heute genauere Bewegungen gewöhnt sind. Aber trotzdem ziehe ich in diesen beiden Fällen die Puppe vor. Einfach wegen dem Anfassen-Effekt. Yoda ist tatsächlich physisch in der Szene drin. Dieses Gefühl ist schon recht wichtig beim Film schauen, weil es andernfalls einfach irgendwie stört.
Das Problem mit CGI ist, dass wir uns in den letzten Jahren sehr geschulte Augen angeiegnet haben. Man weiß einfach, dass die meisten Effekte aus dem PC sind, deswegen erkennen wir es recht gut.
Früher vor den ComputerEffekten gab es immer wieder Effekte bei denen man einfach nicht wusste wie sie entstanden sind, weshalb es einen viel natürlicheren Wow-Effekt gab. Aber da wir wissen, dass der PC heute alles kann, überrascht uns nur sehr wenig.
Nur vor kurzem habe ich ein CGI-Produkt gesehen bei dem ich wirklich baff war, dass ich die Animation als solche einfach nciht erkennen konnte: Der Tiger aus "Life of Pi" !
Hätte mir das keiner gesagt, dass er animiert ist, hätte ich mich nur ständig gefragt wie man einen Tiger so gut dressieren kann...
Davi Jones aus Fluch der Karibik sah auch zum anfassen aus. Nur der eigene Kopf sagt einem dass er aus dem PC ist, weil es sowas einfach nicht gibt.
Sonst hat mich keine CGI-Figur mehr so geflasht. Weder der so hochgelobte Gollum, noch KingKong, noch Cesar aus Planet der Affen.
(zuletzt geändert am 29.05.2013 um 00:19 Uhr)
darth rg
Unglaublich wie viel Arbeit dahinter steckte. Bin auch dafür, wieder zu richtigen Raumschiffmodellen zurückzugehen, jedenfalls wenn es passt.
Die richtige Mischung aus CGI und Studio-Scale-Modells (und Puppen) muss erst gefunden werden. Da hat mich Prometheus richtig umgehauen. Nichts sah nach Trick oder CGI aus.
Wenn diese Qualität in den neuen Filmen erreicht werden kann, bin ich zufrieden!
Das heißt auch, das man ruhig an ungewöhnlichen Orten filmen kann, ohne alles digital zu erschaffen. Für Prometheus wurde u.a. auf Island gedreht.
LinQ
@ darth rg: Du hast meine vollste Zustimmung. Die Modellaufnahmen in Episode I sehen immer noch echter aus als das CGI-Spektakel am Anfang von Episode III, weil man das Gefühl hat, das Schiff der Handelsföderation anfassen zu können.
Die besten Special Effects, oder spezieller, Visual Effects, sind immer noch die, die man nicht als solche erkennt. Nehmt zum Beispiel "Game of Thrones". Städte wie King's Landing oder Quarth sehen absolut echt aus.
Auch das London/San Fancisco des 23. Jahrhunderts im letzten Star Trek.
Das einzige "lebendige" CGI-Objekt, von dem ich sehr lange geglaubt hatte, daß es eine verdammt gute Maske war, bis ich das Making Of gesehen habe, war der von darth rg bereits erwähnte Davy Jones. Den Tiger aus "Life Of Pi" hatte ich allerdings schon im Trailer als CGI identifiziert. Dafür habe ich das Meer im Hintergrund für echt gehalten...
TK949
@Darth Ultimor:
Das hat ja nichts mit Outing zu tun, ist ja nur eine Meinung. Da schwingt leider wieder eine negative Konnotation bezüglich cgi mit...
@Volth:
Heutzutage ist es unmöglich, in Echtzeit oder auch nur fast in Echtzeit zu animieren. Und bevor du jetzt mit mocap kommst, auch da muss IMMER ein Großteil per keyframe-Animation nachgebessert werden...
@darth rg:
Es gibt so viele invisible effects, die nicht als cg bzw. nicht mal als Effekt erkennbar sind. Ich hab hier schon seit Jahren immer wieder die entsprechenden Links bei solchen Diskussionen gepostet. Wenns dich interessiert schau auf Seiten wie vfxworld.com oder fxguide.com. Schau einfach mal, was stargate digital alleine im TV-Bereich machen.
P.S.: Habs vergessen, die heißen ja jetzt stargate studios.
(zuletzt geändert am 29.05.2013 um 10:15 Uhr)
Kaero
Mit dem Unterschied, daß die Stargate Studios zwar mit Blue/Greenscreen arbeiten, für die künstlichen Hintergründe aber fast ausschließlich Fotos oder Filmaufnahmen von echten Schauplätzen nehmen. Dort, wo das nicht der Fall ist, sieht man das Künstliche leider auch wieder, wie z.B. die Planetenaufnahmen aus "Defying Gravity".
TK949
darth rg
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