Seit der Disney-Übernahme ist es komplett ruhig um die seit mehreren Jahren auf Eis gelegte Realserie geworden, aber nun deutet sich eine mögliche Realisierung durch den Disney-Sender ABC an. Entertainment Weekly berichtet exklusiv wie folgt:
ABCs Unterhaltungschef Paul Lee sagt, er werde sich die „Star Wars“-Realserie ansehen, nun da Disneys Übernahme von Lucasfilm abgeschlossen ist.
„Wir fänden es toll, etwas mit Lucasfilm zu machen, wir wissen momentan nur noch nicht was“, sagte Lee gegenüber EW. „Wir haben uns mit ihnen noch nicht zusammengesetzt. Wir sehen uns die Realserie an, wir sehen uns alles an und schauen, was für uns richtig ist. Wir konnten mit ihnen noch nicht darüber reden, bis die Übernahme abgeschlossen war, und das ist erst kürzlich passiert. [Die Realserie] wird definitiv ein Teil des Gesprächs sein.“
Selbst viele Hollywood-Insider wissen nicht, dass seit einigen Jahren eine „Star Wars“-Realserie im Regal schlummert. Das Projekt wurde vom langjährigen Produzenten Rick McCallum in Auftrag gegeben, der Autoren wie Ron Moore („Battlestar Galactica“) an Bord holte und sie zur Verschwiegenheit hinsichtlich der Handlung verpflichtete. 50 Drehbücher wurden geschrieben. McCallum nannte sie einmal das „provokativste und mutigste Material, das wir je gemacht haben“.
Und dann passierte… nichts.
Die Drehbücher sammelten Staub an, der Umfang der Produktion und die Vielzahl der für die Serie notwenigen Spezialeffekte waren zu kostspielig fürs Fernsehen. Der Präsident eines Premium-Kabelsenders erzählte mir letzten Sommer, dass das Projekt einfach keinen finanziellen Sinn gemacht habe. Der am ehesten zulässige Vergleich wäre HBOs „Game of Thrones“, wobei HBO dabei allerdings die Kontrolle über einen großen Teil des „Thrones“-Imperium in die Hand bekam, darunter die DVD-Auswertung und den internationalen Vertrieb, wodurch die hohen Produktionskosten wieder aufgefangen werden konnten. Das Budget einer Folge der „Star Wars“-Serie läge hingegen bei 5 Millionen US-Dollar, wobei Lucasfilm alle Rechte behalten hätte.
Jetzt aber hat Disney Lucasfilm für 4 Milliarden US-Dollar gekauft und Disney verfügt über mehr als nur ein paar Fernsehsender. Die Finanzierung einer teuren Fernsehsendung ist leichter zu handhaben, wenn die Lizenzgebühren und andere Einnahmen in der Familie bleiben. Eine „Star Wars“-Fernsehserie ist bereits für den Kindersender Disney XD in Arbeit. Cartoon Networks beliebte und innovative Animationsserie „The Clone Wars“ wird wohl zu Disney XD wechseln, nachdem der Vertrag mit Cartoon Network ausgelaufen ist. Könnte also auch die Realserie das Licht der Welt erblicken? Eine schwierige Frage, da ein neuer „Star Wars“-Film für 2015 geplant ist. Vorsichtige Markeninhaber wollen manchmal keine Real-Fernsehserie parallel zu ihren Kinofilmen haben – so wie Warner Bros. keine Batman-Serien wollte, während die Nolan-Trilogie gemacht wurde.
Lee sagte, er sei sich nicht sicher, ob das Projekt noch realisierbar sei. "Viel wird von den Lucasfilm-Marken abhängen und davon, wie damit gearbeitet werden soll", erklärte er. "Mit Marvel sind wir an diesem besonderen Punkt angelangt, wo wir im Marvel-Universum drinstecken und relevantes Material produzieren, ohne allerdings direkt mit den Avengers zu arbeiten. Stattdessen konzentrieren wir uns auf S.H.I.E.L.D. und damit einen Teil der Avengers. Vielleicht wäre es auch [beim Umgang mit dem „Star Wars“-Universum] sinnvoll, eher indirekt als direkt damit zu arbeiten."
Aus verschiedenen Quellen heißt es, die Realserie drehe sich um die Geschichte rivalisierender Familien, die miteinander um die Kontrolle über die zwielichtige Unterseite des „Star Wars“-Universums ringen und um die Menschen, die auf der unterirdischen Ebene und in den Lüftungsschächten des Stadtplaneten Coruscant (der mit einer einzigen großen Metropole überzogenen Heimatwelt des Imperiums) leben. Die Hauptfigur könnte ein Kopfgeldjäger sein. Die Serie soll zwischen der klassischen und der Prequel-Trilogie spielen, einer Zeit, die alle möglichen Gastauftritte bekannter Figuren aus dem „Star Wars“-Universum denkbar machen würde.
Von einem Spitzenteam aus Konzeptzeichnern und Designern, die über ein Jahr im Designstudio im dritten Stock des Haupthauses auf George Lucas' Skywalker-Ranch arbeiteten wurden umfangreiche Zeichnungen und Bilder erstellt, darunter Figurenkonzepte, Kostümskizzen und Kulissenpläne. McCallum und Lucas waren eng in die Projektentwicklung einbezogen.
Wenn all das seltsam vertraut wirkt, mag es daran liegen, dass diese Beschreibung der des anstehenden „Star Wars“-Videospiels 1313 ähnelt. Verschiedene Quellen erklären dazu, Handlung- und Designaspekte des TV-Projekts seien bei der Entwicklung des Spiels verwendet worden. Wer also wissen will, wie die Realserie einst aussehen soll, sollte sich die Zeichnungen zu 1313 ansehen. Gleichzeitig könnte dieses kreative Recycling die Chancen der Serie erhöhen, da Hollywood nicht dafür bekannt ist, Mischprojekten aus Videospielen und Filmen aus dem Weg zu gehen.
Ein Hinweis noch zum Schluss: Erst vor wenigen Wochen hat Entertainment Weekly mit falschen oder zumindest unsauberen Recherchen rund um die Sequels für Aufsehen gesorgt (wir berichteten hier). Dies mag hier anders sein - der bislang noch nie genannte Name Ron Moore deutet auf eigene Quellen hin -, aber gerade das Thema Handlung und 1313-Verknüpfung sollte mit Vorsicht betrachtet werden, da derartige Gerüchte und Vermutungen schon seit der Ankündigung des Spiels durchs Netz geistern und EW in der Vergangenheit nicht davor zurückgeschreckt hat, spekulative Artikel zu Quellen hochzustilisieren.
Davon einmal abgesehen machen die Aussagen des ABC-Verantwortlichen zum ersten Mal seit Jahren Hoffnung in Sachen Realserie. :-)
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Darth Ceadus
@Fatalist:
Zitat: "Es macht finanziell auch keinen Sinn, seine Firma für 4 Milliarden zu verkaufen, um das Geld dann zu verschenken. Also aus finazieller Sicht hätte Lucas das Projekt sehr wohl durchziehen können, wenn es ihm wirklich wichtig gewesen wäre, auch wenn er bei der Produktion vielleicht drauf gezahlt hätte. Spätestens das Merchandise hätte es wieder rausgeholt."
Was er mit seinem Geld macht geht ja wohl keinem was an. Und was ihm wirklich wichtig ist, sind nun mal seine Stiftungen wie die George Lucas Educational Foundation. Du wärst glaub ich der erste, der Spenden in Milliardenhöhe für Bildung als negativ darstellt...
@Aaron: Ob ABC die Kompromisse eingeht, die Lucas nicht eingehen wollte, kann man nicht sagen. Immerhin sagte Lucas auch bei Promointerviews zu Red Tails, es würde keine Episoden VII-IX geben. Wer weiss, ob er auch bei der technischen Realisierbarkeit nicht schon weiter ist, als er zugeben will oder damals zugeben wollte.
Red Tails hat 1600 vfx-shots bei Kosten von nur 58 Mio Dollar, d.h. 29 pro Stunde (ich weiss, das kann man so nicht umrechnen, aber trotzdem verblüfft der Film was die Ausgaben und die Qualität und Quantität der Effekte und der Produktion an sich betrifft) (http://www.awn.com/articles/visual-effects/flying-red-tails/page/1%2C1)
Das mit Ron Moore ist neu, ob das stimmt?
Was mich nach der absolut perfekten Geheimhaltung vom Disney-Deal nicht mehr wundert ist, dass bis heute nicht ein Bild oder Story-Fetzen durchgesickert ist.
@Kleiner Böser Ewok:
Nicht schon wieder das "Argument" von wegen Größenwahn etc. Avatar wurde von Cameron 1994 geschrieben und war nicht realisierbar. Der Film kam dann 15 Jahre später.
Seit der Ankündigung der Realserie werden es heuer 8 Jahre sein. Warten wir noch mal 7 Jahre
Hab den Artikel noch nicht gelesen, dürfte aber sehr interessant sein:
As a new model for production Battlestar Galactica: Blood & Chrome is a very interesting model, both from a production/virtual production standpoint and distribution:
http://fxguide.com/featured/blood-chrome-a-possible-vfx-future/
@Olli Wan:
Wenn man (analoge) Modelle und Matte Paintings verwenden würde, inwiefern MÜSSTE man sich mehr auf story und Charaktere konzentrieren? Bzw. halten einem digitale Modelle und Matte Paintings nicht davon ab, sich auf story und Charaktere zu konzentrieren.
Oder um konkret zu werden: Die Antwort auf die Frage, "Machen wir die Landeplattform und Coruscant als Modell und Matte Painting, oder doch lieber mittels CGI?" hat genau welche Auwirkungen auf story und Charaktere?
Erklärt mir das bitte mal einer von jenen, die immer moderne Technik als Grund allen Übels sehen (im Filmbereich).
Und wenn man sich auf die Technologie der OT zurückbesinnt, dann bitte wieder schneiden auf einer Moviola, analoge Tonbearbeitung und Stereo, damit die Serie einen einzigartigen, charmanten look und feel hat.
P.S.: CGI gehörte zur Technologie der OT.
(zuletzt geändert am 15.01.2013 um 23:08 Uhr)
Kaero
Meister Macleod
@ Kaero
Natürlich haben die von dir erwähnten Beispiele keinerlei Auswirkung auf die Story oder Charaktere, aber wenn einem durch ein limitiertes Budget gewisse Grenzen gesetzt werden und einem eben nicht alle Möglichkeiten offen stehen, kommt vielleicht sowas wunderbares, charmantes wie "Krieg der Stern - Neue Hoffnung" dabei heraus. Etwas, das der PT durch zu wenig Fokus auf Charaktere und zu viel Fokus auf Effekte teilweise abhanden gekommen ist, ist die Glaubhaftigkeit. CGI sollte eigentlich helfen, eine Story zu erzählen und nicht umgekehrt. Aber das geht zu sehr ins Off-Topic.
Olli Wan
@Olli Wan:
Da stimme ich dir zu.
Ich möchte aber noch betonen, dass trotz CGI das Effekt-Budget eines jeden Films limitiert ist.
Es gibt auch durchaus charmante Filme mit viel CGI.
Im Endeffekt kommt es nur darauf an, wie die einzelnen Werkzeuge eingesetzt werden.
Aber bevor wir wieder ins Off-topic abdriften, lassen wir das lieber (denn ich verstehe deine Meinung, ich bin generell Fan von Effekten, egal ob analog oder digital).
Kaero
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